Titel: | Ueber die Stromarbeit in Telegraphenanlagen; von Dr. R. Ulbricht. |
Autor: | R. Ulbricht |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 277 |
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Ueber die Stromarbeit in Telegraphenanlagen; von
Dr. R. Ulbricht.
Mit Abbildungen.
R. Ulbricht, über die Stromarbeit in
Telegraphenanlagen.
Im Archiv für Post und Telegraphier 1886 * S. 577 findet
sich eine anregende Arbeit von Postrath Grawinkel über
Stromverhältnisse und Stromarbeit in oberirdischen Telegraphenleitungen. Der Zweck
dieser Abhandlung ist, auf die Vortheile hinzuweisen, welche es bietet, bei der
Darlegung der Beziehungen zwischen Batterie, Leitung und Telegraphenapparat die Arbeitsleistung der Batterie vorzugsweise im Auge zu
behalten. Dieser Hinweis ist jedenfalls nicht nur für das Gebiet der Telegraphie,
sondern auch für das der weitverbreiteten elektrotechnischen
Kleinindustrie insofern sehr schätzbar, als derselbe ein bequemeres
Verständniſs der erwähnten Beziehungen herbeizuführen geeignet ist. Da ich selbst
bei der Darlegung der Strom Vorgänge in telegraphischen Anlagen von der Stromarbeit
auszugehen pflege und mich hierbei einiger Hilfsmittel bediene, welche auch sonst
von Nutzen sein können, so glaube ich, dem erwähnten Gegenstande hier eine kurze
Besprechung widmen zu dürfen.
Fig. 1., Bd. 263, S. 277
Fig. 2., Bd. 263, S. 277
Wird das Potentialgefälle im Stromkreise unter Zusammenlegung
sämmtlicher elektromotorischen Kräfte auf den ersten Batteriepol in der
gebräuchlichen Weise, wie in Fig. 1 dargestellt (die
Widerstände als Abscissen, die Potentiale als Ordinaten), so ist der Gesammtwiderstand
durch AB = W, die elektromotorische Kraft durch AC = E und die Stromstärke J =
E : W durch tgα
veranschaulicht. Man kann nun den elektrischen Effect
\frakfamily{E}_1 im Widerstände W1 construiren, indem man – wie dies O. Frölich in seiner Abhandlung über Kraftübertragung
(vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, 1883 * S. 67) thut
– die vorstehende Figur 1 bildet. In derselben ist
die Länge C_1D=W_1\ tg^2 \alpha=J^2W_1=\frakfamily{E}_1. Für den
Zweck gegenwärtiger Arbeit ist es jedoch vortheilhafter,
\frakfamily{E} in der Abscissenachse darzustellen. Trägt man
an die Gefällelinie im Punkte C (Fig. 2) einen rechten Winkel an, so ist die Länge AD = E2 : W. Dies ist der
gesammte Stromeffect, die Arbeit der Batterie in der Zeiteinheit. Wir bezeichnen
diese Gröſse mit \frakfamily{E}. Es sei ferner:
der Batterie widerstand
= WB
der Leitungswiderstand
= WL
der Widerstand des
Apparatelektromagnetes
= WA
der Stromeffect in der Batterie
= \frakfamily{E}_B
der Stromeffect in der Leitung
= \frakfamily{E}_L
der Stromeffect im Apparate (der
eigentliche Nutzeffect)
= \frakfamily{E}_A;
dann ist:
W=W_B+W_L+W_A und
\frakfamily{E}=\frakfamily{E}_B+\frakfamily{E}_L+\frakfamily{E}_A=E^2:W=EJ=J^2W
. . . (1)
Der Effect der Batterie bei kurzem Schlusse soll mit
\frakfamily{E}_0 bezeichnet werden:
\frakfamily{E}_0=E^2:W_B . . . . . . .
. . . . . . . (2)
Der Gleichung \frakfamily{E}=J^2W
entsprechend sind ferner:
\frakfamily{E}_B=J^2W_B,
E_L=J^2W_L, E_A=J^2W_A . . . . . . . . . .
