Titel: | Die Sicherheitslampe und deren Verbesserungen; von L. Jarolimek. |
Autor: | L. Jarolimek |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 409 |
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Die Sicherheitslampe und deren Verbesserungen;
von L. Jarolimek.
(Schluſs des Berichtes S. 308 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
21.
L. Jarolimek, über die Sicherheitslampe und deren
Verbesserungen.
Bezüglich der Lampe selbst und deren Leuchtvermögen ist
zunächst die geregelte Luftzu- und Abführung durch den schon wiederholt erwähnten
blechernen Schornstein der Lampe von Müseler (Fig. 15 Taf.
21) zu erörtern. Zweck ist Trennung der Verbrennungsgase von der eintretenden
frischen Luft, ein Prinzip übrigens, welches von der preuſsischen
Schlagwetter-Commission nicht für ganz richtig gehalten wird, da nach deren
Ausspruch die ungetheilten Verbrennungsgase für die Sicherheit der Glascylinderlampe nöthig sind.
Die Trennung vollzieht sich selbstverständlich um so vollkommener, je tiefer der
Blechkegel unter das Diaphragma niederreicht.
Auſser der in erster Linie bezweckten höheren Leuchtkraft ergibt sich durch den Kegel
aber noch ein selbstthätiges Erlöschen der Lampe sowohl bei starkem
Grubengasgehalte, als auch bei gröſserer Lampenneigung. Es ist nämlich im ersteren
Falle zu beachten, daſs der Raum im Glascylinder unter der Flamme mit schweren
Verbrennungsproducten, dagegen der Blechkegel und ein Theil des oberen Drahtkorbes
mit leichteren Verbrennungsgasen erfüllt sein wird. Beide bilden elastische
Luftpolster, welche den für brennend gewordene Gase verfügbar bleibenden Raum
verringern, die Explosionsheftigkeit mindern und, insofern sie den Kegel erfüllen,
auch die Fortpflanzung der inneren Explosion durch den Schornstein hinauf in den
Korb behindern, zu welchem Zwecke die Schornsteinverengung (von unten 30mm auf 10mm)
eben gleichfalls dienen soll. Die Dochtflamme wird daher in starken Schlagwettern
von Verbrennungsproducten ganz umhüllt, demnach bei innerer Explosion um so sicherer
nach einer Reihe von kleinen Verpuffungen ausgeschlagen. Im zweiten Falle, bei
Lampenneigung, gelangt hingegen die Flamme bald auſser den Bereich des Kegels, der
Luftzug wie die Abfuhr der Verbrennungsproducte hört auf, die im Glascylinder
angesammelte Kohlensäure ergieſst sich ihrer Schwere wegen bei der schrägen Stellung
der Lampe über die Flamme, sie erlöschend. Das selbstthätige Erlöschen im ersteren
Falle nun gilt als ein Vortheil der Müseler'schen Lampe
(Fig.
15), dem gegenüber das bei schräger Lampenstellung eintretende
Lampenverlöschen, also der Nachtheil der empfindlichen Lampenhandhabung, ebenso
wenig in die Wagschale fällt wie der weitere Uebelstand, daſs durch einen tief
niedergehenden Kegel die Leuchtkraft zum Theile wieder verringert wird. Bei einer
gröſseren Niederragung unter das Diaphragma, selbst bis 27mm, wie sie etwa bei den belgischen Müseler-Lampen
vorkommt, erübrigt nämlich ein unbedeckter Flammentheil von nur 22mm Höhe, welcher überdies das Prüfen der durch den
Kegel verdeckten Lampenaureole erschwert.
Im Allgemeinen ist der mit der Trennung der Luftströme zunächst erzielte Zweck des
besseren Leuchtvermögens aber als erreicht anzusehen; denn die belgische
Müseler-Normallampe (Fig. 15) hat die hohe
Leuchtkraft von 69 Procent der englischen Normalkerze bei 45mm Flammenhöhe (Davy's Lampe ergibt hierbei nur 19 Proc. Leuchtkraft, die gewöhnliche offene
Grubenlampenflamme 140 Proc). Auch im Uebrigen gilt die Lampe als verläſslich, weil
nach neueren Versuchen bei ruhigem Gasgemenge nur 1,3 Procent der probirten Lampen
die Explosion nach auſsen fortpflanzten; ja bei der Müseler-Normallampe ergab sich
nach den Versuchen der preuſsischen Schlagwetter-Commission im ruhigen Gemenge nie
ein Flammendurchschlagen.
