Titel: | Ueber die mechanische Arbeit der Sprengstoffe; von Prof. Franz v. Rziha. |
Autor: | Franz v. Rziha |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 128 |
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Ueber die mechanische Arbeit der Sprengstoffe;
von Prof. Franz v.
Rziha.
v. Rziha, über die mechanische Arbeit der Sprengstoffe.
I) Die theoretische Arbeit.
Die älteren Angaben von Bunsen und SchischkoffPoggendorff's Annalen, 1857 Bd. 12 S. 321 (vgl.
D. p. J. 1858 147 * 413)., daſs 1k
Schieſspulver eine theoretische Arbeit von 67410mk, von StadlerZeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins, 1886 S. 41., daſs es eine solche von
88157mk und von BerthelotSur la force de la poudre et des matérières
explosives. Paris 1871. Deutscher Auszug von R.
Wagner in Dingler's polytechn. Journal 1872 203 304., daſs es eine theoretische
Arbeit von 161500mk entwickle, sind durch die
Untersuchungen von Roux und SarrauComptes rendus, 1873 Bd. 77 S. 138 und 478, vgl.
D. p. J. 1873 209 303, 210 21. überholt
worden. Letztere brachten, ähnlich wie es schon Bunsen
und Schischkoff gethan haben, Pulver verschiedener
Sorten und auch andere Sprengstoffe in einem abgewogenen Wasserbade zur
Explosion
Nr.
Es entwickelte 1k
Wärmeeinh.zu 425k
Somit theore-tische Arbeitin k
1
Sprengpulver (62 % Salpeter, 20 % Schwefel, 18% Kohle)
570,2
242335
2
Gewehrpulver (74 % Salpeter, 10,5 % Schwefel, 15,5 % Kohle)
730,8
310590
3
Geschützpulver (75 % Salpeter, 12,5 % Schwefel, 12,5 %
Kohle)
752,9
319982
4
Jagdpulver (78 % Salpeter, 10 % Schwefel, 12 % Kohle)
807,3
343102
5
Schieſsbaumwolle
1056,3
448927
6
Dynamit (75 % Nitroglycerin, 25 % Kieselguhr)
1290,0
548250
und erhoben die Temperatur desselben vor und nach der
Entzündung, wodurch die entwickelten Wärmeeinheiten, demnach der theoretische
Arbeitswerth, reducirt auf 1k des Schieſs- oder
Sprengstoffes, festgestellt werden konnten. Die Schluſswerthe dieser Untersuchungen
sind in vorstehender Tabelle zusammengestellt. Aus der darin mitgetheilten
Bestimmung des Arbeitswerthes eines 75 procentigen Dynamites läſst sich mit
Rücksicht darauf, daſs erhobenermaſsen 6 Procent des Nitroglycerins zur
Verschlackung der Kieselguhr verwendet werden, die theoretische Arbeit von 1k
Nitroglycerin auf: (548250 × 100) : (75 – 6) =
794565mk berechnen. Wiederum aus diesem Werthe
und aus der theoretischen Leistung der Schieſswolle läſst sich die theoretische
Arbeit einer Sprenggelatine von 92 Proc. Nitroglycerin
und 8 Proc. gelatinirter Schieſswolle auf: [(794565 × 92) + (448927 × 8)] : 100 =
766913mk berechnen. Auf Grund der
Untersuchungen von Roux und Sarrau stellt sich demnach der theoretische Arbeitswerth der heute
gebräuchlichsten drei Sprengstoffe und derjenige des Nitroglycerins für je 1k folgendermaſsen fest:
Nr.
Sprengstoff
TheoretischeArbeit mk
Werthverhältnisse
1
Sprengpulver mit 62 % Salpeter
242335
1,00
–
2
Dynamit mit 75 % Nitroglycerin
548250
2,26
1,00
3
Gelatine mit 92 % Nitroglycerin
766913
3,16
1,40
4
Nitroglycerin
794565
3,28
1,45
II) Bestätigung der theoretischen
Werthverhältnisse durch die Praxis.
In den beiden letzten Spalten der vorstehenden Tabelle sind die Verhältniſszahlen der
theoretischen Arbeitsgröſsen der verschiedenen Sprengstoffe ausgedrückt worden.
Annähernd ganz dieselben Verhältniſszahlen wurden aber auch
durch die Praxis der Sprengarbeit aufgefunden, so daſs die theoretischen
Erhebungen eine sehr wesentliche Bestätigung ihrer Richtigkeit erlangen.
