Titel: | Hartmann-Braun's Magnetzeigerwerk mit Umschalter zum Betriebe mehrerer Stationen in einer Telegraphenleitung. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 84 |
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Hartmann-Braun's Magnetzeigerwerk mit Umschalter
zum Betriebe mehrerer Stationen in einer Telegraphenleitung.
Mit Abbildung.
Hartmann und Braun's Magnetzeigerwerk mit Umschalter.
Hartmann und Braun in Bockenheim-Frankfurt a. M. (Erl. *
D. R. P. Kl. 21 Nr. 34132 vom 23. Januar 1885) haben eine Einrichtung zur
Einschaltung von mehreren telegraphischen oder telephonischen Stationen in eine und
dieselbe Leitung angegeben, welche die bereits in D. p.
J. 1883 248 331 Anmerkung 5 aufgestellten
Bedingungen erfüllen soll. Den dazu erforderlichen Apparat zeigt die beigegebene
Textfigur.
Textabbildung Bd. 263, S. 84 Von den an der Vorderwand des Apparatkastchens auſser dem Schallbecher o.
dgl. befindlichen zwei Zifferblättern zeigt das eine die Zahlen oder die Namen der
in einer Linie liegenden Theilnehmer. Auf dem anderen sind vier Marken:
„Abstellen,“
„Einstellen,“
„Anrufen“ und „Sprechen,“ auf welche eine kleine Kurbel gestellt wird,
wenn eine dieser 4 Thätigkeiten ausgeübt werden soll, während der Zeiger auf der
zweiten Scheibe die zur Zeit eingeschaltete Station anzeigt. Mittels des kleinen
Magnetinductors, dessen Kurbel aus dem Kästchen rechts vorsteht, kann man sämmtliche
Zeigerwerke auf der Linie in Gang setzen, von jeder Station und auch von der Centrale aus. Den
Antrieb erhalten sämmtliche Zeigerwerke gleichzeitig und im gleichen Sinne durch
polarisirte Anker, die mit einer Sperrfeder in ein Sperrrad auf der Hauptachse
eingreifen. An dem einen Ende der Achse ist der Zeiger angebracht, welcher die
jeweilig für den Anruf eingeschaltete Station anzeigt. Die Nabe des Steigrades
empfängt durch eine schleifende Contactfeder den Strom, welchen sie auf die Achse,
die bei einer bestimmten Schaltung einen Theil der Leitung macht, weiterleitet. Dies
geschieht so lange, bis die Contactfeder auf einem in der Nabe eingelassenen
Isolirstreifen aufliegt, welcher dem Strome den bequemen kurzen Rückweg durch die
Achse abschneidet und denselben zwingt, den weiteren Weg durch das Läutewerk der
betreffenden Station zu nehmen.
Dadurch nun, daſs der isolirende Streifen bei jeder Station auf einem anderen Theile
der Nabencylinderfläche sitzt, werden die verschiedenen Läutewerke der einzelnen
Stationen der Reihe nach eingeschaltet und zwar stets nur ein einziges. Der
Anrufende vermag also das Läutewerk auf irgend einer Station einzuschalten und dann
in Thätigkeit zu versetzen.
Damit kein in der Linie liegender Theilhaber einmal, während bereits auf der Linie
gesprochen wird, irgend eine andere Station anrufen oder das Gespräch der beiden in
Unterhaltung begriffenen Theilhaber belauschen oder stören kann, ist auf der
Hauptachse eine Schiebehülse angebracht, die auf derselben verschoben werden kann.
In der Schiebehülse ist eine Nuth eingestoſsen, während in der Achse eine kleine
Nase eingelassen ist. Beider Ruhelage des Apparates, d.h. bei seiner Bereitschaft,
einen Anruf zu empfangen, liegt die Nase hinter der Nuth der Schiebehülse. Wird von
irgend einer Station aus das Zeigerwerk der übrigen Stationen in Bewegung gesetzt,
so kann man die Hülse nicht mehr auf der Achse verschieben, denn dies ist bloſs bei
einer ganz bestimmten Stellung der Achse, bei der Nullstellung des Zeigerapparates,
möglich. Sowie der Zeigerapparat nicht auf Null steht, ist die Nuth in der Hülse
gegen die Nase an der Achse versetzt und dadurch eine Verschiebung der Hülse in der
Richtung der Achse unmöglich gemacht. Die Verschiebung der Hülse geschieht mittels
eines zweiarmigen Gabelhebels; der Hebel kann durch eine kleine Stange, welche mit
einem Knopf vor den Apparatkasten tritt, bewegt werden, sobald man an dem Knopfe die
Stange aus dem Apparatkasten herauszieht, etwa wie einen Klingel zug.
Durch das Vorziehen des Zuges in einem der Apparate wird also einmal die Hülse auf
der Achse verschoben und gleichzeitig eine andere Schaltung durch die veränderte
Stellung des zweiarmigen Hebels vorgenommen. Erst die dadurch bewirkte Schaltung
gestattet nun die Entsendung der Inductorströme und dadurch die Ingangsetzung der
Zeigerwerke auf den verschiedenen Stationen. Sowie aber die Zeigerwerke nicht auf Null stehen, kann die
bewegliche Hülse nicht verschoben werden; denn die Nase der Achse und die Nuth der
Hülse stehen versetzt zu einander und es ist jetzt daher keinem anderen Theilnehmer
auf der Strecke mehr möglich, seinen Schaltknopf herauszuziehen, also selbst
anzurufen, oder sein Telephon in die Leitung einzuschalten und so das Gespräch mit
anzuhören.
Nach vollendetem Gespräche stellt der Theilnehmer seine und dadurch auch die übrigen
Stationen wieder auf die Nullstellung ein. Sowie die Nullstellung erreicht ist,
schiebt eine Feder die Hülse wieder über die Nase der Achse zurück und der
Schaltknopf wird dem entsprechend in seine Ruhelage zurückgeführt und die
ursprüngliche Schaltung neuerdings hergestellt.
Die Centralstation dagegen kann sich durch Telephon leicht davon überzeugen, ob das
Gespräch beendet ist, und dann, falls die Sprechenden vergessen haben sollten, ihre
Apparate auf die Nullstellung zurückzuführen, dies ihrerseits thun.
Eine derartige Umschalte Vorrichtung kann natürlich bei jedem schon bestehenden
Telephon- oder Anruſsysteme leicht angewendet werden.