Die Prinzipien der Müseler-Lampe finden sich deshalb des Weiteren ausgeführt in der
Anordnung Arnould und Godin (Fig. 8), deren Lampe einen Kamin aus Glas bis zum Oelbehälter
herabreichend zeigt, wobei die Luftzuführung über den unteren Rand des dem
Oelbehälter mittels dreier kleinen Stützen aufsitzenden Schornsteines erfolgt; die
Einströmung ist mit wagerechtem Diaphragma verwahrt. Die Anordnung sichert gröſsere
Leuchtkraft und erschwert das Erlöschen bei Neigung. Bei der Lampe von Rosenkranz (Fig. 16 Taf. 21) schränkt
der den Schornstein tragende, nach oben abschlieſsende Fuſsring ein seitliches
Ausschlagen der Flamme bei schräger Lampenstellung möglichst ein – die
Einströmungsöffnungen sind ganz am äuſseren Rande des Fuſsringes angeordnet –,
während der gleich dem Cylinder einer Erdöllampe verengte Schornstein, wie bei Müseler, den Vortheil des Erlöschens in stärkeren
Gasgemengen verbürgt.
Der oben erörterte, besonders betonte Vortheil des selbstthätigen Erlöschens bei
gröſserem Grubengasgehalte, also im Gefahrsfalle, ist jedoch nur für ruhiges
Gasgemenge und geringen Luftzug unter 3m in der
Secunde gesichert, da hierbei die Verbrennungsgase nicht rasch genug abströmen
können, auf die Flamme herabflieſsen und sie verlöschen. Anders verhält es sich bei
gröſseren Luftstromgeschwindigkeiten, bei welchen das Gas unter dem Diaphragma Müseler's im Glase fortbrennt (indem die Flamme hinter
den nach und nach eintretenden Gasen fortläuft), weil die Verbrennungsproducte bei
der oberen Kaminmündung rasch abgesaugt werden. Das wagerechte Netz wird dann
glühend, die Flammen gelangen in den ganzen äuſseren ringförmigen Raum zwischen Esse
und Korb und es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch das Durchblasen des äuſseren
Korbes eintritt. Wie leicht aber das Glühend werden des Diaphragma erfolgt, beweisen
Versuche, welchen zu Folge selbst bei ruhigem Gasgemenge 20 Procent der geprüften
Lampen ein Durchschlagen des wagerechten inneren Netzes erfolgen lieſsen. Ein
verstärkter Luftzug erhebt weiters noch leichter die Flamme durch die Esse hinauf,
nach oben und auſsen zündend, namentlich bei weiten Schornsteinen und bei deren
geringem Niederragen (Müseler-Lampen englischer Anordnung, auch Ostrauer-Lampen), wo
dann Schlagwetter selbst unmittelbar in die Esse gelangen, am leichtesten bei
verminderten Flammen. Für Essen gröſseren Durchmessers, welche ja ebenfalls
anzustreben wären, da eine zu groſse Verengung wegen geringerer Abfuhr der
Verbrennungsproducte mindere Leuchtkraft und häufigeres Lampenerlöschen ergibt,
schützt beispielsweise in der Commissions-Lampe, Modell B (Fig. 14) die Einrichtung
des den Drahtnetzdeckel des Kamins überragenden äuſseren Blechcylinders und das
äuſsere Dach. An derselben ist gegen Müseler's Lampe
und ähnliche die weitere Verbesserung angebracht, daſs der untere Korbtheil,
woselbst durch den ringförmigen Raum zwischen äuſserem Blechcylinder und innerem
Schornsteine mittels
eigener fensterartigen Oeffnungen im ersteren die Luftzuströmung erfolgt, von dem
oberen für die Abfuhr bestimmten durch einen Zwischenboden zwischen Blechcylinder
und Schornstein gänzlich abgetrennt erscheint; die Lampe brennt heller und erlischt
schwieriger.
