Titel: | Neuere Apparate und Verfahren für chemische Laboratorien. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 214 |
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Neuere Apparate und Verfahren für chemische
Laboratorien.
(Patentklasse 42. Fortsetzung des Berichtes Bd.
260 S. 215.)
Mit Abbildungen auf Tafel
14.
Neuere Apparate und Verfahren für chemische
Laboratorien.
E. Spandau in Magdeburg (* D. R. P. Nr. 35486 vom 25.
September 1885) verwendet zur Entnahme von
Durchschnittsproben zu Zwecken der Betriebsaufsicht Gefäſse, welche in
bestimmten Zeitabschnitten selbstthätig gefüllt werden. Zu diesem Zwecke ist der
Schwimmer B (Fig. 1 Taf. 14) innen mit
einer Röhre versehen, damit sich derselbe lose auf der Stange C zwischen den Stellringen E und D bewegen kann. Ist der Behälter mit
der fraglichen Flüssigkeit gefüllt, so hebt der Schwimmer den um die Achse r drehbaren Hebel F, durch
die Verbindungsstange G die übrigen Hebel H und die durch Gelenkstangen e damit verbundenen Schieber s (vgl. Fig. 2 Taf.
14), so daſs sich das Gefäſs J mit der Flüssigkeit
füllt. Eine zweite Probe erhält man beim Ablassen der Flüssigkeit aus dem Behälter
durch Anschlagen des Schwimmers an den Stellring D.
Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von Gasen
verbindet F. Lux in Ludwigshafen (* D. R. P. Nr. 35430
vom 23. Oktober 1885), wie aus Fig. 3 Taf. 14 zu
entnehmen, das auf dem einen Ende eines Doppelhebels DE
befestigte Gefäſs A mit einer der Drehbewegung des
Hebels folgenden Zu- und Ableitung für den zu wägenden Gasstrom. Besteht der durch
Schlauch B1 und das
innere Rohr B eingeführte, durch das Rohr C und den Schlauch C1 abflieſsende Gasstrom aus reinem Wasserstoffe, so
wird die Skala für den Zeigerarm E derart angeordnet,
daſs der Zeiger das specifische Gewicht von 0,07 auf der Skala F anzeigt. Läſst man dann gewöhnliche Luft anstatt des
Wasserstoffes durchströmen, so ist der Punkt der Skala, auf den der Zeiger E jetzt hinweist, mit der Zahl 1 des specifischen
Gewichtes der gewöhnlichen Luft zu bezeichnen und hiernach die Skala zwischen diesen
beiden Festpunkten und darüber hinaus leicht einzutheilen.
Soll demnach beispielsweise Leuchtgas in Bezug auf sein
specifisches Gewicht ohne Unterbrechung geprüft werden, so braucht man nur einen Theil des von der
Erzeugungsquelle kommenden Stromes stetig durch das Gefäſs A streichen zu lassen, um aus dem Stande des Zeigers E auf der Skala F das
specifische Gewicht bezieh. die Schwankungen desselben ablesen zu können. Ebenso
werden die specifischen Gewichte tropfbarer Flüssigkeiten, z.B. von Alkohol, bezieh. Schwankungen derselben stetig auf der
Theilung angezeigt, wenn man einen Theil der Flüssigkeit auf dem Wege von ihrer
Erzeugungsquelle nach der Sammelstelle beständig durch das Rohr B in das Wägegefäſs A ein-
und durch Rohr C wieder aus demselben ausführt.
Das Thermometer für Temperaturen bis 800° von J. Murrie in Glasgow (* D. R. P. Nr. 32903 vom 18.
Februar 1885) beruht darauf, daſs eine unter Druck befindliche Flüssigkeit eine
andere zusammenpressen muſs. Der eiserne Behälter a
(Fig. 4
Taf. 14) ist ganz mit Quecksilber gefüllt oder enthält auſserdem Wasser o. dgl. Das
mit dem die Theilung tragenden Glasrohre c verbundene
Metallrohr d taucht unten in das Quecksilber. Sobald
der Behälter a der Wärme ausgesetzt wird, beginnt das
darin enthaltene Quecksilber sich auszudehnen und in der Glasröhre c aufwärts zu steigen. Der Ausdehnung entgegenwirkende
Druck ist bis zu etwa 315° verhältniſsmäſsig gering und gerade ausreichend, um dem
Quecksilber zu gestatten, sich gleichförmig oder nahezu gleichförmig auszudehnen.
