Titel: | Ueber Fortschritte in der Zuckerfabrikation. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 479 |
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Ueber Fortschritte in der
Zuckerfabrikation.
Ueber Fortschritte in der Zuckerfabrikation.
Den Verhandlungen der Generalversammlung des Deutschen
Vereins für Rübenzuck er Industrie in Hannover am 21. Mai d. J. entnehmen
wir nach dessen Zeitschrift, 1886 S. 489 ff.
nachstehende Mittheilungen.
Die Vertilgung der Nematoden mittels der von Kühn vorgeschlagenen Sommerrübsen als Fangpflanzen hat
sich nach Versuchen von Hellriegel durchaus bewährt
(1883 248 218).
K. Stammer hält die Düngung des
Untergrundes der Rübenfelder für empfehlenswerth, was Hellriegel bezweifelt.
Hellriegel sucht die zur Entwickelung der Zuckerrübe nothwendige Menge Stickstoff festzustellen. Er
fand, daſs bei Gegenwart von genügenden Mengen Phosphorsäure und Kali je 1k löslicher Stickstoff 220k Rüben mit 32k
Zucker erzeugt. Die Haltbarkeit der Rüben wird durch
starke Stickstoffdüngung
nicht nennenswerth beeinträchtigt. Bezüglich der Verwendung der Elutionslauge zu Düngezwecken hat sich gezeigt, daſs
sie nur dann befriedigend wirkt, wenn sie vorher mit Torfmull gemischt wird, wodurch
allerdings die Kosten so erhöht werden, daſs oft wenig Vortheil dabei ist.
Der Ankauf der Rüben nach ihrem Zuckergehalte bewährt
sich. J. Schulz (S. 534) schlägt Namens einer
niedergesetzten Commission vor, von jeder täglichen Lieferung eine Probe von 20 bis
30 Stück zu nehmen. Es ist empfehlenswerth, die Untersuchungsprobe mit der für die
Ermittelung der Schmutzprocente genommenen Probe zu vereinigen. Eine durch Sammeln
einzelner Rüben von den Fuhren, oder durch Aussuchen von kleinen, mittleren und
groſsen Rüben künstlich zusammengestellte Probe ist nicht empfehlenswerth; vielmehr
ist es richtiger, von den verschiedenen, für eine
Probenahme bestimmten Fuhren seitens der Beamten der Fabrik einen Wagen auszuwählen,
aus dessen Mitte eine gröſsere Probe für die Ermittelung der Schmutzprocente
genommen wird, welche gleichzeitig als Untersuchungsprobe gilt. Aus der auf die eine
oder andere Weise beschafften, für die Untersuchung bestimmten Menge Rüben muſs nun
ein kleines Durchschnitts-Untersuchungsmuster gezogen werden, indem man der Länge
nach aus jeder Rübe einen schmalen dreieckigen Keil herausschneidet, welcher je nach
der Menge der Rüben ¼ oder ⅛ derselben entspricht. Dieses so hergestellte Muster
wird in einem Blechkasten mit der entsprechenden Bezeichnung versehen dem
Laboratorium zur Untersuchung überwiesen. Diese Probe wird dann zerkleinert, am
besten mittels eines Messerkastens aus der Schnitzelmaschine. Von den gemischten
Rübenschnitzeln wird dann ein Theil in der Schnitzelmühle zu feinem Breie
geschliffen, mit welchem in bekannter Weise die Polarisation ausgeführt wird. Die
Benutzung der für diesen Zweck hergestellten Rübenmühle eignet sich für den
vorliegenden Fall weniger gut, indem man nicht im Stande ist, aus den 30
Rübenschnitten einen guten Durchschnittsbrei herzustellen. Dagegen ist dieselbe für
Untersuchung einzelner Rüben oder kleiner Rübenproben
sehr zu empfehlen; man bekommt mittels derselben in sehr kurzer Zeit und in
tadelloser Feinheit die für eine Untersuchung nothwendige Breimenge.
Für die Berechnung wird nun ein Normalgehalt von 12,5
Proc. Zucker angenommen, für diesen ein bestimmter Preis angesetzt, welcher sich
nach den örtlichen Verhältnissen und den zeitigen Marktpreisen des Zuckers richtet.
