Titel: | Zum Nachweise des Fuselöles in Spirituosen. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 440 |
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Zum Nachweise des Fuselöles in
Spirituosen.
Zum Nachweise des Fuselöles in Spirituosen.
Nach Versuchen von Uffelmann (Archiv für Hygiene, 1886
S. 229) ist zur Nachweisung des Fuselöles in Spirituosen zuerst die Abscheidung
desselben durch reinen Aether oder Chloroform erforderlich. Nach dem anhaltenden
Schütteln damit fügt man soviel Wasser zu, daſs sich dieselben abscheiden, trennt
die Schicht und läſst bei gewöhnlicher Temperatur verdunsten.
Bleibt nur Fuselöl zurück, so ist dasselbe sicher am Gerüche zu erkennen. Bei
gleichzeitiger Anwesenheit von Pfefferminzöl u. dgl. wird diese Probe aber unsicher.
Auf gewöhnlichem weiſsem Papier gibt Fuselöl einen allmählich wieder verschwindenden
Fettfleck; ätherische Oele zeigen allerdings das gleiche Verhalten.
Fügt man zu dem Rückstande des Aether- oder Chloroformauszuges ein wenig reines,
unzersetztes Diamidobenzol und stellt dann ins Dunkle,
so entsteht, falls Fuselöl, namentlich Kartoffelfuselöl, zugegen war, sehr rasch
eine deutliche Gelbfärbung, wie sie durch mäſsige Mengen Salpetrigsäure erzeugt
wird. Diese Reaction tritt selbst dann ein, wenn der Rückstand nur 12 Proc. Fuselöl,
im Uebrigen Aethylalkohol oder ätherisches Oel enthält. Freilich rührt jene Reaction
keineswegs vom Amylalkohol her, da reiner Amylalkohol mit Diamidobenzol keine Spur
von Gelbfärbung gibt. Den Hauptantheil an der Diamidobenzol-Reaction hat zweifellos
das mit dem Fuselöle ausgezogene Furfurol. Bringt man eine sehr schwache Lösung von
Furfurol in Wasser oder in reinstem Amylalkohol mit Diamidobenzolpulver zusammen, so
wird sie zuerst gelb, dann gelbroth, dann roth, fast fuchsinroth, darauf braun,
schlieſslich schwarz. Trocknet die Mischung ein und gieſst man dann Wasser auf, so
nimmt letzteres eine rubinrothe Farbe an und läſst im Spectrum eine dunkle
Absorption von F bis E\frac{2}{5}D
erkennen. Farbe und Absorption verschwinden auf Zusatz von Natronlauge. Ganz
vollständig deckt sich aber doch die reine Furfurol-Diamidobenzol-Reaction nicht mit
der Fuselöl-Diamidobenzol-Reaction, so daſs man die Mitwirkung der einen oder
anderen in das Fuselöl mit übergehenden Substanz nicht wird ausschlieſsen können. Im
Uebrigen ist diese Reaction von sehr groſser Schärfe.
Ein treffliches Mittel, das Fuselöl im Rückstande nachzuweisen, ist eine durch
Salzsäure grün gefärbte, frisch bereitete Methylviolettlösung. Man verwendet dazu 1
Th. Methyl violett, 100 Th. Wasser und soviel einer 2 procentigen Salzsäure, daſs
die Lösung entschieden grün wird. Von dieser läſst man dann zu dem in einer
Porzellanschale befindlichen Rückstände etwa das 3 oder 4 fache Volumen desselben
hinzulaufen. Besteht der Rückstand ganz oder auch nur zu einem Theile aus Fuselöl,
so werden augenblicklich röthlichblau gefärbte
Tröpfchen erscheinen und auf der noch grünlichen und grünlich bleibenden Flüssigkeit
schwimmen. Es hat nämlich Fuselöl die Fähigkeit, aus noch hinreichend frischen,
durch Säuren grün gefärbten Lösungen von Methylviolett letzteres in seiner
natürlichen Farbe, d.h. röthlichblau auszuziehen und hartnäckig festzuhalten. Die
ätherischen Oele, namentlich Kümmel-, Anis- und Pfefferminzöl vermögen erst bei
starkem Schütteln aus solchen grünen Lösungen ein wenig Farbstoff an sich zu ziehen.
Aber derselbe ist dann ganz mattblau, nicht
röthlichblau, und erscheint niemals beim bloſsen Zulaufenlassen der grünen Lösung,
wie dies regelmäſsig der Fall ist, wenn Fuselöl im Rückstande sich findet. Die
Methylviolett-Probe ist daher sehr werthvoll, da kein anderer aus den Spirituosen
ausgezogener Stoff eine ähnliche Wirkung auf das Methylviolett ausübt.
