Titel: | Darstellung wasserlöslicher Induline und Oxydation der Farbstoffe auf der Faser. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 441 |
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Darstellung wasserlöslicher Induline und
Oxydation der Farbstoffe auf der Faser.
Dahl's Darstellung wasserlöslicher Induline.
Durch Einwirkung von Anilin und dessen Homologen auf Amidoazobenzol,
Phenylamidoazobenzol und ähnliche Körper entstehen bekanntlich blaue,
spirituslösliche IndulineVgl. J. Wolff 1879 233 325. E. Thomas und O. Witt 1883 247
135. 1884 251 432. Ullrich 1885 257 379.,
welche theils als solche, theils als wasserlösliche Sulfosäuren in der Wollfärberei
Anwendung finden, für die Baumwollfärberei aber unbrauchbar sind. Dahl und Comp. in Barmen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 36899 vom
11. März 1886) ist es nun gelungen, wasserlösliche basische Induline darzustellen,
welche als Ersatz der Indigoküpen in der Baumwoll- und Leinenfärberei Verwendung
linden können. Man schmilzt gleiche Theile eines Diamidoabkömmlinges des Benzols,
Toluols oder Xylols und des salzsauren Salzes einer Amidoazoverbindung derselben
Körper zusammen, beobachtet durch häufiges Probeziehen den Gang der Reaction und
unterbricht, sobald der gewünschte Farbton erreicht ist.
Als Beispiel diene die Fabrikation des wasserlöslichen Indulins
aus salzsaurem Amidoazobenzol und Paraphenylendiamin: 100k salzsaures Amidoazobenzol werden mit 100k Paraphenylendiamin in einem mit
Destillirvorrichtung versehenen Blauschmelzkessel 3 bis 4 Stunden lang auf 180°
erhitzt. Gegen Ende verdickt sich die Masse, worauf man den Deckel des Kessels
abheben und die Masse mit einem eisernen Rührer aufrühren muſs. Zeigt eine
herausgenommene und in Salzsäure haltigem Wasser gelöste Probe den richtigen
Farbton, so gibt man die Schmelze in einen Abtreibkessel, versetzt mit 90k Natronlauge von 33° B., bläst die flüssigen
Verunreinigungen mit Wasserdampf ab, wäscht das zurückbleibende Harz vollständig mit
Wasser aus, läſst darauf erkalten, zerkleinert und löst mit der nöthigen Menge
Salzsäure auf.
Der gelöste Farbstoff wird mit Kochsalz ausgefällt, durch Umlösen
gereinigt, wieder ausgefällt, gepreſst und getrocknet.
Es können alle Diamine des Benzols, Toluols und Xylols, sowie alle
Amidoazoderivate derselben, ferner anstatt der letzteren Dimethyl-, Diäthyl-,
Phenyl- und Tolylamidoazoverbindungen der genannten Kohlenwasserstoffe und die unter
den Namen „Tropäolin D“ und „Tropäolin oo“ bekannten Salze der Sulfosäuren
des Dimethyl- und Phenylamidoazobenzols, sowie Chrysoidin und Bismarckbraun zur
Gewinnung wasserlöslicher Induline dienen.
Sämmtliche Glieder dieser Farbstoffgruppe sind in Wasser leicht
löslich und färben Baumwoll- und Leinenfaser sowohl in ungebeiztem, als gebeiztem
Zustande je nach den in Anwendung gebrachten Rohstoffen blau bis rothviolett; bei
vorangehender Tannirung der Faser werden die Ausfärbungen kräftiger. Wolle wird am
besten ohne jede Beize gefärbt.
Technisch wichtig sind ganz besonders die durch die Einwirkung der Paradiamine auf salzsaures Amidoazobenzol oder
Amidoazotoluol entstehenden Farbstoffe, da sie ganz wesentlich lichtechter sind und
blauere Farbtöne liefern als die mit Metadiaminen
dargestellten.
Setzt man zu der wässerigen Lösung irgend eines der beschriebenen wasserlöslichen
Induline ein Oxydationsmittel, z.B. chromsaures Kali, so entsteht beim Erwärmen ein
dunkler, in Wasser unlöslicher Niederschlag. Diese Eigenschaft der neuen Farbstoffe,
durch Oxydationsmittel dunkler und unlöslich zu werden, ermöglicht es, den auf der
Faser erzielten Farben bei tieferem Tone vollständige Waschechtheit zu geben. Zu dem
Ende zieht man die mit 2 bis 3 Proc. Farbstoff gefärbte Woll-, Baumwoll- oder
Leinenwaare durch ein etwa 60° warmes, 5 bis 7 Procent vom Gewichte der Waare
chromsaures Kali enthaltendes Bad und wäscht nachher mit Wasser aus. Es können alle
in der Anilinschwarzfärberei gebräuchlichen Oxydationsmittel Anwendung finden und
man erhält z.B. durch chromsaures Kali, Ferridcyankalium, chlorsaures Kali und
Eisenchlorid gleich gute Ergebnisse.