Nimmt man z.B. an, daſs bei einem Rohzuckerpreise von 22 M. der entsprechende Preis
auf 150 Pf. für 100k festgesetzt wird, so kostet 1
Proc. Zucker 12 Pf. Für Rüben mit 12 bis 13 Proc. Zucker gilt der Normalpreis, unter
12 Proc. wird der Mindergehalt doppelt bewerthet, ebenso der Mehrgehalt bis 14,5
Proc., über 14,5 Proc. aber verdreifacht. Sonach ergibt sich folgende Preistabelle
für 100k Rüben:
Zuckergehalt
Rübenpreis
Zuckergehalt
Rübenpreis
10,5 Proc
102 Pf.
13,5 Proc.
174 Pf.
11
114
14
186
11,5
126
14,5
198
12
144
15
240
12,5
150
15,5
258
13
156
16
276
Gesetzt, der Rohzuckerpreis ginge von 22 auf 24 M. hinauf, so
würde der Normalpreis von 75 auf 82 Pf. steigen und in demselben Verhältnisse würden
sich alle Werthe der obigen Tabelle erhöhen. Es braucht also der Werth des
Normalproduktes nur den besonderen Verhältnissen der Fabrik und der Rübenverkäufer
sowie den laufenden Zuckerpreisen angepaſst zu werden, so ergibt sich eine
Berechnung der Werthe jedes Mal im richtigen Verhältnisse, was bei einer festen
Skala niemals der Fall ist.
Nach C. Schultze wird aus den betreffenden Rüben nach
dem Köpfen 20mm von Kopfende entfernt eine Probe
ausgestochen. Die ausgestochenen Proben werden in einer Wursthackmaschine
zerkleinert, davon 52g,096 in einem sogen.
Extractionsapparate mit Alkohol ausgezogen und polarisirt. Um einem etwaigen
Miſstrauen der Lieferer zu begegnen, erfährt der Chemiker sowie derjenige, welcher
die Probenahme oder die Ermittelung der Schmutzprocente ausführt, niemals den Namen
desjenigen, der die Rüben geliefert hat. Die Proben werden von einem Buche ins
andere nur mit Nummern geführt; die Bücher werden nach Ablauf eines Tages ins
Geschäftszimmer gegeben, wo der Buchhalter die festgestellten Zahlen auszieht und
auf die zugehörigen Namen überträgt.
Ueber das Fahlberg'sche Saccharin (1886 259 382) bemerkt Landolt (S. 543), daſs dasselbe, selbst wenn es
vollkommen gesundheitszuträglich, reinschmeckend und unveränderlich wäre, doch
keinen Einfluſs auf die Zuckerindustrie haben werde, sobald man bedenkt, daſs die
Stärkezuckerfabrikation bis jetzt nicht mit einer Steuer belastet ist, aber es sofort werden muſs, sowie
Saccharin-Stärkezucker als ein den Rübenzucker ersetzender Gebrauchsartikel in den
Handel gebracht wird. Zu der nothwendigen Vertheuerung jener Fabrikation würden dann
noch die Herstellungskosten des Saccharins hinzutreten, welche bis jetzt wenigstens
recht erheblich sind, und da dürfte es sich dann doch sehr leicht herausstellen,
daſs das Ersatzmittel theurer wird als der Rübenzucker. Hierzu kommt noch, daſs die
neue Waare nie anders als mit ihrem wahren Namen wie
etwa Saccharin-Stärkezucker o. dgl. bezeichnet werden darf und dies ist schon seiner
Einführung ins tägliche Leben in vielen Beziehungen hinderlich. Endlich darf nicht
vergessen werden, daſs der Rohr- und Rübenzucker sich die Welt erobert hat durch die
vollkommene Reinheit, in welcher er sich darstellen
läſst, sowie durch seine Unveränderlichkeit, und wenn daher ein neues Product damit
irgendwie wetteifern will, wird es in diesen Eigenschaften nicht um ein Haar
zurückstehen dürfen.
Sichel hatte schon früher empfohlen, Füllmassen und Rohzucker mit Alkohol zu polarisiren.
Er erinnert jetzt daran, daſs Füllmassen und Melassen Zucker-Alkaliverbindungen
enthalten, welche durch Alkohol gefällt werden, daher zunächst mit Essigsäure
neutralisirt werden müssen. Drenkmann empfiehlt statt
dessen etwas Alaunlösung zuzusetzen.
