Titel: | Ueber die Herstellung und Untersuchung von Cement. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 529 |
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Ueber die Herstellung und Untersuchung von
Cement.
(Fortsetzung des Berichtes S. 344 d.
Bd.)
Ueber die Herstellung und Untersuchung von Cement.
C. SchumannDeutsche Bauzeitung, 1886 S. 14, 96, 363 und
373. Verhandlungen des Vereins deutscher
Cementfabrikanten vom 27. Februar 1886 S. 70. hat sogen.
homogenisirten Schlackencement aus Thale
untersucht. Die Bezeichnung Puzzolancement für dieses
durch Zusammenzählen von gekörnter Schlacke mit Kalk hergestellte Bindemittel ist
nicht zutreffend, da diese nur für aus Puzzolanerde hergestellten Cement gilt. Bei
der Vergleichung mit Portlandcement von gleich feiner Mahlung zeigten die aus
Schlackencement hergestellten Kuchen zwar kein eigentliches Treiben, wohl aber Schwindungsrisse. Zur
Prüfung auf Wasserdurchlässigkeit wurden 15mm starke Platten aus 1 Th. Cement und 3 Th.
Normalsand nach 7 tägiger Erhärtung dem Drucke einer 5m hohen Wassersäule ausgesetzt. Die 25qc
groſsen Flächen lieſsen folgende Wassermengen hindurch:
Dauer desWasserdruckes
Erhärtung unter Wasser
Erhärtung an Luft
Schlacken-cement
Portland-cement
Schlacken-cement
Portland-cement
2 Tage5 Tage7 Tage
1,25cc 0,25 0,10
0cc00
3,20cc1,751,10
1,2cc 0,4 0,2
Summe
1,60cc
0cc
6,05cc
1,8cc
Bei gleicher Erhärtungsart ist also die Wasserdurchlässigkeit von
Schlackencementmörtel gröſser als von Portlandcement. Schlackencement erhärtet sehr
langsam. Eingerammte Proben aus 1 Th. Cement und 3 Th. Sand ergaben nach:
3 Tagen
7 Tagen
bei Portlandcement
13,1k/qc
17,1k/qc
bei Schlackencement
4,2
6,6
Breiförmig mit gewöhnlichem Mauersande hergestellte Mörtel (ähnlich wie sie in der
Baupraxis zur Verwendung gelangen) gaben:
3 Tagen
7 Tagen
bei Portlandcement
6,3k/qc
12,1k/qc
bei Schlackencement
0
4,4
Eine Probe Schlackencement von so feiner Mahlung, daſs nur 6 Proc. Rückstand auf dem
5000-Maschensiebe blieben, ergab allerdings nach 28 Tagen 28,7k/qc Zug- und
230k/qc
Druckfestigkeit; Handelscemente, welche 20 Proc. Rückstand auf dem Siebe gaben,
lieferten aber mit 3 Th. Normalsand nach 28 Tagen:
Zug
Druck
Schlackencement
15,6 k/qc
107,2 k/qc
Portlandcement
22,1
200,8
Die Festigkeit des gleich feinen Portlandcementes ist demnach erheblich höher als die
des Schlackencementes. Wenn die Mörtel in die unter Wasser gesetzten Würfelformen
eingebracht wurden (also wie bei der Betonirung unter Wasser), so betrug die 28 tägige Druckfestigkeit: bei Schlackencement 19,7k/qc und bei
Portlandcement 52,0k/qc.
Probekörper aus beiden Cementmörteln, 14 Tage unter Wasser, dann 14 Tage an der Luft,
ergaben folgende Zugfestigkeiten:
14 TageWasser
14 Tage Wasseru. 14 Tage Luft
(Dagegen28 Tage Wasser)
Portlandcement
18,4 k/qc
36,3 k/qc
(22,1 k/qc)
Schlackencement
12,9
12,8
(15,6 k/qc)
Der mit 3 Th. Mauersand breiförmig in die Formen gefüllte Mörtel gab:
28 Tage Wasser
14 Tage Wasseru. 14 Tage Luft
bei Portlandcement
17,6 k/qc
27,1 k/qc
bei Schlackencement
12,0
6,1
Gewiſs bildet richtig ausgewählte Schlacke einen schätzenswerthen Zusatz zu
Kalkmörtel; es erscheint aber richtiger, diese Mischung auf dem Bauplatze
vorzunehmen, als die Schlacken mit Kalk zusammen erst zu vermählen (vgl. 1885 258 143).
Dagegen behauptet R. Herrmann in der Thonindustriezeitung, 1886 S. 54, daſs mit seiner
verbesserten Alsing'schen Kugelmühle der Schlackencement bis zu 6 bis 8 Proc. Rückstand auf dem
5000-Maschensiebe zerkleinert würde; andere Mahlvorrichtungen seien hierzu nicht
geeignet. R. Bosse (Deutsche Bauzeitung, 1886 S. 76)
hält ebenfalls die Kugelmühle für wesentlich, was jedoch C.
Schumann, R. Dyckerhoff u.a. widerlegen. Es wird namentlich gezeigt, daſs
die Bereitung innig gemischter Cement-Kalkmörtel keine Schwierigkeit mache und daſs
es nicht erforderlich ist, die Bestandtheile mit einander zu vermahlen.An der Main-Kanalisirung wurden die Mauer- und Betonarbeiten bis zum J. 1885
aus Traſsmörtel hergestellt, Da man die Arbeiten im J. 1885 beschleunigen
wollte, wurden vergleichende Proben zwischen dem zur Verwendung gelangten
Traſsmörtel und Cement-Kalkmörtel ausgeführt. Es stellte sich dabei heraus,
daſs der Cement-Kalkmörtel aus 1 Vol. Cement, 1⅓ Vol. hydraulischem Kalk und
6 Vol. Sand bei höherer Festigkeit nach 28 Tagen und etwas billigerem Preise
(gegenüber dem verwendeten Traſsmörtel) eine so energische Erhärtung
aufwies, daſs man schon nach 2 Tagen auf einem Beton mit Mörtel von obiger
Mischung mauern konnte, was bei Traſsmörtel erst nach einigen Wochen möglich
war. Dieses Verhalten des Cement-Kalkmörtels, welches bei Wasserbauten von
groſser Wichtigkeit ist, war ausschlaggebend dafür, daſs man im J. 1885 bei
der Main-Kanalisation zu verschiedenen Zwecken Cement-Kalkmörtel verwendete.