Bei etwa 315° fängt das Quecksilber an, sich in stärkerem Verhältnisse auszudehnen;
aber diese Ausdehnung kann nicht stattfinden, ohne gleichzeitig eine entsprechende
Veränderung des Flüssigkeitsdruckes im Behälter h
hervorzurufen, bis schlieſslich der Apparat dem Drucke nicht mehr zu widerstehen
vermag. – Ob es möglich ist, auf diese Weise hohe Wärmegrade zu messen, erscheint
sehr zweifelhaft.
Nach einem anderen Vorschlage Murrie's (* D. R. P. Nr.
34619 vom 5. März 1885) sollen für Thermometer zur Messung
hoher Temperaturen hohe Säulen von Quecksilber und anderen Flüssigkeiten
angewendet werden, um den Siedepunkt zu erhöhen. Von der Kugel B (Fig. 5 Taf. 14) des
einfachen Thermometers bis zum oberen geschlossenen Ende C, welches als Hohlraum ausgebildet ist, läuft eine feine Bohrung. In die
Kugel B und das Rohr D
wird Quecksilber eingeführt, bis dasselbe den Nullpunkt der Theilung erreicht hat,
wobei die Kugel der Temperatur von schmelzendem Eise ausgesetzt wird. Die Länge des
Rohres vom Boden der Kugel B bis zum Nullpunkte
beträgt, der Eintheilung der Skala entsprechend, etwa 62cm. Der obere Theil des Rohres D sowie der
Hohlraum C sind mit Luft oder einem Gase angefüllt,
welches beim Steigen der Quecksilbersäule verdichtet wird und durch den erhöhten
Druck den Siedepunkt der Quecksilbersäule erhöht.
Nach einem weiteren Vorschlage ist das lange, senkrechte Rohr aus zwei Theilen
zusammengesetzt. Der obere Theil A2 (Fig. 6 Taf. 14) besteht
aus starkem Glase, während der untere Theil A1 aus gleichem Material oder aus Metall hergestellt werden kann. Dieser
Theil ist mit einem Metallstücke P verbunden, auf
welches die Kugel B und die Schutzhülse H geschraubt werden. Der Hohlraum zwischen B und H steht mit einem
langen, senkrechten Seitenrohre Q in Verbindung,
welches in beliebiger Höhe mit Quecksilber angefüllt ist. Bei dieser Einrichtung
wird der Druck im Inneren des Gefäſses B durch den
Druck der Quecksilbersäule im Seitenrohre Q
ausgeglichen. Das obere Glasrohr A2 wird durch ein äuſseres Rohr R geschützt; auch kann der Raum zwischen den beiden
Röhren mit Luft oder einer anderen nicht leitenden Flüssigkeit angefüllt werden.
Sehr gute Quecksilberthermometer für Temperaturen bis 450° werden in Deutschland
bekanntlich seit vielen Jahren hergestellt.
Bei der Quecksilberluftpumpe von W. F. Donkin in Upper Tulse Hill, England (* D. R. P. Nr. 35433 vom 10.
November 1885) tritt das Quecksilber durch eine feine seitliche Oeffnung in die
beiderseitig offenen Fallröhren A (Fig. 7 und 8 Taf. 14). Der obere
Theil a dieser Röhren ist durch ein Rohr B eingeschlossen, dessen Ansatz C mit dem zu entleerenden Gefäſse verbunden wird, während das untere Ende
durch den Pfropfen c geschlossen ist. Zur
gleichmäſsigen Einführung des Quecksilbers ist der obere Theil a der Fallröhren bis zu etwa 15mm unterhalb seines oberen Randes weiter als die
übrige Röhrenlänge; wo die beiden verschiedenen Weiten sich an einander schlieſsen,
ist, wie aus Fig.
