Titel: | Das Telephon im Hausgebrauche. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 124 |
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Das Telephon im Hausgebrauche.
Mit Abbildungen.
Das Telephon im Hausgebrauche.
Fig. 1., Bd. 263, S. 124 Um eine ausgebreitetem Anwendung des Telephons im häuslichen Leben zu ermöglichen, hat man in Frankreich gesucht, demselben
durch Verschmelzung mit einem gewöhnlichen Druckknopfe für elektrische
Haustelegraphen eine gröſsere Handlichkeit und Bequemlichkeit im Gebrauche, gepaart
mit gröſserer Billigkeit, zu verschaffen und es zu befähigen, die gewöhnlichen
Druckknöpfe bei den mit elektrischen Klingeln ausgerüsteten häuslichen Anlagen zu
ersetzen und mit sehr geringen Kosten die bisher beschränkte Leistung dieser Anlagen
dahin zu erweitern, daſs der Rufende mit dem Gerufenen in ein Gespräch treten kann.
Dies soll aber ohne jede Vermehrung der bereits in der Anlage vorhandenen Drähte und
ohne Aenderung des vorhandenen Leitungsnetzes erreicht werden, sowie unter
Mitbenutzung der bereits vorhandenen Apparate, welche bloſs um die zum Sprechen
erforderlichen vermehrt werden sollen. Ebenso haben Bechert
und Homolka in Wien (vgl. Zeitschrift für
Elektrotechnik, 1886 S. 91) ein Haustelephon mit Tasterknopf, Fig. 1. ferner Fr. Heller
in Nürnberg ein handliches und billiges Telephon in Dosenform für den Hausgebrauch
hergestellt, welches sich bequem in Haustelegraphenleitungen einfügen läſst; neben
dem letzteren soll als Geber ein Mikrophon Ader'schen
Systemes benutzt werden. Bei dem Heller'schen Telephon
sind nach der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1886 * S.
213 in einer kleinen Hartgummibüchse B (Fig. 1) kreuzweise vier rechtwinklig gebogene
Stahlmagnete m untergebracht; dieselben werden durch
den Eisenzapfen z und die Metallschraube s an den Boden der Hartgummidose angepreſst und dadurch
festgehalten. Ueber den Zapfen z aus weichem Eisen ist
die Drahtspule S geschoben. Zwei Messingklemmen
vermitteln die Zuführung der Leitung an die Drahtenden der Spule.
Das französische Druckknopf-Telephon (bouton-téléphone) rührt nach dem Electricien, 1886 Bd. 10 S. 42 von P. Barbier her. Dasselbe ist in der Lumière électrique, 1886 Bd. 19 * S. 1 eingehend
beschrieben und in Fig. 2 bis 5 in schwach ½ n. Gr. dargestellt; jetzt wird dieses
Telephon in noch kleineren Abmessungen ausgeführt. Es besteht aus zwei Theilen,
welche durch eine biegsame Schnur S1
S2 mit einander
verbunden sind; in der Schnur S1
S2 sind die zur
Aufrechthaltung der elektrischen Verbindungen innerhalb des Telephons erforderlichen
Leitungsdrähte enthalten. Der in Fig. 4 von der
Rückseite her abgebildete Theil besteht wesentlich aus einer mit einem vorstehenden
Rande versehenen Metallplatte Q, welche mittels zweier
Schrauben an der Wand oder an einem Brette befestigt wird. An dem Rande sind die
vier nach vorn zu gerichteten zangenartigen Federn G
angeschraubt; zwischen diese läſst sich der in Fig. 3
abgebildete zweite Theil einsetzen, während derselbe nicht gebraucht wird; in ihrer
Vereinigung (Fig. 2) sehen dann die beiden Theile
ganz ähnlich aus wie ein etwas gröſserer Druckknopf einer gewöhnlichen elektrischen
Klingelanlage; der eigentliche Knopf D steht aus einem
runden Loche des nach auſsen zu etwas ausgehöhlten hölzernen Gehäuses vor. Die in
das Gehäuse eingeführten beiden Leitungsdrähte d1 und d2 (Fig. 6) enden an
den beiden Klemmen a und b
an der Unterseite der Platte Q. Von der Klemme a führt ein Draht e nach
dem isolirten Contacte g und ebenso von b ein Draht f nach der g gegenüber liegenden Blattfeder h, welche mit den metallenen Gestelltheilen des
beweglichen Theiles in leitender Verbindung steht und mittels des Knopfes D auf den Contact g
niedergedrückt werden kann. Geschieht dies, so wird der Stromweg zwischen a und b geschlossen, was
beim Rufen erforderlich ist. An der Klemme a ist ferner
noch eine federnde Spange n und auf dieser nahezu am
Ende ein Knopf k (vgl. Fig.
