Titel: | L. Andrieu's Chromatometer zur Messung der Farbe von Flüssigkeiten. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 171 |
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L. Andrieu's Chromatometer zur Messung der Farbe
von Flüssigkeiten.
Mit Abbildung.
Andrieu's Apparat zur Messung der Farbe von
Flüssigkeiten.
Dieser Apparat hat nach den Comptes rendus, 1886 Bd. 103
* S. 281 den Zweck, die Färbung von Flüssigkeiten durch einen Zahlenausdruck zu
bestimmen. Da die Farbe von Flüssigkeiten eine aus Farbenton und Färbekraft
(Intensität) zusammengesetzte Eigenschaft ist, so muſs bei Bestimmung einer farbigen
Flüssigkeit gleichzeitig der Art und der Menge der Farbe Rechnung getragen werden.
Um ein absolutes Colorimeter zu besitzen, ist es unumgänglich nöthig, sich eine
absolute Einheit, einen Grundtypus zu verschaffen.
Die Vergleichung dar Flüssigkeitsfarbe mit der gleichartigen Farbe des polarisirten
Lichtstrahles liefert die Art, während die Menge durch die gleichzeitig in Betracht
kommende Dicke der Flüssigkeitsschicht bestimmt wird. Bei geringer Tiefe kann in der
Praxis die Menge der Dicke der Schicht umgekehrt proportional angenommen werden.
Textabbildung Bd. 262, S. 171Der Apparat besteht, wie aus nebenstehender Skizze zu ersehen ist, aus zwei
Haupttheilen: In dem Theile auf der rechten Seite liefert die Polarisation des
Lichtes das Mittel zur Vergleichung, während der linksseitige Theil zur Aufnahme der
zu untersuchenden Flüssigkeit dient. Der Hohlspiegel M
concentrirt das auffallende diffuse Licht im Brennpunkte der Sammellinse l, welche die parallelen Strahlen auf zwei Prismen E von totaler Reflexion fallen läſst, wodurch sie in
zwei gleiche Bündel getheilt werden. Das rechtsseitige
Lichtbündel durchläuft zwei Nicol'sche Prismen R, P als Polarisatoren, einen Soleil'schen Compensator C mit seiner
ausgleichenden Platte p, hierauf eine Quarzplatte Q von bestimmter Dicke, einen analysirenden Nicol A, tritt in das Prisma E1 und gelangt schlieſslich nach
zweimaliger Totalreflexion in das Okular O. Das linksseitige Bündel nimmt seinen Weg durch einen Nicol
N, welcher die Bestimmung hat, das Lichtbündel zu
schwächen, wie dies für das andere Lichtbündel durch den Polarisationsapparat
geschieht; es durchläuft die in dem Gefäſse c1 befindliche zu prüfende Flüssigkeit und eine in
diese tauchende Röhre
f1, deren Glasboden
dem Glasboden von c1
parallel ist, tritt in das Prisma E1 und gelangt nach zweimaliger Totalreflexion neben
dem rechtsseitigen Lichtbündel in das Okular O, wo das
Auge die beiden Bilder deutlich und vergröſsert wahrnimmt.
Zur Messung der Farbe einer Flüssigkeit dienen zwei gleichzeitig zu handhabende
Knöpfe. Mit dem einen dreht man den Analysator A, mit
dem anderen taucht man das Rohr f1 mehr oder weniger in das Gefäſs c1 und ändert dadurch
die Dicke der zwischenliegenden Probeflüssigkeit. Nach einigen Versuchen werden im
Okular O die beiden Bilder in gleichem Farben tone
erscheinen, worauf man auf einem getheilten Halbkreise die Art der Farbe in Grad und
auf einer mikrometrischen Skala ihre Menge in Millimeter und Bruchtheilen desselben
abliest.
Vor dem Gebrauche des Instrumentes müssen der Vorsicht halber beide Theile desselben
unter gleiche Beleuchtungsbedingungen gebracht werden. Man beseitigt daher
vorübergehend die Quarzplatte Q, entkreuzt die Nicol'schen Prismen, vertauscht das leere Gefäſs c mit dem die Vergleichsflüssigkeit enthaltenden
Gefäſse c1, damit die
auf beide Seiten des Apparates sich vertheilenden Lichtstrahlen genau dieselbe Menge
färbender Stoffe durchsetzen müssen, und vollendet die Gleichheit des Farbentones
der Halbscheiben in O durch geeignete Neigung des
ganzen Apparates, des Spiegels M, hauptsächlich aber
durch seitliche Verschiebung der Prismen E, wodurch
nach Belieben auf der rechten oder linken Seite etwas mehr Licht eingelassen wird.
Von den beiden Nicol'schen Prismen P und R ist ersteres fest,
letzteres drehbar, um die bräunlichen Farbentöne Chevreul's zu erzielen, wenn es gewisse Flüssigkeiten von matter Farbe
verlangen sollten. Mit Hilfe einer bei Q eingesetzten,
wechselbaren Reihe von Quarzplatten verschiedener Dicke lassen sich alle Farbentöne
hervorbringen.
Ist nun eine bestimmte Flüssigkeit, z.B. Wein, zu
untersuchen, so kann man die Soleil'sche
Quarzkeil-Ausgleichung p weglassen und sich der
Quarzplatte von bestimmter Dicke bedienen, welche nach Biot bei gekreuzten Nicol'schen Prismen ein
reines Roth liefert.
Zu den zahlreichen Anwendungen des sogen. Chromatometers gehört die Bestimmung der färbenden Kraft der Farbstoffe und ihre
Herstellung nach einem unveränderlichen Typus, die Vergleichung farbiger Gläser, die genaue Kenntniſs
der Weinfarbe, ihre Vergleichung mit der gelieferten Weinprobe, die
Kenntniſs der geringsten Aenderung im Farbentone der Weine, sobald eine Krankheit
oder ein Gährungsstoff auf sie einzuwirken beginnt, insbesondere auch die Prüfung des Blutes, für welches das beschriebene
Instrument ein empfindliches, rasch zum Ziele führendes Colorimeter bildet. (Vgl.
Fleischl v. Marxow 1885 258 * 503.)