(3)
Letztere Gröſsen lassen sich, wie Fig. 2 zeigt, zeichnerisch darstellen, indem man die
Gesammteffectgröſse \frakfamily{E} im Verhältnisse der
Widerstände WB, WL, WA
zerlegt. Die Construction von \frakfamily{E}_0 bedarf nach
Gleichung 2 und Fig. 2 keiner besonderen
Erklärung.
Fassen wir zunächst den Werth \frakfamily{E}_0,
den Effect der kurz geschlossenen Batterie, näher ins Auge, so finden wir, daſs
derselbe den Werth der Batterie selbst erkennen läſst.
Hat die Batterie n Elemente, jedes von der
elektromotorischen Kraft e und dem inneren Widerstände
w und werden diese Elemente in m nach einander geschalteten Gruppen von je (n : m) parallel
geschalteten Elementen vereinigt, so ist bekanntlich:
E=me und W_B=m^2w:v
. . . . . . . . . . (4)
demnach
\frakfamily{E}_0=E^2:W_B=ne^2:w . . . .
. . . . . . (5)
Hierin kommt die Gruppenzahl m nicht mehr vor, d.h. der elektrische Effect der
kurzgeschlossenen Batterie ist für jede regelmäßige Schaltungsart derselben der
gleiche. Die graphische Verwerthung dieses Satzes führt zu Fig. 3. Für eine und dieselbe Batterie lassen sich
demnach ohne Weiteres alle entsprechenden elektromotorischen Kräfte und inneren
Widerstände bei den verschiedenartigen regelmäſsigen Schaltungen erkennen. Man
construirt nach Fig. 3 aus E=ne
und W_B=nw das constante \frakfamily{E}_0 und
findet in den Längen AB1, AB2, AB3 u.s.f. die den
elektromotorischen Kräften AC1, AC2, AC3 u.s.f.
entsprechenden Batteriewiderstände; selbstredend unter Einhaltung der Grenzen
E=ne und E=e bezieh.
W_B=nw und W_B=w:n. Da
\frakfamily{E}_0=(ne^2:w) ist und bei Elementen von gleichem
System, aber verschiedener Gröſse das Batteriegewicht sich proportional n und umgekehrt proportional w verhält, so drückt \frakfamily{E}_0 gewissermaſsen
das Batteriegewicht bezieh. die Anlagekosten der Batterie aus, während
\frakfamily{E} dem Zinkverbrauche und somit den
Betriebskosten proportional ist.
Aus Fig. 3 ergibt sich für die
bekannte Aufgabe, in einem gegebenen äuſseren Widerstände WA mit einer gegebenen Elementzahl n einen maximalen Strom zu erzeugen, die zeichnerische
Ermittelung der Batterieschaltung in einfachster Weise. Der Batteriewiderstand muſs
hier bekanntlich gleich dem äuſseren Widerstände sein.
E=\sqrt{\frakfamily{E}_0\,W_B} ist demnach als mittlere
Proportionale zwischen der bekannten Gröſse
\frakfamily{E}_0=(ne^2:w) und W_B=W_A zu
construiren. Die Batterie ist aus (E : e) nach einander geschalteten Gruppen von je (ne : E) Elementen zu
bilden.Vgl. E. Zetzsche: Handbuch der elektrischen
Telegraphie, Bd. 2 S. 236 sowie Bd. 4 S. 214 ff.
Faſst man die Aufgabe in die andere Form: Welche kleinste Batterie
oder welcher kleinste Effect E_0 genügt eben noch, um in einem
gegebenen Widerstande WA den Effect E_A zu äuſsern, so ergibt sich, da
\frakfamily{E}_0:\frakfamily{E}_A=(E^2:W_B):J^2W_A=(W_A+W_B)^2:W_AW_B
ist, wiederum:
Fig. 3., Bd. 263, S. 279
Fig. 4., Bd. 263, S. 279
\frakfamily{E}_0\
min=4\,\frakfamily{E}_A . . . . . . . . . . (6)
für WB = WA, woraus als Umkehrung der bekannte Satz folgt: Der höchste
Nutzeffect einer Batterie:
\frakfamily{E}_A\
max=¼\,\frakfamily{E}_0 . . . . . . . . . . (7)
tritt für WB = WA
ein.