Reiner Amylalkohol und Fuselöl haben die Fähigkeit, Bromdämpfe aufzunehmen und lange
festzuhalten, wie man an der Gelbfärbung erkennt. Ein Furfurolgehalt des Fuselöles
ändert daran nichts. Aethylalkohol wird zwar auch durch Bromdämpfe gelb, gibt sie
aber rasch wieder ab. Von den ätherischen Oelen färbt sich Pfefferminzöl durch Bromdämpfe sofort schön wein-
bis orseilleroth, während Anis- und Kümmelöl ihre Farbe nicht verändern. Zum Nachweise von
Fuselöl versetzt man den Rückstand des ätherischen Auszuges mit 1 oder 2 Tropfen
Wasser und fährt unmittelbar darauf mit einem in Brom getauchten Glasstabe über die
Flüssigkeit langsam hin. War Fuselöl vorhanden, so färben sich die nunmehr isolirten
und auf dem Wasser schwimmenden Tropfen desselben alsbald tief gelb, das Wasser
selbst nur ganz mattgelb. Jene gelben Tropfen können aber nur Fuselöl sein; denn
Tropfen der ätherischen Oele würden nicht gelb werden. Die Probe genügt, wenn in dem
Rückstande sich nur 1mg Fuselöl findet.
Setzt man zu einem Tropfen reinen Amylalkoholes 1cc concentrirte reine Schwefelsäure und erwärmt
dann, so stellt sich schon bei 60 bis 70° Gelbfärbung ein. Erhitzt man weiter, so
wird die Flüssigkeit goldgelb, dann gelbroth, roth, schlieſslich rothbraun und tief
dunkelbraun. Untersucht man die Flüssigkeit, so lange sie gelb aussieht, mittels des
Spectroskopes, so findet man ein dunkles Band zwischen F und G, welches etwa den dritten Theil
dieses Feldes einnimmt. Verdünnt man die durch Erhitzung tief gelb gewordene
Flüssigkeit mit Wasser, bis sie kaum noch etwas gelb gefärbt ist, so erkennt man
noch immer das eben bezeichnete Band, und kocht man nunmehr, so nimmt dasselbe sehr
bald an Breite, namentlich aber an Dunkelheit zu. Es ist dies ungemein
charakteristisch. Verwendet man nicht reinen Amylalkohol, sondern Fuselöl, so tritt,
auf Zusatz von concentrirter Schwefelsäure meist sofort Schmutziggelb-Färbung auf.
Erwärmt man hierauf, so verwandelt sich das Schmutziggelb in Rothgelb, in Roth, in Weinroth, dann
in Schwarzbraun. Untersucht man die gelb gewordene Flüssigkeit mittels des
Spectroskopes, so findet man zunächst wiederum das vorhin beschriebene Band zwischen
F und G, auſserdem
aber noch ein anderes zwischen F und b. Wird die tief gelb oder roth gewordene Flüssigkeit
mit Wasser verdünnt, bis sie mattgelb erscheint, so erkennt man wiederum beide
Absorptionen. Kocht man dann aber, so verdunkelt sich nur diejenige zwischen F und G, während die
andere schwächer wird und nur noch scharf auf der Linie b zu Tage tritt. Diese zweite Absorption gehört, wie es scheint, dem
Furfurol an; sie findet sich niemals bei Verwendung reinen, wasserhellen
Amylalkoholes.
Von den hier in Frage kommenden Stoffen geben auſser Fuselöl nur ätherische Oele mit
concentrirter Schwefelsäure gelbe, gelbrothe oder rothe Farbe und dann ein ähnliches
Spectrum. Versetzt man einen Tropfen Pfefferminzöl mit
1cc reiner concentrirter Schwefelsäure, so
stellt sich, allerdings ohne daſs besondere Erwärmung nöthig wäre, eigelbe oder roth
gelbe Färbung ein. Die betreffende Flüssigkeit erzeugt dann ein dunkles Band von F bis b und selbst bis E. Erhitzt man aber zum Sieden, so verschwindet dieses
Band, indem die Farbe der Flüssigkeit tiefroth, dann braunroth, dann dunkel wird.
Anisöl gibt mit reiner concentrirter Schwefelsäure
eine alsbald gelblich-röthliche, unmittelbar darauf fast rubinrothe Flüssigkeit,
welche im Spectrum ein dunkles Band zwischen F und b, selbst bis nach E hin
erzeugt. Erhitzt man, so wird die Färbung immer dunklerroth. Verdünnt man nun mit
langsam zuflieſsendem Wasser, so wird die Flüssigkeit weinroth und zeigt dann neben
dem schwächer werdenden Bande von F bis b ein dunkleres, von b bis
über E hinaus. Wird die Lösung erhitzt, so tritt die
röthliche Farbe stärker hervor, ohne daſs eine Absorption zwischen G und F erscheint.
Aehnlich verhält sich Kümmelöl.
Die spectroskopische Prüfung ist daher nur dann sicher,
wenn ätherische Oele in dem betreffenden Branntwein nicht vorhanden sind.
Führt man alle diese Versuche aus, so kann man noch 0,05, ja selbst 0,33 Proc.
Fuselöl nachweisen.