9 Taf. 14 zu entnehmen, ein sehr enges Röhrchen d angefügt, welches bei Anwendung von Glasröhren in Form einer abwärts
gerichteten, in eine sehr feine Oeffnung e ausmündenden
Düse ausgezogen sein kann. Werden mehrere dieser Fallröhren luftdicht in ein Gehäuse
wie B eingeschoben und läſst man, nachdem man die
Röhren senkrecht gestellt hat, Quecksilber durch D
einflieſsen, so wird dieses, nachdem es so hoch gestiegen, daſs es den capillaren
Widerstand der Oeffnungen e der Röhrchen d überwindet, in letztere eindringen, zunächst den Raum
f um das Röhrchen d
anfüllen, dann über dessen Kante überflieſsen und so in ununterbrochenen
regelmäſsigen Tropfen durch den unteren engeren Theil a1 der Röhren A fallen.
Bei der Vorrichtung Fig. 10 Taf. 14 ist in der Seite des oberen weiteren Fallröhrentheiles
a eine feine Oeffnung e hergestellt und derselben gegenüber auf dem Ende des engeren Theiles a1 eine quer
durchgehende Scheidewand d1 gebildet, so daſs wiederum zwischen e und
a1 ein
Ansammlungsraum f entsteht, aus welchem das Quecksilber
über d1 nach a1 überflieſst. In Fig. 7 Taf. 14
ist der weitere obere Röhrentheil a wiederum von einer
feinen seitlichen Oeffnung e durchbrochen; dagegen ist
die Mündung des engeren unteren Theiles a1 von einem Aufsatze d
umgeben, welcher, in a hineinragend, in demselben einen
ringförmigen Ansammlungsraum f bildet. Wollte man von
dem Ansammlungsraume f absehen, so würde das
Quecksilber in einem feinen Strahle durch die Oeffnung e in die Fallröhre
einspritzen und als feiner Regen in derselben niederfallen, was die Wirkung der
Pumpe nur beeinträchtigen kann.
Bezweckt man nur die Herstellung einer Luftleere, so kann die Wirkung der Pumpe durch
Verbindung derselben mit einer Hilfsluftpumpe beschleunigt werden. Zu diesem Zwecke
läſst man die unteren Enden a1 der Fallröhren A gerade und schlieſst sie
luftdicht in ein darüber geschobenes Gehäuse B1 mittels eines Pfropfens c1 ein. Nach Fig. 7 ist dieses untere
Gehäuse B1 mit einem
seitlichen Stutzen g versehen, an welchen die
Hilfsluftpumpe angeschlossen wird. Das aus a1 in das Gehäuse B1 fallende Quecksilber füllt letzteres bis zu der
Mündung der seitlich nahe dem Boden einmündenden senkrechten Abfluſsröhre E an und flieſst durch letztere nach einem offenen
Gefäſse ab. Die Länge der Abfluſsröhre E darf nicht
weniger als die Barometerhöhe betragen. Wird die Abfluſsröhre E selbst so eng gemacht und eingerichtet, daſs sie als
Sprengel'sche Pumpe wirken kann (wobei ihre Länge
gröſser als die Barometerhöhe sein muſs), so hält sie das Gehäuse B1 luftleer.
E. Pflüger (Archiv für
Physiologie, 1886 S. 311) konnte mittels einer Wasserstrahlluftpumpe bei 15 bis 16° den Druck unter der Glasglocke bis
auf 11mm Quecksilber herunterbringen. Läſst man in
den so entleerten Raum Schwefelsäure eintreten, so sinkt der Druck bis auf 1mm, so daſs die Spannung von 10mm lediglich dem Wasserdampfe zukommt. Beim
Trocknen über Schwefelsäure im luftleeren Raume sollte
man daher die Schwefelsäure erst nach dem Auspumpen eintreten lassen.
Das Gefäſsbarometer von W.
Lambrecht in Göttingen (* D. R. P. Nr. 33559 vom 29. April 1885) soll bei
bequemer Aufstellung und Ablesung die Einwirkungen der Temperatur genau
ausgleichen.
Das dickwandige Glasrohr c (Fig. 11 und 12 Taf. 14)
ist mit destillirtem Quecksilber gefüllt und auf einem eichenen Brette befestigt.