Die Gleichung (6) kann wohl zu einer falschen Auffassung
verleiten, wenn vergessen wird, daſs die Batterie nicht beliebig, sondern nur in n Theile theilbar ist. Es kann daher WB nie gröſser als nw und der Strom der kurzgeschlossenen Batterie nie
kleiner als (e : w)
werden. Da dieser Strom doppelt ho stark als das wirkliche J sein würde, so gilt Gleichung (6) nur, so lange
2\,J=\sqrt{4\,\frakfamily{E}_A\,:\,W_A} gröſser oder gleich
(e : w) ist.
Sobald (e:w)^2 > 4\,(\frakfamily{E}_A:W_A)
wird, ist die Nacheinanderschaltung der Elemente die allein richtige und es ist
dann:
\frac{E}{e}=n=\frac{W_A\,\sqrt{\frakfamily{E}_A\,:\,W_A}}{e-w\,\sqrt{\frakfamily{E}_A\,:\,W_A}}
. . . . . . . . . . (8)
Zeichnerisch ist hiernach ne sehr bequem zu ermitteln, wie Fig. 4
zeigt.
Vergegenwärtigen wir uns, daſs bei den meisten telegraphischen Einrichtungen
2\,J=\sqrt{4\,\frakfamily{E}_A\,:\,W} kleiner als (e : w) ist, so müssen wir
der Gleichung (8) und der Fig. 4 eine wesentlich praktische Bedeutung beimessen.
Wenden wir uns nun zu dem Stromeffect
\frakfamily{E}_A
im Apparate.
Es hat zunächst den Anschein, als ob für telegraphische Zwecke die Stromarbeit im
Apparate nicht unmittelbar in Frage komme, da die elektromagnetische Wirkung nur
eine äuſserst kleine Arbeitsleistung erfordert und lediglich von der Stromstärke,
nicht aber von JE abhängt. In der That wird fast alle
Stromarbeit im Telegraphenapparate zu Wärme- und Inductionswirkungen verbraucht und
dennoch spielt die Gröſse \frakfamily{E}_A im Elektromagnete eine
wesentliche Rolle.
Es ist zulässig, bei einer allgemeinen Betrachtung telegraphischer
Apparate und ähnlicher elektromagnetischer Einrichtungen das Verhältniſs zwischen
der Dicke d des Elektromagnetkernes und dem
Gesammtdurchmesser D der Drahtumwickelung als
gleichbleibend anzunehmen. Bezeichnet man die Länge der Elektromagnetrolle bezieh.
die Gesammtlänge der beiden verbundenen Rollen des Hufeisen-Elektromagnetes mit l, den erzeugten freien Magnetismus mit M, die Umwindungszahl mit U, den
Rollen widerstand mit WA, die Stromstärke mit J, die
Kupferdrahtstärke der Rollen mit δ und das Verhältniſs
des Kupfervolumens der Rollen zum Wickelungsraume mit μ, so ist für nahezu geschlossene Magnetformen:Hufeisenmagnete mit Anker. – Angenahert ist n =
25 : (30 + 1δ).
M^2=Const\ J^2W_A\ l\,d\,\mu\,(D-d):(D+d)=Const\
\frakfamily{E}_A\,l\,d\,\mu\,(D-d):(D+d) . . . . . . . . . . (9)
Ferner ist:
U^2=W_A\,l\,\mu\ (D-d):(D+d)\ Const. .
. . . . . . . . (10)
und zwar für das fernerhin festzuhaltende Verhältniſs
(D : d) = 3 und für
mittlere Drahtstärken (δ ungefähr = 0cm,03 und μ =
0,4):
U^2=W_A\,l\,36000.\ U=600\,\sqrt{0,1\,W_A\,l}.\
\delta=\sqrt{d\,l\,:\,2\,U} . . . . . . . . . . (11)
In vorstehenden Formeln sind d, l und
δ in Centimeter, WA in Ohm und
\frakfamily{E}_A in Voltampère auszudrücken.
