Titel: | Ueber die elektrische Beleuchtung von Gemälden mit einer Mischung von Bogenlicht und Glühlicht. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 564 |
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Ueber die elektrische Beleuchtung von Gemälden
mit einer Mischung von Bogenlicht und Glühlicht.
Mit Abbildungen.
Elektrische Beleuchtung von Gemälden.
In dem Kaiserdiorama der Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin 1886 hat J. Zacharias vor der Eröffnung der Ausstellung eine
Reihe von Proben über die Zweckmäſsigkeit der Beleuchtung von Gemälden mit
gemischtem elektrischem Lichte angestellt und darüber in dem Centralblatte für Elektrotechnik, 1886 * S. 589 Folgendes berichtet:
Das Diorama war etwa 40m lang
und enthielt fünf annähernd gleich groſse Gemälde, von denen jedes durch eine 8 A-Bogenlampe und 10 Glühlampen beleuchtet wurde,
während 1 Bogenlampe und 6 Glühlampen Eingänge und Zuschauerraum erleuchteten, so
daſs auf die 40m lange Wand 5 Bogenlampen und 50
Glühlampen vertheilt waren. Die Bogenlampen hingen in der Mitte eines jeden Bildes
oben auf einer Galerie, während die Glühlampen mit ungefähr Im Abstand in
senkrechten fahrbaren Wänden (Coulissen) vertheilt waren.
Fig. 1., Bd. 263, S. 564Fig. 2., Bd. 263, S. 564 Wie aus nachstehenden Abbildungen hervorgeht, sind die Glühlampen G in parabolischen Strahlschirmen derart befestigt,
daſs die Lampen rechts das Licht nach links und die auf der linken Seite nach rechts
werfen, während sich das Bogenlicht von B von oben
herab mit diesen sich kreuzenden Strahlen mischt, wie dies aus Fig. 1 noch deutlicher hervortritt. Die Glaskörper der
Glühlampen bildeten nämlich an ihrem Boden eine Art Hohlspiegel; sie warfen anfangs
das Licht so stark auf die Bildfläche, daſs sich helle Lichtflecken zeigten. Durch
völlige Kreuzung der so zurückgeworfenen Strahlen und durch theilweises Betupfen der
Glühlampen an ihrer Spitze mit Farben wurden die Lichtflecken völlig beseitigt. Auch
die vier Glühlampen im Zuschauerräume muſsten durch matte Glocken gedämpft und
theilweise durch Betupfen mit blauer Farbe abgetönt werden, damit das Auge des Beschauers nicht
gestört wurde. Vor Anbringung der das Seiten- und Oberlicht abhaltenden Vorhänge war
nicht bei allen Gemälden der Einfluſs des Glühlichtes gerade stark bemerkbar. Als
nach völliger Vollendung aller Einrichtungen der Bauausschuſs die Absicht aussprach,
das Glühlicht thunlichst zu ersparen, wurde dasselbe plötzlich gelöscht; die Herren
waren jedoch ganz erschrocken, wie bleich und fahl auf einmal einzelne Theile der
Bilder erschienen; besonders Maler Könner sprach sich
entschieden gegen alleinige Anwendung des
Bogenlichtes aus.
Man kann jedoch auch hier des Guten zu viel thun. Ein Gemälde von
Zanzibar enthält im Wasser viel blaue und rothe Tone, welche nur wenig rothe
Strahlen des Glühlichtes vertragen, weil das Blau sonst in Violett übergeht; die
Glühlampen muſsten hier in gröſseren Abständen von einander und von der Bildfläche
angebracht werden.
Mit Rücksicht auf Feuersgefahr wurden die Bogenlampen mit
Schutzglocken versehen, obgleich man ohne solche eine viel hellere Beleuchtung
erzielte. Selbst die besten Glocken aus klarem Glase erwiesen sich als völlig
unbrauchbar, weil die geringsten Streifen oder Schlieren Schatten auf die Bildfläche
werfen. Daher muſsten möglichst reine Opalglasglocken verwendet werden; dieselben
zerstreuen das Licht so vollkommen, daſs man von der Drahtumstrickung keine Schatten
sieht. In dem Pergamon-Panorama muſste allerdings nach Anbringung dieser Glasglocken
die Stromstärke von 10 auf 12 Ampère erhöht werden. Unter Umständen dürften schon 6
bis 8 Glühlampen für eine Bogenlampe hinreichend sein, um das künstliche elektrische
Licht dem Tageslichte ähnlich zu machen.