1) Die Erfahrung bei der Sprengarbeit hat gelehrt, daſs für 1cbm Gewinnung ein und desselben Gesteines und
unter den gleichen stratigraphischen und sonstigen örtlichen Verhältnissen 2- bis 3
mal mehr Pulver als Dynamit, dem Gewichte nach, verbraucht wird. So fand der
Bergwerksdirektor MakucOesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen. 1882 S. 227 (vgl. D. p.
J. 1882 246 186). in Bleiberg
bei sehr ausgedehnten Versuchen das Verhältniſs der Leistungsfähigkeit zwischen Pulver und Dynamit wie 1 :
1,84. Ferner fand Hofrath v. PischofVgl. Trauzl: Dynamit und Schießwolle, (Wien
1870) S. 147. bei ausgedehnten Versuchen im Eisenbahnbaue,
insbesondere im Buchberger Einschnitte, dieses Verhältniſs:
im mittelharten Syenit wie
1 : 2,40
im festen Syenit oder Granit wie
1 : 2,57
in Lagen von Feldspath oder Quarz wie
1 : 3,30
Im arithmetischen Mittel dieser vier Versuche beträgt also das
Verhältniſs 1 : 2,50, während die obige Tabelle 1 : 2,26 angibt.
Bei eigenen Versuchen über die Leistungsfähigkeiten zwischen Dynamit und Gelatine wurden folgende
Verhältniſszahlen aufgefunden:
An der St. GotthardbahnTetmajer: Nobel'sche Präparate, (Zürich
1882) S. 37.
1 : 1,46
Im Bergwerke zu ZaukerodaM. Georgi im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich
Sachsen für 1882.
1 : 1,45
In der Grube von TarnowitzZeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1882 S. 191.
1 : 1,41
In den Mannsfelder GrubenDaselbst 1881 S. 246.
1 : 1,33
–––––––
also im Mittel
1 : 1,41,
während die theoretischen Leistungen sich wie 1 : 1,4
verhalten.
Durch die sogen. Aushöhlungsprobe von Trauzl
(vorgenommen in Bleistücken) ergaben sich folgende Werthverhältnisse:
Bei einem und demselben Gewichte der Ladung verhalten sich
die Gröſsen der durch die Explosion in den Bleistücken gebildeten Hohlräume
Nr.
Autor
beiDynamit
beiGelatine
bei Nitro-glycerin
1234
v. Friese, ComitéberichtWochenschrift des Oesterreichischen
Ingenieur- und Architektenvereins, 1883 S.
144.MünchDaselbst 1882 S. 205.TrauzlTrauzl: Ueber neue Sprengstoffe, (Berlin
1883) S. 24.Dr. KloseZeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1883 S. 91.
1,001,001,001,00
1,261,571,431,50
–1,861,431,80
Durchschnitt
1,00
1,44
1,70
Es findet also auch bei diesen Erprobungen eine groſse
Uebereinstimmung mit den theoretischen Leistungswerthen nach Roux und Sarrau statt.
III) Nützliche Arbeit.
Von den nachgewiesenen theoretischen Arbeitsvermögen der Sprengstoffe kann in der
Praxis nur ein geringer Theil nützlich wirken, weil die Verbrennung der Ladung eine
unvollkommene ist, weil der Besatz eine Zusammenpressung und chemische Umwandlung
erfährt, weil ein sehr groſser Theil der verfügbaren Arbeit zur ErschütterungBergrath Schell: Beobachtungen über
Gesteinschwingungen in der Grube in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1880 S. 340.
1883 S. 31. – M. Becker: Allgemeine Baukunde des
Ingenieurs, 1853 S. 421. – Am Arlbergtunnel wurden die
Sprengschüsse vor dem Stollendurchschlage schon
auf mehr als 1000m Entfernung gehört; die dem Ohre nicht wahrnehmbare
Gesteinschwingung hatte also eine noch gröſsere Ausdehnung.