Gehen wir auf Gleichung (9) zurück. Dieselbe bestimmt den Werth von M2. Nun ist
bekanntlich die Ankeranziehung, also diejenige Kraftäuſserung, auf welche es im
Apparate ankommt, dem Quadrate des freien Magnetismus proportional. Demnach bedeutet
Gleichung (9): Die Ankeranziehung oder die Wirkungsstärke des Apparates ist direkt
proportional dem Stromeffecte im Apparate und dem Gesammt-Kupferquerschnitte (ldμ bei D = 3d) der Umwindungen.
Insofern nun für eine bestimmte Apparatgröſse die Rollengröſse – wie in der Regel –
bereits erfahrungsgemäſs feststeht, ist l × d und somit der Wickelungsraum als constant anzusehen
und es gilt dann (bei D = 3d) für nicht allzu groſse Schwankungen von μ
nur noch die Regel: Die Wirkungsstärke des Apparates
ist (bei constantem l × d und annähernd constantem μ) dem Stromeffecte in den Apparatrollen
proportional.
Hiernach fällt bei der Ermittelung günstigster Constructionsverhältnisse und
Schaltungen die Stromstärke ganz auſser Betracht und
man hat z.B. eine der bekanntesten telegraphischen Aufgaben folgendermaſsen zu
fassen: Welcher Widerstand muſs dem Apparat-Elektromagnete gegeben werden, damit der
Stromeffect in demselben ein Höchstwerth sei?
Da dieser Effect \frakfamily{E}_A=J^2W_A und
J^2=\frakfamily{E}_0W_B:(W_B+W_L+W_A)^2 ist, so tritt der
Höchstwerth von \frakfamily{E}_A für WA = WB + WL ein. Setzen wir voraus, daſs bei der
Bewickelung eines Magnetes dieser Bedingung stets entsprochen werde, so ist:
J^2\,(W_B+W_L+W_A)=J^2\,(2\,W_A) oder
\frakfamily{E}=2\,\frakfamily{E}_A . . . . . . . . . .
(12)
Da \frakfamily{E}_A, die
Wirkungsstärke des Apparates, im besonderen Falle eine bestimmte sein muſs, so ist
auch \frakfamily{E}, die Batterieleistung, bestimmt und zwar ist
sie unabhängig vom Leitungswiderstande.
Wir können also sagen, bei richtiger Bewickelung im gegebenen
Wickelungsraum ist die Batterieleistung der zu erzielenden Ankeranziehung
proportional und unabhängig vom Leitungswiderstände.
Fragen wir andererseits unter Festhaltung der Gleichung WA = WB + WL, wie muſs die Batterie geschaltet sein,
damit der Stromeffect in WA ein Höchstwerth werde, so finden wir für
\frakfamily{E}_A=\frakfamily{E}_0W_B:4\,(W_B+W_L) den
gröſsten Werth, wenn der Batteriewiderstand WB unendlich groſs wird. Das praktische
Maximum der Wirkung wird durch thunlichste Annäherung an diesen Werth und zwar durch
Nacheinanderschaltung der Elemente erreicht, wobei n
die Gröſse (E:e)=(w\,\frakfamily{E}_0:e^2) hat. Nur wenn der Leitungswiderstand
gleich Null wird, erweisen sich unter Erfüllung der Bedingung WA = WB + WL alle Batterieschaltungen als
gleichwerthig, denn stets ist dann
\frakfamily{E}_A=¼\,\frakfamily{E}_0.
Wir haben demzufolge die Regel auszusprechen: So lange der
Leitungswiderstand gröſser als Null ist, wird bei angemessener Bewickelung des
Elektromagnet es durch Nacheinanderschaltung der Batterieelemente der höchste
Nutzeffect erzielt.