Die Methylviolett-Probe läſst sich auch für eine annähernd richtige quantitative Bestimmung
des Fuselöles, wenigstens im Branntwein verwerthen. Man
bringt zu diesem Zwecke 250cc der zu
untersuchenden Flüssigkeit in eine etwa 750cc
fassende Flasche, gieſst 100cc Aether auf,
schlieſst die Flasche und schüttelt sehr stark zu wiederholten Malen. Dann fügt man
die zur Abscheidung des Aethers nöthige Menge Wasser hinzu, hebt die Aetherschicht
ab, schüttelt noch einmal mit anderen 100°c Aether, vereinigt die beiden ätherischen
Auszüge, verflüchtigt den Aether, läſst noch 5 Minuten stehen, setzt aufs neue etwa
40cc Aether, darauf einige Cubikcentimeter
frisch bereiteter grüner Methylviolettlösung hinzu, schüttelt und stellt in einem
emgetheilten, etwa 25mm
weiten Glasrohre hin.
Der Aether verdunstet nach und nach; sobald man darin eine bläuliche Färbung
wahrnimmt und mittels des Spectroskopes die erste Andeutung der
Methylviolett-Absorption bei D erkennt, liest man ab,
wie viel Aether noch vorhanden ist. In je 10cc
desselben befinden sich jetzt 0cc,2 Amylalkohol. Reiner Aether nimmt nämlich kein
Methylviolett auf, wohl aber, wenn er Amylalkohol enthält; dabei erkennt man eben
die Blaufärbung in 25mm tiefer Schicht, ebenso
auch die Methylviolett-Absorption in gleich tiefer Schicht, wenn er 2 Proc.
Amylalkohol in sich führt. Allerdings wird der Aether auch dann jenen Farbstoff
aufnehmen, wenn er statt Amylalkohol Aethylalkohol enthält. Doch erkennt man in
solchem Falle die Blaufärbung in 25mm tiefer
Schicht erst dann, wenn der Aethylalkoholgehalt 12 Proc. beträgt. Selbst wenn daher
in dem Rückstande etwas Aethylalkohol verblieben sein sollte, so würde dieser einen
groſsen Fehler schwerlich bewirken, zumal man ja doch durch eine Vorprobe das
Vorhandensein von Fuselöl überhaupt festzustellen hat.
Nach einem anderen Verfahren werden 250cc der zu
untersuchenden Flüssigkeit in der angegebenen Weise mit Aether 2 oder 3 mal
ausgezogen, die ätherischen Auszüge vereinigt und in einem Glasgefäſse verdunstet.
Zu dem Rückstande läſst man die 3 fache Menge Wasser oder grüner Methylviolettlösung
hinzulaufen und bringt die Mischung, falls Fuselöltropfen erscheinen, rasch in eine
enge, auf 0cc,1 getheilte Glasröhre. Man hat dann
in der Höhe der oberen Schicht einen Anhalt für die Mengen des in 250cc enthaltenen Amylalkoholes, da die
aufschwimmenden Tropfen lediglich Fuselöl sind.
Bemerkenswerth ist, daſs Kartoffelfuselöl mehr Furfurol enthält als Kornfuselöl.
A. Stutzer und O. Reitmair
(Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege 1886. Ergänzungsheft) haben
das Rose'sche Verfahren in folgender Weise verbessert:
Es werden 200cc des zu prüfenden Branntweines
unter Zusatz von einigen Tropfen Kalilauge bis zu ⅘ abdestillirt und das Destillat
wird auf 200cc aufgefüllt. Nach Feststellung des
Alkoholgehaltes des Destillates werden 50cc
desselben in ein 100cc Kölbchen abgehoben und aus
einer Bürette die nöthige Wassermenge zuflieſsen gelassen, um 30 procentigen Alkohol
zu bekommen. Aus einem bereit gehaltenen gröſseren Vorrathe von 30 procentigem
Alkohol wird zur Marke aufgefüllt.
In den trockenen Schüttelapparat werden mit langhalsigem Trichter die vorher
abgemessenen 20cc Chloroform eingegossen, ein
etwaiger Ueberschuſs wird mit langem Glasrohre herausgeholt, die bereit gehaltenen
100cc des verdünnten Destillates, dann 1cc Schwefelsäure (1,286 sp. G.) hineingegossen,
sofort kräftig aufgeschüttelt und ins Kühlgefäſs gesenkt. Nach dem Absitzen des
Chloroforms wird der Apparat herausgenommen, langsam geneigt, daſs das Chloroform in
die Kugel oder Birne
flieſst und unter Drehen an den Wänden wieder zurückflieſsen gelassen und endlich
der Apparat in das Kühlgefäſs gesenkt. Nach ein paar Minuten kann man das Volumen
des Chloroforms ablesen. Aus folgender Tabelle ergibt sich dann der Gehalt an
Amylalkohol:
Volumenvermehrungdes Chloroforms cc
Gehalt an Amylalkoholin Vol.-Proc.
0,2
0,1
0,35
0,2
0,5
0,3
0,65
0,4
0,8
0,5
0,95
0,6
1,10
0,7
1,25
0,8
1,40
0,9
1,55
1,0.