Titel: | G. Kingdon's Dampfmotor mit kreisenden Cylindern. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 8 |
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G. Kingdon's Dampfmotor mit kreisenden
Cylindern.
Mit Abbildungen auf Tafel
1.
Kingdon's Dampfmotor mit kreisenden Cylindern.
Bei der Beschreibung von Cameron's Winkelkuppelung (vgl.
1885 258 * 7) ist bereits bemerkt worden, daſs sich auf
das Prinzip derselben eine kreisende Maschine gründen lieſse, da jeder Mitnehmer
während einer Umdrehung wie ein Kolben einmal in seiner Bohrung ein und aus
geschoben wird. Einen solchen mit Dampf betriebenen Motor hat G. KingdonVgl. auch Englisches Patent 1885 Nr. 11888, ertheilt an G. Kingdon, F. C. Simpson, J. und E. Denison in Dartmouth. entworfen
und läſst denselben nach der Revue industrielle, 1886 *
S. 381 von Simpson und Denison in Dartmouth
hauptsächlich als Betriebsmaschine für Dampfyachten
bauen; ein solcher Motor wurde auf der Industrie-Ausstellung zu Liverpool 1885
vorgeführt.
In einem geeigneten Gestelle sind die zu einem Ganzen verbundenen, unter sich
parallelen sechs Cylinder A (Fig. 10 bis 12 Taf. 1)
gelagert und zwar so, daſs ihre Achsenrichtung einen Winkel von etwa 30° mit der
Achse der Schraubenwelle einschlieſst. Die Stangen der Kolben dieser Cylinder sind
auſserhalb der Stopf büchsen in einem entsprechenden Winkel abgebogen und dann
mittels Kugelgelenken an eine Scheibe B auf der
Schraubenwelle C angeschlossen. Diese Kolbenstangen
sind sämmtlich von gleicher Länge und der Hub der Maschine ist so bemessen, daſs die
Kolben im obersten und untersten Cylinder gerade an den Anfang und das Ende der
Cylinder zu stehen kommen, während dieselben in den vier anderen Cylindern
Zwischenstellungen einnehmen. Dieser sechsfache Cylinder ist bei D auf Rollen gelagert, bei E aber mit der Schraubenwelle C durch ein
Kugelgelenk verbunden. Sobald man Dampf in die Cylinder läſst, beginnen dieselben
nebst der Scheibe B umzulaufen, während die Kolben in
den Cylindern aus und ein geschoben werden. Die Kolben besitzen nur eine
Drehbewegung um die Hauptachse der Maschine, nicht aber um ihre eigenen Achsen; ihre
Bewegung gegen die Cylinder ist daher eine schraubenförmige und zwar beim Vor- und Rückgänge abwechselnd
links- und rechtsgängige. Dies ist für das glatte Ausarbeiten der Cylinder von
groſsem Vortheile; eine Furchung derselben kann deshalb nicht gut eintreten. Der
Dampf tritt durch das Rohr F in den hohlen Zapfen der
Cylinder ein und gelangt nach dem im Inneren desselben befindlichen feststehenden
Vertheilungsschieber S, dessen Gestalt für Volldruck in
Fig. 9 bei
a dargestellt ist; derselbe läſst einfach die
Dampfkanäle der einen, z.B. der linken, Cylinderseite für den Eintritt offen,
während gleichzeitig die Kanäle der rechten Cylinderseite durch die Höhlung des
Schiebers und das an diesen angesetzte Rohr den Abdampf nach dem Auspuffrohre G ausblasen. Soll die Maschine mit Expansion arbeiten,
so wird die Schieberfläche vergröſsert, so daſs sie statt eines vollständigen
Halbkreises nur einen mehr oder minder groſsen Bogen für den Dampfeintritt freiläſst
(vgl. Fig. 9
bei b, c und d). Indem man
den Schieber S mittels eines Hebels H um einen gewissen Winkel nach links oder rechts
dreht, kann die Bewegungsrichtung der Maschine umgekehrt werden, während bei der
Mittelstellung ein Stillstand im todten Punkte eintreten muſs. Uebrigens ist, um die
Maschine doppeltwirkend zu machen, das vordere Ende eines jeden Cylinders (beim
Dampf Schieber) mit dem Hinterende des gegenüber liegenden durch einen Kanal
verbunden, wie Fig.
10 für den obersten und untersten Cylinder zeigt.
Fig. 12
stellt die Führung der Verbindungskanäle dar, welche den mittleren vollen Kern der
ganzen Cylinderverbindung schraubenförmig umgeben, während nach Fig. 11 am Vorderende die
Dampfkanäle in radialer Richtung nach den Cylindern gehen.