Es kann und wird natürlich auch der Fall eintreten, daſs die theoretisch
angemessenste Bewickelung nicht zu wählen ist, weil dieselbe unter Umständen allzu
schwachen Draht verlangt und somit die Herstellung in einem Maſse vertheuert, in
welchem der Nutzeffect nicht steigt. Auch ist nicht selten wegen möglichster
Ausnutzung des Wickelungsraumes dem starken Drahte der Vorzug zu geben, welcher nach
der Näherungsformel μ= 25 : (30 + 1/δ) ein gröſseres
Kupfervolumen im Wickelungsraume ergibt als der schwache. Es ist nicht schwer, hier
die richtige Grenze zu ziehen; doch würde eine bezügliche Erörterung von dem Zwecke
gegenwärtiger Abhandlung zu weit abführen.
Unter Benutzung der gewonnenen Beziehungen kann zur Lösung der Aufgabe vorgeschritten
werden: Welcher Widerstand muſs dem Elektromagnete und
welche kleinste Elementzahl der Batterie gegeben werden, damit bei einem
Leitungswider stände von der Gröſse WL eben noch
der Nutzeffect
\frakfamily{E}_A
im Apparate bestehe.
Bekannt sind nur \frakfamily{E}_A und WL. Berücksichtigt man,
daſs WA – WB + WL und
WB = ne, somit:
\frakfamily{E}_A=\frac{\frakfamily{E}_0\,W_E}{4\,(W_B+W_L)}=\frac{n\,e^2\,\times\,n\,w}{w\,4\,(n\,w+W_L)}
sein muſs, so findet man:
E=n\,e=\frac{2\,w}{e}\,\frakfamily{E}_A+\sqrt{4\,W_L\,\frakfamily{E}_A+\frac{4\,w^2}{e^2}\,\frakfamily{E_A}^2}
. . . . . . . . . . (13)
Diese etwas schwülstige Formel gewährt nur einen
unvollkommenen Einblick in den Zusammenhang von n, WL, \frakfamily{E}_A und
macht die Berechnung von n etwas umständlich. Um so
einfacher gestaltet sich die Sache bei der graphischen Darstellung, welche in Fig. 5 gegeben ist. Nach Auftragung der Maſse
2\,\frakfamily{E}_A, 2\,W_L und
tg\,\beta=(e:2\,w) ist ne=E mit 4 Strichen
gefunden.
Fig. 5., Bd. 263, S. 281Fig. 6., Bd. 263, S. 281 Nimmt man A als Coordinatenanfangspunkt an
und construirt für wachsende WL = x und ein constantes
\frakfamily{E}_A die Curve der Batteriezunahme (ne = y), so erhält man die
punktirte Linie C0
F, welche für Diejenigen ein brauchbares Hilfsmittel bietet, die für
Elektromagnete von annähernd gleicher Gröſse bei wechselndem Leitungswiderstande die
geeignete Bewickelung und die erforderliche Batteriegröſse zu bestimmen haben.
Der Rollenwiderstand ist WA = nw + WL. Alles Weitere geht aus der Gleichung
(11) hervor.
Beispiel: Es stehen Meidinger'sche
Elemente zur Verfügung. e = 1 Volt; w = 6 Ohm. In dem gegebenen Wickelungsraume des
Apparat-Elektromagnetes soll ein Effect \frakfamily{E}_A=1/30
Voltampère erzielt werden.
Die Gesammtlänge beider Rollen ist l
= 11cm, die Kernstärke d = 1cm,2 der Leitungswiderstand WL = 100 Ohm. Dann ist
nach Gleichung (13) bezieh. nach Fig. 5
E = ne = 4,07, die
Elementzahl also ebenfalls n = 4,07, rund 4.
Ferner ist nach der Formel WA = WB +
WL die Gröſse WA = nw + W = 124,42
Ohm und nach der Gleichung (11): U = 7020 und δ = 0cm,030.
Sind anderenfalls der Leitungswiderstand, der Apparatwiderstand
und die Ankeranziehung für eine bestimmte Magnetgröſse, somit
\frakfamily{E}_A, gegeben, so ist für
\sqrt{4\,\frakfamily{E}_A\,:\,W_A}=2\,J\,\geq\,(e\,:\,w)
ähnlich den Gleichungen (7) und (8):
\frakfamily{E}_0=4\,\frakfamily{E}_A\,\frac{(W_L+W_A)}{W_A}\
\mbox{und}\ n=4\,\frakfamily{E}_A\,\frac{(W_L+W_A)\,w}{e^2\,W_A} . . .
