Titel: | Ueber Einstellvorrichtungen bei Baumwoll-Krempeln mit wandernden Deckeln; von G. Rohn. |
Autor: | G. Rohn |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 545 |
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Ueber Einstellvorrichtungen bei Baumwoll-Krempeln
mit wandernden Deckeln; von G. Rohn.
Patentklasse 76. Mit Abbildungen auf Tafel 33.
Rohn, über Baumwollkrempeln mit wandernden Deckeln.
Seit längerer Zeit steht in der Baumwollspinnerei die von Evan A. Leigh in Manchester angegebene Krempel mit wandernden DeckelnVgl. Hülsse: Die Technik der Baumwollspinnerei,
(Stuttgart 1857) S. 55. im Wettbetriebe mit den selbstputzenden
Krempeln mit ruhenden DeckelnVgl. Hetherington 1880 237 * 24. Schlumberger bezieh. Rieter 1868 187 *
291. Dobson und Barlow 1862 165 * 250.; aber erst in den letzteren
Jahren ist es der ersteren gelungen, eine gröſsere Verbreitung zu finden. Es ist
dies wohl zumeist den von verschiedenen Seiten ausgehenden Verbesserungen dieser
Karde zuzuschreiben, sowie dem Umstände, daſs einige thatkräftige Firmen den Bau
derselben in Angriff genommen haben. Die allgemeiner erzielten günstigen
Betriebsergebnisse veranlaſsten bald alle englischen Maschinenbauanstalten für
Baumwollspinnereimaschinen an die Ausführung von Krempeln mit wandernden Deckeln
unter Benutzung eigener neuer Einrichtungen zu gehen, so daſs heute bereits eine
Reihe verschiedener Bauarten dieser Krempel angeboten wird.
Die Karde mit wandernden Deckeln darf für die nächste Zukunft als die herrschende
Baumwollkrempel bezeichnet werden; sie hat sich bei der Spinnerei mittlerer
Garnnummern bereits vollkommen bewährt und auch bei der Spinnerei höherer Nummern
als Vorkarde ihre Anwendbarkeit bewiesen. Diese Krempel verdient aber auch eine
erhöhte Berücksichtigung aus dem Grunde, weil sie dem für die Entwickelung der
Arbeitsmaschinen zumeist geltenden Bestreben nachkommt, Arbeitsvorgänge
ununterbrochen zu gestalten. Bei wandernden Deckeln kann das Putzen und Schleifen
derselben während ihres Umlaufes in ununterbrochenem Betriebe erfolgen, die bei
ruhenden Deckeln für diese Arbeiten nöthigen und, wenn selbstthätig, doch
umständlichen Apparate werden vermieden und dadurch die Krempel in ihrer
Beaufsichtigung und Instandhaltung wesentlich vereinfacht; daneben wird bei
wandernden Deckeln auch die gleichzeitige Einstellung aller Deckel und damit ein
schnelleres Richten der Karden ermöglicht.
Der hauptsächlichste Nachtheil der Krempel mit ruhenden Deckeln, welcher bei
Anwendung wandernder Deckel umgangen wird, liegt in dem Umstände, daſs während des
Putzens eines Deckels, wobei sich derselbe in abgehobener Lage befindet, in der
Deckelumhüllung eine Oeffnung entsteht, worin sich, so kurz auch die Dauer des
Deckelaushubes bebemessen ist, stets Flugwolle ansetzt, welche beim Wiedereinlegen
des Deckels auf einmal in die Trommel eingeschlagen und auf die Kammwalze übertragen
wird, so daſs dickere Stellen in dem abgekämmten Vlieſse entstehen. Dagegen
gestattet allerdings die Krempel mit wandernden Deckeln gemäſs ihres
Arbeitsvorganges nicht die Anwendung von Deckeln mit zunehmender Dichte des
Beschlages; auch können die Deckel nicht entsprechend ihrer verschieden schnellen
Füllung in wechselnden Zeitpausen geputzt werden. Ferner muſs bei wandernden Deckeln
der von denselben an der Eintrittstelle in die Arbeitsfläche in gröſserem Maſse
aufgenommene Abfall über die ganze Trommelfläche mitgeführt werden, ehe der Deckel
zur Reinigung kommt, wodurch die Arbeitsfähigkeit des Deckels gegen die
Austrittstelle hin im Abnehmen begriffen ist. Der Anführung dieser Nachtheile muſs
aber beigefügt werden, daſs die Deckel bei ihrer Wanderung kaum so lange, jedenfalls
aber nicht länger, in Berührung mit der Trommel bleiben, als die Zeitdauer zwischen
dem Putzen der einzelnen ruhenden Deckel beträgt, und daſs diese Nachtheile durch
den vorher erwähnten Vorzug und die gröſsere Einfachheit der Krempeln sowie durch
ihre leichtere Ueberwachung wohl ausgeglichen werden.