So wurde die Betonlage unter dem festen Wehrrücken des Nadelwehres der
Haltung Kostheim von etwa 1000cbm aus der
Mischung: 1 Vol. Cement, 1⅓ Vol. hydraulischen Kalk, 6 Vol. Sand und 10 Vol.
Steinschlag, durch Einstampfen bei Fernhaltung des Wassers hergestellt.
Ferner wurden in der Haltung Raunheim Böschungstreppen aus Bruchsandsteinen
mit einem Mörtel aus 1 Vol. Cement, 1 Vol. hydraulischem Kalk und 6 Vol.
Sand vermauert. Es wird bemerkt, daſs die Treppen keine Beschädigung durch
Frost oder Benutzung zeigen und daſs sich namentlich die Steine der
Trittstufen nicht losgelöst haben. Es beweist dies also die hohe Adhäsion
des Mörtels.
Sehr eingehend untersuchte Prof. Tetmajer (Schweizer
Bauzeitung, 1886 Nr. 14 bis 17) die Verwendung von Schlackencement. Wie wesentlich es ist, die zur Herstellung von hydraulischem Mörtel bestimmte Schlacke vorher zu granuliren, zeigen
folgende Versuche mit Hochofenschlacke vom Eisenwerk Choindez, welche nachstehende
Festigkeiten (k/qc) lieferte:
Mischverhältniſs von Schlacke zu Kalk
(Gew.-Th.)
100,0
:
33,3
100,0
:
66,6
100,0
:
100,0
Zug
Druck
Zug
Druck
Zug
Druck
Nach TagenWasserlagerung
Granulirte Schlacke
28
33,7
259,9
32,1
233,7
27,6
205,2
84
43,5
377,5
38,1
308,2
34,3
248,9
210
46,4
440,5
40,5
326,7
38,9
267,8
Nicht granulirte Schlacke
28
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
84
5,4
0,0
5,4
0,0
0,0
0,0
210
10,7
50,5
10,5
54,1
7,6
47,6
Tetmajer vermuthet, daſs durch die Abschreckung der
Schlacke mit Wasser eine theilweise Umlagerung der Moleküle bewirkt wird. Die
Schlacke verliert dabei einen kleinen Theil ihres Schwefelgehaltes und es scheint,
daſs aufgeschlossene Kieselsäure, möglicherweise auch andere Verbindungen
ausgeschieden werden, welche befähigt sind, auf nassem Wege sich unter
Wasseraufnahme mit Kalk zu sättigen und dabei zu erhärten. Mit Salzsäure behandelt,
gelatiniren sowohl die ungranulirten, als auch die granulirten Hochofenschlacken,
letztere aber wesentlich energischer als die anderen. Die richtig granulirte
basische Hochofenschlacke hat das Ansehen verwitterten Granitsandes. Das Korn ist
vorwiegend rundlich, glasig, einzelne Stücke sind durch Wasserdampf bimssteinartig
aufgetrieben. Die Oberfläche der Körner ist matt, der Sand an sich quarzig-scharf,
immerhin weniger scharf splittrig-eckig als der Sand der granulirten sauren
Schlacke, welche selbst an den bimssteinartig aufgetriebenen Stücken den
charakteristischen Glasglanz zeigt. Je geringer der Druck und die Temperatur der
Schlacke, je wärmer das Wasser, desto geringer die chemisch-physikalische Wirkung
des Granulirens. Weiſsglühende dünnflüssige Schlacke, welche unter möglichst hohem
Drucke dem Hochofen entströmt, ist zur Granulirung besonders geeignet. Schlacken von
grauem Gieſsereiroheisen, Schlacken blau zugestellter Hochöfen, in welchen dieselben
ansteigen, somit unter höherem Drucke ausflieſsen können, geben die besten Mörtel.
Die Schlackentrift soll möglichst kurz, der Wasserstrahl möglichst kräftig und
wasserreich sein. Ein und dieselbe Schlacke, in dünnflüssigem Zustande oder aber
syrupartig in kaltem Wasser abgeschreckt, liefert ungleichwerthigen Schlackensand.
In Erstarrung begriffene Schlacke (von Hochöfen mit offener Brust) gibt daher auch
stets ein minderwerthiges, dem gekörnten Sande saurer Schlacken ähnliches
Product.
In ähnlicher Weise scheinen die Santorin- und Puzzolanerden ihre hydraulischen
Eigenschaften einer plötzlichen Abkühlung durch vulkanische Regen oder Niederfallen
der glühenden Auswurfmassen in das den Vulkan umgebende Meer zu verdanken. So ist
der technisch werthvolle Traſsstein im Brohlthale durch Versteinerung einer
vulkanischen Schlammlava
entstanden, während die aufliegenden jüngeren basaltischen Lavaströme und
vulkanischen Aschen ähnlich der nicht gekörnten Hochofenschlacke nur untergeordnete
hydraulische Eigenschaften zeigen.