4) befestigt, welcher durch ein Loch in der Platte Q hindurchtritt. So lange nun das Telephon in Ruhe ist, drückt der
bewegliche Theil mit dem Mundstücke V (Fig. 3) auf den Knopf k
und hält dadurch die Spange n von dem metallenen Bügel
z entfernt. Die schwingende Platte P liegt hinter der Elektromagnetspule E des Telephons nach dem Mundstücke V hin. Ein Ende der Elektromagnetbewickelung steht über
den im Gestelle sitzenden Stift c durch den Draht f mit der Klemme b, das
andere Ende durch den Draht s mit dem isolirten Bügel
z in leitender Verbindung. So lange also das
Druckknopf-Telephon in Ruhe ist und daher n von z entfernt gehalten wird, ist auch die Spule E aus dem Stromkreise ausgeschaltet; sobald man dagegen den beweglichen
Theil in die Hand nimmt, um denselben mit dem Mundstücke V aus Ohr oder an den Mund zu führen, schlieſst sich der Stromkreis
zwischen d1 und d2 selbstthätig bei z und n, wodurch das
Telephon dienstbereit wird.
Fig. 2, Bd. 263, S. 126Fig. 3, Bd. 263, S. 126Fig. 4, Bd. 263, S. 126Fig. 5, Bd. 263, S. 126Fig. 6, Bd. 263, S. 126Fig. 7, Bd. 263, S. 126 Die Schaltung und Benutzungsweise dieses Druckknopf-Telephons und die
neben demselben etwa noch nöthigen Apparate richten sich nach der ganzen Bestimmung
und Einrichtung des Hausklingelnetzes, in das es aufgenommen werden soll. Am
einfachsten ist es, wenn bloſs die Möglichkeit eines Rufens nach dem Dienerzimmer
hin verlangt wird, in letzterem auch kein Signalkästchen vorhanden ist. Die
Schaltungsskizze für diesen einfachsten, jedenfalls aber am häufigsten vorkommenden
Fall bietet Fig. 7. Hier muſs jedoch das für das Dienerzimmer
bestimmte Druckknopf-Telephon T0 eine von der eben beschriebenen etwas abweichende
Einrichtung erhalten. Der abnehmbare Theil desselben enthält nämlich bloſs ein
Telephon, keinen Druckknopf. In dem an der Wand befestigten Theile dagegen müssen
mittels der Spange n zwei verschiedene Stromwege
hergestellt werden können und dazu ist noch ein Contact v (Fig. 5) nöthig, an welchen sich die
Spange n anlegt, wenn beide Theile vereinigt sind und
das Telephon sich im Ruhezustande befindet. Die Schnur S1
S2 enthält jetzt bloſs
zwei Drähte, denn sie hat jetzt nur das eine Ende der Telephonspule E mit der Klemme 6, das andere Ende derselben mit dem
Bügel z zu verbinden. Ersteres besorgt der Draht j, letzteres der Draht s.
Die Schaltung nach Fig. 7 unterscheidet sich von der
Arbeitstromschaltung für elektrische Klingeln nur dadurch, daſs der eine der für
sämmtliche Rufstellen gemeinschaftlichen Leitungsdrähte L und L1
– in Fig. 7 der untere
L1
– nicht unmittelbar an die nach rechts liegende Klemme
der Batterie B geführt wird, sondern an die Klemme a, während zugleich die genannte Batterieklemme mit dem
Contacte v in T0 verbunden wird; auſserdem wird noch die nach links
liegende Klemme des Weckers W mit der Klemme b in Verbindung gesetzt.