Die allgemeine Einrichtung einer Krempel mit wandernden
Deckeln veranschaulicht Fig. 1 Taf. 33. Zwischen
der Vorreiſswalze A und der Kammwalze P ist über der Haupttrommel T die endlose Deckelkette K angeordnet;
dieselbe läuft über drei Walzen R bis R2, welche in den am
Gestellbogen G radial einstellbaren Stelleisen S bis S2 lagern und von denen die letztere Walze R2 zum Anspannen der
Kette K auch noch in der Umfangsrichtung der
Krempeltrommel T verstellt werden kann. Zwischen den
Walzen R und R2 kommen die mit Kratzenstreifen beschlagenen
eisernen Deckel D, welche durch zwei Gelenkketten an
ihren Enden zu der Kette K vereinigt sind, gegen die
Trommel T zu liegen, wobei die Deckel, indem sie
während ihrer Wanderung zwischen R2 und R mit den Enden
beiderseits auf den Bogen B schleifen, in der zum
Arbeiten nöthigen Entfernung von den Beschlagspitzen der Trommel T gehalten werden. Die Bewegung der Deckelkette K vermitteln zwei an den Stirnseiten der Walze R sitzende Zahnräder, deren Zähne zwischen die
einzelnen Deckel D greifen. Die Drehung der Walze R mit den beiden Zahnrädern erfolgt durch einen
doppelten Schneckentrieb s, s1, wobei s von der Trommelachse raschen
Umlauf erhält. Mit der Schnecke s ist die Daumenscheibe
d verbunden, welche den Kamm E in Schwingungen versetzt; derselbe kämmt die von dem
Beschläge der Deckel D aufgenommenen Unreinigkeiten und
kurzen Fasern aus, welche von der Mulde M aufgenommen
werden. Nach dem Auskämmen wird der Deckelbeschlag noch von der rasch umlaufenden
Schraubenbürstwalze V vollends gereinigt. Innerhalb der
Kette K liegt nahe an der Walze R noch eine kleine Bürste b, welche durch
eine mit dem Kamme H verbundene Klinke k eine absetzende Drehung erhält und die Rücken der
Deckel D rein erhält. In besonderen Stelleisen S3 liegt die
Schmirgelwalze W, welche den Beschlag der unter
derselben von einer Brücke U unterstützten Deckel D zu schleifen hat.
Durch das Schleifen des Trommelbeschlages wie der Deckel und auch durch die Abnutzung
der auf einander gleitenden Flächen der Bogen B und der
Deckel D ändert sich der Abstand der Beschlagspitzen
zwischen Trommel und Deckeln; da derselbe aber für ein gleichmäſsiges Arbeiten der
Krempel immer auf einer bestimmten Gröſse erhalten werden muſs, so bedarf der Bogen
B einer Nachstellung. Hierbei muſs jedoch die
Auſsenfläche des Bogens B stets concentrisch mit dem
Umfange der Kardentrommel bleiben und in der Schwierigkeit, wenn nicht gar der
Unmöglichkeit, dies zu erreichen, liegt der wundeste Punkt der Krempel mit
wandernden Deckeln.
