Titel: | Wärmeregler für Aichämter. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 218 |
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Wärmeregler für Aichämter.
Mit Abbildungen auf Tafel
15.
Wärmeregler für Aichämter.
Für das Groſsbritannische Aichamt (Standard Office) in London hat die Scientific Instrument Company in Cambridge einen neuen
Wärmeregler gefertigt, welcher ähnlich dem im Bureau
International des Poids et Mesures in Sèvres benutzten ApparateVgl. Traveaux et Mémoires du Bureau International des
Poids et Mesures, Bd. 1 * S. 10. ausgeführt ist und bei
der Vergleichung von Maſsstäben Verwendung finden soll; letztere befinden sich dabei
in einem Wasserbade, dessen Temperatur möglichst gleichbleibend zu erhalten ist. Der
Apparat zeichnet sich besonders dadurch aus, daſs derselbe Rücksicht nimmt auf die
Veränderungen des äuſseren Luftdruckes, welche bei den bisherigen Apparaten
Temperaturschwankungen hervorbringen müssen, da der veränderliche Luftdruck die Zufuhr von Gas zur
Heizflamme beeinfluſst.
Die eiserne, mit Wasser gefüllte Wanne D (Fig. 4 Taf. 15)
befindet sich in einem hölzernen Kasten I und der Raum
zwischen Wanne und Kasten ist mit Sägespänen, als einem schlechten Wärmeleiter,
angefüllt. In den Boden der Wanne D münden die beiden
Enden eines U-förmig gebogenen Rohres a; unter dem
einen Schenkel des letzteren befinden sich zwei Gasflammen, von denen die eine mit
dem Regulator, die andere mit einem gewöhnlichen Gashahne in Verbindung steht. Die
zweite Flamme hat den Zweck, die eigentliche Regulatorflamme wieder anzuzünden,
falls diese in Folge der Thätigkeit des Apparates ausgelöscht werden sollte. Das
Wasser in der Wanne D wird durch Luft, welche man
mittels eines Blasebalges H hindurchtreibt, in Bewegung
erhalten, um eine gleichmäſsige Temperatur in der ganzen Flüssigkeit herzustellen.
Der Druckschlauch des Blasebalges H mündet dicht
oberhalb der beiden Gasflammen in das U-Rohr a. Um die
zur Bewegung des Wassers dienende Luft vorzuwärmen, ist der Blasebalg innerhalb des
Holzkastens I angebracht und der Druckschlauch durch
die Sägespäne gelegt. Die Flüssigkeit im Regulator besteht aus einer Mischung von
Methylchlorid und Aethylchlorid, welche bei ungefähr 2½° unter dem Atmosphärendrucke
siedet. Diese Flüssigkeit befindet sich in dem flachen Glasgefäſse G, welches an das U-förmige Rohr b angeblasen ist, und ist durch Quecksilber
abgeschlossen. An das Rohr b schlieſsen sich die Röhren
c und d an, welche
mittels Kautschukschlauch verbunden und mit Quecksilber gefüllt sind. Das aufwärts
gebogene Ende von d trägt ein metallenes Doppelrohr E, dessen Einrichtung Fig. 5 Taf. 15
veranschaulicht. Das innere Rohr ist einerseits mittels des Schlauches e mit einem Gashahne verbunden und reicht andererseits
bis auf die Oberfläche des Quecksilbers. Das Auſsenrohr steht durch den Schlauch f mit der zu regulirenden Gasflamme in Verbindung.
Die Wirkungsweise dieses Apparates ist nun folgende: Steigt die Temperatur im
Wasserbade D, so wird ein Theil der Flüssigkeit in G gasförmig und treibt das Quecksilber in den Röhren
c, d und E aufwärts
und vermindert so die Gaszufuhr. Ebenso werden aber auch bei der Leichtflüchtigkeit
der Flüssigkeit in D durch geringe Schwankungen im
äuſseren Luftdrucke Veränderungen in der Höhe der Quecksilbersäule hervorgerufen,
indem z.B. bei Verminderung des äuſseren Luftdruckes das Quecksilber in E steigt. Um dies auszugleichen, muſs die Innenröhre
von E um ein gleiches Stück gehoben werden, was durch
eine besondere Einrichtung bewirkt wird: Der obere Theil des Apparates ist mittels
einer Klammer auf dem um die wagerechte Achse A
drehbaren Brette LK befestigt. Bei A zweigt sich ein zweites, festliegendes Brett B ab. Zwischen AB
und AK befindet sich ein Gasbeutel, der durch den
Schlauch g gespeist wird, wobei sich von letzterem ein Schlauch h abzweigt, welcher mit einer Röhre C in den offenen Schenkel des Barometers F eintaucht. Der Gasdruck im Beutel und die Belastung
des beweglichen Brettes LK sind so geregelt, daſs
sie einander das Gleichgewicht halten und sich das Brett LK wagerecht in Ruhe befindet. Vermindert sich
der Luftdruck, so steigt das Quecksilber im kleineren offenen Schenkel des
Barometers F, schlieſst den Schlauch h und das Rohr C und
bewirkt dadurch ein Einströmen von Gas in den Beutel. In Folge dessen dehnt sich der
letztere aus und bewegt den Schenkel AL aufwärts,
wodurch gleichzeitig das Doppelrohr E und die
Gaszuleitungsröhre C so weit gehoben werden, bis der
Gleichgewichtszustand wiederhergestellt ist.
Die Ergebnisse mit diesem Apparate während einer 14tägigen Versuchsdauer sollen sehr
befriedigend gewesen sein. Bei 10 maliger Ablesung am Tage konnte nur ein Schwanken
des Thermometers zwischen den Grenzen 30,90° und 30,86° beobachtet werden.