Titel: | Verhalten von Torf und Humus haltigem Sande bei der Mörtelbereitung; von Oscar Lieven. |
Autor: | Oscar Lieven |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 342 |
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Verhalten von Torf und Humus haltigem Sande bei
der Mörtelbereitung; von Oscar Lieven.
Lieven, über Cementmortelbereitung.
Zuweilen ereignet es sich, daſs Portlandcement aus den anerkannt besten Fabriken, auf
denen der Chemiker den Gang der Fabrikation auf das Sorgfältigste prüft, einen
Mörtel gibt, welcher nicht erhärten will. Der Baumeister, der sich bewuſst ist,
seinerseits nichts bei der Bereitung und Verwendung des Mörtels versäumt zu haben,
muſs die Schuld dem Cemente geben.
Vor einigen Jahren kam ein solcher Fall bei der Anfertigung der Diele einer
Spiritusfabrik vor. Die Diele war hergestellt aus einem Gemische von 1 Th. Cement
und 3 Th. Sand und jeden Tag gehörig mit Wasser begossen worden. Einen Monat nach
der Anfertigung jedoch war der Mörtel noch vollkommen
weich, weshalb die Cementfabrik, welche den Cement geliefert hatte, den
Schaden ersetzen sollte. Da diese jedoch den Cement vor der Absendung geprüft und
als ein normales Fabrikat befunden hatte, so veranlaſste sie eine eingehende
Untersuchung, bei welcher Folgendes gefunden wurde. Der verwendete Sand, ein
Granitsand, zeigte braune Knötchen bis zu Erbsengröſse, die das Aussehen von Raseneisenstein hatten und offenbar Reste von Torf
waren. Die chemische Analyse ergab einen Gehalt an Humus von 4,3 Proc.
Es wurden nun vergleichende Versuche angestellt, deren Ergebnisse in der
nachfolgenden Tabelle zusammengestellt sind:
Zugfestigkeit in k nach
7 Tagen
28 Tagen
1 Th. frischer Portlandcement mit 3 Th. russischem
Normalsand (Granitsand) (vgl. 1882 245 456)
gab
8,5
12,4
1 Th. des zur Diele verwendeten Cementes mit 3 Th.
russischem Normalsand (Granitsand) gab
8,1
12,5
1 Th. frischerfeinster Cement mit 3 Th. des zur Diele ver- wendeten Sandes
gab
0,0
0,0
1 Th. Cement, 3 Th. Sand, beide zur Anfertigung der
Diele verwendet, gab
0,0
0,0
Alle Probekörper wurden unter Wasser aufbewahrt. Die mit Humus
haltigem Sande angefertigten Probekörper waren vollständig weich geblieben, im
Inneren seifig anzufühlen und zeigten braune gallertartige Ausschwitzungen.
Sehr wahrscheinlich hatte die Humussäure mit dem Kalk des Cementes eine
Kalk-Humusseife gebildet, welche die kleinsten Theile des Mörtels einhüllte und
jedes Binden verhinderte.
Um nun diese Annahme zu prüfen, wurde zu reinem Normalsande 5 Proc. eines alten
Torfes in gepulvertem Zustande zugesetzt. Die Probekörper, aus 1 Th. Portlandcement
und 3 Th. dieses Sandes angefertigt und wie die oben angeführten behandelt, zeigten
nach 7 Tagen und auch später keine Erhärtung.
Torf und Humus haltiger Sand sind also auf das Peinlichste bei der Mörtelbereitung zu
vermeiden.
Portlandcement-Fabrik in Port-Kunda (Estland), Februar 1887.