Die Bogen B (Fig. 1 Taf. 33) auf beiden
Seiten der Karde werden durch die Stelleisen S bis S2 an drei radial
verstellbaren Punkten – in ihrer Mitte und an ihren beiden Enden – gehalten; damit
die Auſsenfläche des Bogens den mit der verschieden weiten Einstellung von der
Trommelachse aus sich ändernden Krümmungen genügen kann, wird der Bogen federnd
gemacht und hierzu mit nach beiden Enden zu abnehmendem Querschnitte ausgeführt. Die
Auſsenfläche des federnden BogensNicht biegsames Band, womit das englische „flexible bend“ gewöhnlich weniger bezeichnend übersetzt
wird. wird gewöhnlich nach einem Kreise bearbeitet, welcher einem
etwas abgenutzten Durchmesser des Trommelbeschlages entspricht, so daſs bei einer
neu beschlagenen Krempel der Bogen an den Enden durch die Stelleisen S und S2 etwas aufgebogen wird und mit der Abnutzung des
Beschlages nachgelassen werden kann. Es ist nicht schwer einzusehen, daſs der
Bedingung, wonach die äuſsere Fläche des gespannten Bogens stets einen Kreis bilden
soll, vollkommen genau nicht genügt werden kann, wenn auch das Gesetz der
Querschnittsänderung des Bogens genau bestimmt und statt der radialen Verstellung
der Bogenenden die erforderliche Verschiebung in Richtung einer Sehne gewählt würde.
Dieses Gesetz und diese Richtung ändern sich eben mit den concentrischen Kreisen,
nach welchen der Bogen einzustellen ist.
Die Forderungen der Praxis sind nun nicht so streng, als daſs nicht auch ein an drei
Punkten einstellbarer federnder Bogen genügen könnte. Dieser Einrichtung haften
jedoch wieder andere Uebelstände an: Durch das Gewicht der Deckel wird der Bogen
zwischen den festhaltenden Stelleisen, in der Mitte und an beiden Enden,
durchgedrückt und dadurch seine richtige Form beeinträchtigt; wendet man dagegen
mehr Unterstützungen für den Bogen an, so läſst sich bei der Einstellungsart nach
Fig. 1 von
seiner Federung nicht mehr der entsprechende Gebrauch machen. Der richtigen Federung
bei gesetzmäſsiger Biegung thut die Ungleichmäſsigkeit des Materials Eintrag und die
äuſsere Oberfläche des Bogens wird beim Spannen desselben uneben. Diese Uebelstände
lassen sich aber durch eine entsprechende Bearbeitung des federnd eingespannten
Bogens an neuen Krempeln und ein zeitweises Nacharbeiten während des Betriebes aufheben. Hierzu
ist ein von John Hetherington und Söhne in Manchester
gebauter Apparat bestimmt, mittels welchen die
Laufflächen der an drei Stellen eingespannten Bogen unter
Berücksichtigung der Einbiegung durch das Deckelgewicht abgefräst werden können. Bei neuen Karden wird, wie
nach dem Textile Manufacturer, 1884 * S. 40 aus Fig. 3 und 4 Taf. 33
ersichtlich ist, an der unbeschlagenen Trommel T ein
Rahmen M befestigt, in welchem in radial verstellbaren
Lagern die Welle w ruht, die an ihren Enden zwei Fräser
f für die beiden Bogen B trägt. Die Bogen B werden nach ihrer für
den Neubeschlag berechneten Einstellung in der Mitte zwischen den Stelleisen S bis S2 durch die Gewichte g,
welche an über Rollen auf der Trommelachse geleiteten Schnüren hängen, entsprechend
der Deckellast durchgebogen. Die Welle w wird durch
Zahnräder von der Welle v angetrieben, welche ihre
Bewegung von der Losscheibe A auf der Trommelachse
erhält. Von der Welle v wird an dem anderen Ende durch
Vermittelung des ebenfalls lose auf der Trommelachse sitzenden Doppelschnurwürtels
d auch die Schnecke s
getrieben, welche in das Rad r greift und durch eine
mit r feste zweite Schnecke m den auf der Trommelachse befestigten Zahnbogen Z bewegt, wodurch die Fräser f den Bogen B entlang geführt werden. Das Gewicht des Rahmens M mit seinen Wellen u.s.w. wird durch die am Zahnbogen
Z befestigten Gewichte G ausgeglichen.
Beim Nachfräsen der Bogen B
an arbeitenden Krempeln wird der Fräsapparat nach Fig. 2 Taf. 33
durch zwei Arme L mit der Trommelachse T verbunden und durch eine Handkurbel k die Fräser f in Umlauf
gesetzt. Das Fortschreiten derselben auf den Bogen B
wird durch langsame Drehung der Kardentrommel von Hand vermittelt.
Bevor in die Beschreibung der verschiedenen Ausführungen und Vorschläge zur
gleichmäſsigen und genauen Einstellung der Gleitbogen
für die wandernden Deckel eingetreten wird, sollen erst die von dem ersten
Constructeur solcher Krempeln, E. A. Leigh in
Manchester, in neuerer Zeit getroffenen Anordnungen besprochen werden.