Degener (S. 553) hat die verschiedensten Klärmittel zur Untersuchung von Rübensäften auf ihre
Brauchbarkeit geprüft und gefunden, daſs ohne Verwendung von Alkohol eine
Untersuchung von Rübensäften und unreinen Producten nicht möglich ist. Glutamin und
Glutaminsäure werden bei unvorsichtigem Zusätze von Bleiessig stark linksdrehend.
Bei alleiniger Anwendung von Alkohol bei Rübenuntersuchung erhält man aber meist zu
hohe Polarisationen, welche auf Zusatz weniger Tropfen Bleiessig sich unter
Abscheidung eines Niederschlages vermindern. Es ist noch nicht festgestellt, welcher
Art die hierbei abgeschiedene Verbindung ist. Jedenfalls würde man beträchtliche
Fehler herbeiführen, wenn man diesen geringen Bleiessigzusatz unterlassen wollte.
Degener möchte daher vorschlagen, die Untersuchung
von Rüben und Rübensäften nach den allgemein bekannten Alkoholmethoden derart
auszuführen, daſs man auf je 100cc mit Alkohol
geklärten Saftes, nachdem die durch den Alkoholzusatz, welchen man bis auf wenige
Cubikcentimeter bei der Saftpolarisation zugesetzt hat, verursachte Erwärmung sich
ausgeglichen, 5 Tropfen Bleiessig zusetzt bezieh. auffüllt und nun rasch abfiltrirt,
um die Einwirkung etwa überschüssigen Bleisalzes auf die bereits abgeschiedenen
Stoffe möglichst zu vermeiden. Diese Menge Bleiessig vermag nicht das Glutamin
bezieh. die Glutaminsäure vollkommen zu binden oder in stark links drehende Salze
überzuführen. Um dieselbe Methode auf die Untersuchung der unreinen Producte
anzuwenden, ist es nöthig, bei Melassen besonders den Bleiessigzusatz zu erhöhen.
Auf das halbe Normalgewicht des festen trockenen Productes kommt man aber mit 10
Tropfen Bleiessig aus, bei Melassen mit 20 Tropfen; ist dies nicht der Fall, so thut
man gut, lieber im Halbschattenapparat im 100cc-Rohr zu polarisiren. Der durch diese kurze
Rohrlänge verursachte Fehler (0,1°) ist jedenfalls geringer als der durch einen
Ueberschuſs von Bleiessig zu befürchtende. Die Untersuchung wäre so auszuführen,
daſs man das halbe Normalgewicht – oder bei Melassen eine ähnliche Menge – in einer
Neusilberschale löst und nun 15cc Wasser zusetzt
mit dieser Menge in Lösung bringt, sofort 25cc
Alkohol zusetzt, mischt und die Mischung in den Kolben bringt; dann spült man
allmählich mit kleinen Mengen Alkohol die Schale aus, füllt bis nahe zur Marke damit
auf und läſst ½ Stunde stehen. Dann setzt man 5 bis 10 Tropfen Bleiessig zu, füllt
ganz auf, schüttelt um und filtrirt sofort. Dieser geringe Bleiessigzusatz soll
somit bei der hier vorgeschlagenen Alkoholpolarisation durchaus keine vollkommene
Abscheidung optisch wirksamer Substanzen bewirken. Diese, soweit sie bekannt sind,
drehen in Alkohol entweder sehr wenig, oder werden abgeschieden, mit Ausnahme der Asparaginsäure,
deren Vorkommen in den Producten der Zuckerfabrikation ein seltenes zu sein scheint.
Essigsaures Kalium, welches aus essigsaurem Blei und salpetersaurem Kalium entsteht,
wirkt nicht auf die Drehung des Zuckers, wie früher von Sachs behauptet ist. (Vgl. 1885 257 426.)
Die Verwendung von Braunkohle an Stelle der Knochenkohle
hat nach Versuchen von Herzfeld wenig Aussicht.
Allerdings gibt es Braunkohlensorten, welche stark entfärbend wirken, auch den
Aschengehalt vermindern; in allen alkalischen Lösungen löst sich aber etwas Kohle
unter Braunfärbung, so daſs sie für die meisten Zwecke unbrauchbar ist. Uebrigens
wurde Braunkohle bereits vor 40 Jahren in Magdeburg und Waghäusel für
Macerationssäfte verwendet. (Vgl. 1885 257 425.)