Das aus Glas und Schmiedeisen hergestellte Gefäſs a
wird zur Einstellung der Skala durch die Schraube b
auf- und ab bewegt. Die vernickelte Stahlskala d läuft
unten in zwei Schenkel d1 und d2 aus,
von denen der eine mit gerader Messerschneide die Quecksilberkuppe bei der
Einstellung berühren soll. Die Schraube b ermöglicht
ferner am Fuſse des Instrumentes eine zweite Ablesungsstelle zu schaffen. Da nämlich
nur durch die Umdrehungen der Schraube jener Unterschied ausgeglichen wird, welcher
das Fallen und Steigen des Quecksilbers der Röhre in Höhe des Gefäſses hervorbringt,
so muſs die Schraubenumdrehung in einem genauen und festen Verhältnisse zu jenem
Fallen und Steigen stehen. Eine Theiltrommel h (Fig. 13 Taf.
14) also, welche, unter der Schraube b angebracht, mit
dieser sich dreht, kann eine Skala aufnehmen, die durch Rechnung oder Versuche
festzustellen ist und genau dieselben Zahlen ergibt wie die Hauptskala. Ein Zeiger
l, an beliebiger Stelle über der Trommel befestigt,
gibt den abzulesenden Barometerstand an, ohne daſs man nöthig hat, am oberen Ende
des Instrumentes nachzusehen.
Die Theiltrommel k ist so hoch, daſs unterhalb der
eingravirten Theilung ein Papierstreifen aufgespannt oder ein Papiercylinder m (vgl. Fig. 15 Taf. 14)
aufgezogen werden kann. Der Streifen oder der Cylinder hat dieselben senkrechten
Theilungslinien wie die Theiltrommel, auſserdem aber wagerechte Linien, welche sich
mit jenen kreuzen und der Zahl der Beobachtungszeiten entsprechen, die sich der
Besitzer gewählt hat. Indem nun ein federnder Stift am Arme n zu der bestimmten Beobachtungszeit auf die entsprechende Linie gedrückt
wird, entsteht eine Reihe von Punkten, die, durch gerade Linien nachträglich
verbunden, das graphische Bild der barometrischen Bewegung darbieten.
Für den Transport neigt man das
Barometer, so daſs das Quecksilber die ganze Röhre ausfüllt und schraubt das Gefäſs
a so hoch, daſs die elastische Verschluſsplatte g sich gegen die Oeffnung des Glasrohres legt, damit
aber die ganze Quecksilbersäule in jeder Lage vor dem sogen. Schlagen und
Luftschöpfen sichert. Dasjenige Quecksilber, das nach Füllung und Feststellung der
Röhre im Gefäſse nothwendigerweise zurückbleibt, könnte man nun für den Transport
leicht in ein anderes Gefäſs gieſsen; indessen ist durch die Einrichtung des
Gefäſsdeckels e, welcher für gewöhnlich das Quecksilber
im Gefäſse vor Staub schützen soll, dafür gesorgt, daſs das überschüssige
Quecksilber auch beim Transport im Gefäſse verbleiben kann. Die innere Deckelseite
nämlich, welche den polirten Rand des Glasgefäſses berührt, hat ebenfalls eine
elastische Verschluſsplatte s; ist nun die
Quecksilbersäule im Rohre a festgehalten, so wird der
Deckel mittels der beiden Schrauben h (Fig. 12), welche durch
den überstehenden Rand des Deckels hindurch in den vorstehenden Rand des
Eisengefäſses greifen, an dieses beliebig fest angeschraubt, so daſs nun das
überschüssige Quecksilber nicht aus dem Gefäſse entweichen kann.