Eine Deckelkette, bei welcher die einzelnen Deckel durch Gelenkglieder unter einander
verbunden sind, hat den Nachtheil, daſs die Gelenke sich ausarbeiten und dann die
sichere Lage der Deckel bei ihrer Wanderung über die Kardentrommel beeinträchtigt
wird. Leigh nahm deshalb von einer Gelenkkette, welche
er früher benutzte, Abstand und ordnete eine endlose
Führung an, in welcher die frei an einander
liegenden Deckel mit ihren Enden gleiten. Die Beschlagfläche der Deckel
wurde weiter nach einem Radius von ungefähr 90mm
abgerundet, so daſs der Deckelbeschlag nicht gleich mit seinen ersten Zahnreihen,
welche gewöhnlich weniger fest halten und immer etwas schlaff sind, nahe an den
Trommelbeschlag für den ersten Angriff der Faserbüschel zu stehen kommt, wodurch
also auch dem rascheren Umbiegen der ersten Zahnreihen vorgebeugt wird. Allerdings
ist bei den in neuerer Zeit fast allgemein benutzten Stahldrahtkratzen dieser Umstand
weniger von Belang.
Die von Leigh (Englisches Patent 1873 Nr. 738) in dieser
Richtung zuerst gegebene Form einer Krempel mit wandernden Deckeln ist in Fig. 5 Taf. 33
dargestellt. An den Gestellbogen G der Krempel werden
auf beiden Seiten bogenförmige durchbrochene Schilder I
befestigt, an deren Rändern eine Spur ausgearbeitet ist, in welche die Endstücke der
Deckel D passen. Der äuſsere Kranz der unteren,
concentrisch mit dem Trommelumfange verlaufenden Spur wird von dem federnden Bogen
B gebildet. In den in sich verlaufenden Spuren
werden die Deckel dadurch zu wandern gezwungen, daſs an beiden Enden der Schilder je
auf gemeinschaftlicher Achse Zahnräder Z gelagert sind,
deren Zähne zwischen die Führungszapfen der Deckel greifen und dadurch die letzteren
hinten an der Kammwalze P einzeln aus dem unteren
Spurgange in den oberen und vorn beim Vorreiſser aus dieser wieder in die untere
Spur zurück befördern. Die Deckel schieben sich also gegenseitig vorwärts und diese
Einrichtung gestattet durch verschlieſsbare Oeffnungen in den äuſseren Kränzen der
oberen Spur, jeden Deckel für sich leicht herausnehmen und wieder einsetzen zu
können, so daſs beim Schadhaftwerden eines Deckels bei Vorhandensein eines
Ersatzdeckels die Krempel nicht weiter zum Stillstande kommt. Der Bogen B ist von mehreren radial geführten Stelleisen S unterstützt, welche zur concentrischen Verstellung
des Bogens B alle gleichzeitig und gleichmäſsig
verschoben werden können. Dies bewirkt ein verdrehbarer Ring A, welcher an seinem Umfange für die Stelleisen zahnförmig ausgeschnitten
ist und an einer Excenterstange t hängt. Der Excenter
e kann durch ein Schneckengetriebe c verstellt werden, wobei alle Stelleisen S gleichmäſsig nach auſsen oder durch die nachrückenden
Deckel nach innen geschoben werden. Der Ring A besitzt
nämlich auch für die Schilder I Ausschnitte und in
gleicher Weise wird dann durch einen weiteren Ausschnitt bei m durch das Stelleisen S1 die für das Auffangen des Abfalles bestimmte Mulde
M jedesmal genau gegen die Trommel T mit verstellt. Fig. 5 läſst noch die Lage
der Schleifwalzen W für die Deckel und W1 und W2 für die Trommel T und die Kammwalze P,
sowie die Art ihrer Einstellung erkennen. Zu erwähnen ist noch, daſs die Excenter
e für die Ringverstellung auf beiden Gestellseiten
sich auf einer gemeinschaftlichen Achse befinden, so daſs der Deckellauf
gleichzeitig auf beiden Seiten der Krempel gleichmäſsig erfolgt.