H. Franken (S. 561) empfiehlt die Reinigung der Säfte
mit saurer schwefligsaurer Thonerde bezieh.
hydroschwefligsaurer Thonerde nach Becker
(vgl. 1886 259 323). Die damit erzielten Zucker sollen
von Invertzucker frei sein. Sickel bezweifelt, daſs
durch dieses Verfahren die Knochenkohle überflüssig werde. Herzfeld bestätigt die bleichende Wirkung der hydroschwefligsauren Salze.
Während bekanntlich in alkalischen Lösungen die Schwefligsäure nicht im Stande ist,
Melasse zu entfärben, bleicht die Hydroschwefligsäure in alkalischen Lösungen
Melasse sofort, ebenso auch die Farbstoffe des frischen Rübensaftes; sie bietet ein
neues Mittel, um auch in alkalischen Lösungen Bleichwirkungen zu erzielen, wie dies
bis jetzt noch nicht erreicht werden konnte. Die Hydroschwefligsäure zersetzt sich
aber sehr leicht – am Licht rascher, auch im Dunkeln nach längerem Stehen – und
scheidet dabei Unterschwefligsäure (Thioschwefelsäure) ab, welche die Eigenschaft
hat, sehr leicht Schwefel abzuspalten, so daſs man beim Gebrauche nicht ganz frisch
bereiteter Lösungen immer Schwefel in die Producte hineinbekommt. Dieser gibt mit
Kalk Schwefelcalcium, und was dies zu bedeuten hat, weiſs jeder, welcher bei der
Filtration und bei der Regenerirung der Knochenkohle die bekannten Schwierigkeiten
gehabt hat.
Steffen hebt hervor, daſs die Verwendung von
schwefligsaurer Thonerde nicht neu ist; er bezweifelt, daſs thatsächlich
hydroschwefligsaure Thonerde verwendet werde.
Von verschiedenen Seiten wurde dann noch auf die Verwirrung hingewiesen, welche im
Melassehandel nach Beaumé'schen Graden herrscht, und schlieſslich folgender Beschluſs
gefaſst: „Die in Hannover versammelten deutschen Zuckerfabrikanten erachten es im
Interesse des Melassehandels für geboten, die Melassepreise in der Folge
ausschlieſslich auf Brix-Grade zu gründen, und
beschlieſsen, in erster Linie die Aeltesten der Magdeburger Kaufmannschaft zu
ersuchen: den Börsennotirungen für Melasse den Zusatz beizufügen: Basis 80°
Brix.“
Die Melasse-Entzuckerung nach dem Steffen'schen Ausscheidungsverfahren (vgl. 1885 257 376) erfordert im letzten Betriebsjahre nach Sternberg
(Zuckerindustrie, 1886 S. 1062) durchschnittlich
folgende Kosten für je 100k Melasse:
Für
Arbeitslohn
0,45 M.
Preſstuch
0,25
Kohlen
0,50
Kalk
1,00
Sonstiges
0,25
––––––
Zusammen
2,45 M.
Hierbei ist der Kalkverbrauch vollständig zu Lasten der
Ausscheidung gerechnet, wenngleich er bei der combinirten Arbeit nur so weit in
Betracht kommt, als mit der Melassenarbeit ein Mehrverbrauch an Kalk der reinen
Rübenarbeit gegenüber verbunden ist. In manchen Fällen, namentlich wenn nur die
eigene Melasse entzuckert wird, ist ein solcher Mehrverbrauch überhaupt nicht
vorhanden und fällt der für Kalk angesetzte Posten ganz weg.
Die Fabriken, welche mehr als 88 Procent des Zuckers gewannen, hatten folgende
Betriebsergebnisse:
Verarbeitet wurde:
% Zucker
88203800k
Rüben mit 11,985 Proc. Zucker
11,985
4993900k
Melasse mit 49,220 Proc. Zucker, d.h. 5,662 Proc.
vomGewichte der Rüben mit
2,787
–––––
Zusammen
14,772
Gewonnen wurde:
13993866k
Füllmasse mit 86,049 Proc. Zucker, d.h. 15,865
Proc.vom Gewichte der Rüben mit
13,652
–––––
Verlust bis zur Füllmasse
1,120
Aus der Füllmasse wurde geschleudert:
% Zucker
% vom Gewichteder Rüben
% Zucker
9654831k I.