Damit ferner bei einer bedeutenden Temperaturschwankung während
einer längeren Reise nicht doch etwa Quecksilber aus dem Rohre ausgetrieben oder
aber beim Zusammenziehen der Säule, zumal wenn bei einer unglücklichen Lagerung des
Instrumentes der Rohrverschluſs nicht mit dem überflüssigen Quecksilber des Gefäſses
bespült wird, Luft eingesaugt wird, so ist der eiserne Boden des Gefäſses, auf
welchem die elastische Verschluſsplatte des Rohres ruht, in der Mitte mit einer etwa
3mm weiten und 5mm tiefen kegelförmigen und nach oben abgerundeten Bohrung i (Fig. 11) versehen, welche
sich der Oeffnung des Quecksiberrohres gerade gegenüber befindet. Also wird bei
einer Ausdehnung der Quecksilbersäule die elastische Verschluſsplatte in die Bohrung
hineingetrieben, umgekehrt aber bei einem Zusammenziehen durch Kälte in die
kegelförmig ausgeschliffene Oeffnung des Quecksilberrohres hineingezogen. Daneben
sorgt für einen derartigen Ausgleich die bekannte sogen. Bunten'sche Spitze, indem man in dieselbe absichtlich etwas Luft
einläſst.
Der halbkreisförmige Nullpunktschenkel der Skala tritt derart
durch eine Oeffnung der elastischen Verschluſsplatte, daſs sich die Platte immer
fest an den Schenkel anlegt. Dasselbe gilt von dem Barometerrohre, welches daher
ebenfalls den Deckel nicht undicht machen kann. Um diese Möglichkeit aber noch
entschiedener auszuschlieſsen, sind auf dem Deckel drei ins Kreuz durchbohrte
Schrauben vorhanden (vgl. Fig. 12), durch welche
die elastische Verschluſsplatte zusammengepreſst werden kann, damit sie sich
ausdehnt und in Folge dessen sämmtliche Wände fester und inniger berührt. Dieses
Verfahren wird immer vor der Reise nützlich sein, wogegen man für gewöhnlich die
drei Schrauben wieder losläſst, um erforderlichenfalls den Deckel leichter auf- und
abschieben zu können.
Zur Temperaturausgleichung dient ein
Kupferstreifen, welcher, auf gleicher Höhe mit dem Nullpunkte am Brette befestigt,
die Stahlskala trägt, indem er dieselbe an derjenigen durch Berechnung leicht zu
findenden Stelle faſst, wo der Betrag seiner Ausdehnung oder Zusammenziehung der
Summe der entsprechenden Schwankungen gleichkommt, die das Quecksilber im Gefäſse
und der Skalentheil von
der Kuppelungsstelle abwärts durch Wärme und Kälte erleiden. Die Skala wird demnach
durch diesen Streifen beständig auf dem Nullpunkte schwebend erhalten, sofern nicht
der Luftdruck sich verändert. Man kann diesen Streifen durch ein Dreieck ersetzen,
welches, aus einer Stahl- und einer Kupferstange bestehend, an derselben Stelle am
Brette befestigt, dieselbe Wirkung übt, so daſs die hierbei mögliche Uebertragung
eine bedeutende Verkürzung dieses Apparates gegenüber dem Kupferstreifen gestattet.
Nach einem anderen Vorschlage befindet sich über der Theiltrommel k der Abschnitt einer anderen Trommel o (Fig. 14 Taf. 14), welche
denselben Durchmesser hat, aber unbeweglich ist. Dieses Bogenstück o erhält eingravirt eine Temperaturskala, deren
Abmessung genau dem Umfange der Bewegungen entspricht, die das Quecksilber der Röhre
durch Wärmeschwankungen erleidet. Wird z.B. eine Quecksilbersäule durch Temperatur
von + 25° um 3mm,09 verlängert, durch eine solche
von – 25° um 3mm,09 verkürzt, so wird jene
Bogenskala, falls man diese Temperatur als die Grenze wählt, denselben Raum
erhalten, den jene 3mm,09 + 3mm,09 auf der Theiltrommel k einnehmen, und um denselben Betrag muſs der Zeiger p der Theiltrommel verschiebbar sein.
Der von C. G. P. de Laval in Stockholm (* D. R. P. Nr.
35810 vom 17. Juli 1885) angegebene und Laktokrit
genannte Apparat soll rasch den Fettgehalt der Milch
und so sicher als die chemische Analyse bestimmen.