Diese Eigenthümlichkeit findet sich auch bei Leigh's
späterer Einstellvorrichtung (Englisches Patent 1878 Nr. 3195), mit welcher die von
John Mason in Rochdale gebauten Karden ausgerüstet
sind. Die Schilder zur Deckelführung sind hier in Wegfall gekommen und nach Fig. 6 Taf. 33
durch zwei Führungsbogen B und B1 mit den Stelleisen S und S2 ersetzt. Das mittlere Stelleisen S1 trägt beide
Führungsbogen B und B1
und der untere derselben
wird auſser von den beiden Endstelleisen S und S2 noch in der Mitte
zwischen diesen und dem Mittelstelleisen S1 durch die Stelleisen S3, im Ganzen also an fünf Punkten
festgehalten. Alle diese radial geführten Stelleisen laufen nach der Trommelachse zu
in Gewindezapfen aus, welche in drehbaren Muttern m
stecken; letztere sind mit Zahnkränzen versehen und in diese greifen die Schnecken
s. Jede Schnecke s
trägt ein Kettenrad und über alle diese Räder auf einer Krempelseite ist eine
endlose Kette gelegt, so daſs beim Drehen einer Schnecke alle übrigen gleichmäſsig
mit bewegt werden. Eine Schnecke jeder Kardenseite besitzt ein doppeltes Kettenrad
und diese stehen durch Ketten mit der zwischen dem Deckellaufe über die Krempel
reichenden Achse a in Verbindung, so daſs beim Drehen
derselben alle Stelleisen gleichzeitig radial bewegt werden. Durch die groſse
Uebersetzung bei doppeltem Gewindetriebe (Schnecke und Mutter) ist eine groſse
Genauigkeit der Einstellung möglich, da eine Umdrehung der Achse a eine radiale Verschiebung von kaum 0mm,01 an den Stelleisen hervorruft.
Auf gleiche Weise, nämlich auf beiden Krempelseiten gleichzeitig, läſst sich auch die
Verstellung der Schleifwalzen W für die Deckel und
derjenigen für die Trommel einrichten.
Wie bei den Leigh'schen Anordnungen ist auch bei allen
neueren Einstellvorrichtungen für Krempeln mit Deckelketten die Führung des
federnden Bogens an drei Punkten, in der Mitte und den beiden Enden, aufgegeben und
eine gleichzeitige radiale Verstellung an mehreren Punkten durchgeführt. Man kann
dabei den Querschnitt des Bogens in seiner ganzen Länge gleich halten und dessen
Lauffläche wird gewöhnlich gemäſs des kleinsten, dem abgenutzten Beschläge
entsprechenden Trommeldurchmessers abgedreht, so daſs der Bogen durch die an
mehreren Punkten um gleiche Gröſsen erfolgende radiale Bewegung zu einem gröſseren
concentrischen Kreise aufgebogen werden muſs.
Bei der von J. Thompson und T.
Barker in Manchester (Englisches Patent 1885 Nr. 3161) angegebenen und von
Curtis Söhne und Comp. daselbst ausgeführten
Einstellvorrichtung wird der federnde Bogen B (Fig. 7 und 8 Taf. 33) an
vier Punkten gehalten, wozu derselbe mit Lappen l
versehen ist. Auf den Befestigungsschrauben für die letzteren sind Excenter e drehbar, auf welche sich der Bogen B legt, und an diese Excenter sind Zahnbogen
angegossen, so daſs alle Excenter einer Krempelseite durch den in einer Spur des
Gestellbogens G liegenden Zahnbogen b gleichzeitig gedreht und somit der Deckelbogen B concentrisch verstellt wird. Die Verzahnungen f sind an den Bogen b
besonders angeschraubt und letzterer wird mit Hilfe der Schnecke S bewegt. Der Deckelbogen B hat winkelförmigen Querschnitt (vgl. Fig. 8) um unter demselben
noch die Entfernung der Beschlagspitzen von Trommel und Deckeln zu sehen und bei
etwaiger Einstellung beurtheilen zu können.