Product
mit 95,428, d.h.
10,946
mit
10,446
1157250k
Nachproduct
mit 91,791, d.h.
1,312
mit
1,204
3431050k
Melasse
mit 51,037, d.h.
3,890
mit
1,985
–––––
Zusammen
13,635
–––––
Verlust bis zur fertigen Waare
1,137
Auf die reine Rübenarbeit entfällt:
11397860k
Füllmasse mit 86,092 Proc. Zucker, d.h. 12,922
Proc.vom Gewichte der Rüben mit
11,125
–––––
Verlust bis zur Füllmasse
0,860
und
% Zucker
% vom Gewichteder Rühen
% Zucker
7888510k I.
Product
mit 95,458, d.h.
8,944
mit
8,538
938831k
Nachproduct
mit 91,764, d.h.
1,064
mit
0,976
2761402k
Melasse
mit 51,126, d.h.
3,131
mit
1,601
–––––
Zusammen
11,115
–––––
Verlust bis zur fertigen Waare
0,870
Auf die Melassenarbeit entfällt:
2596006k
Füllmasse mit 85,859 Proc. Zucker, d.h. 51,984
Proc.vom Gewichte der Melasse mit
44,634
–––––
Verlust bis zur Füllmasse
4,586
und
% Zucker
% vom Gewichteder Richte
% Zucker
1766321k I.
Product
mit 95,293, d.h.
35,370
mit
33,705
218419k
Nachproduct
mit 91,900, d.h.
4,374
mit
4,020
669648k
Melasse
mit 50,668, d.h.
13,409
mit
6,794
–––––
Zusammen
44,519
–––––
Verlust bis zur fertigen Waare
4,701
Aus 100k Melasse von 50 Proc.
Zucker erhält man demnach:
35,931k
I. Product
mit
34,240k
Zucker
4,443
Nachprod.
mit
4,083
„
13,804
Melasse
mit
6,902
„
–––––
Zusammen
45,225k
Zucker
–––––
Verlust
4,775k
Zucker
und aus 100k
aufgearbeiteter Melasse von 50 Proc. Zucker entstanden:
41,685k
I. Product
mit
39,723k
Zucker
5,154
Nachprod.
mit
4,736
„
–––––
–––––
Zusammen
46,839k
Kornzucker
mit
44,459k
chemisch reinem Zucker
–––––
Verlust
5,541k
chemisch reiner Zucker.
Zwei andere Gruppen von Fabriken erhielten im Durchschnitte aus je 100k Melasse von 50 Proc. Zucker:
I
II
39,2k
I. Product
mit
37,34k
Zucker
37,19k
I. Product
mit
35,49k
Zucker
5,9k
Nachprod.
mit
5,51k
„
5,37k
Nachprod.
mit
5,22k
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zus.
45,1k
Kornzuck.
mit
42,85k
Zucker
42,92k
Kornzuck.
mit
40,71k
Zucker
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Verlust
7,15k
Zucker
–
9,29k
Zucker
Ueber die Bestimmung des Invertzuckers hat ein vom Deutschen Verein für Rübenzuckerindustrie ernannter
Ausschuſs Bericht erstattet (vgl. Zeitschrift, 1886 S.
6). Danach sollen zur quantitativen Bestimmung des
Invertzuckers in 100cc kochendes Wasser
5cc nach Fehling's eigener Vorschrift hergestellter Fehling'scher Lösung und 10g des zu
untersuchenden Zuckers eingetragen werden. Erfolgt eine Ausscheidung, so ist der
Zucker quantitativ nach dem Verfahren von Herzfeld zu
prüfen (vgl. 1885 257 422). Auſser den von diesem
angegebenen Substanzenmengen werden vorgeschlagen: 27g,5 mit Bleiessig zu 125cc, vom Filtrate
100cc mit schwefelsaurem Natron zur Entfernung
des Bleies zu 110cc, davon. 50cc = 10g
Substanz zur Analyse, oder 33g mit Bleiessig zu
150cc, vom Filtrate 100cc mit schwefelsaurem Natron zu 110cc, davon 50cc
zur Analyse, oder 44g mit Bleiessig zu 200cc, davon 100 mit schwefelsaurem Natron zu 110cc, davon 50cc
zur Analyse.