Ueberschreitet der Kalkgehalt eine gewisse Grenze, so tritt ein selbstständiges
Zerfallen der Schlacke in Mehl ein. Während z.B. die Schlacke von Choindez bei 51
Proc. Kalk von selbst zu einem für die Mörtelbereitung werthlosen Pulver zerfällt,
zeigt sie bei 47 bis 48 Proc. Kalk werthvolle Eigenschaften. Nach den bisherigen
Erfahrungen sind Hochofenschlacken, für welche das Verhältniſs von CaO : SiO2 auf 1 sinkt, zur Erzeugung von Schlackencement,
oder als hydraulischer Zuschlag zur Mörtelbereitung, Steinfabrikation u.s.w. ohne
Zusatz anderer Bindemittel nicht mehr zu gebrauchen. Unter sonst gleichen
Verhältnissen scheint die Kalkbindefähigkeit und Anfangshärte einer Schlacke mit
abnehmendem Verhältnisse der Thonerde zur Kieselsäure zu wachsen; ein sicherer
Schluſs in dieser Richtung ist indessen aus dem Grunde nicht möglich, weil
Temperaturverhältnisse und die Art der Körnung alle aus der chemischen Analyse sich
ergebenden Schluſsfolgerungen verdecken können. Ob und in wie fern ein Schwefelgehalt der Schlacke schädlich wirkt, ist noch
nicht festgestellt.
Folgende Tabelle zeigt die Zusammenstellung einiger Schlacken aus Deutschland (Nr. 1
bis 5, Nr. 7 bis 9), Spanien (Nr. 6) und Schweiz, Choindez (Nr. 10):
Nr.
SiO2
Al2O3
FeO
MnO
CaO
MgO
CaSO4
CaS
\frac{\mbox{Ca\,O}}{\mbox{Si\,O_2}}
Spec.Gewicht
Glühverlust
k Liter-gewicht
lose
einger
1
39,95
14,98
0,34
Spur
40,46
1,62
0,24
1,99
1,01
2,85
0,41
1,01
1,73
2
35,07
4,99
1,13
7,63
40,75
4,28
1,72
2,18
1,16
3,09
0,59
1,21
1,98
3
35,61
7,89
0,72
0,35
50,35
2,07
0,67
2,35
1,41
2,94
1,94
0,95
1,74
4
34,33
11,01
1,73
Spur
49,78
0,99
Spur
2,16
1,45
2,96
0,90
1,17
1,94
5
33,16
11,92
1,47
Spur
48,63
1,03
Spur
3,79
1,47
2,90
2,09
1,10
1,82
6
30,56
13,31
0,25
1,74
45,01
2,96
1,41
4,63
1,48
2,72
6,50
0,89
1,60
7
30,55
13,68
0,43
0,34
48,06
3,27
0,48
3,20
1,58
2,89
2,79
1,00
1,78
8
27,98
19,69
0,30
Spur
44,64
4,76
0,03
2,61
1,60
2,94
0,05
0,96
1,76
9
28,33
13,81
1,44
0,50
46,66
5,44
Spur
3,82
1,65
2,94
3,08
1,03
1,77
10
27,31
22,40
1,36
Spur
47,00
0,42
0,12
1,39
1,72
2,88
0,08
1,20
1,86
Zu den mit diesen Schlackenmehlen ausgeführten Versuchen diente ein vor Jahresfrist
trocken gelöschter, entsprechend abgesiebter Luftkalk. Die Schlacken Nr. 1 bis 9
wurden auf einer kleinen Kugelmühle zerkleinert und unmittelbar darauf verarbeitet.
Bloſs Schlacke Nr. 10 macht insofern eine Ausnahme, als dieselbe nach einjähriger
Lagerung in Pulverform verwendet wurde. Schlackenmehl und Staubkalk sind nach
Gewichtsverhältnissen gemengt, von Hand gemischt und hierauf durch ein Sieb
durchgesiebt worden. Folgende Tabelle zeigt die wesentlichsten Ergebnisse:
Nr.
Feinheit
derSchlackeSiebrückst.am
100 Schlacke: 15 Kalk
100 Schlacke: 30 Kalk
Wassererhärtung
Lufterhärt.
Wassererhärtung
Lufterhärt.