Bei dieser Einrichtung müssen, wenn eine Verstellung des Bogens B vorgenommen werden soll, zuerst die Spannschrauben
für die Lappen l desselben gelöst und nach erfolgter
Drehung der Excenter e zur Festhaltung des Bogens
wieder angezogen werden. Diese besondere Festhaltung des federnden Bogens ist bei
weiteren Einstellvorrichtungen vermieden; durch das Festspannen wird nämlich der
Bogen leicht etwas verdreht, so daſs die Deckel nicht voll auf demselben gleiten und
die vorherige genaue Einstellung wieder beeinträchtigt wird. Man legt daher den
federnden Bogen frei auf seine Unterstützungen und hält denselben nur an seinen
beiden Enden durch eine der Verstellung nachgebende Verbindung, Federn o. dgl.,
fest. Die Verstellung durch radiale Verschiebung der Unterstützungen hat man ebenso
verlassen.
Dobson und Barlow in Bolton erreichen eine concentrische
Verstellung des federnden Deckel-Laufbogens durch eine
Verdrehung in senkrechter Ebene. Der Bogen B (Fig. 11 und 12 Taf. 33)
ruht mit durchgeschlagenen Stahlstiften s auf festen
Stelleisen S und wird durch die Gabelform derselben
gegen seitliche Verschiebung gehalten. Wie der Bogen an den Seitenflächen, so wird
auch jeder Schlitz der an den Kardengestellbogen G
geschraubten Stelleisen seitlich abgedreht, so daſs der Bogen genau in einer Ebene
gehalten wird und in derselben verschoben werden kann. Erfolgt dies in Richtung des
Pfeiles Figur
12, so findet vermöge der Kopfform der Stelleisen S eine concentrische Verstellung des Bogens statt. Die Genauigkeit
derselben ist also an die Gleichheit der Stützflächen aller Stelleisen S gebunden und diese erfordern daher eine sehr
sorgfältige Bearbeitung. Jedes Stelleisen wird hierzu auf einer Copirmaschine nach
einem erprobten Muster abgefräst. Der Bogen B wird mit
dem Ende gegen die Kammwalze zu auf der Krempel durch eine gelenkig angeschlossene
Feder gehalten und besitzt an dem anderen Ende eine genau geschnittene Verzahnung,
in welche ein kleiner Trieb (aus Stahl oder Phosphorbronze) greift. In ein mit
diesem verbundenes gröſseres Rad greift eine Schnecke, deren Achse wieder ein
Schraubenrad trägt; in diese Räder auf beiden Gestellseiten der Karde greifen auf
einer gemeinschaftlichen, quer durch die Deckelkette reichenden Welle befestigte
Schnecken, so daſs durch Drehung dieser Welle mittels aufsteckbarer Handkurbel,
wobei eine Theilscheibe die Gröſse derselben angibt, beide Deckellaufbogen
gleichzeitig verstellt werden. Die Uebersetzung durch die doppelten Schneckentriebe
und vermöge der Kopfform der Stelleisen ergibt für 1 Drehung der Kurbel eine radiale
Verstellung von 0mm,0032.
Die Dobson und Barlow'sche Krempel besitzt eine
Gelenkkette von 110 wandernden Deckeln, von welchen stets 44 arbeiten, und zeichnet
sich dadurch aus, daſs durch die gröſsere Auswärtslegung der Laufstelle der Deckel
der Beschlag bis dicht an die Gestellbogen gehen kann, also die lichte Gestellweite
fast ganz ausgenutzt wird.
Bei den von Howard und Bullough in Accrington gebauten
Krempeln mit wandernden Deckeln wird die concentrische Verstellung des federnden
Laufbogens durch eine wagerechte Verschiebung eines zweiten
nicht federnden Stützbogens erreicht. Wie aus Fig. 9 und 10 Taf. 33 zu ersehen,
liegt dieser Stützbogen B1 auf einem abgedrehten Rande des Gestellbogens G der Karde und wird durch die Schrauben s an
den festen Stelleisen S gehalten und durch Drehung der
Schrauben s mittels eines an dem eingeschnittenen Kopfe
k derselben angesetzten Schlüssels die Verschiebung
von B1 bewirkt, deren
Gröſse durch den Zeiger g, in welchen das Stelleisen
S ausläuft, auf einer mit der Schraube s fest verbundenen Theilscheibe t abgelesen werden kann. Die Auſsenfläche des Bogens B1 ist abgeschrägt und
dient der inneren ebenfalls abgeschrägten Fläche des federnden Bogens B, auf welchem die Deckel D laufen, zur Auflage. Der Bogen B wird an
seinen Enden durch zwei kräftige Spiralfedern gehalten und legt sich mit der
hinteren Fläche an einen glatt gedrehten Rand des Gestellbogens G, so daſs bei einer Verschiebung des Bogens B1 nach innen zu der
federnde Bogen B auf einen gröſseren Kreis an allen
Stellen gleichmäſsig aufgebogen wird. Hat man die Einstellung der Deckel an einer
Stelle mit Hilfe der daselbst befindlichen Schraube s
vorgenommen, so braucht man nur alle übrigen Schrauben s nach dem gleichen Theilstriche der Scheiben t zu drehen, um eine überall gleichmäſsige Deckeleinstellung zu erhalten.
