Titel: | Siemens und Halske's Auslösvorrichtung für hinter einander geschaltete Glühlampen. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 21 |
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Siemens und Halske's Auslösvorrichtung für hinter einander geschaltete
Glühlampen.
Mit Abbildungen.
Auslösvorrichtung für hinter einander geschaltete
Glühlampen.
Wenn eine Anzahl von Glühlampen nicht parallel geschaltet werden soll, wobei der
Widerstand der einzelnen Lampen behufs der Ermöglichung der Verwendung ökonomischer
Leitungen möglichst hoch sein muſs, sondern wenn sie in Hintereinanderschaltung
angeordnet werden sollen, wobei Lampen von geringem Widerstände angewendet werden
müssen, damit eine groſse Zahl derselben in einen Stromkreis gelegt werden kann, so
muſs dafür gesorgt werden, daſs beim Erlöschen einer Lampe die übrigen ungestört
weiter brennen können. Die für denselben Zweck bei Bogenlampen angewendeten Mittel
(vgl. * D. R. P. Kl. 21 Nr. 8900 vom 14. August 1879) lassen sich nicht ohne
weiteres auf Glühlampen übertragen und es ist zugleich namentlich auch darauf
Rücksicht zu nehmen, daſs, der Kleinheit der Lampen entsprechend, auch die Ausschaltevorrichtung
in möglichst kleiner und billiger Form hergestellt wird. Siemens und
Halske in
Berlin (* D. R.
P.Kl. 21Nr.
30292 vom 11. Mai 1884) ordnen
daher, im Gegensatze zu anderen ähnlichen, aber weniger einfachen Einrichtungen,
einen einzigen Nebenschluſs an, welcher um jede
einzelne Lampe herumgelegt und dessen Widerstand so gewählt ist, daſs nur ein
gewisser Bruchtheil des Stromes denselben durchläuft, so lange die zu demselben
gehörige Lampe den Hauptstrom faindurchläſst. Im Falle aber die Lampe versagt, muſs
der ganze Strom seinen Weg durch den Nebenschluſs derselben zu den übrigen Lampen
und zur Maschine zurück nehmen. Eine dauernde Benutzung eines solchen Stromweges
würde aber einmal zu unverhältniſsmäſsig groſsen Abmessungen der Nebenschlüsse
führen, damit sie ohne zu groſse Erwärmung den vollen Strom vertragen könnten;
andererseits würde dadurch ein groſser Energieverlust bedingt sein, da der Verbrauch
von Energie sich proportional den Widerständen der einzelnen Stromverbrauchstellen
im Kreise vertheilt. Es wird daher das durch Versagen einer Lampe hervorgerufene
Anwachsen des Stromes im Nebenschlüsse nur benutzt, um eine Contactvorrichtung
auszulösen, welche eine Kurzschluſsverbindung um die Lampe herstellt.
Fig. 1 zeigt bei L1 eine schematische Darstellung dieser Auslösung.
Den Nebenschluſs zu dem Kohlenfaden L1 bildet ein Elektromagnet E, der nur in dem Falle mittels Anziehens des Ankers G die Kraft der Feder F
auszulösen und dadurch mittels des Hebels A einen
Kurzschluſs As zu bewirken vermag, wenn der Strom
in dem Nebenschluſs E eine gewisse, nur durch Versagen
der Lampe ermöglichte Stärke erreicht hat.
Fig. 1., Bd. 262, S. 21
Fig. 2., Bd. 262, S. 21
Der Strom geht dann in L1 unmittelbar durch die Verbindung d2
A s d1 weiter, während
wieder nur ein sehr unbedeutender Zweigstrom den Nebenschluſs E durchströmt.