Zug
Druck
Zug
Druck
Zug
Druck
Zug
Druck
2500 S
5000 S
7 Tag
28 Tag
7 Tag
28 Tag
28 Tag
28 Tag
7 Tag
28 Tag
7 Tag
28 Tag
28 Tag
28 Tag
1
1,6
11,5
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
2
3,0
20,3
0,0
8,2
0,0
61,0
5,6
40,0
0,0
7,3
0,0
69,8
4,7
82,2
3
3,7
9,01
13,1
24,6
74,6
113,8
16,6
116,6
10,8
23,8
69,7
108,7
14,9
114,3
4
4,6
22,01
9,1
14,4
56,1
82,6
9,2
94,0
8,3
15,1
65,0
95,9
11,6
108,4
5
4,4
20,3
12,7
19,8
78,8
104,5
12,8
108,9
9,7
17,0
80,3
110,9
12,4
119,9
6
0,8
9,7
19,3
28,7
96,9
120,9
19,5
144,0
16,0
25,2
105,7
124,8
18,6
138,8
7
1,0
9,0
5,0
19,5
40,0
130,5
9,2
48,0
22,3
40,5
181,4
210,9
30,8
–
8
1,0
9,0
0,0
14,0
0,0
85,0
5,2
40,0
0,0
13,0
0,0
–
5,0
40,0
9
1,6
9,0
23,3
31,7
124,5
185,2
32,1
208,9
20,8
25,1
114,2
172,7
32,1
178,3
10
0,8
7,0
4,2
14,4
0,0
69,6
11,1
55,9
13,7
2,8
72,5
135,9
18,2
129,0
Vor der Zerkleinerung der gekörnten Hochofenschlacke wird dieselbe zur Entwässerung
gedarrt. Bezügliche Versuche ergaben, daſs die Schlacke hierbei selbst rothwarm
werden kann, ohne wesentlich an Werth zu verlieren. Unter sonst gleichen Umständen
ist der Grad der Zerkleinerung für die Kraftentfaltung der granulirten Schlacke von
ausschlaggebender Bedeutung. Die Art der Mahlung ist
dabei völlig gleichgültig. Die eigentliche Schlackencement-Fabrikation zu Choindez
stammt aus dem J. 1880. Im J. 1881 stand zum Zerkleinern der granulirten
Hochofenschlacke bereits ein Mahlgang in Thätigkeit. Das gewonnene Schlackenmehl
wurde im J. 1882/83 abgesiebt, mit ebenfalls gesiebtem Staubkalk in einer nach Art
der Thonschneider construirten Mischschnecke gemischt und in einer Hanctin'schen Kugelmühle (vgl. 1875 215 * 499) so lange behandelt, bis die Masse
gleichmäſsiges Ansehen zeigte. Die hierbei eintretende weitere Verfeinerung ist zu
unbedeutend, um die Güte der Waare dadurch merklich zu erhöhen. Folgende Spalte I
enthält die Ergebnisse der Festigkeitsproben mit der nach vorstehend beschriebener
Art erzeugten Handelswaare. Im J. 1884/85 hatte man bereits wesentlich besser
gemahlen- die aus der Fabrik bezogene Waare gab die unter II angegebenen
Versuchszahlen. Durch weitere Verfeinerung mittels Kugelmühle konnte auch eine
weitere Steigerung der Festigkeitsverhältnisse erzielt werden, wie dies die Zahlen
der Spalte III bestätigen, welche ebenfalls mit Mörtel 1 : 3 bei normaler
Wasserlagerung erzielt wurden:
I
II
III
Specifisches Gewicht
2,65
2,69
2,67
Glühverlust
–
8,21
–
Rückstand am 900 Sieb
%
7,1
0,5
0,0
„ „ 2500 „
„
„
16,1
2,0
0,5
„ „ 5000 „
„
„
28,9
18,0
8,4
Zugfestigkeit nach 7 Tagen
k/qc
9,2
16,0
24,0
„ „ 28 „
„
15,5
29,5
37,8
Druckfestigk. „ 7 „
„
97,7
104,0
134,1
„ „ 28 „
„
124,1
201,3
254,1
Welch groſsen Einfluſs der Grad der Zerkleinerung auf die Festigkeit der Mörtel (1 : 3) hat, zeigen
auch folgende Versuche mit zwei deutschen Schlacken:
Schlacke A
Schlacke B
Specifisches Gewicht
2,87
2,89
2,95
2,94
Rückstand am 900 Sieb
%
3,6
0,3
4,3
1,0
„ „ 2500 „
„
16,2
1,0
18,7
3,7
„ „ 5000 „
„
59,6
9,0
62,8
9,0
Zugfestigkeit nach 28 Tagen
k/qc
9,9
40,5
5,3
23,8
Druckfestigkeit
„
68,0
181,4
0
108,7
Bei der Bestimmung der Siebrückstände gekugelter Schlacken ist zu berücksichtigen,
daſs sich zwischen den Kugeln einzelne Theilchen schuppenartig zusammenballen,
welche am Siebtuche nicht unbedingt zerfallen, somit leicht als Siebrest behandelt
werden können, während sie in Wirklichkeit ein Conglomerat sind, welches in
Ermangelung eines eigentlichen Kittstoffes oft schon unter mäſsigem Fingerdrucke
oder bei Benetzung mit absolutem Alkohol in ihre Elemente zerfällt. Mikroskopische
Untersuchungen lassen keinen Zweifel darüber, daſs die Schuppenbildung gekugelter
Cemente oder Cementgemische mit dem Wirkungsgrade nichts zu thun hat und daſs alle
physikalischen Veränderungen solcher Cemente einfach Folge der feineren Mahlung, bei Schlackencementen überdies Folge
sind der innigsten Mischung und Annäherung der auf einander einwirkenden Substanzen.
Es kommt in der Frage der Abbinde- und Erhärtungsvorgänge der Gemenge aus Kalk und
Schlacken auf die Strukturverhältnisse der einzelnen Bestandtheile wenig an, dies
umsomehr, als es bislang nicht gelungen ist, greifbare Unterschiede in der Form und
äuſseren Beschaffenheit der durch Mahlung basischer Stückschlacken bezieh. des
granulirten Sandes der nämlichen Schlacken zu entdecken. Im Gegentheile scheint das
Mehl aus glasigem Sand saurer Schlacken eher schärfer und splitteriger zu sein, ist
aber dennoch praktisch werthlos. Mag auch die fügliche Versteinerung eines
Schlackencementes das Ergebniſs einer vereinigten chemisch-physikalischen Wirkung
sein, soviel steht fest, daſs dieselbe unter stetiger Wasseraufnahme vor sich geht
und daſs gedarrte Probekörper ihre Cohäsion nicht verlieren, weil die kleinsten
Theile aus ihrer Attractionssphäre rücken, sondern weil der Kittsubstanz das
chemisch gebundene Wasser entzogen wurde. Die Wirkung des Wasserentzuges auf die
Festigkeitsverhältnisse des Normalmörtels einiger Schlackencemente zeigen folgende
Zugfestigkeiten 84 Tage alter Proben aus 100 Th. Schlacke und 25 bis 30 Th.
