Titel: | Chaligny und Guyot-Sionnest's Dampfmaschinen-Condensator mit wieder gekühltem Wasser. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 65 |
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Chaligny und Guyot-Sionnest's
Dampfmaschinen-Condensator mit wieder gekühltem Wasser.
Mit Abbildungen auf Tafel
4.
Chaligny und Guyot-Sionnest's
Dampfmaschinen-Condensator.
So vortheilhaft Dampfmaschinen mit Condensation im Vergleiche mit den sogen.
Auspuff-Dampfmaschinen arbeiten, so ist man doch häufig zum Verzicht auf die
Condensation gezwungen, wenn entweder die zum Niederschlagen des Dampfes nöthige
Wassermenge überhaupt nicht vorhanden ist, oder, wie in groſsen Städten, wo nur
Wasserleitungswasser zur Verfügung steht, das Wasser theuer bezahlt werden muſs. Aus
diesem Grunde wurde schon vielfach versucht, das im Condensator verbrauchte Wasser
durch künstliche Abkühlung wieder nutzbar zu machen, sei es, daſs man das Wasser in
groſser Oberfläche mit der Luft in Berührung brachte und durch Leitung kühlte, sei
es, daſs man dem Wasser Gelegenheit gab, rasch zu verdunsten, wobei das verdunstende
Wasser dem übrig bleibenden Wärme entzog. Auf dem letzteren Prinzipe beruht die von
Chaligny und Guyot-Sionnest in Paris ausgeführte
Anlage, welche sich durch gedrängte Anordnung und sparsamen Betrieb vortheilhaft
auszeichnet.
Die nach dem Portefeuille économique des Machines, 1886
* S. 66 in Fig.
1 bis 5 Taf. 4 wiedergegebene Anlage besteht aus zwei Apparaten, dem aus einer
Verbindung von Einspritz- und Oberflächencondensator hervorgegangenen Condensator
C und dem Kühler R
(Fig. 1),
in welch letzterem das im Condensator verbrauchte Wasser durch Verdunsten unter
Zuhilfenahme eines durchgeblasenen kräftigen Luftstromes wieder gekühlt wird. Fig. 3 bis 5 zeigen die
Einzelheiten des Doppelcondensators. Das gekühlte Wasser gelangt durch das
Einspritzrohr A (Fig. 5) in den unteren
Theil des Raumes B, wo dasselbe mit dem durch das Rohr
E zutretenden, an den Röhren D bereits abgekühlten und theilweise verflüssigten
Abdampfe der Maschine zusammentrifft und diesen völlig niederschlägt. Das
niedergeschlagene Gemisch wird von der neben dem Einspritzrohre angeordneten
Luftpumpe F auf dem durch den punktirten Pfeil (Fig. 3)
angedeuteten Wege nach dem Oberflächencondensator geschafft, während die aus dem
Wasser frei gewordene Luft und nicht verflüssigter Dampf durch das auf den oberen
Theil des trichterförmigen Raumes G gesetzte Rohr H ins Freie entweicht. Das zur Speisung des Kessels
nöthige Wasser wird im untersten Theile des Condensators von der Pumpe J entnommen; das übrige Wasser durchstreicht langsam
die Röhrenbündel D des Oberflächencondensators und geht
von da durch das Rohr K nach dem Kühler R, um dort wieder auf seine Anfangstemperatur abgekühlt
zu werden.
Dieser Apparat R, welcher aus Fig. 1 und 2 ersichtlich ist, besteht
aus einem rechteckigen Kasten, in dessen oberer Hälfte eine groſse Zahl von Netzen M aus Hanfschnur wagerecht über einander gespannt ist.
Das vom Condensator kommende, etwa 70° warme Wasser wird durch eine Anzahl Rinnen
L auf das oberste Netz geträufelt, rieselt durch
sämmtliche Netze herab und sammelt sich im untersten Theile des Kastens, während
gleichzeitig mittels eines Schraubengebläses P Luft von
unten nach oben durch die Netze getrieben wird, so daſs ein Theil des Wassers
verdunstet und der Rest auf etwa 30° sich abkühlt. Die Luft entweicht mit dem
entstandenen Dunste nach oben unmittelbar ins Freie, zu welchem Zwecke über dem
Kühler am besten ein Kamin angeordnet wird. Das in Form von Dampf mit der Luft
entweichende Wasser muſs natürlich ersetzt werden; die hierzu nöthige Wassermenge
gelangt durch das Rohr N (Fig. 3) in den Condensator
und der Zufluſs derselben kann mittels eines Hahnes so geregelt werden, daſs der
Wasserstand im Kühler stets gleich bleibt. Um die bei allen Oberflächencondensatoren
störend auftretenden Ablagerungen von Schmieröl auf den Röhren D zu vermeiden, wird vorgeschlagen, den Abdampf der
Maschine vor seinem Eintritte in den Condensator durch eine Kokesschicht zu
führen.
Nach Versuchen, welche sowohl seitens der Constructeure, als durch Ingenieure der
französischen Ostbahn-Gesellschaft angestellt wurden, war bei Benutzung des Kühlers
die Menge des frisch zuzuführenden Wassers nur 7 bis 8l für Pferd und Stunde, also nur etwa 1/40 derjenigen, welche man sonst bei
gewöhnlichen Einspritzcondensatoren rechnet. Wenn die Maschine ohne Wiederkühlung
allein mit dem Doppelcondensator arbeitete, also nur mit frischem Wasser, so war der
Wasserverbrauch für Pferd und Stunde 120l, die
erzielte Luftverdünnung im Condensator 61 bis 64cm
Quecksilber und dabei leistete die Maschine 40 Pferd. Wurde dagegen der Kühler
eingeschaltet, so sank die Luftleere auf 50 bis 54cm und die Leistung ging auf 36,3 Pferd zurück. Der Verlust der 3,7 Pferd
rührte theils von dem geringeren Vacuum, theils von dem Arbeitsverbrauche des
Gebläses her. Dabei stellte sich der Dampfverbrauch für Pferd und Stunde um 0,6 bis
0k,8 höher als bei Condensation mit frischem
Wasser, was auf 40 Pferd bezogen einem Mehrverbrauche von 4 bis 5k Kohlen in der Stunde im Werthe von 14 bis 16 Pf.
entsprach. Diesem Mehraufwande für Brennmaterial stand aber eine Wasserersparniſs
von etwa 4cbm in der Stunde im Werthe von 48 Pf.
gegenüber, so daſs sich eine thatsächliche stündliche Ersparniſs von 32 Pf. Ergibt.
Es läſst sich aus dem oben Gesagten die Schluſsfolgerung ziehen, daſs die Anwendung
solcher Kühler in Verbindung mit dem Doppelcondensator sich überall da vortheilhaft
stellen wird, wo der Preis für 1cbm des der
Condensation zur Verfügung stehenden Wassers 4 Pf. überschreitet.