Das Ziel, die Luftströme bei der Luftzufuhr von oben behufs Leuchtkrafterhöhung noch
vollkommener zu trennen, als bei Müseler's und
ähnlichen Lampen, etwa wie bei der Commissions-Lampe, Modell B, erreichen die
Lampen, welche die frischen Wetter durch eigene senkrechte Luftkanäle bis ins Innere
des Lampenkörpers herabtreten lassen. Bei der Lampe von Eckardt und Lauten (Fig. 9) beispielsweise
gelangt die Luft auſserhalb des inneren gläsernen Schornsteines herab und mittels
der Luftkanäle im Oelbehälter in das Innere des Schornsteines und zur Abfuhr. Bei
Morison's Lampe (Fig. 7) geschieht die
Luftzufuhr zwischen den zwei concentrisch in einander angeordneten Glascylindern
abwärts. Es kann die Bemerkung nicht unterlassen werden, daſs derartige Lampen eine
einfache Construction, leichte Besichtigung und Instandhaltung und die Einhaltung
des Davy'schen Prinzipes vermissen lassen.
Am weitesten erscheint die naturgemäſse Lampen Ventilation verfolgt in den sogen.
Lampen mit Luftzuführung von unten, welche die Luft durch eine Reihe feiner,
allerdings leicht verstopf barer Bohrungen am Verschluſsringe des Oelgefäſses als
ein System enger Röhrchen eintreten lassen (Lampe von Upton und Roberts,
Fig. 13, Morison,
Fig. 7, Wolf,
Fig. 11),
oder anstatt der schwieriger herzustellenden Bohrungen durch einen durchlochten
Messingblechring zwischen Oelgefäſs und Cylinder (Siebring) einführen; letztere
Anordnungen ergeben nach den Versuchen der preuſsischen Schlagwetter-Commission
jedoch immer ein Durchschlagen (bei den üblichen 140 Löchern von 0mm,95 Weite).
Häufig wird die Luft von den Einströmkanälen weg durch einen den Boden des
Oelgefäſses deckenden, die Luft zusammenhaltenden Metallkegel zu der Dochtflamme
gelenkt (Lampe von Upton und Roberts,
Fig. 13, Wolf,
Fig. 10 und
11 Taf.
21). Da dieser Deckel convexer Gestalt und blanker Oberfläche ist (sogen.
Reflector), so erreicht man durch Zurückstrahlen des Lichtes auch eine
Leuchtkrafterhöhung.
Für die beschriebene Luftzuführung von unten spricht sich hauptsächlich die
sächsische Schlagwetter-Commission vom J. 1884 aus, welche auf Grund der
Betrachtungen, die sich bei Vergleich der als Lampe sowohl mit oberer, wie mit
unterer Luftzuführung construirten Wolf'schen Lampe
ergeben, etwa Folgendes sagt: „Bei der Luftzuführung von unten tritt die Luft
frisch und kühl zu und wird erwärmt; die Verbrennungsgase steigen ohne
wesentliche Richtungsänderung empor; die Flamme bleibt in Schlagwetter freier
Luft straff und ruhig, bei Grubengasanwesenheit zeigt die Lampe empfindlich an,
erlischt früh und verläſslich im stärkeren Schlagwettergemische ohne Bildung
bleibender Aureolen. Auch gestatten derlei Lampen gröſseres Neigen ohne
Erlöschen.“
Die bei der Luftzufuhr
von unten zunächst erzielte Erhöhung der Leuchtkraft ist von der sächsischen
Schlagwetter-Commission durch folgende Ziffern gekennzeichnet: Eine Lampe mit unterer Luftzuführung ergibt bei 25mm Flammenhöhe 55 Proc. Leuchtkraft der deutschen
Vereinskerze, dagegen die Lampe mit oberer
Luftzuführung nur 43 Proc.; die untere Luftzuführung bedeutet hiernach eine um etwa
28 Proc. gröſsere Leuchtkraft als die obere Luftzuführung. Die ferner als möglich
bezeichnete genauere Wetteranzeige bei der Lampe mit unterer Luftzuführung wird
daraus gefolgert, daſs diese bei 2, 3 und 4 Proc. Grubengasgehalt und bei kleiner
Flamme die Höhen der Aureolen mit 10, 20 und 45mm
ergibt, anstatt 9, 18 und 39mm bei oberer
Luftzuführung. Für den gleichfalls betonten Umstand des Fortdauerns der Aureolen
beruft sich die sächsische Commission darauf, daſs, während bei der oberen
Luftzuführung der Korb noch bei 7, 8 und 9 Proc. Grubengas von der Aureole erfüllt
ist, in der Lampe mit unterer Luftzuführung bei höherem Grubengasgehalte als 6 Proc.
