Titel: | Grinnell's bez. Victor's selbstthätiger Feuerlöschapparat. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 523 |
Download: | XML |
Grinnell's bez. Victor's selbstthätiger
Feuerlöschapparat.
Mit Abbildung.
Grinnell's bez. Victor's selbstthätiger
Feuerlöschapparat.
Eine frühere Mittheilung über Woodbury's Versuche mit
selbstthätigen Feuerlöschapparaten (vgl. 1885 257 481)
ist entsprechend den Angaben in einer Schrift der Mutual
Fire Corporation in Manchester dahin zu ergänzen, daſs nach den bisherigen
Erfahrungen Schadenfeuer, welche in einem durch selbstthätige Feuerlöschapparate, z.B. von Grinnell (vgl. 1885 256 *
396. 257 * 220) oder von Parmelee (vgl. 1882 245 140), geschützten Raume
ausbrechen, ziemlich sicher gelöscht werden. Allerdings sind zwei Fabrikgebäude,
welche mit solchen Brausen theilweise ausgerüstet
waren, abgebrannt; jedoch brach hierbei das Feuer in un-beschützten Stockwerken aus,
über welchen die mit den genannten Löschapparaten versehenen Räume lagen. Es ist
somit nothwendig, daſs sämmtliche Räume eines
Fabrikgebäudes in solcher Weise geschützt werden, wie es auch die englischen
Versicherungsgesellschaften in den Bedingungen verlangen, unter welchen sie solche
Gebäude zu ermäſsigten Sätzen versichern. Diese Bedingungen enthalten ferner noch
die Forderungen, daſs das Wasser von zwei von einander unabhängigen Wasserquellen
geliefert wird, welche sich selbstthätig einschalten, sowie daſs die Weiten der
Haupt- und Zweigleitungen einer mit Beziehung auf die Zahl der Brausen aufgestellten
Tabelle entsprechend gewählt werden; für letztere ist als gewöhnliche Gröſse der
Brause eine Oeffnung von 13mm angenommen. Dabei
ist mindestens für je 9qm Fuſsbodenfläche eine
Brause zu rechnen; bei 0at,33 Druck ergieſst eine
Brause in der Minute 36l Wasser.
Woodbury hat auch zahlreiche und sorgfältige Versuche
über die Beständigkeit des Lothes in den Brausen angestellt und fand hierbei, daſs
ein Einfluſs der Zeit auf den Schmelzpunkt nicht bestehe. Brausen, welche mehrere
Jahre lang in Gebäuden angebracht waren, öffneten sich bei derselben Temperatur wie
neue von gleicher Metallmischung und zwar geschieht dies nicht bei dem Schmelzpunkte
des Lothes, sondern bei einer um einige Grad niedrigeren Temperatur, bei welcher die
Legirung aus dem festen in den flüssigen Zustand übergehend körnig und damit ihre
Cohäsion geringer wird.
Textabbildung Bd. 261, S. 524
Bei dem selbstthätigen Feuerlöschapparate von Victor,
welchen H. Bury in Manchester in den Handel bringt,
treten an Stelle der Brausen Siebrohre, die einzeln an
eine an der Decke des zu schützenden Raumes sich hinziehende, beständig gefüllte
Wasserleitung angeschlossen sind. Der Eintritt des Wassers in diese Siebrohre wird
durch das Schmelzen der Verlöthung der Ventile gestattet. An die Wasserleitungsrohre
werden kurze Rohrstücke A geschraubt, welche durch
Ventile B geschlossen erhalten werden, indem der
Ventilstift C in dem Trichter E mit einer leicht schmelzbaren Legirung festgelöthet ist. Steigt die
Temperatur in dem Fabrikraume und folglich in dem Trichter E bis auf 66°, so löst sich die Ventilspindel C, der Wasserdruck preſst das Ventil B nieder und das Wasser
kann sich zu beiden Seiten in die bei D angesetzten
Siebrohre ergieſsen. In den Wasserröhren, welche nach dem Textile Manufacturer, 1885 * S. 402 gewöhnlich in einer Entfernung von
6m von einander an der Decke des zu
schützenden Raumes angebracht werden, wird alle 6m
ein Ventil angeordnet und so lang sind auch die Siebrohre, so daſs jedes derselben
eine Bodenfläche von 36qm zu schützen hat. Die
Löcher in den Siebröhren sind 0mm,8 im Durchmesser
und 180mm von einander entfernt.
Mit dem Victor'schen
Feuerlöschapparate wurde nach Engineering, 1885 Bd. 40
S. 475 in London ein Versuch angestellt, welcher befriedigend ausfiel. Der
Versuchsraum war ein Stall mit Ziegeldach auf Holzlatten. Auf dem Boden des Stalles
häufte man eine Menge Stroh an, welches mit Werg bedeckt und mit Paraffin gesättigt
wurde. Das Ganze wurde angezündet und gerieth binnen wenigen Secunden in den
heftigsten Brand, so daſs die Flammen den ganzen Raum erfüllten; doch dauerte dies
nur wenige Secunden. Sowie die Sprengvorrichtung in Thätigkeit kam, wurde die Flamme
sofort unterdrückt und durch Dampf und Rauch ersetzt. Als sich diese verzogen
hatten, zeigte sich der Raum mit einem Regen erfüllt; die Tropfen waren klein und
fielen so dicht, daſs ihre nässende Wirkung sehr stark und durchaus gleichmäſsig
war.
Die Victor'sche Anordnung leidet an
dem Nachtheile, daſs die Siebröhren sich voll Staub setzen und die Löcher leicht
zurosten; ferner ist auch ein Verstopfen des Ventiles, zu welchem durch die
Siebröhren Luft und Staub treten kann, nicht ausgeschlossen und schlieſslich noch zu
beachten, daſs, während Grinnell für je 9qm Bodenfläche ein Ventil anordnet, Victor erst für je 36qm ein solches anbringt, so daſs ersteres System betriebsicherer sein und
bei kleinen Bränden weniger Wasserschaden verursachen wird als das letztere.