Titel: | Schwefelleber-Mühle von F. A. Schöpfleuthner in Wien. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 176 |
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Schwefelleber-Mühle von F. A. Schöpfleuthner in
Wien.
Mit Abbildungen auf Tafel
12.
Schöpfleuthner's Schwefelleber-Mühle.
Beim Brechen von Schwefelleber unter Anwendung von Stampfwerken bildet sich eine
groſse Menge Gries und Staub, welche in diesem Zustande keine Verwendung finden, da
nur krystallinischer Bruch über 5mm Korngröſse
angestrebt wird. Schwefelleber hat die Eigenschaft, bei kieseliger Härte und
stellenweiser Dichte groſse Mengen Wasser aus der Luft aufzunehmen und bei freier
Zerkleinerung rasch zu zerflieſsen. Ich hatte jüngst die Aufgabe, zum Zwecke der
Zerkleinerung dieses Materials eine passende Maschine anzufertigen, da alle vordem
unternommenen Versuche mit den verschiedensten im Fabriksbetriebe vorkommenden,
ähnlichen Zwecken dienenden Maschinen scheiterten.
Nachdem die Schwefelleber nach dem Schmelzen fast kalt aus dem Kessel gestürzt wird
und hierbei eine kugelförmig abgerundete Gestalt erhält, lieſs ich dieselbe zuerst
mittels Meiſsel und Schlägel grob zertrümmern, dann durch einen Vorbrecher in Würfelstücke von etwa 40mm Seitenlänge zerreiſsen. Die Maschine muſste
ihre Walzen auf mindestens 5mm nähern können und
so wurden zur sicheren Aufnahme der vorgebrochenen Stücke zwei Oberwalzen nöthig.
Ich muſste mich zu diesem in Fig. 7 und 8 Taf. 12 dargestellten
Systeme entschlieſsen, da ich auf keine andere Weise rasche Zersplitterung, bei
Vermeidung von staubartigem Durchgange, zu erzielen vermochte. Dem ersten
Walzenpaare gab ich unverrückbare Lagerung (im Abstande ihrer kleinsten Durchmesser
gemessen) von 25mm unter Anwendung einer Form, wie
sie Fig. 9 und
10 Taf.
12 zeigen. Die unteren Walzen dagegen muſsten geriffelt werden, jedoch zur
möglichsten Verhütung der Verkrustung ohne scharfe Ecken und so flach, als dies der
gewünschte Bruch gestattet. Ich nahm also auf den angewendeten Walzendurchmesser von
100mm 24 Zähne. Die Umfangsgeschwindigkeiten
der Walzen sind bei einem und demselben Paare gleich; doch läuft das untere
Walzenpaar zum oberen mit einer Geschwindigkeit im Verhältnisse wie 7 : 1, wobei die
feinste Stellung noch vollständig abführt und ununterbrochene Arbeit gestattet.
Obzwar die Leistung der Maschine bei 200mm
Walzenlänge eine auſserordentliche ist, beginnt doch bei feuchter Witterung Wasser
an den Walzen zu erscheinen und ist es daher unerläſslich, den Abrutsch mit Tuch gut
zu verhängen. Die Einstellung der Walzenentfernung des unteren Paares geschieht
mittels zweier Handräder, welche in den Lagern der freien, also vom Antriebe nicht
weiter belasteten Walze durch Schraubenspindeln drehbar stecken. Der Antrieb
geschieht über die unverrückbar gelagerte Walze des unteren Paares mittels
Riemenscheibe von 460mm Durchmesser und 90mm Breite und Fortpflanzung durch Stirnräder in
der gezeichneten Ordnung. Die erste dieser Maschinen arbeitet seit 1 ½ Jahren in der
chemischen Fabrik von Victor Alder in Wien zur vollsten
Zufriedenheit.