die Aureole erlischt. Ob übrigens der Luftzufuhr von unten diese Bedeutung
berechtigterweise zufällt, hiergegen werden durch den Ausspruch der preuſsischen
Schlagwetter-Commission Zweifel erregt, wonach insofern der Luftzufuhr von oben eine
freie Durchgangsfläche von 30 bis 100qc zur
Verfügung steht, ihr gegenüber die untere Luftzuführung mit nur 1qc Zufuhrfläche bedeutungslos ist.
Das Prinzip, die Lampe im Falle der Gefahr selbstthätig erlöschen zu machen, wie es
für Müseler's Lampe besprochen und als richtig
anerkannt wurde, findet sich auch bei anderen Lampeneinrichtungen vor. Bei der Lampe
von Reuland beispielsweise ist oberhalb der Flamme ein
Metallhütchen an einem Drahte von leichtschmelzbarer Legirung aufgehängt. Noch bevor
das Glühendwerden des Netzes eintritt, schmilzt der Draht ab und wird die Flamme
durch das niederfallende Hütchen ausgeschlagen. Allerdings muſs einschränkend
beigefügt werden, daſs ein leichtes Erlöschen bei geringen Grubengasgehalten kein
Vortheil ist, da dann die Verlockung zum Wiederanzünden der Lampe um so häufiger
eintritt. Anstatt der das selbstthätige Lampenverlöschen einleitenden, empfindlichen
und eben deswegen leicht unverläſslich werdenden Anordnungen hat man häufiger
solche, die es im Gefahrfalle dem Arbeiter überlassen, aber es ihm auch
ungefährlicher als durch Ausblasen ermöglichen, selbst die Lampe auszulöschen. Durch
Drehen eines mit Einschnitten versehenen, über den Einströmungsöffnungen
angebrachten Blechmantels vermag beispielsweise die Lampe von Birckel sofort ausgelöscht zu werden. Die mehrgerühmte
Lampe von Marsaut (Fig. 12) hemmt mit ihrem
Schutzmantel das Abströmen der Gase und bewirkt wohl auch ein selbstthätiges
Erlöschen bei höheren Grubengasgehalten; doch genügt zum Zwecke des Erlöschenmachens
der Lampe das meist ausreichende Zuhalten der im oberen Theile des Schutzmantels
vorhandenen Schlitze. Da aber die Bildung der Aureole mit der Mahnung an die Gefahr leicht übersehen
werden kann, so wurden selbst Einrichtungen mit Schnarrwerken versucht, welche im
Gefahrsfalle durch ihr Ertönen den Arbeiter aufmerksam machen sollen.
Auf einem anderen Wege, als dem einer geregelten Luftzu- und Abführung wird die
Leuchtkrafterhöhung und genügende Wetteranzeige erzielt durch die Beseitigung der Uebelstände bezüglich der Rübölverwendung
und der Dochtstellung. Anfangs wurde weder auf den Gebrauch von Erdöl,
wegen dessen groſser Entzündlichkeit und leichter Verlöschbarkeit der Flamme, noch
auf die Anwendung des Benzins als Leuchtkraft geachtet; auf letzteres hauptsächlich
deshalb nicht, weil bekanntlich Benzindampf mit Luft ein leicht entzündliches,
explosibles Gemenge bildet und weil man hierdurch Anlaſs zu neuen Gefahren gegeben
glaubte. Diese Befürchtungen haben sich, wenigstens beim Benzin, in neuerer Zeit als
grundlos erwiesen und bietet Benzin vielmehr einen ganz vortheilhaft verwendbaren
Leuchtstoff für die Sicherheitslampe. Dasselbe wurde mit Erfolg bei der Lampe von
C. Wolf (Fig. 10 und 11) in
Verwendung genommen.