Zur qualitativen Untersuchung werden 10g der Proben
in 100cc heiſsem Wasser gelöst, 5cc
Fehling'sche Lösung zugegeben und aufgekocht. Erfolgt
keine Reduction, so ist der Zucker als frei von Invertzucker anzusprechen. Tritt
dagegen eine Abscheidung von Kupferoxydul ein, so werden 10g Substanz gelöst, mit Bleiessig geklärt, zu
100cc aufgefüllt und das Filtrat mit 5cc
Fehling'scher Lösung abermals erwärmt. Tritt jetzt
wieder eine Abscheidung ein, so gilt das Vorhandensein von Invertzucker erst als
wirklich erwiesen und es wird eine quantitative Bestimmung des letzteren ausgeführt
Es wurde beschlossen, die Polarisationsflüssigkeit nur ausnahmsweise, wenn das
Muster sehr klein ist, zur qualitativen Prüfung zu benutzen. Falls dies geschehen
muſs, wird eine annähernd 10g Substanz enthaltende
Menge dieser Lösung zu 100cc verdünnt und wie oben
behandelt. Bei der qualitativen Prüfung dürfen nur frisch
bereitete Lösungen verwendet werden.
In den Untersuchungsbefunden sollen alle Kupferoxyd reducirenden Substanzen mit dem
gemeinsamen Ausdrucke „Invertzucker“ bezeichnet werden. Die Menge derselben wird in
folgender Weise angegeben: Wenn weniger als 0,05 gefunden worden, so ist ohne
genauere Zifferangabe nur zu bescheinigen: „unter 0,05“; wenn mehr als 0,05
gefunden worden, so ist die genaue Angabe der gefundenen Zahl einschlieſslich der
zweiten Decimale aufzuführen; wenn bei der qualitativen Untersuchung überhaupt kein
Invertzucker gefunden wird, so ist dies durch eine einfache 0 zu bezeichnen.
Als Werthzahl gilt der Coefficient 2 als allein richtig.
Enthält der Schein die Angabe: „unter 0,05“, so sind volle 0,05 in Ansatz zu
bringen.
P. Degener (daselbst S. 183) meint, der jetzt öfter
vorkommende Invertzuckergehalt sei auf die veränderten
Absatzverhältnisse der Zuckerindustrie zurückzuführen. Dieselben bedingen einerseits
ein möglichst weitgehendes Herabdrücken der Alkalität der Säfte, um die Ausbeute an
krystallisirtem Zucker aus der Füllmasse möglichst zu erhöhen. Andererseits
erfordern sie von dem geschleuderten Rohzucker eine weit gröſsere Haltbarkeit als in
früheren Jahren. Dabei ist zu erwägen, daſs der Zucker nur dann auf mindestens ein
Jahr lagerfähig ist, wenn er eine genügende Alkalität
besitzt.Eine Alkalität von 0,03 im Rohzucker entspricht, da diese Alkalität ja nicht
dem krystallinischen Zucker, sondern den diesen begleitenden, zu Melasse
gelösten Substanzen anhaftet, auf den Wassergehalt des Rohzuckers berechnet,
wenn man diesen etwa 2,0 Proc. gleichsetzt, einer Alkalität von 1,5 Proc. Da
nur durch dieses Wasser Spaltpilze zur Entwicklung gelangen können, so ist
bei einer so groſsen Alkalität solches nicht zu befürchten. Der
Zucker verliert dagegen seine Lagerfähigkeit, wenn er neutral oder zu schwach
alkalisch oder von vornherein Invertzucker haltig, wenn auch alkalisch hergestellt
wird. Dies beweisen die rasch sich verändernden, aus Zuckerrohr dargestellten
Rohzucker, welche in Folge ihres Invertzuckergehaltes aus dem Rohre selbst nicht mit
einer alkalischen Reaction bisher hergestellt werden konnten. Gewöhnliche Rohzucker
der verschiedensten Producte werden bei genügender Alkalität auch bei dem ihnen
naturgemäſs zukommenden Wassergehalt haltbar bleiben. Weiſse oder sehr reine lose
Zucker müssen dagegen, wenn sie neutral sind, um haltbar zu sein, ganz trocken
hergestellt und gelagert werden.