bezieh. zur ErwärmungNach den Erfahrungen beim Schnellfeuer der Artillerie und Infanterie nimmt
die Erwärmung der Rohre derart zu, daſs ungefähr 10 bis 15 Procent der
theoretischen Arbeit der Ladung durch die Erwärmung verzehrt
werden. des stehengebliebenen Gesteines verwendet wird und weil
endlich ganz bedeutende Gasmengen nutzlos durch den Zündkanal und durch die Sprengrisse
entweichen. Diese Verluste können durch Versuche in unmittelbarer Weise kaum jemals
erhoben werden, weil sich ein Sprengact nicht zur Beobachtung eignet; auch lassen
sie sich zur Zeit noch nicht in der Weise ermitteln, daſs der in anderer Form
gefundene Arbeitsaufwand einer Gesteinszertrümmerung ersetzt wird, weil wir über die
sogen. dynamische Festigkeit der GesteineDie Erhebungen der dynamischen Festigkeit der Gesteine wurden in den
Münchener Conferenzen über Erprobung der Materialien in den Jahren 1884 und
1885 bereits angebahnt. noch ganz im Unklaren sind.
Wir stehen daher vor einer Aufgabe, welche zur Zeit nur durch die Benutzung eines
technischen Analogons gelöst werden kann und ein solches bietet sich in dem mechanischen Prozesse des Schieſsens aus Geschützen und
Gewehren dar, wofür die von einer Pulverladung geleistete nützliche Arbeit
bereits mit groſser Schärfe erhoben worden ist. Die Heranziehung dieses technischen
Analogons ist deshalb gestattet, weil man, je nach der Anordnung der Verdammung, mit
einer und derselben Ladung schieſsen oder sprengen, also mit einer und derselben
Kraftquelle Widerstände von zweierlei Form, aber nahezu einerlei Gröſse überwinden
kann; weil ferner die technische Anordnung der Verbrennung der Ladung in beiden
Fällen – ob Schieſsen, ob Sprengen – dieselbe ist; denn jedesmal liegt die Ladung
auf dem Grunde eines durch Geschoſs oder Besatz verspundeten Rohres und jedesmal
wird der Ladungsraum durch den chemischen Aufbau der Gase vergröſsert, indem sich
entweder das Geschoſs im Rohre vorschiebt, oder der Besatz innerhalb des Bohrloches
zusammengepreſst wird; endlich weil die langjährige Praxis die gröſste Nutzwirkung einer Ladung in beiden Fällen – ob
Schieſsen, ob Sprengen – durch die Auffindung bestimmter
constructiver Verhältnisse zwischen Durchmesser, Länge und Wandstärke des
Rohres (Metall oder Gestein) einerseits und Ladung andererseits, erzielt hat.
Die Einwände gegen die Benutzung des in Rede stehenden Analogons können sich nur auf
die beiden Zweifel beziehen, ob der Explosionsact in beiden Fällen der gleichen
Zeiten, also der gleichen Auslösung der Kraftquelle bedarf und ob die
Gasausströmungen in dem einen oder dem anderen Falle verschieden sind; diese Zweifel
sind jedoch, soweit das Beobachtungsvermögen reicht, von keiner überwiegenden Natur
und es ist die Heranziehung des Analogons schon deshalb gestattet, weil es das
einzig vorhandene ist und weil der mit seinem Gebrauche etwa verbundene Fehler
keinesfalls groſs sein kann.
Schon der General PonceletTraité de mécanique industrielle, (Paris 1884)
S. 180. weist darauf hin, daſs eine 12k schwere Kugel, welche durch eine 4k schwere Ladung fortgeschleudert wird, eine
Anfangsgeschwindigkeit von 500m in der Secunde
erlangt, und berechnet hieraus und bei Berücksichtigung der auf den Rückstoſs des Geschützes verwendeten
Arbeit, daſs 1k Schieſspulver eine lebendige Kraft, also eine nützliche Arbeit von 38354mk
entwickelt.
CombesTraité de l'exploitation des mines (Paris 1844);
auch deutsch von C. Hartmann (Weimar 1852) S.
152., der berühmte Lehrer des Bergbaues, knüpft an die Angaben
von Poncelet an und erwähnt anläſslich der
theoretischen Besprechung der bergmännischen Gewinnungsarbeiten der nützlichen mechanischen Arbeit des Pulvers nach
Maſsgabe der alten französischen Pulverprobe. Nach dieser muſste ein gutes
Schieſspulver bei einem Höhenwinkel des Probemörsers von α = 45° und bei einer Ladung von 92g
eine Kugel von 60 altfranzösischen Pfund = 29k,37
auf eine wagerechte Entfernung von W = 225m schleudern. Aus der dabei entwickelten
Anfangsgeschwindigkeit v=\sqrt{g\,W:sin\,2\,\alpha} und aus der
Gleichung für die lebendige Kraft A = (Qv2 : 2g) stellt sich die von der bezeichneten Ladung
entwickelte nützliche mechanische Arbeit auf A = ½ QW= ½ (29,37 ×
225) = 3304mk, demnach die nützliche Arbeit von 1k Schieſspulver
auf A1 = 3304 : 0,092 =
35913mk.