Kalk:
Schlacke
Nr. 2
Nr. 4
Nr. 5
Wassergesättigt
16,9
20,6
20,6
24 Stunden bei 120° getrocknet
6,1
7,7
7,4
Die Verwendung einer basischen Hochofenschlacke zur fabrikmäſsigen Darstellung eines
Schlackencementes hängt somit wesentlich ab von dem Verhältnisse des Kalkes zum
Kieselsäuregehalte. Hoher Schwefelgehalt mahnt zur Vorsicht. Die Schlacke soll in
möglichst heiſsem und daher dünnflüssigem Zustande in einem kräftigen Wasserstrahle
abgeschreckt werden. Die Schlacken müssen dann so fein als irgend möglich gemahlen
werden, wobei die maschinellen Einrichtungen und Hilfsmittel sachlich völlig
gleichgültig sind.
Zur Gewinnung des erfordlichen Staubkalkes wird gar
gebrannter Luftkalk in Lagen von 10 bis 15cm Höhe
ausgebreitet, auf Faustgröſsen zerschlagen und nun mit Wasser so lange abgespritzt,
bis das Material thunlichst vollständig in Pulver zerfallen ist. Die Masse bleibt 1
bis 2 Tage sich selbst überlassen und wird hierauf behufs Abscheidung aller gröberen
Rückstände durch ein Drahtgitter geworfen. Von dem so gewonnenen Mehle werden
mittels Rüttel- oder Cylindersieben alle griesigen
unvollkommen gelöschten Theilchen abgeschieden. Der zur Cementbereitung zu
verwendende Staubhydrat muſs sich mehlig-weich anfühlen und darf keinerlei
körnigfesten Bestandtheile mehr enthalten. Durch den zweiten Mahlprozeſs der
vorangehend in richtigen Verhältnissen gemischten Schlackencementbestandtheile
werden die letzten Reste der körnigen Theilchen zerrieben und unschädlich
gemacht.
Tetmajer meint, daſs die Darstellung von Schlackencement
auf Bauplätzen nicht durchführbar sei.
Folgende Zusammenstellung zeigt den Einfluſs der
Kalkmenge für je 100 Th. Schlacke von Choindez:
Auf100 Th.SchlackeKalk
Spec.Gew.
Glüh-verlust%
Abbindeverhältnisse bei 13°
An-mach-wasser%
Sandfestigkeit 1 : 3
An-mach-wasser
BeginnStunden
EndeStunden
Wasserhärtung
Bean-spruchung
7 Tage
28 Tage
20
2,74
5,20
35,0
4 ½
17 bis 18
10,5
6,5
18,3
Zug
50,0
98,4
Druck
30
2,68
7,16
40,0
5 bis 6
21 bis 22
11,0
13,7
29,8
Zug
72,6
135,9
Druck
40
2,63
8,46
45,0
6
22 bis 23
11,0
12,3
28,1
Zug
88,4
189,8
Druck
50
2,58
10,00
50,0
6 bis 7
22 bis 23
11,5
13,3
32,0
Zug
98,9
1205,8
Druck
Frost wirkt auf frische Schlackencementbauten
zerstörend, so daſs derartige Arbeiten unter 0° nicht zulässig sind. Zu
berücksichtigen ist ferner, daſs der Schlackencement in erster Linie zu Arbeiten
unter Wasser oder in feuchter Atmosphäre zu verwenden ist. Bein Erhärtungsvorgang
ist von demjenigen solcher Cementsorten, deren Kalk mit den hydraulischen Faktoren
sich im Feuer chemisch verbunden hat, insofern ein verschiedener, als die Einwirkung
des Kalkes auf das Schlackenmehl allmählich und in gelöstem Zustande vor sich geht;
denn, sobald dem Schlackencementmörtel das überschüssige Wasser durch Absaugen
genommen wird, verliert er die Fähigkeit, kräftig zu erhärten. Der Schwerpunkt des
Erhärtungsprozesses liegt beim Schlackencement in der
kräftigen und nachhaltigen Nacherhärtung, welche mit
einer Wasseraufnahme verbunden ist. Es ist daher bei Verwendung des
Schlackencementes für
Luftbauten insbesondere darauf zu achten, daſs dieselben in den ersten 14 Tagen
möglichst gleiehmäſsig feucht gehalten werden. Eine weitere, schlimme Eigenschaft
der Schlackencemente ist ihre Neigung zu Trocken- oder
Schwindrissigkeit, welche sich nur durch
sachgemäſse Behandlung, vor Allem durch grobe Mahlung der Schlacke (zu
Verputzarbeiten) und Zusatz entsprechender Magerungsmittel, mildem läſst. Gegen
äuſsere mechanische Einwirkungen vermag reiner Schlackencement aus mehrfachen
Gründen keine belangreiche Widerstandsfähigkeit entgegenzusetzen. Voraussichtlich
wird daher auch der Schlackencement für Constructionen an der Luft, welche einer Abnutzung unterworfen sind, keine Bedeutung
erlangen.
Als eine für manche Anwendungsgebiete nachtheilige Eigenschaft des Schlackencementes
muſs endlich noch seine meist geringe Anfangshärte bezeichnet werden. Alle
künstlichen und natürlichen Puzzolane theilen mit der wirksamen Hochofenschlacke die
Eigenthümlichkeit, erst nach Ablauf einiger Zeit kräftig zu erhärten. Bei der
Choindez-Schlacke beginnt die energische Steigerung der Cohäsion, der Ausdruck der
beginnenden Versteinerung, nach 10 bis 14 Tagen.