Für gewöhnlich ist hiernach der Wecker W in die Leitung
LL1 eingeschaltet
und kann von jeder Rufstelle aus durch Drücken auf den Knopf D des an Stelle des gewöhnlichen Druckknopfes der Haustelegraphen
getretenen Druckknopf-Telephons zum Läuten gebracht werden. Nimmt nach erfolgtem
Rufe der Gerufene in der Dienerstelle sein Telephon T0 in die Hand, so schaltet sich dasselbe
anstatt des Weckers W und der Batterie B in die Leitung LL1 ein. Es wird ganz leicht sein, hierbei zwei
verschiedene Klingelsignale einzuführen, von denen das eine dem Gerufenen bloſs
aufträgt, zu kommen, während das andere ihm mittheilt, daſs man mit ihm sprechen
wolle; nur im letzteren Falle wird dann der Rufende sein Telephon aus Ohr nehmen,
der Gerufene aber wird das seinige ebenfalls abnehmen und sich mittels desselben als
zum Sprechen bereit melden.
Umständlicher wird die Anlage – wie auch schon bei den gewöhnlichen Haustelegraphen
–, wenn man verlangt, daſs von mehreren Stellen aus ein Ruf nach dem Dienerzimmer
gerichtet werden kann, und noch mehr, wenn auch von diesem Zimmer aus gerufen werden
soll.In dem letzteren Falle bleibt die Rufbatterie beständig in die
Signalleitungen eingeschaltet und ihr Strom wird für gewöhnlich in jedem
Telephon durch eine kleine galvanische oder Secundarbatterie, die in
entgegengesetztem Sinne wie die Rufbatterie mit in den Stromkreis
eingeschaltet wird, unwirksam. Diese Gegenbatterie bildet den wesentlichsten
Inhalt des Deutschen Reichspatentes Kl. 21 Nr. 35190 vom 5. Juli 1885,
ertheilt an die Société P. Barbier et Co. in
Paris; in der Patentschrift ist die Gegenbatterie mit der sonderbaren
Benennung „elektrischer Stromunterbrecher“ belegt worden. – Sollen
dabei die Rufstellen auch von der Dienerstelle aus gerufen werden können, so
wirdin
letzterer noch ein Magneto-Inductor oder ein Elektro-Inductor mit
Selbstunterbrecher aufgestellt, der beim Rufen mittels eines Umschalters
eingeschaltet wird; der Ruf soll im letzteren Falle auf dem Telephone selbst
vernommen werden, im ersteren dagegen auf einem in den Rufstellen
aufzustellenden und mit dem Telephone abwechselnd einzuschaltenden
Wechselstromwecker. In beiden Fällen wird zur Unterscheidung der Rufe ein
Signalkästchen im Dienerzimmer aufgestellt werden müssen. Bezüglich dieser letzteren
Einrichtungen sowie zweier anderer Formen des französischen Druckknopf-Telephons
wird auf die Elektrotechnische Zeitschrift, 1886 * S.
211 und * S. 259 verwiesen und hier nach der Lumière
électrique, 1886 Bd. 20 * S. 547 nur noch einige Bemerkungen über die
Verwendung des Druckknopf-Telephons in zwei groſsen Häusern an der Ecke der Rue
Drouot und der groſsen Boulevards in Paris angefügt. Das eine Haus enthält 10, das
andere 15 groſse Mietwohnungen; diese sind telephonisch mit dem Hausmeister
verbunden. Der Hausmeister hat in seiner Wohnung auſser der elektrischen Klingel und
der Batterie ein Fallscheibenkästchen mit 10 bezieh. 15 Nummern und ein
Umschalterkästchen mit so vielen Druckknöpfen, als Wohnungen vorhanden sind; an dem
Haken dieses Kästchens hängt für gewöhnlich das Telephonpaar, das an einem biegsamen
Bügel zu bequemer Handhabung angebracht ist.