Der Benzinbrand empfiehlt sich zunächst wegen der hohen Leuchtkraft und der
gleichbleibenden Stärke des Lichtes. Nach den Versuchen der sächsischen
Schlagwetter-Commission ist ermittelt, daſs bei Glascylinderlampen, mit unterer
Luftzuführung und 25mm Flammenhöhe, die
Leuchtkraft für Benzin 55, dagegen für Rüböl 41 Procent der Vereinskerze beträgt.
Bei 45mm Flammenhöhe ergibt Wolf's Benzinlampe, wenn die eben erwähnten
Voraussetzungen erfüllt sind, 97 Procent der englischen Normalkerze, demnach
gegenüber einer der leuchtkräftigsten Rüböllampen (von Müseler) eine um 41 Proc. gröſsere Leuchtkraft (die Leuchtkraft einer
Vereinskerze gleich gehalten jener von 0,977 englischen Normalkerzen). Beizufügen
ist hier, daſs die preuſsische Schlagwetter-Commission 60 Proc. Leuchtkraft der
englischen Normalkerze als genügend erachtet. Vergleicht man die Kosten der
Beleuchtung für die Lampe mit unterer Luftzuführung und Benzinbrand mit denen einer
gleich starken Beleuchtung unter Rübölverwendung, so betragen die letzteren mehr als
das 3 fache. Benzinbrand bei unterer Luftzuführung bietet eben die billigste
Beleuchtung. Die Benzinverwendung schlieſst selbstverständlich das Verruſsen aus und
tritt eine Verkohlung oder Rispenbildung nicht ein, so daſs selbst die
Dochteinstellung auf das kleinste Maſs der verkleinerten Flamme möglich ist und
verschiedenartige Flammenlängen bis 50mm erreicht
werden können. Es entfällt daher das häufige Reinigen des Korbes und das Putzen mit
dem Haken. Eine bessere als die früher übliche Dochtstellung und Dochtregulirung
bietet die Einrichtung, wonach man eine Schraube meist vom Boden des Oelgefäſses aus
innerhalb bestimmter Grenzen leicht und sicher verschieben, hiermit aber sowohl den
Docht, als auch die Leuchtkraft regeln kann. All den eben erwähnten, namentlich für
die Leuchtkraft und die
Wetteranzeige wichtigen Rücksichten hat Wolf's Lampe
weitgehendst Rechnung getragen.
Anlangend die Wetteranzeige durch die Sicherheitslampe
ist zunächst gleichfalls der Benzinlampe Wolf's mit
unterer Luftzuführung (Fig. 11) zu gedenken. Die
mit ihr schon bei 1 Proc. Grubengasgehalt vortheilhaft ermöglichte Wetteranzeige
ist, was Empfindlichkeit betrifft, neuerer Zeit allerdings noch überboten durch eine
Lampe, welche Spiritus als Leuchtmaterial verwendet, wobei die wenig leuchtende
Alkoholflamme von einem Hohlkegel eingeschlossen ist, um dem Auge das Erkennen der
blauen Schlagwetterflamme zu erleichtern. Es ist hier die Lampe Pieler's gemeint, welche im Uebrigen sich nur als eine
Abänderung der Lampe Davy's mit hohem und vollem
Drahtkorbe darstellt, aber nur zum Wetterabprobiren dient.Vgl. Garforth und Lechien 1886 261 * 476.
Indem diese Lampe schon 0,25 Proc. Grubengas anzeigt und bei 0,5 Proc. eine deutlich
erkennbare Aureole ergibt, welche bei 1 Proc. auf 10cm Länge heranwächst, gilt sie als das dermalen genaueste
Wetteranzeigemittel. Hiermit ist ein wesentlicher Fortschritt bekundet; denn die
Wetteranzeige ist nicht nur, wie bemerkt, bei Müseler's
Lampe, sondern auch bei den neueren Lampen mit Blechhülsen (beispielsweise jener Marsaut's) schwerer
geworden.