Die bei diesem Apparate verwendeten Probegefäſse bestehen aus einer cylindrischen,
versilberten Metalldose a (Fig. 17 und 18 Taf. 14),
in welche ein versilberter Metallpfropfen b genau
eingepaſst ist. Dieser Pfropfen hat am Boden eine Ausdrehung, welche nach oben
zusammengezogen ist und in ein feines Loch ausmündet, und steht in Verbindung mit
einem auf den Pfropfen gestellten, fein gebohrten Glasrohre c. Dieses Rohr wird an dem Pfropfen durch eine Mutter d befestigt, welche in eine an dem Pfropfen
festsitzende Hülse oder andere Einrichtung e
eingeschraubt ist. Diese Hülse e umgibt das Rohr c und ist mit gegenüber stehenden Spalten f (Fig. 17) versehen, so
daſs man die Grad ein theilung auf dem Rohre c ablesen,
oder das Ablesen mittels einer mit Graden versehenen Scheibe bewerkstelligen kann.
Die Mutter d ist mit einem Loche g versehen, so daſs Pfropfen b und Rohr c zusammen einen an beiden Enden
offenen Kanal bilden. Die mit der Achse i des in Fig. 16. Taf.
14 dargestellten Apparates verbundene Stahlscheibe h
(vgl. Fig.
19) hat mitten eine Vertiefung k, von welcher
Bohrungen l für die Probegefäſse ausgehen.
In ein gewöhnliches Proberohr bringt man gleiche Mengen Milch und einer Mischung von
20 Th. concentrirter Essigsäure und 1 Th. Schwefelsäure. Das Proberohr wird mit
einem ein durchgehendes Glasröhrchen enthaltenden Korke verschlossen, etwas
umgeschüttelt und sodann 5 bis 10 Minuten im Wasserbade erwärmt, worauf es gut
durchgeschüttelt wird. Sodann nimmt man den Kork aus dem Proberohre, füllt von dem
Inhalte desselben schnell eine der beschriebenen Dosen und schiebt den zu dieser
gehörenden Pfropfen so weit als möglich hinein. Hierdurch füllt sich das kleine
Probegefäſs vollständig, der Ueberschuſs wird durch das Loch in der Mutter
ausgespritzt und man erhält eine genau abgemessene Menge Flüssigkeit. Das
Probegefäſs wird darauf, mit der Dose voran, in eines der Löcher l in der Scheibe h (Fig. 16 und 19) geschoben.
Auf gleiche Weise verfährt man mit den übrigen Proben, welche gleichzeitig behandelt
werden sollen. Die Bohrungen l in der Scheibe h müssen vor dem Einsetzen der Probegefäſse mit warmem
Wasser von 50° oder noch höherer Temperatur gefüllt sein. Je wärmer das Wasser ist,
desto besser läſst sich die Temperatur der Scheibe beibehalten, welche auf
wenigstens 50° erwärmt sein muſs.
Sobald alle Probegefäſse eingesetzt sind, wird die Scheibe h mit einem Deckel m bedeckt, um die
Abkühlung zu verhindern. Die Scheibe h wird darauf mit
einer Geschwindigkeit von etwa 6000 Umdrehungen in der Minute während 3 bis 5
Minuten in Gang gesetzt. Nach dem Stillstehen werden die Proben herausgenommen und
der Raum, welchen die Fettsäule im Glasrohre einnimmt, sogleich abgelesen.
Die Gradeintheilung wird am besten so eingerichtet, daſs 0,1 derjenigen Anzahl
Theilstriche, welche das ausgeschiedene Fett einnimmt, angibt, wie viel Procent Fett
die Milch enthält. Wenn z.B. 33,5 Striche abgelesen werden, so enthält die Milch
3,35 Proc. Fett. Das Ablesen kann sehr gut auf 0,2 Theilstriche genau geschehen; man
erhält sodann nur einen Fehler von etwa 0,02 Proc. oder 0,5 Proc. Fehler am Gewichte
des Butterfettes in 4 procentiger Milch.
Da man mit diesem Apparate 12 Proben in 10 Minuten ausführen kann (das Kochen neuer
Proben geschieht während des Ausschleuderns der vorhergehenden), so vermag man die
groſse Leistung von 72 Proben in der Stunde zu erreichen.