. . . . . . . (14)
und für 2J < (e : w)
n=\frac{(W_L+W_A)\,\sqrt{\frakfamily{E}_A\,:\,W_A}}{e-w\,\sqrt{\frakfamily{E}_A\,:\,W_A}}
. . . . . . . . . . (15)
Letztere Gleichung (15) ist die in der Regel anzuwendende. Auch
hier jedoch führt die Construction ähnlich Fig. 4
viel bequemer zum Ziele, wie dies Fig. 6 erkennen
läſst.
Es ist bis hierher nur von der Verwendung einer bestimmten
Magnetgröſse die Rede gewesen, um die Wirkungsstärke lediglich von dem Effect
\frakfamily{E}_A abhängig zu haben. Will man zu anderen
Formen und anderen Ankeranziehungsstärken übergehen, so hat man sich nur zu
erinnern, daſs sich stets die Ankeranziehungen verhalten wie:
{M_1}^2:{M_2}^2:{M_3}^2\ .\ .\
.=\frakfamily{E}_A\,l_1\,d_1\,\mu_1:\frakfamily{E}_A\,2\,l_2\,d_2\,\mu_1:\frakfamily{E}_A\,3\,l_3\,d_3\,\mu_3\
.\ .\ .
Vergleichsweise sei erwähnt, daſs für einen Morse-Farbschreiber
ungefähr EAldμ = ⅝ für
ein Relais = ⅙ (in Voltampère) ist, wobei dlμ
durchschnittlich = 5qc gesetzt werden kann.
Liegen mehrere (n') gleichartige
Apparate an einer Batterie, so muſs doch jeder die Wirkung EAldμ hervorbringen, zusammen
verbrauchen sie also den Effect n'\,\frakfamily{E}_A, gleichviel,
ob die Apparate parallel oder nach einander geschaltet sind. Dagegen ist der
Gesammtapparatwiderstand in dem einen Falle WA : n', in dem
anderen n'WA.
In Gleichung (13) verhalten sich demnach sowohl nach einander, als
parallel geschaltete Magnete wie ein einziger solcher Magnet von gleichem ldμ in welchem der elektrische Effect
n'\,\frakfamily{E}_A hervorzubringen ist. Der
rechnungsmäſsige Widerstand eines solchen Elektromagnetes ist jedoch für jeden der
parallel geschalteten Apparate mit n' zu multipliciren,
für jeden nach einander geschalteten durch n' zu
dividiren.
Die Behandlung gleichartiger parallel geschalteter
Telegraphenanlagen hat sonach keine Schwierigkeiten.
Beispiel: 4 Leitungen haben je den Widerstand von 1000 Ohm und
enthalten je 10 nach einander geschaltete Elektromagnete, in welchen der elektrische
Effect von je 1/30
Voltampère hervorzubringen ist. Diese vier Leitungen sollen an eine
gemeinschaftliche Batterie gelegt werden, deren Elemente e = 1 Volt und w = 6 Ohm haben. Wie sind die
Apparate zu bewickeln? Wie groſs ist die Elementenzahl n?
Der Gesammtnutzeffect ist gleich 40 × 1/30 = 4/3. Nach Gleichung (13) bezieh. nach Fig. 6 ist die Elementenzahl:
n=2\,\times\,6\,\times\,4/3+\sqrt{\left(4\,\times\,1000/4\,\times\,4/3\right)+(4\,\times\,36\,\times\,16/9)}=55,86
rund 56, der Widerstand eines Apparates
=4\,\frac{n\,w+W_L}{10}=234,06 Ohm und seine Umwindungszahl
U = 9627 (für l = 11cm, μ = 0,4), die
Drahtstärke (für d = 1cm,2) δ = 0cm,026.
Das Vorstehende dürfte genügen, um erkennen zu lassen, welchen Werth die
Berücksichtigung des elektrischen Nutzeffectes für das Verständniſs telegraphischer
Einrichtungen hat. Ich behalte mir vor, auf weitere Folgerungen aus dem Entwickelten
später einzugehen.