Titel: | Ueber den Farbstoff des Fisetholzes. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 270 |
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Ueber den Farbstoff des Fisetholzes.
J. Schmid, über den Farbstoff des Fisetholzes.
Der gelbe Farbstoff des Fisetholzes, Rhus cotinus, ist
nach Versuchen von J. Schmid (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 1734) in
Form seines Glycosides an Gerbsäure, wahrscheinlich Sumachgerbsäure, gebunden.
Die wässerige Auskochung von Fisetholz wurde durch Zusatz von Essigsäure und
Bleizucker von Unreinigkeiten befreit, aus der Lösung das Blei mit
Schwefelwasserstoff gefällt, auf dem Dampf bade eingeengt, mit Kochsalz gesättigt,
um die beigemengte Gerbsäure zu fällen und das Filtrat mit Essigäther
ausgeschüttelt. Beim Verdunsten bleibt die Glycosidgerbsäure des Fisetins in
gelblichweiſsen Nadeln zurück.
Wird diese Verbindung, Fustintannid genannt, mit Essigsäure erwärmt und in flachen
Schalen der Luft ausgesetzt, so scheidet sich das Glycosid des Fisetins, das sogen.
Fustin, in gelblichweiſsen Nadeln aus. Beim
Erwärmen mit verdünnter Schwefelsäure zerfällt die Verbindung in Fisetin und Zucker.
Die groſse Aehnlichkeit des Fisetins mit dem Quercetin einerseits und die des
Fustins mit dem Quercitrin andererseits, ebenso die Analyse des Glycosides lassen
vermuthen, daſs der Zucker beim Fustin wie beim Quercitrin Isodulcit sei.
Zur Gewinnung gröſserer Mengen von Fisetin, C23H10O3(OH)6, wurde das sogen. Cotinin von Nowak und Benda in Prag
verwendet.
Dasselbe wird durch Ausziehen von Fisetholz mit verdünnter Sodalösung erhalten. Die
Farbbrühe wird auf 1,0411 sp. G. eingedampft und erkalten gelassen, wobei sich die
anfangs klare Lösung trübt und reichlich Farbstoff niederschlägt, der dann
abfiltrirt, getrocknet und als braungrünes Pulver in den Handel gebracht wird.
Dieses Product wurde während 6 Stunden mit starkem Alkohol, dem etwas Eisessig
zugefügt war, ausgekocht, die dunkelbraune Lösung filtrirt und, nachdem ein Theil
des Alkoholes abdestillirt war, durch sehr vorsichtiges Hinzufügen von alkoholischer
Bleiacetatlösung die Verunreinigungen ausgefällt. Da der Bleilack des reinen
Farbstoffes in Essigsäure leicht, die Blei Verbindungen der Verunreinigungen aber
schwer löslich sind, so können die letzteren durch allmählichen Zusatz von
Bleiacetat und Eisessig leicht abgeschieden werden, ohne daſs man erhebliche
Verluste an Fisetin zu befürchten hat. Man zieht von Zeit zu Zeit Proben und hört
mit dem Zusätze von Bleizucker auf, sobald ein weiterer Zusatz desselben einen
reinen, hochorangerothen Niederschlag erzeugt. Nach längerem Stehen wurde der
schmutzigbraune Niederschlag abfiltrirt, das Filtrat mit Schwefelwasserstoff
entbleit und zur Vertreibung des überschüssigen Schwefelwasserstoffgases auf etwa ½
eingeengt. Die heiſse alkoholische Lösung wurde hierauf mit dem doppelten Raumtheile
siedenden Wassers versetzt und 1 Stunde sich selbst überlassen. Aus der noch
heiſsen, rothbraun gefärbten Flüssigkeit schiedlich nun der Farbstoff in gelben
Flocken aus, die auf einem Filter gesammelt und mehrmals mit heiſsem Wasser
gewaschen und aus Alkohol umkrystallisirt wurden.
Das Fisetin ist in kaltem Wasser fast unlöslich, sehr wenig löslich in heiſsem
Wasser, löst sich dagegen leicht in Methyl- und Aethylalkohol, Aceton mit
Essigäther, schwer in Aether, Benzol, Petroläther und Chloroform. Die alkoholische
Lösung, mit Wasser gefällt, zeigt einen schwach bitteren Geschmack. Die Krystalle
verlieren ihr Krystallwasser durch anhaltendes Trocknen bei 110°, fangen weiter
erhitzt bei 270° an sich zu bräunen und schmelzen noch nicht bei 360°. Auf dem
Platinbleche erhitzt schmilzt das Fisetin unter Zersetzung, bläht sich stark auf und
hinterläſst eine schwer verbrennliche Kohle. Es sublimirt in mikroskopisch feinen
Nädelchen unter theilweiser Verkohlung. Die alkoholische Lösung des Fisetins gibt
mit Bleizucker eine hochorangerothe, in Essigsäure leicht lösliche Fällung,
Zinnchlorür einen orangegelben Niederschlag und essigsaures Kupfer eine braune, in
Essigsäure leicht lösliche Fällung. Eisenchlorid gibt schwarzgrüne Färbung; mit
wenig Ammoniak entsteht ein schwarzer Niederschlag, der auf weiteren Zusatz mit
rother Farbe in Lösung geht.
Die Acetylverbindung, C23H10O9(C2H3O)6,
wurde durch Kochen von Fisetin mit Essigsäureanhydrid und essigsaurem Natrium
erhalten, der Aether, C23H10O9(C2H5)6,
durch Einwirkung von Jodäthyl und Kali auf Fisetin. Wird Fisetin in einer bei
gewöhnlicher Temperatur beinahe gesättigten Sodalösung in der Wärme aufgelöst, so
krystallisirt beim Erkalten das Natriumsalz, C23H14O9Na2, in Form sehr schöner, gelber, glänzender
Krystallnadeln aus. Man verwendet hierzu am besten feuchtes, durch Fällung der
alkoholischen Lösung mit Wasser erhaltenes Fisetin, da es sich in der Soda schnell
unter Gasentwickelung auflöst.