Titel: | Thadée Gladysz's Darstellung von Calcium- bezieh. Kaliumtartrat. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 98 |
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Thadée Gladysz's Darstellung von Calcium- bezieh.
Kaliumtartrat.
Gladysz's Darstellung von Calcium- bezieh.
Kaliumtartrat.
Uebergieſst man weinsauren Kalk mit Wasser und leitet bei gewöhnlicher Temperatur
Schwefligsäure ein, so löst sich der weinsaure Kalk vollständig auf; erhitzt man
aber die Lösung auf 90 bis 100°, so entweicht gasförmige Schwefligsäure und der
weinsaure Kalk fällt krystallinisch aus. Das Gleiche tritt ein, wenn man saures
weinsaures Kali mit Schwefligsäure behandelt; in der Kälte bildet sich
wahrscheinlich saures schwefligsaures Kali und freie Weinsäure, welche im Wasser
gelöst sind, während beim Erhitzen auf Siedetemperatur umgekehrt die Weinsäure die
Schwefligsäure wieder frei macht. Bringt man ferner neutrales oder saures weinsaures
Kali mit einer Lösung von schwefligsaurem Kalk in Schwefligsäure zusammen, so fällt
weinsaurer Kalk aus und saures schwefligsaures Kali geht in Lösung.
Auf diese Thatsachen gründet Thadée Gladysz in Marseille
(D. R. P. Kl. 12 Nr. 37352 vom 20. Januar 1886) ein Verfahren zur fabrikmäſsigen Ausnutzung der Weinhefe und anderer Weinsäure haltiger Körper. Dieselben werden
getrocknet, pulverisirt und mit dem 6 bis 16 fachen Gewichte Mutterlauge aus einer
vorhergegangenen Verarbeitung gemischt, der Brei in ein mit Rührwerk versehenes
Bleigefäſs verbracht und ein Strom von Schwefligsäure so lange eingeleitet, bis alle
Basen als Bisulfite vorhanden sind. Man trennt die Lösung, welche 8 bis 10° B.
zeigt, vom Rückstande und bringt erstere in einen mit geeigneter Heizvorrichtung
versehenen Bleikessel, worin man erwärmt. Sobald die Temperatur auf 80 bis 85°
gestiegen ist, beginnt die Ausscheidung von weinsaurem Kalk, welche bei 100° ihr
Ende erreicht. Trennt man in diesem Augenblicke die Lösung sorgfältig vom
Niederschlage, so krystallisirt aus der ersteren beim Abkühlen saures weinsaures
Kali aus. Die erhaltene Mutterlauge dient immer wieder zum Ausziehen neuer Mengen
getrockneter Weinhefe.
Soll saures weinsaures Kali in weinsauren Kalk umgewandelt werden, so wird folgendes
Verfahren empfohlen: Man löst saures weinsaures Kali in kochendem Wasser und setzt
die nöthige Menge schwefligsauren Kalkes in schwefligsaurer Lösung zu; es bildet
sich alsdann unlöslicher weinsaurer Kalk und lösliches schwefligsaures Kali. Oder
man stellt zuerst neutrales weinsaures, Salz dar, indem man 1 Aeq. Weinsäure des
sauren weinsauren Kalis an Kalk bindet, und concentrirt diese Lösung durch Wärme
fast bis zur Sättigung. Alsdann läſst man auf die Lösung des neutralen weinsauren
Salzes einen Strom gasförmiger Schwefligsäure einwirken: es entsteht dabei saures
weinsaures Kali und schwefligsaures Kali; letzteres ist concentrirt und wird durch
Filtration und mehrfaches Auswaschen von dem sauren weinsauren Kali getrennt.
Das saure weinsaure Kali wird jetzt einer neuen Behandlung mit Kalkhydrat
unterworfen, um neutrales weinsaures Salz zu erhalten; welches seinerseits wieder
schwefligsaures Kali und saures weinsaures Kali gibt. In dieser Weise fährt man fort
bis zur vollständigen Umwandlung des sauren weinsauren Kalis in weinsauren Kalk und
schwefligsaures Kali; letzteres wird nunmehr mit einer solchen Menge Kalkhydrat
behandelt, als nöthig ist, um das Kali in Kaliumhydroxyd überzuführen. Diese Arbeit
führt man in Gefäſsen von Eisenblech in der Wärme aus, wobei mit Leichtigkeit 90
Procent des angewendeten Kalis wiedergewonnen werden.
Der schwefligsaure Kalk wird immer wieder in der Fabrikation verwendet., sei es in
Lösung zur unmittelbaren Behandlung des sauren weinsauren Kalis, sei es, um damit 1
Aeq. Weinsäure statt mit Kalkhydrat zu binden. Ebenso wird das verwendete
schwefligsaure Gas wieder regenerirt und bei jeder Destillation ungefähr 85 Proc.
Schwefligsäuregas in sehr reinem Zustande wiedergewonnen.