Bildet sich im Vacuum an den zu heiſsen Heizflächen Invertzucker kurz vor dem
Ablassen, so kann es sowohl alkalisch reagirende Füllmassen, wie Zucker geben,
welche mehr oder weniger Invertzucker enthalten, und wird man sie am leichtesten da
finden, wo man auf ein besonderes groſses Korn oder einen besonders geringen
Wassergehalt der Füllmassen sieht und im letzteren Falle nicht genügend für die
Regulirung der Temperaturen der Heizflächen Sorge trägt. Derart zusammengesetzte
Rohzucker werden nun allmählich unter Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft zunächst
ihre Alkalität, damit aber auch ihren Invertzuckergehalt in entsprechendem Maſse verlieren, sie
werden neutral werden und sind dann dem weiteren leichten Verderben ausgesetzt. Die
anfangs beobachtete Alkalität ist nur ein schwaches Schutzmittel gewesen; sie
verschwindet ungleich rascher als eine gleiche Alkalität bei Abwesenheit von
Invertzucker, bezieh. das bereits von Gelis im J. 1859
beobachtete, aus Traubenzucker und Lävulose bestehende Zersetzungsproduct.
Andererseits aber tritt ein Nachdunkeln der Producte
ein, da die Zersetzungsproducte des Invertzuckers durch Alkalien bei Gegenwart von
Luft braun gefärbt sind. Es ist nicht zweifelhaft, daſs das Nachdunkeln vieler
Füllmassen (auch Raffineriefüllmassen) und Rohzucker auf diese Ursachen
zurückzuführen ist. Auch für viele geschwefelte Zucker dürfte dies zutreffen.
Zur Nachweisung des Invertzuckers empfiehlt Degener das Reagens von Soldaini (1876 222 502): 40g Kupfervitriollösung wurden mit 40g krystallisirter Soda in Lösung behandelt:
(2CuSO4 + 2Na2CO3 + H2O
= CuCO3.CuO2H2 + 2Na2SO4 + CO2). Das
gefällte basisch kohlensaure Kupfer (15g) wurde
abfiltrirt und nach und nach in eine möglichst concentrirte Lösung von 416g doppelt kohlensaurem Kalium eingetragen. Die
ganze Menge der Flüssigkeit wurde auf 1400cc
gebracht, 2 Stunden auf dem Dampf bade erwärmt und schlieſslich von dem
nichtgelösten Theile des kohlensauren Kupfers abfiltrirt. Das so dargestellte
Reagens ist eine tiefblaue Flüssigkeit von 1,185 sp. G.
Bezügliche Versuche ergaben, daſs das Reagens für sich, oder mit Wasser verdünnt,
beim Kochen kein Kupferoxydul abscheidet. Reiner Rohrzucker verursacht bei 6 Minuten
langem Kochen über freier Flamme oder innerhalb 12 Minuten im Kochsalzbade keine
Reduction. Das Reagens ist äuſserst empfindlich gegen Invertzucker und man vermag
mit 50cc desselben bei Abwesenheit von Rohrzucker
noch 0g,0014 Invertzucker mit Sicherheit
qualitativ auf dem Filter nachzuweisen. Bei Gegenwart von Rohrzucker steigert sich
die Empfindlichkeit, bei Anwendung von etwa 6g,2
Rohrzucker auf 50cc Reagens auf 0mg,0005 = 0,005 Proc. Invertzucker. Bei 5 Minuten
langem Kochen vermag erst ein Gehalt von 0,129 Proc. Ammon die Ausscheidung von
Kupferoxydul, durch 0g,0019 Invertzucker in 10g Zucker bei 50cc Reagens verursacht, zu hindern.
