Titel: | Aug. Osenbrück's Schiebereinrichtung für Luftpumpen. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 284 |
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Aug. Osenbrück's Schiebereinrichtung für
Luftpumpen.
Mit Abbildungen auf Tafel
18.
Osenbrück's Schiebereinrichtung für Luftpumpen.
Luftpumpen mit frei spielenden Saug- und Druckventilen leiden an dem Uebelstande,
daſs die Zahl der Umdrehungen nicht über eine gewisse Grenze hinaus gesteigert
werden kann, und man hat aus diesem Grunde schon seit Langem versucht, Compressoren
mit Schiebersteuerung zu bauen, da solche einen bedeutend rascheren Gang ermöglichen
und bei gleicher Leistung geringere Abmessungen erhalten können. Ein groſses
Hinderniſs für die Anwendung des Schiebers war hierbei der ungünstige Einfluſs des
durch die Schieberkanäle bedingten groſsen schädlichen Raumes auf die Leistung der
Pumpe; erst seitdem es gelungen ist, diesen Einfluſs zu verringern, indem man am
Ende jedes Kolbenhubes durch Verbinden der beiden Kolbenseiten einen Ausgleich
zwischen den Spannungen im Saug- und Druckraume bewirkte (vgl. Burckhardt und Weiſs 1883 250 * 496), hat die Anwendung von Schiebersteuerungen für Luftpumpen an
Boden gewonnen.
Eine neue Schieberconstruction, welche diese erfolgreiche Neuerung zur Voraussetzung
hat, bei welcher aber ganz besondere Sorgfalt auf gute Schmierung des
Schieberspiegels verwendet ist, bringt Aug. Osenbrück
in Hamburg (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 35277 vom 17. Juni 1885) in Vorschlag. Der
Schieber a (Fig. 14 Taf. 18) ist ein
Muschelschieber mit Saugkammer b und Druckkanal c, welch letzterer in einen Rohrstutzen d endigt. Der Schieberkasten ist bis über die Hälfte
mit einem geeigneten Schmiermittel gefüllt, was durch einen Oelstandsapparat
geregelt werden kann. Um zu verhindern, daſs sich beim Umsteuern des Schiebers a die Absaugseite des Compressors unter
Compressionsdruck stellt, wodurch der Arbeitsaufwand zwecklos vermehrt würde, ist
zwischen den Schieber e, welcher mit seiner Hülse den
Rohrstutzen des Grundschiebers a öldicht umschlieſst,
und den Schieberkastendeckel der durch einen besonderen Mechanismus bewegte
Compressionsschieber f eingeschaltet, welcher in dem
Augenblicke, wo der Grundschieber die Saugseite mit dem Druckraume verbindet, die
Verbindung der Druckkammer c mit dem Druckrohre
abschlieſst und erst wieder öffnet, wenn die Compression so weit vorgeschritten ist,
daſs die Spannungen im Cylinder und in der Druckleitung gleich sind. Je nach dem
Unterschiede zwischen dem Absauge- und dem Compressionsdrucke ändert sich die Länge
des Kolbenweges, welche zurückgelegt werden muſs, um den Compressionsdruck zu
erreichen. Derselbe wird um so früher erreicht, je näher sich die beiden Drücke
liegen, und um so später, je gröſser der Druckabstand ist. Hieraus folgt, daſs bei
einer gleichbleibenden mittleren Einstellung des Schiebers f dieser im ersten Falle zu spät, im zweiten Falle zu früh öffnen und
dadurch eine unnöthige Vermehrung des Kraftaufwandes herbeiführen würde; es müſste
der Compressionsschieber für jeden auftretenden Druckunterschied besonders
eingestellt werden. Um dies zu umgehen, erhält jeder Cylinderdeckel der Pumpe ein
nach auſsen sich öffnendes Druckausgleichventil g. Der
Compressionsschieber wird ein für allemal für den gröſsten Druckunterschied
eingestellt und bei eintretenden Verschiebungen zwischen Absauge- und
Compressionsdruck verhindern dann die Ausgleichventile ein Ueberschreiten des
Compressionsdruckes, indem dieselben den Ueberschuſs an Luft in die Druckleitung
entweichen lassen.
Eine zweite Schieberconstruction zu gleichem Zwecke wie die eben beschriebene zeigt
Fig. 15
Taf. 18. Der Compressionsschieber F sitzt bei dieser
Anordnung unmittelbar auf der oberen Spiegelfläche des Grundschiebers A und ist auf dem Rücken mit einer Kugelringfläche
versehen, auf welche sich das bewegliche Druckrohr D
stützt; letzteres ragt in eine cylindrische Verlängerung des Schieberkastendeckels
hinein, welche als Oelkammer dient und zum Theile mit Oel gefüllt ist. An dem diese
Kammer oben abschlieſsenden Deckel ist ein in die Schmierkammer ragender, mit
hohlem, dicht schlieſsendem Kolben K versehener
Cylinder C angebracht. Der Kolben K trägt unten die gleiche Kugelringfläche, wie der
obere Theil des Compressionsschiebers und zwischen diesen beiden Kugelflächen
schwingt das bewegliche Druckrohr D pendelartig hin und
her. Die Flanschen E und B
sind zur Aufnahme eines Oelstandsapparates bestimmt, während auf die Flansche G ein Druckverminderungsventil zu sitzen kommt, dessen
Abführungsrohr in das Saugerohr des Compressors mündet, und welches dazu dient, den
Druck im Schmierbehälter gerade um so viel unter dem Compressionsdrucke zu halten,
daſs der auf die obere Ringfläche des Kolbens K
wirkende Druck eine
genügende Dichtung der Schieberflächen erzeugt, während bei der zuerst beschriebenen
Anordnung das Anpressen der Schieber an ihre Gleitflächen durch eine Spiralfeder
bewirkt werden muſs.