Seit diesen Veröffentlichungen hat nun die artilleristische Wissenschaft einen
ungeahnten Aufschwung genommen und sind sowohl in Bezug der Construction der
Geschütze, wie der Geschosse, als auch in Bezug der Beobachtungen der Gasdrücke
während des Vorlaufes der Geschosse im Rohre und der Beobachtung der
Geschoſsgeschwindigkeiten (letztere namentlich nach der Methode von Boulangé, vgl. 1886 261 *
254) äuſserst umfangreiche und bemerkenswerthe Versuche über die mechanischen
Tabelle über die nützliche Arbeitsleistung von 1k Schieſspulver.
Nr.
Bezeichnungdes beobachteten
Gewehresoder Geschützes
Ladung L
Geschoſs-gewicht Q
BeobachteteAnfangs-geschwind. v
Arbeit derLadung
Nützliche Arbeitfür 1k
Pulver\frac{Qv^2}{2\,g\,L}
k
k
m
mk
mk
1
Oesterr. Infanteriegewehr, Werndl ältere Construction
0,005
0,024
440,0
232
46464
2
Desgl. neuere Construction
0,005
0,024
453,0
251
50200
3
Oesterr. 7cm-Feldgeschütz
0,350
2,900
299,0
13227
37791
4
Oesterr. 8cm-Feldgeschütz
0,950
4,300
442,0
39069
41125
5
Oesterr. 9cm-Feldgeschütz
1,500
6,400
448,0
65536
43690
6
Krupp, älteres Panzergeschütz
205,000
776,700
502,4
9992000
48700
7
Krupp 40cm-Geschütz (M. 1881)
220,200
779,000
519,4
10716000
48664
8
Desgl. (Modell 1884)
279,200
741,000
615,2
14300000
51071
9
Französisches 34cm-Geschütz
164,000
420,000
600,0
7710000
47012
10
Französisches 37cm-Geschütz
246,500
535,000
600,0
9821000
39842
11
Woolwich 23cm-Geschütz
149,800
172,500
728,6
5196000
34640
12
Woolwich 34cm-Geschütz
283,700
567,500
625,2
11310000
39866
13
Elswick 23cm-Geschütz
90,800
172,500
671,0
3960000
43612
14
Elswick 41cm-Geschütz.
408,600
817,000
616,1
15810000
38693
15
Elswick 43cm-Geschütz
350,500
1000,000
558,8
15930000
45448
––––––––––––
Mittelwerth
43788
Vorgänge beim Schieſsen vorgenommen worden, so daſs die
Nutzleistungen des Schieſspulvers durch die verschiedenartigsten Beispiele
festgestellt werden können. In der vorstehenden Tabelle sind derlei Beispiele zum
Zwecke der Erlangung eines Durchschnittswerthes, theils aus dem vortrefflichen Handbuche für die österreichischen
Generalstabs-OfficierePierausgegeben vom k. k. Hauptmann Springer
(Brünn 1880)., theils aus den Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-WesenHerausgegeben von dem k. k. technisch-administrativen Militär-Comité zu
Wien. zusammengestellt worden.
Trotz der jedenfalls vorhandenen Unterschiede der Pulversorten und der Verhältnisse
zwischen Rohrlänge, Rohrdurchmesser, Ladungsgröſse und Geschoſsgewicht und trotz der
krassen Unterschiede der verschiedenen Beispiele in Bezug auf Ladung (5g und 408k,6) und auf Geschoſsgewicht (24g und 1000k) lehrt dennoch die vorstehende Tabelle eine
überraschende Gleichförmigkeit in der Gröſse der nützlichen Arbeit, die gegenwärtig
von den Artillerie-Ingenieuren im groſsen Ganzen zu mindestens 40mt allgemein angenommen wird und welche für die
folgenden Betrachtungen zu 43788mk angesetzt
werden soll.