Beim Ausziehen von Proben mit Alkohol in sogen. Extractionsapparaten kommt nach A. G. Bloxam
(Chemical News, 1886 Bd. 53 S. 181) die Löslichkeit
des Schwefels in Aethylalkohol in Betracht, da bei Verwendung gewöhnlicher
Kautschukstopfen durch Ausziehen von Schwefel aus denselben grobe Irrthümer
entstehen können. Besonders schön scheidet sich der gelöste Schwefel aus
Methylalkohol beim Erkalten in groſsen weiſsen Krystallen aus.
Zur Bestimmung des Verbrennungswerthes von Steinkohlen
verwendet W. Alexejeff (vgl. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 * S. 1557) die
gläserne Verbrennungskammer, welche Berthelot in seinem
Essai de mécanique chimique, Bd. 1 S. 246
beschreibt. Die Kohlenprobe wird nicht gepulvert, sondern gekörnt in eine 4 bis 6mm weite und 4 bis 5cm hohe Hülse A (Fig. 20 Taf. 14) aus
Platindrahtnetz gefüllt, welche an einem dünnen Glasstabe a hängt. Der Sauerstoff wird durch das Rohr b
zugeführt. Der seitliche Rohransatz ist auch von einem Korke mit einem dünnen
Glasröhrchen c verschlossen, welches mit einer
Platinspitze am unteren Ende versehen ist und oben mit dem Wasserstoffgasometer N in Verbindung steht. Um die Kohle anzuzünden, öffnet
man den Hahn l des Gasometers und richtet die Spitze
des Röhrchens c auf den auf der Kohle liegenden
Platinschwamm; dadurch entzündet sich der Wasserstoff und theilt die Flamme der Kohle mit. Ist
die Kohle einmal im Brennen, so dreht man den Hahn l zu
und liest den verbrauchten Wasserstoff ab, wobei natürlich das Wasser in beiden
Gefäſsen N und M in
gleiche Höhe gebracht werden muſs. Löscht aber die Kohle aus, so läſst sie sich
natürlich auf dieselbe Weise wieder anzünden. Zum Füllen des Gasometers 1dient der
Hahn h, welcher mit einem
Wasserstoff-Entwickelungsapparate in Verbindung steht.
Ein Versuch mit Kohle aus Koutschenkowo, Südruſsland, ergab
folgende Werthe: Gewicht der angewendeten Substanz 0g,529. Die Anfangstemperatur im Calorimeter betrug 14,778°. Zum Anzünden
der Kohle wurden 36cc,4 Wasserstoff verbraucht.
Die Dauer der Verbrennung war 4 Minuten. 2 Minuten nach derselben zeigte das
Thermometer eine Abkühlung von 0,005° in der Minute. Die Endtemperatur ist 16,46°.
Daraus berechnet sich die Berichtigung auf die Abkühlung = 0,02° und das Steigen der
Temperatur im Calorimeter = 1,702°. Wasser und Calorimeter, auf Wasser reducirt,
betragen 2551g und der Wärmewerth berechnet sich
zu 4341c,8, wovon 114c,2, d.h. die Verbrennungswärme des verbrauchten Wasserstoffes in Abzug zu
bringen ist. Somit erhält man bei der Verbrennung 7991c für 1g Kohle. Zwei Analysen derselben
ergaben:
Kohlenstoff
81,52
81,3
Wasserstoff
4,81
4,9
Stickstoff
0,74
–
Wasser
1,70
–
Asche
0,73
0,73
Sauerstoff und Stickstoff
12,94
13,07
Bei einem Versuche waren nur 0,35 Procent des Kohlenstoffes als Kohlenoxyd entwichen,
Alexejeff glaubt daher auf Untersuchung der
Verbrennungsproducte verzichten zu können. Dies wird zu um so gröſseren Fehlern
führen, als es nicht möglich ist, bei Verwendung von 0g,5 Kohle in 2,5 bis 3mm,5 dicken
Stücken, wie sie hier angewendet werden, eine zutreffende Durchschnittsprobe zu
erhalten. (Vgl. 1885 257 * 413. 258 * 330.)