Anstatt nun aber, wie bei L1 (Fig. 1) in dieser Weise jede Lampe nur
mit einem Kurzschlüsse zu versehen, kann man, ähnlich wie dies L. Clerc (vgl. 1886 260 238)
vorgeschlagen hat, beim Versagen einer Lampe auch zunächst eine Ersatzlampe in den
Stromkreis einschalten. In Fig. 1 würde dann L2 die anfangs
brennende Lampe sein und L1 die Ersatzlampe. Diese Ersatzlampe L1 müſste dann jedoch der gröſseren Sicherheit halber
wieder mit einer Kurzschluſsvorrichtung As
versehen werden. Der
anfängliche Stromweg ist dann: d4 (L2 und E) kd3d1; erlischt L2, so bleibt zunächst nur der Strom weg d4
Ekd3
d1; gleich darauf tritt
aber der weniger Widerstand bietende Weg d4
Asd2 (L1 und E) kd1 hinzu und
endlich beim Erlöschen von L1 noch der Kurzschluſs d2
Asd1. Durch Anwendung
eines Nebenschlusses in der geschilderten Weise kann es erreicht werden, daſs beim
Versagen einer Lampe nicht nur jede Unterbrechung des Stromes fern gehalten bleibt,
sondern daſs dies auch ohne plötzliches Erlöschen der übrigen Lampen und sogar ohne
wesentliche zuckende Schwankungen in der Lichtstärke geschieht. In welchem Maſse man
dies erreicht, hängt wesentlich von der Wahl der Widerstände ab, welche sowohl in
dem ganzen Stromkreise, als auch in den einzelnen Lampen und im Nebenschlüsse
auftreten. Je kleiner der Widerstand eines Nebenschlusses gegenüber dem Widerstände
des Gesammtkreises ist, um so geringer werden die Schwankungen sein, denen bei einem
plötzlichen Einschalten dieses Nebenschlusses in den unmittelbaren Stromkreis, die
Stromstärke des Kreises und die Lichtstärken in den Lampen ausgesetzt sind. Zur
möglichsten Verminderung von Schwankungen in der Lichtstärke beim Versagen einer
Lampe empfiehlt es sich noch ganz besonders, die Dynamomaschine derart einzurichten,
daſs unabhängig von Widerstandsänderungen im Kreise (innerhalb gewisser Grenzen) die
Stromstärke stets unverändert bleibt.
Der Nebenschluſs ist dauernd von einem schwachen Strome durchflössen, dessen Stärke
von dem Widerstände des Nebenschlusses abhängt. Andererseits ist es gut, diesen
Widerstand nicht zu groſs zu machen, was die Anwendung dickeren Drahtes im
Nebenschlüsse und ein gröſseres Volumen des letzteren nöthig macht. Für gewisse
Fälle ist daher die in Fig. 2 dargestellte Schaltung
vorzuziehen. Der Nebenschluſs wird bloſs dann vom Strome und zwar nur ganz kurze
Zeit durchflössen, wenn die zugehörige Lampe versagt. Dies gestattet, den
Nebenschluſs aus ganz dünnem Draht herzustellen. Der kleine, vom Hauptstrome erregte
Elektromagnet e hält seinen Anker a fest, so lange der Strom fortdauert. Versagt die
Lampe, so wird der Elektromagnet e stromlos und
überläſst den Anker a der Wirkung einer Abreiſsfeder;
dadurch wird ein Contact geschlossen, wodurch der Nebenschluſs E Strom erhält, der dann den Kurzschluſs As bewirkt. In diesem Augenblicke ist der
Hauptstrom wieder hergestellt, in Folge dessen durch Erregung des im Hauptkreise
liegenden Elektromagnetes e der Contact zum
Nebenschlüsse E wieder unterbrochen wird. Da alle
Lampen des Kreises mit einem Elektromagnete im Hauptkreise versehen sind, so werden
im Falle des Versagens einer Lampe sämmtliche Elektromagnete ihre Anker loslassen;
indessen wird nur derjenige Nebenschluſs einen Kurzschluſs veranlassen, dessen
zugehörige Lampe zerstört ist.