Titel: | Langhobelmaschinen mit freier Arbeitseite. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 300 |
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Langhobelmaschinen mit freier
Arbeitseite.
Mit Abbildungen auf Tafel
20.
Langhobelmaschinen mit freier Arbeitseite.
Von E. A. Walker in Philadelphia werden nach G. Richards' Construction Langhobelmaschinen gebaut,
welche eine freie ArbeitseiteVgl. auch Billeter 1877 226 549. Asquith 1878 230 * 397. Buckton
1879 234 154. ähnlich wie unsere
bekannten Querhobelmaschinen gewähren. In Fig. 1 und 2 Taf. 20 ist nach dem American Machinist, 1886 Nr. 10 * S. 1 bezieh. Nr. 33 *
S. 7 eine solche Maschine kleinerer Ausführung dargestellt.
Auf dem zu beiden Seiten des Fuſses ausragenden Bette B
bewegt sich ein Schlitten S, welcher quer zur
Bettführung einen wagerechten, frei vorragenden Arm A
besitzt. An der Prismenführung dieses Armes wird durch eine Schraubenspindel der
Stahlhalterschlitten T nach gewöhnlicher Art
eingestellt. Der Schlitten S wird durch eine starke
Schraubenspindel bewegt, deren Antrieb mittels offenen und gekreuzten Riemens
erfolgt. Die Bewegung des Schlittens wird durch die Verschiebung der Riemen
umgekehrt. Um die Umkehrung auf einen möglichst kurzen Weg des Schlittens an den
Enden seines ganzen Hubes zu beschränken, muſs die Trägheit umlaufender Massen, also
die Schwungrad Wirkung der auf der Bewegungsspindel sitzenden Antriebscheiben
verringert werden. Aus diesem Grunde wird die mittlere feste Riemenscheibe R von doppelter Riemenbreite aus Holz gemacht, während
die beiden auſsenliegenden, losen, einfach breiten Scheiben R1 und R2 aus Eisen gegossen sind. Der Hub wird durch den
Anschlag eines Führungsauges am Schlitten S an
Stellringen einer Steuerstange s begrenzt, welche
parallel über dem Bette liegt und über oder durch den Schlitten S geht; beim Antreffen des Schlittens an die Stellringe
wird diese Stange mitgenommen, die Riemengabel verstellt und der Hubwechsel
erreicht. Da alle drei Scheiben R, R1 und R2 zusammen bloſs vier Riemenbreiten besitzen, so
läuft ein Riemen stets auf der Festscheibe R. Um nun
die Maschine ganz abzustellen, muſs jener Riemen für sich allein auf seine
Losscheibe gebracht werden, was durch eine besondere Verschiebung der entsprechenden
Riemengabel erfolgt, wozu diese Gabeln auf Zapfen an der Steuerstange s drehbar sitzen.
Sinnreich ist die Ableitung der Schaltbewegung von der Hauptbewegung. Längs der
hinteren Bettseite ist ziemlich auf die ganze Länge derselben eine schwache
Zahnstange angeschraubt. Mit dieser steht ein Getriebe r im Eingriffe, dessen Welle quer in dem Schlitten S gelagert und an deren vorderem Ende eine Schlitzkurbel aufgesteckt ist.
Eine kleine Schubstange verbindet die letztere mit dem schwingenden Schalthebel auf
der Schraubenspindel des Armes A. Während des
Schlittenlaufes dreht das Zahnstangengetriebe die Schlitzkurbel und diese versetzt den Schalthebel
in Schwingungen, deren Anzahl von der Hublänge der Schlittenbewegung abhängt. Es ist
selbstverständlich, daſs die Schaltung nur während des Rücklaufes erfolgen kann,
demnach der Schaltkegel in die Zähne des Schaltrades entsprechend eingelegt werden
muſs. Da die Schaltung des Stahles unabhängig von der Hublänge bleiben muſs, ist
mittels der Schlitzkurbel eine Vorkehrung getroffen, die Schaltungsgröſsen nach
Belieben einzustellen. Auch ist bei schweren Maschinen eine selbstthätige senkrechte
Verschiebung des Stahlträger, wie bei den gewöhnlichen Hobelmaschinen
vorgesehen.
Eine werthvolle Eigenschaft dieser Hobelmaschine bildet die Unabhängigkeit derselben
von den Gröſsenverhältnissen des Werkstückes und ferner jene schon den
Querhobelmaschinen zukommende Eigenthümlichkeit des bewegten Werkzeuges. Als
Nachtheil muſs hingegen die ungünstige Hebelwirkung zwischen Schnittdruck und Druck
in den Schlittenführungen angesehen werden, wodurch der Gang der Maschine erschwert, oder die Genauigkeit der Arbeit
beeinträchtigt wird. Immerhin ist diese Seitenhobelmaschine als ein entschiedener
Fortschritt in der Entwickelung der Hobelmaschinen zu betrachten und es dürften die
angeführten Uebelstände jedenfalls zu vermeiden sein, sobald die der Maschine
zugemuthete Arbeitsleistung derselben angemessen bleibt.
Richards'sche Hobelmaschinen und namentlich auch solche
von schwererer Gattung werden in England von Smith und
Coventry in Manchester gebaut. Fig. 5 Taf. 20 zeigt ein
Schaubild einer Maschine der letzteren Art, welche ein Arbeitsfeld von 1m Breite zu 9m
Länge beherrscht und drei Aufspanntische besitzt.
Die der Revue industrielle, 1886 * S. 394 entnommenen
Fig. 3 und
4 Taf. 20
erläutern die Verwendungsart der Maschine bei der Bearbeitung der Schieberspiegel an Dampfcylindern und beim Hobeln von
Nuthen in Wellen und Riemenscheiben u. dgl.
Jedenfalls scheint dieser Hobelmaschine eine weitere Verbreitung gesichert, wie dies
die vielen Ausführungen in England und Nordamerika in neuester Zeit bekunden.