Die Drehung der Schrauben s um einen Theilstrich der
Scheiben t entspricht einer radialen Verstellung des
Bogens um 0mm,025 (0,001 Zoll englisch).
Die Howard und Bullough'sche Krempel hat eine Kette mit
110 Deckeln, von welchen immer 43 an der Kardentrommel liegen; sie soll in der Woche
(60 Stunden) 400 bis 500k Baumwolle bearbeiten.
Hervorzuheben ist noch die äuſserst genaue Ausführung der Einstellvorrichtung. Die
Lager der Kardentrommel können an den Gestellen sowohl senkrecht, wie wagerecht
verschoben werden, so daſs die Trommelfläche den Bogen angepaſst werden kann. Die
Ruhefläche am Gestellbogen G für den Bogen B1 wird zuerst unter
Zuhilfenahme eines elektrischen Apparates nach dem Drehen durch Schaben abgerichtet.
An der Trommel wird zu diesem Zwecke ein Taster befestigt und dieser mit dem
positiven, sowie der Gestellbogen G mit dem negativen
Pole einer elektrischen Stromquelle leitend verbunden. Indem der Taster über den
Rand am Bogen G bei Drehung der Trommel weggeführt
wird, findet bei vollkommener Berührung ein Stromschluſs statt und ein in die
Stromleitungeingeschaltetes Läutewerk ertönt. Dadurch hat man ein sicheres
Erkennungsmittel für die concentrische Stellung des Bogens zur Trommel. Auf gleiche
Weise wird auch der federnde Bogen B auf seiner
Lauffläche und ebenso die Beschlag- und Laufflächen der Deckel mit Hilfe eines
ähnlichen Apparates abgerichtet.
Gebrüder Ashworth in Manchester, die bekannten
Fabrikanten von Stahldrahtkratzen, sind ebenfalls mit einer Krempel mit wandernden Deckeln
aufgetreten, welche sich in sehr kurzer Zeit trotz ihres hohen Preises eine groſse
Verbreitung verschafft hat und deren eigenartige Einstellvorrichtung (vgl. * D. R.
P. Nr. 28029 vom 11. Januar 1884) den streng mathematischen Forderungen am nächsten
kommt. Bei derselben sind keine federnden Bogen angewendet, sondern biegsame Bänder, welche je nach dem Grade der
Einstellung in verschiedener Zahl und von verschiedener Dicke über einander liegend
unmittelbar auf die Kardengestell bogen gespannt werden und auf deren äuſserstem die
Deckel bei ihrer Wanderung an der Trommel laufen. Diese biegsamen Stahlbänder, von
deren Gleichmäſsigkeit die Genauigkeit der Einstellung abhängig ist, werden durch
Abschleifen in genau gleicher Dicke hergestellt und jeder Krempel wird eine gröſsere
Anzahl von verschiedener Stärke beigegeben, so daſs sich bei Zusammenlegung mehrerer
Bänder nahezu eine gleiche Feinheit der Einstellung wie bei den oben beschriebenen
Einrichtungen erzielen läſst. Die Bänder B (Fig. 15 Taf.
33) werden auf dem Bogen G bei a mit Schrauben befestigt und an dem anderen Ende bei b in einem nachspannbaren Kloben gehalten. Die ganze
Krempel besitzt einfache glatte Oberflächen, was die Sauberhaltung erleichtert. Die
festen Stelleisen S und S2 tragen die Kettenrollen und
Unterstützungswalzen für die Deckelkette K und das
ebenfalls feste Stelleisen S1 trägt die Spannwalze für die Kette. S3 bezeichnet das Stelleisen für die
Schleifwalze.