Fig. 8, Bd. 263, S. 128
Fig. 9., Bd. 263, S. 128
In Fig. 8 ist ein solches
Kästchen für 4 Wohnungen abgebildet; Fig. 9 dagegen
erläutert die innere Einrichtung des selbstthätigen Umschalters. In jeder
Miethwohnung ist eine Nuſsbaumtafel angebracht, auf welcher zwei Telephone befestigt
sind. Ueber der Tafel und nahe an der Decke ist die elektrische Klingel
untergebracht. Vier Klemmen dienen zur Einschaltung der Apparate in die Leitung. Das
Leitungsnetz enthält auſser je einem Drahte für jede Wohnung noch zwei
gemeinschaftliche Rückleitungsdrähte. Von den letzteren dient der eine einfach als
Ersatz einer Erdleitung und ist in jeder Wohnung mit der dritten Klemme verbunden;
in den anderen, von welchem in jeder Wohnung ein Draht nach der ersten der vier
Klemmen geführt ist, sind in der Hausmeisterwohnung die Klingel und die Batterie
eingeschaltet. Der nach jeder Wohnung laufende besondere Draht endet beim
Hausmeister an einer Feder (f in Fig. 9) eines selbstthätigen Umschalters, in der
Miethwohnung dagegen an
der zweiten Klemme; die Klingel aber liegt hier in einer die zweite Klemme mit der
vierten verbindenden Drahtschleife. Der selbstthätige Umschalter verhütet Störungen
im Betriebe zu Folge irgend welcher Vergeſslichkeiten.
Drückt nun ein Miether auf den Druckknopf seines Telephons, so versetzt er dadurch
die Klingel des Hausmeisters in Thätigkeit und bringt seine Nummer im
Fallscheibenkästchen zum Fallen. Der Hausmeister nimmt seine Telephone ab und drückt
auf den zu der gefallenen Fallscheibe gehörigen Knopf; dadurch hebt sich der Haken
C (Fig. 8 und 9) des Umschalters und die Sprechverbindung zwischen
dem Rufenden und dem Hausmeister wird hergestellt, der gedrückte Knopf aber bleibt
in seiner neuen Lage. Der Hausmeister läutet alsdann, indem er auf den über dem
Umschalterkästchen gelegenen Läuteknopf drückt, und beantwortet so den an ihn
ergangenen Ruf. Das Gespräch beginnt nun. Ist es beendet, so setzt der Miether sein
Druckknopf-Telephon in das Untergestell ein, der Hausmeister hängt die seinigen an
den Haken C des Umschalters an, welcher sich dadurch
wieder senkt, den gedrückten Knopf wieder in seine Ruhelage zurückführt und dabei
zugleich selbstthätig die Um Schaltung besorgt. Jetzt kann der Hausmeister von neuem
gerufen werden.
Der Haken C des selbstthätigen Umschalters ist auf einer
Achse x befestigt, welche eine Anzahl von Armen k trägt. Hängt das Telephonpaar, wie in Fig. 8, an dem Haken, so liegt jeder Arm h an dem inneren Ende eines Elfenbeinknopfes oder
Drückers d, welche in passender Anordnung im Inneren
des Kästchens liegen und mit dem einen Ende vor dasselbe vortreten. Wenn man also
nach dem Abnehmen der Telephone von dem Haken C auf
einen der Knöpfe d drückt, so schiebt man zugleich den
vorliegenden Arm k zurück und hebt den Haken C; hört man dann auf zu drücken, so hält die Feder F dem Gewichte des Hakens C das Gleichgewicht, die Contactfeder f aber
lastet mit einer gewissen Reibung auf dem Knopfe d und
erhält denselben in seiner Lage. Die Federn f sind nun
mit den von den einzelnen Wohnungen kommenden besonderen Leitungen verbunden. Jeder
Knopf aber ist mit zwei eingelegten Contactplatten a
und b versehen; von der ersteren führt ein spiralförmig
gewickelter Draht t nach den Telephonen, von der
zweiten ein gleicher Draht s nach der elektrischen
Klingel; in der Ruhelage des Knopfes ruht die Feder auf der zur Klingel führenden
Platte b, in der Arbeitslage dagegen auf der die
Telephone in die Leitung einschaltenden Platte a. Es
leuchtet ein, daſs auf diese Weise jeder Irrthum in der Schaltung ausgeschlossen
ist, weil ja der Hausmeister seine Telephone zum Sprechen abnehmen und nach
Beendigung des Gespräches wieder an den Haken C
anhängen muſs.