Titel: | Ueber Reinigung von Abwässern mittels Eisensalzen. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 484 |
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Ueber Reinigung von Abwässern mittels
Eisensalzen.
Ueber Reinigung von Abwässern mittels Eisensalzen.
In der Sitzung des Niederrheinischen Bezirksvereins des Vereins deutscher Ingenieure
vom 2. November 1886 machte Gewerberath G. Wolff
Mittheilungen über neue Mittel zur Klärung von SchmutzwässernNach einem vom Verfasser gef. eingesendeten Abdrucke des Sitzungsberichtes.
(Vgl. auch Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1887 Bd. 31 S. 100.), wobei er besonders die
Vorzüge der Ferrisalze betonte. Die praktische
Verwendung dieser Salze hat nun allerdings Fortschritte gemacht; indessen wird gegen
ihre Benutzung im Groſsen immer noch eingewendet, daſs sie zu theuer seien. Als
billige und wirksame Klärmittel empfiehlt Wolff die
durch Säuren aufschlieſsbaren, hoch Eisen haltigen, sowie die stark Phosphorsäure
haltigen Schlacken der Eisen- und Stahlwerke. Puddelschlacke mit bis 54 Proc. und
Schweiſsschlacke mit bis 48 Proc. Eisengehalt geben beim Aufschlieſsen mit Säuren
Körper, welche nahezu 30 Proc. Eisen neben löslicher Kieselsäure und wechselnden
Mengen Phosphorsäure enthalten und aufgeschlämmt in Verbindung mit Kalk einen Ersatz
der bisherigen theueren Fällungsmittel abgeben. Fabrikabwässer und Sielschmutzwässer
liefern mit diesen aufgeschlossenen Schlacken sich rasch absetzende und
verhältniſsmäſsig dichte Niederschläge sowie völlig klare Flüssigkeiten, welche
selbst bei Monate langer Aufbewahrung in geschlossenen, wie offenen Gefäſsen sich
als völlig fäulniſsunfähig erwiesen. Sind die Abwässer von vorn herein alkalisch
oder enthalten sie Erdalkalicarbonate in feiner Vertheilung, so ist ein Kalkzusatz
bei der Fällung oft nicht erforderlich und auch solche Schmutzwässer, welche durch
organische Säuren schwach sauer sind, bedürfen, wenn das Fällungsmittel oder das zu
klärende Wasser stark Phosphorsäure haltig ist, wegen der Unlöslichkeit des
phosphorsauren Eisens in Lösungen organischer Säuren eines Kalkzusatzes gewöhnlich
nicht. Aufschlieſsbare Bessemerschlacke ist in ähnlicher Weise wie Schweiſsschlacke
verwendbar.
Will man die sich absetzenden Niederschläge für landwirthschaftliche Zwecke benutzen, so bedient man sich zweckmäſsig
aufgeschlossener Thomasschlacke für sich oder, um den
Eisengehalt zu erhöhen, in Mischung mit einer der erwähnten Schlacken. Erweist es
sich als wünschenswerth, den Gehalt der Thomasschlacke an Kalk zu vermindern, so wird dieselbe mit
Schwefelsäure aufgeschlossen und der Kalk als Gyps abgeschieden. Dieser noch
Phosphorsäure enthaltende Gypsschlamm kann nach der Reinigung des Wassers dem sich
dabei absetzenden Schlamme wieder zugefügt und so nutzbar gemacht werden. Der
Eisengehalt des abgeschiedenen Phosphorsäure haltigen Schlammes beeinträchtigt
bekanntlich dessen Verwendung als Düngemittel nicht.
Wolff bemerkt schieſslich noch, daſs Puddelschlacke mit
über 50 Proc. Eisen, 10 bis 12 Proc. Kieselsäure und 3 bis 4 Proc. Phosphor 90 bis
95 Pf., Schweiſsschlacke mit über 45 Proc. Eisen, 25 bis 28 Proc. Kieselsäure 80
Pf., Thomasschlacke mit 16 Proc. Eisen, 20 bis 30 Proc. Phosphorsäure und 45 bis 50
Proc. Kalk 150 bis 200 Pf. und 60°-Schwefelsäure 250 Pf. für 100k kosten, sowie daſs zur Fällung und Klärung eines
Cubikmeter Abwasser, z.B. einer Papierfabrik, wenige Gramm Eisen in Form der
aufgeschlossenen Schlacken genügen.
Im Anschlusse sei hier noch ein Verfahren erwähnt, welches von C. Liesenberg in Münsterberg (D. R. P. Kl. 12 Nr. 37882
vom 11. Februar 1886) angegeben ist. Hierbei sollen die Abwässer mittels Alkaliferrit bezieh. Alkaliferritaluminat gefällt werden.
Der Prozeſs der Reinigung geht dabei unter Wechselwirkung des
Alkaliferrits und eines Hydrates oder Chlorides einer alkalischen Erde vor sich und
wird von Liesenberg durch folgende Formeln
erläutert:
Na2Fe2O4 + 4H2O = Fe2(OH)6 + 2NaOH oder
Na2Fe2O4 + MgCl2 + 4H2O = Fe2(OH)6 + Mg(OH)2 + 2NaCl.
Es scheidet sich also in beiden Fällen Eisenoxydhydrat
aus, welches bekanntlich stark reinigend auf Schmutzwässer wirkt.
Um nach diesem Verfahren Abwässer zu reinigen, versetzt man
dieselben bis zur schwach alkalischen Reaction mit Kalkmilch, wodurch alle
mechanischen Verunreinigungen niedergerissen und freie Säuren neutralisirt werden,
und hierauf gibt man das Alkaliferrit oder Alkaliferritaluminat zu.
Zur Herstellung von Alkaliferrit (der Billigkeit wegen am besten
Natriumferrit) unterwirft man ein inniges Gemisch aus fein gepulverten Eisenerzen
und einer entsprechenden Menge Soda in einem Flammofen einer Schmelzung. Es findet
hierbei folgender Umsetzungsprozeſs statt:
Fe2O3 + Na2CO3 = Na2Fe2O4 + CO2.
Verwendet man statt des Eisenerzes ein Eisen enthaltendes Mineral,
wie Bauxit, Thoneisenstein o. dgl., und glüht dasselbe in Mischung mit Soda, so
entsteht neben dem Natriumferrit noch Natriumaluminat, welches mit dem ersteren eine
Doppelverbindung bildet.