F. M. Meyer (Thonindustriezeitung, 1885 S. 515. 1886 S. 101) untersuchte die Leistung
des Cementofens von Dietzsch (1884 254 * 339). Die Rauchgase aus
einem Ringofen für Cement enthielten bei scharfem Zuge nur 3,2 bis 7,6, im Mittel
6,2 Proc. Kohlensäure. Stündlich wurden mit 238k
Kokes und 100k Kohlen 1734k Cement erhalten. Da der Cement 64,2 Proc. Kalk
enthielt und die Gase mit 232° entwichen, so berechnet sich der Verlust durch die
Rauchgase auf 1081000°. Die verwendeten Brennstoffe lieferten etwa 2629000°, so daſs
von der Gesammtwärme etwa 41 Proc. durch die Rauchgase verloren gingen. Somit
bleiben für das Garbrennen des Cementes, Verluste in den Kammern u.s.w. für je 1k Cement 835c.
Die Baukosten des am 1. April 1885 in
Beckum fertig gebauten Etagenofens von Dietzsch
stellten sich auf 10000 M. Der Betrieb des Ofens erfordert für die Tag- und
Nachtschicht:
4 Brenner zu 2,50 M
10,00 M.
2 Arbeiter für den Vorwärmer zu 2 M
4,00
Das Ausleeren des Ofen im Verding wird für
je 24 Stunden bezahlt mit
9,00
––––––––
23,00 M.
Die feuerfeste Ausmauerung des Brenn- und Schmelzraumes erfolgt
alle 6 Wochen neu, erfordert aber nur wenig Kosten, da der Mörtel sowohl, als auch
die Steine auf der Fabrik selbst aus eigens dazu bereitetem Cement hergestellt
werden. Hierzu werden die besten Cementklinker, mit Dolomit vermengt, gemahlen, die
Mischung wird ähnlich wie Beton mit wenig Wasser angemacht in Formen gestampft.
Nachdem der Mörtel abgebunden, werden die Steine völlig ausgetrocknet und sind dann
zur Verwendung bereit. Die Form der Steine wird dem Ofen angepaſst und sind
dieselben 26cm lang, 21cm bezieh. 18cm
breit, 13cm dick. Zwei Maurer und zwei Handlanger
arbeiten je 2 Schichten, um den Brenn- und Schmelzraum eines Ofens auszuhacken und
neu auszufüllen. Hiernach wird der Ofen, ähnlich wie beim Schachtofen, mit
Cementmasse und Kohlen schichtenweise eingesetzt und angeheizt. Die
Cementfuttersteine fritten hierbei zu einer dem gebrannten Cemente ähnlichen Masse zusammen und
erhalten eine allen Anforderungen genügende Festigkeit. Das während des Betriebes
abbrennende Ofenfuttermaterial sowie die beim Ausbessern auszuhackenden Stücke
werden mit reinem Cemente vermählen.
Bezügliche Untersuchungen ergaben in den 102° warmen Rauchgasen 2 bis 11,9 Proc.
Kohlensäure. Die verwendeten Kohlen hatten folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff
68,1 Proc.
Wasserstoff
3,4
Schwefel
1,6
Sauerstoff und Stickstoff
8,1
Asche
15,0
entsprechend 6250c. Täglich
wurdenverbrannt 2070k Kohlen und 16000k Cement erhalten. Danach stellt sich, abgesehen
vom Wasserdampfe, der Verlust durch die Rauchgase auf stündlich 65625° oder 12,1
Proc. Zum Garbrennen des Cementes, Erwärmen des Schmelzraumes, Verdampfen der
erheblichen Menge Wasser (die Steine enthielten 8,6 Proc.) sind demnach für je 1k Cement 710° verbraucht. Diese geringe Menge
gegenüber dem Ringofen (mit 835°) ergibt sich daraus, daſs das Feuer stets in
demselben Raume bleibt, somit nur durch Strahlung Wärme verloren geht, aber nicht,
wie beim Ringofen, auch durch Erwärmung kalten Mauerwerkes, und weil ferner stets
mit heiſser Luft gebrannt wird. Die geringen Verluste durch die Rauchgase sind
bedingt durch die niedrige Temperatur im Schornstein.
Neuerdings wird der Ofen auch zum Brennen von Kalk
verwendet, angeblich mit der Hälfte Braunkohlen, welche Schachtöfen mit
ununterbrochenem Betriebe und seitlicher Feuerung gebrauchen.
C. Dietzsch (daselbst S. 31 und 83) meint, der Ringofen passe wenig zum Cementbrande. Nach seinen
Angaben erfordern zwei oberrheinische Massen mit 76 Proc. Kalk und einem
Kokesbedarfe von 25 bis 27 Proc. im Schachtofen 15,5 bis 19 Proc. Kohle im
Etagenofen. Eine norddeutsche hochkalkige, dabei aber leichtflüssige und sehr feste
Masse wurde im Schachtofen mit 20 Proc. Kokes gebrannt, im Etagenofen waren 9 Proc.
Kohle nöthig. Es hat sich gezeigt, daſs der Ofen um so ungestörter arbeitet, je
rascher die Kohle an der Spitze des Schmelzraumes verbrennt. Geht ein Theil der
Kohle zu tief in den Kühlraum nieder, so entsteht hier leicht Anschlacken an den
Ofenwänden; namentlich ist aber die Verbrennung eine ungünstigere, indem die oberen
Kohlenschichten theilweise vergasen, ohne daſs oder bevor sie Schmelzhitze erzeugen.
Die Wahl der Kohle hat sich also danach zu richten, daſs ihre Brennzeit mit der
kurzen Zeit, welche zur Verfrittung der vorgeglühten Masse nothwendig ist, möglichst
übereinstimmt. Maſsgebend hierfür ist die Korngröſse; denn Kohlenstücke von
gröſserem Durchmesser als 20mm brennen in dem
regelrechten Zuge des Etagenofens länger, als die Pausen zwischen dem Ziehen dauern.