Schlieſslich ist noch die Verbindung zwischen Korb und
Oelbehälter, also die Methode des Verschlusses der Sicherheitslampe zu
erörtern. Es sind in dieser Hinsicht an Verbesserungen gegenüber Davy's Lampe und an Neuerungen zu erwähnen: Der auch
gegenwärtig noch häufige Verschluſs mit Schraubenstift, welcher von unten durch das
Oelgefäſs in den Korbring eingreift; von 75000 in Preuſsen gezählten Landen waren
18000 derart verschlossen; das unbefugte Oeffnen durch Nachschlüssel und
Schraubenschlüssel ist hierbei jedoch oft nachgewiesen worden. Der Verschluſs durch
Vernietung und Bleisiegelung des Korbringes mit dem Oelbehälter, wobei die Lösung
nur durch Zerstörung der verbindenden Theile unter Anzeige des Lampeninhabers, also
auch des unberufen Oeffnenden zu erreichen istVgl. die Dinant'sche Lampe der Compagnie d'Anzin 1879 231 * 497.; dies ist der gegenwärtig häufigste
Verschluſs und kam derselbe bei 32000 von obigen 75000 Lampen vor. Der Verschluſs
durch Eingieſsen leichtflüssiger Legirungen um den Verschluſsschraubenbolzen, dessen
Lösung durch Einsetzen des Oelbehälters in heiſses Wasser geschieht. Die
Schluſsvorrichtungen, bei welchen das Lampenöffnen unvermeidlich ein Auslöschen
bewirkt, weil die Verschluſsvorrichtung mit der Dochtstellschraube im Zusammenhange
steht, sind einerseits umständlich, andererseits verhindern sie nur das Oeffnen der
brennenden, aber nicht das nachherige Anzünden der offenen Lampe.
Als die vollkommensten sind solche Verschlüsse zu bezeichnen, die nur durch Mittel zu
lösen sind, welche der Arbeiter nicht bei sich führen oder nicht leicht erlangen
kann. Hierher gehört der pneumatische und der magnetische Verschluſs, welch letzterer bei 10000
Lampen von obigen 75000 in Anwendung stand. Beim magnetischen Verschlüsse wird die
Kraft eines Magnetes gebraucht, um den im Oelgefäſse seitlich oder unten liegenden
Riegel aus einer gewissen, durch die Feder bestimmten Lage zu bringen und dadurch
die Möglichkeit zu geben, die Verschraubung zu öffnen (vgl. Bidder 1877 223 * 382). Um überhaupt die
Verlockung des unberufenen Oeffnens und Selbstanzündens auszuschlieſsen, empfiehlt
sich die Einrichtung, welche mit der Lampe eine Stoſszündvorrichtung verbindet, um
die Lampe auch im geschlossenen Zustande anzünden zu können. Magnetischer Verschluſs
und Zündvorrichtung findet sich in sehr vortheilhafter Anordnung bei Wolf's mehrerwähnter Benzinlampe.
Gegen die Möglichkeit von Wetterundichtigkeiten an den
Verbindungsstellen der Lampentheile sichern Einlagringe aus Asbest, Leder oder
Kupferblech.
Ueberblickt man das Gesagte, so kommt man zum Schlüsse, daſs weder die Lampe von Davy, noch die beste neuere Lampe das wirklich ist, was
ihr Name besagt: eine „Sicherheitslampe“. Vermag doch keine die Aufgabe zu
erfüllen, die Gefahren immer zu beseitigen und unbedingte Sicherheit zu gewähren.
Völlige Gefahrlosigkeit vermöchte ja nur die Verdünnung des Grubengases mit frischer
Luft bis zu einem nichtexplosiblen Gemenge zu bieten. Die so genannte
Sicherheitslampe ist auch gegenwärtig noch mehr Warnungs- als Schutzmittel und hat
ihre Hauptschuldigkeit gethan, wenn sie die Gefahren anzeigt und im Gefahrsfalle
erlischt. Unübertroffenes leistet sie nach dem gegenwärtigen Stande aber zweifellos
als leicht beweglicher, nicht festgebannter Wetteranzeiger, als Maſsstab für die
Lüftungsbedürftigkeit der Schlagwettergrube. Wenn nun auch die Sicherheitslampe
trotz ihres hohen Alters in ihren Grundzügen noch als dieselbe sich erweist, so
haben doch die besprochenen Neuerungen ihre berechtigte Bedeutung, da sie jene
Grundlagen weiter verfolgten und ausführten und mithalfen, die erste
Sicherheitslampe auch gegenüber auſserordentlichen Vorkommnissen: plötzlichen
Gasausbrüchen, heftigen Luftströmungen, unerwarteten Luftwirbelungen, thunlichst
verläſslicher und hiernach praktisch verwendbarer zu gestalten.