Titel: | Eduard Adt's elektrischer Wächtercontrolapparat mit zwei Leitungen. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 378 |
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Eduard Adt's elektrischer Wächtercontrolapparat mit zwei
Leitungen.
Mit Abbildung.
Adt's elektrischer Wächtercontrolapparat mit zwei
Leitungen.
Eine gröſsere Einfachheit der Einrichtung will Eduard
Adt in Ensheim (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 32389 vorn 16. December 1884) in
seinem Wächtercontrolapparate im Vergleiche mit anderen derartigen
EinrichtungenVgl. W. Simon 1882 246 * 82. Fletcher 1884 253 69. Zander und
Hoff 1884 253
478. Binter 1886 260
* 120. dadurch erreichen, daſs er denselben auf den Betrieb mit
zwei
Stromkreisen berechnet.
Zu diesem Zwecke stellt Adt an jedem der Orte, welche
der Wächter zu besuchen und von denen aus er eine Meldung nach dem Controlapparate
zu bewirken hat, einen Umschalter auf, welcher in der einen seiner beiden Lagen die
erste Leitung in sich schlieſst, die zweite unterbricht, in der anderen Lage dagegen
die erste Leitung unterbricht und die zweite in sich schlieſst. An dem einen Ende
werden beide Leitungen unmittelbar an Erde gelegt, an dem anderen Ende führt jede
Leitung durch die Elektromagnetrollen des einen bezieh. des anderen von zwei
Schreibapparaten bezieh. eines Doppelschreibers; dann vereinigen sich beide
Leitungen und laufen nun ebenfalls zur Erde und zwar unter Einschaltung einer
Batterie und nach Bedarf eines selbstthätigen Stromunterbrechers, welcher für
beliebig viele Stunden – z.B. am Tage, wo keine Controle nöthig ist – die Batterie
ausschaltet. Jeder der beiden Schreibapparate schreibt, während seine Leitung
geschlossen ist, mit seiner Spitze ein Zeichen auf einem Papierblatte, das auf einen
Cylinder auf lothrechter Achse gespannt ist. Die Zeichen wechseln in zwei Zeilen
ab.
Wenn der Wächter seinen Dienst antritt, findet er beispielsweise sämmtliche
Umschalter in der einen Stellung. In dieser Stellung ist z.B. der Elektromagnet E1 des Doppelschreibers
durchflössen, der Anker mit dem Schreibstifte S1 wird an den Cylinder gedrückt und zeichnet eine
Linie auf dem Papiere. Sobald der Wächter nun den ersten Umschalter in die andere
Stellung rückt, wird die erste Leitung unterbrochen und S1 hört auf zu schreiben. Sobald bei
beendigtem Rundgange sämmtliche Umschalter in die zweite Stellung gebracht sind,
wird die zweite Leitung geschlossen sein; der zweite Stift S2 beginnt zu schreiben und zwar so lange,
bis beim Beginne der zweiten Runde der Wächter die Umschalter der Reihe nach in die
erste Stellung bringt. Sobald dies erfolgt ist, wird wieder S1 schreiben und so fort.
Hierdurch entsteht ein Bild auf dem Papiere des Cylinders, bei welchem die in den
beiden Zeilen abwechselnden Striche die Zeit der Pausen zwischen zwei Rundgängen
angeben; die leeren Räume zwischen dem oberen und dem unteren Striche stellen die
Zeit des Rundganges dar. Das Papierblatt und der Cylinder sind so bemessen, daſs die
dem Cylinderumfange gleiche Breite für 1 Tag (12 bezieh. 24 Stunden) ausreicht, die
Länge oder Höhe aber zu 7 über einander liegenden Zeilen für die 7 Tage einer
Woche.
Bei einem umgekehrt wirkenden Apparate, welcher mit Ruhestrom arbeitet, schreiben
beide Anker, sobald der Rundgang begonnen hat, weil sie nicht durch Magnetismus vom
Papiere abgezogen sind. Ist eine Leitung geschlossen, so schreibt der dazu gehörige
Magnet nicht mehr.
Versieht der Wächter seinen Dienst richtig, so werden sowohl beim Arbeits-, als beim
Ruhestrombetriebe die Zeichen in abwechselnder Höhe erscheinen; wird nur eine Station, d.h. ein
Umschalter bei einem Rundgange unberührt gelassen, so wird der ganze Gang nicht markirt und beim
dritten Gange in derselben Höhe am Papiere die Linie wieder geschrieben, so daſs
also nur eine einfach absetzende Linie statt zweier parallelen absetzenden Linien
entsteht. Die Nachlässigkeit des Wächters ist dadurch sichtbar.
Textabbildung Bd. 263, S. 380 Den Umsehalter hat Adt so eingerichtet, daſs
in denselben die Enden jeder Leitung L1 bezieh. L2 an zwei gegenüber liegende Contacte a, a bezieh. b, b geführt
sind und ein Contactstück mittels einer Kurbel um seine Achse x gedreht und so in zwei verschiedene Lagen gebracht
werden kann; in der einen Lage verbindet das Contactstück die beiden Contacte a, in der anderen die beiden Contacte b.
Dieser Apparat befindet sich schon seit einiger Zeit in befriedigendem Betriebe in
den Fabrikanlagen der Gebrüder Adt zu Ensheim.
Weshalb Adt zwei Schreibapparate und
zwei über einander liegende Elektromagnete
verwendet, ist leicht ersichtlich. Offenbar läſst sich der Zweck bis zu einem
gewissen Grade auch mit einem Elektromagnete und einem Schreibstifte erreichen und dieser eine Elektromagnet würde dann, wie die Batterie und der
Unterbrecher, in den vom Vereinigungspunkte der beiden Leitungen zur Erde geführten
Draht einzuschalten sein. Daſs dann die Schriftzeichen und die leeren Zwischenräume
nur eine einzige Zeile bilden, würde zwar in Betreff der Lesbarkeit der Schrift
keinen Nachtheil bringen; allein es würde nicht mehr zu erkennen sein, welche von
beiden Leitungen geschlossen bezieh. unterbrochen ist, und die Schrift auſser in der
vorgeschriebenen Weise auch so vom Wächter hervorgebracht werden können, daſs er eine und dieselbe Leitung in derselben Meldestelle abwechselnd eine Zeit lang unterbricht und eine Zeit
lang schlieſst. Adt glaubte bei seiner Anordnung nicht
auch die Forderung stellen zu müssen, daſs erkennbar würde, ob die Meldestellen in
einer bestimmten Reihenfolge besucht werden. Auch diese Forderung läſst sich
indessen erfüllen, wenn man die Anordnung in einigen Stücken abändert. Einige
Vorschläge dazu hat Prof. E. Zetzsche in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1886 * S. 337
gemacht.