Feine Staubkohle von
weniger als 10mm Korngröſse ist demnach der jetzt
allenthalben verwendete Brennstoff.
In einer Cementfabrik, welche alle drei Sorten Oefen im Betriebe hat, stellten sich
die Betriebskosten, einschlieſslich Brenner, Anfuhr der Steine, Ziehen und Abfuhr
des Cementes beim Etagenofen auf 37,7 Pf., beim Ringofen auf 38 Pf. und beim
Schachtofen auf 30,6 Pf.
Gegenüber der trockenen Aufbereitung ist die Wirkung, welche das Wasser für die
Verbindung der Cementmasse zu verrichten hat, so wichtig, daſs man sie nicht so ohne
weiteres aufgeben kann. Es ist bei dem Drucke, welcher von den auf Massenerzeugung
berechneten Pressen ausgeübt wird, nicht möglich, die Theilchen so dicht an einander
zu schieben, wie es bei nasser Mischung und langsamer Verdunstung des Wassers
geschieht, und dann bedingt das trockene Pressen den Verzicht auf die Auflösung der
Thontheilchen, welche durch das Mahlen bei Weitem noch nicht auf die höchste
Feinheit gebracht sind. Die nasse Mischung bewirkt bei sorgfältiger Ausführung ein
Umschlieſsen und Verbinden der Kalktheilchen durch Thon und beim Trocknen tritt
gleichzeitig für jedes Atom verdunsteten Wassers eine Zusammenziehung der Moleküle,
ein Schwinden der Masse ein. Je langsamer die Verdunstung, desto dichter ist auch
die Lagerung; darum ist schon öfter bestätigt worden, daſs langsam getrocknete Masse
einen dichteren, besseren Cement liefert als rasch getrocknete. Diese molekulare
Lagerung kann mit dem trockenen Pressen nur dann verbunden werden, wenn das Wasser
so weit vermehrt wird, daſs mit Hilfe energischer mechanischer Bearbeitung die bloſs
geballten Theile der Mischung aufgelöst und mit den härteren Kalktheilchen verbunden
werden.
Nach Thomei (daselbst S. 1 und 63) ist es zwar
unzweifelhaft, daſs das Wasser eine Umschlieſsung der Kalktheilchen durch die
Thontheilchen bewirken soll; doch verhalten sich hierbei die einzelnen Rohstoffe
ganz abweichend. Die nothwendige Anfeuchtung vor der Trockenpressung wird daher in
den einzelnen Fabriken ganz verschieden betrieben. Zweifellos ist jedoch, daſs die
Güte des Cementes aus den trocken gepreſsten und naſs verarbeiteten Steinen durchaus
eine gleiche ist, gleichen Brand und gleiche Zusammensetzung der Massen
vorausgesetzt. Ebenso wenig konnte ein Unterschied im Verbrauche an Brennstoff bei
den sorgfältig angestellten Versuchen festgestellt werden. Wohl aber mahlt sich der
Cement aus trocken gepreſsten Steinen leichter, da er immerhin eine bestimmte
Structur zeigt.
In Oppeln liefert der Ringofen 100k Cement mit
15k,8 Kokes oder Kohle, so daſs es doch noch
zweifelhaft erscheint, ob der Etagenofen thatsächlich weniger Brennstoff gebraucht
als der Ringofen, welcher allerdings in der Anlage theurer ist, dagegen aber weniger
Arbeitslohn erfordert als der Etagenofen.
E. Michel (Journal für
praktische Chemie, 1886 Bd. 33 S. 548) suchte das Wesen der Hydraulicität der Cemente festzustellen. Da Versuche mit
Gemischen von Kieselsäuregallerte und Kalk fehlschlugen, so wurde bei 100°
getrocknete Kieselsäure mit Staubkalk und wenig Wasser gemischt. Die Proben hatten
nach 12 Stunden abgebunden; am härtesten waren diejenigen, in denen auf 2 Mol.
SiO2 1 Mol. CaO kam, so daſs thatsachlich die
Kieselsäure zur Erhärtung des Cementes beiträgt. Gemenge aus Thonerde und Kalk – in
Filtrirpapier gehüllt in Wasser gelegt – banden weit schneller ab als die aus
Kieselsäure und Kalk, wurden aber nicht so hart. Gemische von Thonerde und
Kieselsäure wurden nicht fest. Es ist daher anzunehmen, daſs die Kieselsäure und
Thonerde als solche zu der Erhärtung der Cemente beitragen, daſs vor Allem die
Kieselsäure die nachhaltige Erhärtung bewirkt, während die Thonerde das erste
Abbinden verursacht, wenn nur die übrigen nothwendigen Bedingungen dazu gegeben
sind.
Der Kalk ist unmittelbar bei der Erhärtung wirksam, durch Bindung mit SiO2 und Al2O3; andererseits aber schützt er auch die neu
gebildeten Verbindungen, indem er an der Oberfläche Calciumcarbonat bildet. Während
nach den Mittel wer then von 11 Portlandcementen auf 7 Th. SiO2 und 3 Th. Al2O3 18 Th. CaO kommen, zeigen die Mischungsversuche,
daſs sich die Härte mit Verringerung des Kalkgehaltes steigerte, so daſs Proben, in
denen auf 16 Mol. SiO2 nur 1 Mol. Ca(OH)2 kam, noch erhärteten. Es folgt daraus, daſs ein
groſser Theil der Kalkmassen, welche in dem durch die Mischungsversuche erhaltenen
Cemente vorhanden sind, gar nicht wirksam ist.