Setzt man nun nach Roux und Sarrau die theoretische Arbeitsleistung von 1k Schieſspulver zu 319982mk an, so
berechnet sich für den Prozeſs des Schieſsens aus Gewehren und Geschützen ein
Nutzeffect μ = (43788 × 100) : 319982 = 13,71 Proc.
In Ermangelung anderer Zahlen und Untersuchungen kann also der Nutzeffect einer Sprengladung aus Pulver ebenfalls zu 13,71 Proc.
angesetzt werden. Der gleiche Ansatz ist aber auch für die anderen Sprengstoffe
deshalb zulässig, weil die oben im II. Abschnitte nachgewiesenen Erfahrungen gelehrt
haben, daſs die praktischen Werthe der Sprengstoffe in denselben Verhältnissen wie
ihre theoretischen Werthe stehen. Sonach ergeben sich folgende Gröſsen:
Tabelle über die nützliche Arbeit von 1k Sprengstoff.
Nr.
Sprengstoff
Theoreti-sche Arbeit
μ = 13,71gibt
nütz-liche Arbeit
Die
Arbeits-wertheverhalten sichwie
mk
1
Sprengpulver, 62 % Salpeter
242335
33224
1,0
–
2
Dynamit, 75 % Nitroglycerin
548250
75165
2,2
1,0
3
Gelatine, 92 % Nitroglycerin
766913
105144
3,2
1,4
4
Nitroglycerin
794565
108935
3,3
1,5
IV) Die Einschränkung der
Wurfarbeit.
Die nützliche Arbeit einer Sprengladung besteht aus zwei Theilen, aus der
Zertrümmerung des Gesteines und aus dem Fortschleudern, besser dem Wegrücken, der
zersprengten Massen. Es ist eine bekannte Aufgabe des Ingenieurs, durch geeignete
Ladegröſsen, Bohrlochsabmessungen und Stellungen der Bohrschüsse die Wurfarbeit, welche zur Gänze aus praktischen Gründen nicht entbehrt werden
kann, auf das Mindeste zu bringen und die von den
Arbeitern so beliebte Kanonierarbeit grundsätzlich zu vermeiden. Mit der Auffindung
der zum wenigsten annähernd richtigen Werthe der Nutzleistung einer Sprengladung sind wir aber nunmehr u.a. auch im Stande,
die obige Sprengregel mathematisch anschaulich zu machen.
Das gesprengte Volumen berechnet sich nach der Gleichung V =
k × t3,
worin k als ein Erfahrungscoefficient und t als die Lochtiefe erscheint. Setzen wir, um ein
Beispiel vorzuführen, t = 0m,75 und k = 0,8,Vgl. Rziha: Lehrbuch der Tunnelbaukunst. Bd. 1
S. 189, 192 und 197. so beträgt v =
0cbm,34. Bei einem specifischen Gewichte des
Gesteines von beispielsweise s = 2,8 wiegt der
Sprengkörper Q = 0,34 × 2,8 × 1000 = 952k.
Wird der Einfachheit halber angenommen, daſs der Schuſs unter 45° werfe und daſs das
Gestein von Schwerpunkt zu Schwerpunkt nur 10m
weit geworfen werde, so beträgt die Wurfarbeit schon A=
½ QW = ½ (952 × 10) = 4760mk.
Der Sprengschuſs entstamme einem 75cm tiefen und
30mm weiten Bohrloche, welches bis auf 20cm Bohrlochshöhe mit Dynamit von 1,6 sp. G. und 75
Proc. Nitroglyceringehalt geladen wurde. Es wiegt daher diese Ladung L = (7 × 20 × 1,6 × 1000) : 1000000 = 0k,22 und enthält sie also ein nützliches Arbeitsvermögen von a = 75165 × 0,22 = 16536mk. Es hat
dieser Wurf (4760 × 100) : 16536 = 29 Procent von der zur Verfügung gestandenen
nützlichen Arbeit verzehrt, woraus, wie allgemein diese Berechnung auch sein mag,
immerhin entnommen werden kann, daſs der Wurf überhaupt ein Uebel ist und eine nicht
zu unterschätzende Vergeudung des Sprengstoffes vergegenwärtigt, wenn er so gar
groſs und krachend ausfällt; dann ist er aber auch ein schon von fern hörbares
Zeichen einer unwissenschaftlichen Handhabung der
Sprengarbeit.