Titel: | Apparat zur Abscheidung des Wasserdampfes aus seinem Gemische mit Schwefligsäure. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 418 |
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Apparat zur Abscheidung des Wasserdampfes aus
seinem Gemische mit Schwefligsäure.
Mit Abbildung.
Abscheidung des Wasserdampfes aus Schwefligsäure.
E. Hänisch und M. Schroeder
in Neumühl-Hamborn a. Rh. (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 36721 vom 9. Februar 1886) schlagen
vor, groſse Mengen Wasserdampf aus einem siedend heiſsen Gemische mit gasförmiger
Schwefligsäure durch unmittelbares Einspritzen von kaltem Wasser zu entfernen.
Dadurch wird natürlich zunächst auch die durch Wasser leicht absorbirbare
Schwefligsäure verdichtet werden. Wird aber die so entstandene Lösung von
Schwefligsäure in stetem Gegenstrome dem heiſsen Gemische von Dampf und
Schwefligsäure entgegengeführt, so wird sich die Temperatur dieser Lösung nach und
nach steigern, bis sie zuletzt die Siedetemperatur des Wassers erreicht hat. In
demselben Verhältnisse aber, wie die Temperatur der ursprünglichen
Schwefligsäurelösung steigt, muſs ihr Gehalt an schwefliger Säure abnehmen, bis
derselbe bei 100° annähernd gleich Null wird. Regelt man den Prozeſs nun so, daſs
das abflieſsende Wasser
95 bis 100° warm ist, so kann dasselbe nennenswerthe Mengen von Schwefligsäure nicht
mit sich fortführen, wohingegen der Dampf vollständig verdichtet wird, wenn nur der
Weg des Gegenstromes lang genug ist.
Textabbildung Bd. 262, S. 419Zur Ausführung dieses Verfahrens, welches u.a. zur Wiedergewinnung der
Schwefligsäure aus den Abdämpfen von Sulfitstoffkochern
in Papierfabriken verwendet werden kann, wird ein mit Chamottetellern und
Kokesstücken ausgesetzter Bleithurm vorgeschlagen. Das Gemisch von Schwefligsäure
und Wasserdampf strömt unten durch ein Rohr a in den
Thurm ein und steigt zwischen den Tellern und Kokesstücken hindurch in die Höhe.
Wird nun oben durch eine Brause b eine entsprechende
Menge kalten Wassers eingespritzt, so wird sowohl der Dampf, als auch die
Schwefligsäure verdichtet und flieſst als wässerige Lösung von schwefliger Säure
durch den Thurm zurück. Beim Niederflieſsen im Thurme trifft die
Schwefligsäurelösung aber auf neue, stetig nachströmende heiſse Dampf- und
Gasmengen, welche ihre Wärme unter Verflüchtigung des Dampfes auf die
herabflieſsende kältere Flüssigkeit übertragen, wobei die Temperatur der letzteren
allmählich auf 100° steigt. Mit der Erhöhung der Temperatur wird aber die
ursprünglich absorbirte Schwefligsäure wieder abgegeben, während das verdichtete
Wasser mit dem eingespritzten Wasser unten durch ein zweites Rohr c zum Abflusse gelangt. Ist der Thurm einige Zeit im
Betriebe, so hat sich der Zustand in demselben derartig eingestellt, daſs die
Temperatur des herabflieſsenden Wassers von oben nach unten gleichmäſsig auf
Siedehitze steigt, während umgekehrt die Temperatur des aufsteigenden Gasgemisches
von Siedehitze auf gewöhnliche Temperatur sinkt. In Folge dessen nimmt der
Dampfgehalt des Gases von unten nach oben gleichmäſsig ab und der Gehalt an
Schwefligsäure gleichmäſsig zu. Wird die Wassereinspritzung richtig geleitet, so
muſs der Schwefligsäurestrom im oberen Theile des Thurmes schlieſslich so stark
werden, daſs das eingespritzte Wasser zu seiner Absorption nicht ausreicht und ein
regelmäſsiger Strom von dampf befreiter, gasförmiger Schwefligsäure durch ein am
oberen Ende des Thurmes, angebrachtes Ableitungsrohr d
weitergeführt werden kann.