Aus diesen Versuchen folgt ferner, daſs die Kieselsäure ebenso wie die Thonerde die
Abbindung und Erhärtung verursachen, indem beide mit Kalk eine gewässerte Verbindung
eingehen. Um diese neu gebildeten Verbindungen zu bestimmen, wurden die
verschiedensten Wege zur Analyse der abgebundenen Cemente eingeschlagen; es stellte
sich stets darin eine groſse Schwierigkeit heraus, das Silicat bezieh. Aluminat, zu
trennen. Es wurde zunächst versucht, den bei der Abbindung nicht chemisch thätig
gewesenen Kalk entweder als Kalksaccharat mittels Zuckerlösung, oder als
Calciumcarbonat durch Einleiten von Kohlensäure m dem
fein gepulverten und in Wasser aufgeschlemmten Cement zu bestimmen und dann weiter
das neu gebildete Silicat oder Aluminat abzuscheiden; letzteres wurde aber stets im
Verlaufe der Analyse theils durch die Kohlensäure, theils durch zu viel Wasser
zersetzt, Es war deshalb vor Allem nothwendig, zu groſse Mengen von Wasser zu
vermeiden. Der vorhandene freie Kalk und das kohlensaure Calcium wurden daher durch
Chlorammoniumlösung entfernt, welche mit 90 procentigem Spiritus versetzt war.
Die aus 2 Mol. Kieselsäure und 1 Mol. Kalk zusammengesetzten Mörtel waren 10 Tage
(I), 20 Tage (II) und 100 Tage alt (III), fein gepulvert und bei 100° getrocknet;
sie wurden zur Trennung des Silicates und der Kieselsäure von dem kohlensauren Calcium und
freien Kalk mit alkoholischer Chlorammoniumlösung gekocht. Die Lösung wurde öfter
abgezogen, bis sie keinen Kalk mehr enthielt; dann wurden Lösung und Rückstand für
sich untersucht: die erstere auf den freien Kalk, das Calciumcarbonat und auf etwas
durch Einwirkung des Salmiaks löslich gewordene Kieselsäure, der letztere auf
unangegriffene Kieselsäure und das Silicat. Die in dieser Art vorgenommenen Analysen
ergaben Hunderttheile:
I
II
III
1. Analyse
2. Analyse
Rückstand Lösliche SiO2 Freier
Kalk Kohlensäure Hydratwasser
45,14 2,18 35,90 8,35 8,43
46,18 1,70 34,20 9,89 8,03
47,01 0,40 32,90 6,29 13,40
44,19 0,8733,3514,64 6,08
100,00
100,00
100,00
99,13
Der Rückstand besteht aus:
Freier Silicat
SiO2SiO2CaO
42,23 0,96 1,09
43,15 0,30 2,70
43,10 0,61 3,40
42,74 0,30 1,84
44,28
46,15
47,11
44,48
Werden diese Analysen nach den beim Abbinden entstandenen
Verbindungen umgerechnet, so enthält der Cement:
I
II
III
1. Analyse
2. Analyse
Freie KieselsäureKohlensauren
KalkCalciumhydratSilicat: bestehend aus dem eigentlichen
Sili- cat der löslichen SiO2
und H2O
42,2318,9733,45 4,63
43,1522,4528,59 5,77
43,1014,3032,89 9,80
41,7433,2719,45 4,36
99,28
99,96
100,09
98,82
Der hohe Gehalt des Cementes II an Hydratwasser ist wohl daraus zu erklären, daſs der
zur Untersuchung verwendete Cement vorher bei 110° nicht genügend getrocknet ist, so
daſs ein Theil des freien Wassers mit Hydratwasser bestimmt ist. In Folge dessen ist
auch die Menge des Silicates für diesen Cement höher berechnet als für die
übrigen.
Sodann wurde nach demselben Verfahren ein 5 Monate alter Kalk-Thonerde-Cement
untersucht, dargestellt durch Vermischen von 1 Mol. bei 110° getrockneter Thonerde
und 2 Mol. Ca(OH)2; derselbe enthielt:
Mit Cl (NH4)ausgezogen
HydratwasserCalciumcarbonatFreier
KalkFreie Thonerde
13,5319,7258,834,31
Rückstand
Aliminat
ThonerdeKalk
1,490,90
Verunreinigung (Sand)
0,90
Nun wurde auf dieselbe Art ein mehrere Jahre alter
Portlandcement untersucht:
In Cl (NH4)gelost
HydratwasserLösliche SiO2Freier Al2O3 + Fe2O3Freier
KalkKohlensaurer Kalk
9,291,905,4739,5423,07
Ruckstand
UnlöslicherThonerde-Kalk-Silicat
RückstandKieselsäureThonerde und
EisenKalk
9,142,093,431,80
Alkalien und Verlust
4,27.
Somit ist von den zur Herstellung von Cement verwendeten
Stoffen nur ein geringer Theil beim Abbinden chemisch
thätig. Die Erhärtung beruht demnach nicht, wie häufig angenommen wird, auf einem
rein chemischen Vorgange, oder allein auf einem rein mechanischen, sondern beide
stehen in einem Verhältnisse der gegenseitigen Abhängigkeit- wird durch irgend
welche Mittel der Fortgang des einen Prozesses gehindert, so hört auch der andere
auf und der Cement erhärtet nicht. Daraus ergibt sich weiter, daſs die Erhärtung
hauptsächlich eine Verkittung ist, derart, daſs sich das Kalk-Thonerdesilicat nur
auf der Oberfläche der einzelnen Cementkörner bildet und diese zusammenhält. Durch
diese Annahme erklärt sich auch die Thatsache, daſs abgebundener Portlandcement,
wenn er von Neuem gebrannt und gepulvert wird, die Eigenschaft, zu erhärten, wieder
erlangt, weil durch das Pulverisiren die inneren, unangegriffenen Theile der
Cementkörnchen frei gelegt werden und nun neue Verbindungen eingehen können.