Titel: | A. Dahl's Verfahren zur Herstellung der Disulfosäuren benzilirter Rosaniline. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 393 |
Download: | XML |
A. Dahl's Verfahren zur Herstellung der
Disulfosäuren benzilirter Rosaniline.
Dahl's Herstellung der Disulfosäuren benzilirter
Rosaniline.
Die bis jetzt bekannten Sulfosäuren von alkylirten und alkylbenzylirten Derivaten des
Rosanilins haben sämmtlich den Uebelstand, daſs sie bezieh. deren Salze sich beim
Eindampfen zersetzen und in Folge dessen nicht in fester Form zu erhalten sind.
Ferner färben sie besonders in Verbindung mit anderen Farbstoffen die Wolle nicht
gleichmäſsig, sondern gestreift an. Wie A. Dahl in
Elberfeld (D. R. P. Kl. 22 Nr. 37931 vom 18. Februar 1886) gefunden hat, sind die
Disulfosäuren der bis jetzt mit einer Ausnahme
nicht bekannten benzylirten Rosaniline Farbstoffe, denen keiner dieser Uebelstände
anhaftet.
Bei erschöpfender Einwirkung des Benzylchlorides auf Fuchsin haben Lauth und Grimaux (vgl.
Wurtz: Progrès de l'industrie, S. 91)
Benzylrosaniline erhalten, welche sie als in Wasser unlösliche, in Alkohol mit blau
violetter Farbe lösliche Körper beschreiben.
Die von Dahl durch Benzylirung des Rosanilins
dargestellten Benzylrosaniline zeichnen sich vor dem obigen dadurch aus, daſs sie in
Wasser nicht vollständig unlöslich sind, sondern sich darin, wenn auch nur in sehr
geringen Mengen, mit blaurother bis rothvioletter Farbe lösen. Auf Zusatz von
Salzsäure zu der alkoholischen Lösung geht die Farbe in ein reines Grünblau über;
ferner lösen sich die Farbstoffe ziemlich leicht in Benzylchlorid mit blauvioletter
Farbe.
Die Darstellung des Mono-, Di- und Tribenzylrosanilins kann nach den für die
Einführung von Alkylen in Amidogruppen allgemein gültigen Regeln erfolgen, wobei zu
bemerken ist, daſs der Eintritt der Benzylgruppen auſserordentlich leicht und ohne
Anwendung von Druck vor sich geht.
Am besten arbeitet man nach folgendem Verfahren: 10k Rosanilin werden mit 4,2, 8,4 oder 12k,6 Benzylchlorid und überschüssigem dünnem
Kalkbrei zur Emulsion verrührt und dann einen Tag lang auf etwa 100° unter
beständigem Rühren erhitzt. Alsdann wird durch eingeleiteten Wasserdampf das nicht
angegriffene Benzylchlorid abgetrieben und die ganze breiige Masse in ein geeignetes
Gefäſs gedrückt. Hier wird mit Wasser verdünnt, aufgekocht und nun Salzsäure bis zur
stark sauren Reaction zugesetzt. Nach längerem Kochen und Rühren wird die wässerige
Lösung, welche alles nicht benzylirte Rosanilin sowie geringe Mengen von benzylirten
Rosanilinen enthält, abgelassen. Durch Zusatz von Natronlauge erhält man die Basen
der in Lösung befindlichen Farbstoffe. Die benzylirten Rosaniline bleiben als
salzsaure Salze in Form von Harzen mit lebhaftem Metallglanz zurück und zwar ist je
nach der angewendeten Menge Benzylchlorid Mono-, Di- oder Tribenzylrosanilin
entstanden. Diese drei Benzylrosaniline und ihre Salze lassen sich nun leicht in
gleicher Weise durch Erhitzen mit stark rauchender Schwefelsäure in die
Disulfosäuren überführen.
Nachstehend ist die Darstellung der Monobenzylrosanilindisulfosäure beschrieben, welche wegen ihrer groſsen
Färbekraft und der Reinheit ihres Farbtones die wichtigste der drei Homologen ist.
Die Disulfosäuren des Dibenzylrosanilins und des Tribenzylrosanilins entstehen auf
völlig gleiche Weise: 25k trockenes und fein
gemahlenes salzsaures Monobenzylrosanilin werden langsam und unter Rühren in 75k rauchende Schwefelsäure mit 40 bis 45 Proc.
Anhydridgehalt bei 80°
eingetragen. Wenn sich nach einstündigem Erhitzen eine Probe noch nicht leicht in
Wasser löst, so setzt man langsam und in Mengen von 5k rauchende Schwefelsäure zu, bis die Schmelze leicht und mit starker
Farbe in Wasser löslich ist. Alsdann ist die Disulfosäure des Monobenzylrosanilins
entstanden. Jetzt läſst man die Schmelze in etwa 1000l kaltes Wasser laufen, setzt unter Umrühren Kreide bis zur neutralen
Reaction zu, kocht ungefähr 1 Stunde, bis alles Calciumdicarbonat zersetzt ist,
filtrirt heiſs vom Gyps ab und dampft die Lösung in einer mit gespanntem Dampf
geheizten Pfanne zur Trockne ein.
Die hiernach erhaltenen mono-, di- und tribenzylrosanilindisulfosauren Kalksalze
bilden metallglänzende Brocken, welche sich leicht pulverisiren lassen. Die Alkali-
und Erdalkalisalze der drei Disulfosäuren sind in Wasser leicht löslich; mit den
Oxyden der schweren Metalle bilden sie Farblacke, namentlich mit Bleioxyd,
Zinnoxydul und Zinnoxyd. Die freien Disulfosäuren sind sowohl in Wasser, wie in
verdünnter Schwefelsäure auſserordentlich leicht löslich. Von einander unterscheiden
sich die Disulfosäuren der drei Benzylrosaniline durch ihre Färbekraft und den
Farbton. Das monobenzylrosanilindisulfosaure Calcium färbt die Wolle aus saurem Bade
in ½procentiger Färbung stark rubinroth; das entsprechende Derivat des
Dibenzylrosanilins färbt unter gleichen Bedingungen in ½procentiger Färbung
blauroth, während man mit dem Kalksalze der Tribenzylrosanilindisulfosäure erst in 1
procentiger Ausfärbung einen vollen rothvioletten Ton erzielt.