Die Ashworth'schen Karden, deren Vertrieb Arthur Bates in Manchester übernommen hat, sollen bei
einer Beschlagbreite von 1116mm, gespeist mit
einem Wickel von 1135mm Breite (von einer 1215mm breiten Schlagmaschine erhalten) bei einer
Mischung von egyptischer und amerikanischer Baumwolle in 72 Stunden 546k leisten. Die ganze Länge der Krempel beträgt
3m,18, die ganze Höhe 1m,84. Das Trommellager ist senkrecht mittels der
Schraube s zu verstellen. Die Trommel besitzt an den
Stirnflächen besondere Blechscheiben, welche etwas über den Beschlag wegreichen und
verhindern, daſs an den Beschlagrändern mit der Trommel umlaufende Flugwolle sich
ansetzt, oder solche seitlich ausgeworfen wird. Die wandernde Kette besitzt 109
Deckel, von welchen 40 arbeiten. Der Stahldrahtbeschlag wird auf den Deckeln mit
Drahtklammern an Stelle der sonst benutzten Bleinieten befestigt, wodurch die
Kratzenstreifen auf den Deckeln etwas breiter werden.
Für den Laufbogen der wandernden Deckel bringt T. S.
Whitworth in Manchester (Englisches Patent 1884 Nr. 3556) ein biegsames Band in Vorschlag, welches von einzelnen radial stellbaren Bogenstücken unterstützt
wird. Diese Bogenstücke b (Fig. 13 Taf. 33) greifen
zur Bildung einer ununterbrochenen Stützfläche mit Ueberlappung über einander,
verschieben sich radial in Schlitzen des Gestellbogens G und werden an demselben nach ihrer Einstellung durch Schrauben s festgespannt. Jedes einzelne Bogenstück ist für sich durch eine
Stützschraube e stellbar und alle Bogenstücke können
dadurch gleichzeitig und gleichmäſsig verstellt werden, daſs die Schrauben e sich auf Winkel d
stützen, welche gleichfalls in den radialen Schlitzen am Gestellbogen G für die Bogenstücke b
geführt sind und von denen Zapfen g in die Spiralspur
h eines Ringes R
greifen. Wird dieser innen gezahnte Ring R mit Hilfe
des kleinen Triebes r gedreht, so erhalten alle
Bogenstücke b gleichmäſsig Verschiebung.
Recht sonderbar erscheint solchen vieltheiligen Ein Stellvorrichtungen gegenüber der
Vorschlag von J. Elce und T. S.
Whitworth in Manchester (Englisches Patent 1885 Nr. 8069), von jeder Einstellvorrichtung abzusehen und einfach die
Laufflächen der Deckel und des Bogens beim
Schleifen des Kratzenbeschlages mit nachzuschleifen.
Auf dem Gestellbogen G (Fig. 14 Taf. 33) wird der
Lauf bogen B an Lappen l
des ersteren befestigt und dessen äuſsere Fläche in gleicher Höhe mit den
Beschlagspitzen der Trommel abgeschliffen. Die Deckel D
erhalten besondere Laufklötzchen e, welche ebenso mit
den Beschlagspitzen in gleiche Höhe gebracht werden. Natürlich ist bei dieser
Einrichtung nothwendig, daſs beim Aufziehen neuer Kratzen auch immer neue Laufbogen
und neue Laufklötzchen eingesetzt werden, was für die Dauer nicht besonders
einladend erscheint.
Aehnlich absonderlich muſs auch der von J. Rob. Loeffel
in Paris (* D. R. P. Nr. 34008 vom 1. Juli 1885) gemachte Vorschlag erscheinen,
statt den Lauf bogen radial zu verstellen, die Kardentrommel
im Durchmesser zu vergröſsern und zu verkleinern. Hierzu wird, wie in Fig. 16 und
17 Taf.
33 veranschaulicht ist, die Trommel aus einzelnen mit Blattkratzen beschlagenen
Bogenstücken b zusammengesetzt, welche gleichzeitig
radial nach Art der ausdehnbaren Riemenscheiben verstellt werden. Die Bogenstücke
b werden von Spindeln s getragen, welche an den Stirnflächen einer Trommel M und einer besonderen Scheibe N radial geführt werden. In der Mitte hat jede Spindel s einen Gewindebund und die Mutter m für denselben bildet ein Kegelrad. In alle Kegelräder
greift das groſse Kegelrad R ein, so daſs bei einer
Verdrehung desselben der Beschlagdurchmesser der eigentlichen Kardentrommel ein
gröſserer oder kleinerer wird.