Zur Ausführung der qualitativen Prüfung werden 50cc Reagens in einem Becherglase im Kochsalzbade 5
Minuten lang erwärmt; dann läſst man 15cc
Zuckerlösung, etwa 9g,3 Zucker enthaltend,
hinzuflieſsen und beläſst das Becherglas noch 5 Minuten im Kochsalzbade unter
öfterem Umrühren mit einem Glasstabe. Nun wird rasch abgekühlt, durch ein
Papierfilter abfiltrirt und letzteres ausgewaschen, bis die blaue Farbe verschwunden
ist. Ist der geringe Rückstand auf dem Filter nicht gelb gefärbt, so ist die durch
0mg,5 Invertzucker verursachte Ausscheidung
von Kupferoxydul auch deutlich bemerkbar. Ist der Rückstand merklich gefärbt, so ist
der Versuch zu wiederholen und werden zu dem Ende 30g zu 50cc gelöst, etwa 20 Tropfen Bleiessig zugesetzt und
filtrirt. Von dem Filtrate werden 25cc mit 2cc,5 einer Lösung von kohlensaurem Natrium (25
procentig) versetzt und zum Filtrate 20cc (etwa
10g Zucker entsprechend) zur Untersuchung
verwendet.
Handelt es sich um rehr unreine Producte, wie Rübensäfte
und Melassen, so werden 25cc von ersteren mit
absolutem Alkohol und 5 Tropfen Bleiessig zu 100cc
aufgefüllt, abfiltrirt, etwas schwefelsaures Natron zugesetzt, abermals filtrirt und
der Rest verdampft, bis aller Alkohol verschwunden ist. Von Melasse werden etwa 20g mit 15cc Wasser verdünnt und die Mischung ebenso
behandelt. Bei den Rübensäften wird in den meisten Fällen die Behandlung mit
Bleiessig zu entbehren sein. Bei vielen Melassen wird die Klärung mit Alkohol
unterlassen werden und nur solche mit Bleiessig vorgenommen werden können.
H. Bodenbender (daselbst S. 201) bestreitet die
Möglichkeit, Mengen von 0,05 Proc. Invertzucker
bestimmen zu können. Wenn ferner feststeht, daſs alle Zucker (zeigt ein Zucker einmal scheinbar kein Reductionsvermögen, so
enthält er zweifelsohne Ammonsalze, welche beim Kochen mit Alkali Ammoniak
entwickeln und dadurch eine Fällung von Kupferoxydul verhindern), auch wenn sie
umkrystallisirt sind, bei genauer Untersuchung nach der Herzfeld'schen Methode 30 bis 50mg
Kupfer reduciren, so muſs dieser Thatsache unter allen Umständen Rechnung getragen
werden und es dürfen nicht alle reducirenden Stoffe als Invertzucker angesehen
werden.
Oesterreich steht im Begriffe zur Gebrauchssteuer überzugehen. Nach eingehenden
Verhandlungen wurde einstimmig folgender Beschluſs gefaſst:
„Die am 11. April 1886 in Prag versammelten Vertreter von 189
Zuckerfabriken der österreichisch-ungarischen Monarchie sprechen die
Ueberzeugung aus, daſs es dem Interesse der heimischen Zuckerproduction
entsprechen würde, die Zuckersteuer nach der Menge des in den inländischen
Consum übergehenden Fabrikats einzuheben, sofern dabei: a) für die Dauer des
Bestandes thatsächlicher Exportprämien in den anderen Zucker producirenden
Ländern eine solche auch dem österreichisch-ungarischen Producenten, also sowohl
den Roh-, als auch den Consum-Zuckerfabrikanten in einem für deren
Concurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte erforderlichen Ausmaſse gewährt wird; b)
seitens der Finanzverwaltung, unter Wahrung des Prinzipes der völligen Freiheit
der Betriebsführung und der internen Manipulation, geeignete Verfügungen für
eine unbedingt verläſsliche amtliche Controle aller aus jeder Erzeugungsstätte
(Rohzucker-Fabriken, Raffinerien u. dgl.) austretenden Zuckermengen getroffen
werden.“
Allgemein war man der Ansicht, daſs die in Deutschland übliche
Rübenbesteuerung auf die Dauer nicht haltbar sei, ferner, daſs die österreichischen
Zuckerfabriken eine Ausfuhrprämie haben müſsten, so lange sie andere Länder
besitzen. Die Regierungsvorlage schlägt für 100k
Zucker eine Steuer von 10 fl. vor; für Zucker von 90 bis 99,5 Proc. Polarisation
soll eine Ausfuhrprämie von 1 fl. 26 kr. gezahlt werden. (Vgl. Organ des österreichischen Vereins für
Rübenzuckerindustrie, 1886 S. 235 und 275.)