Titel: | Zur Verarbeitung und Verwerthung natürlicher und künstlicher Rohphosphate. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 581 |
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Zur Verarbeitung und Verwerthung natürlicher und
künstlicher Rohphosphate.
(Patentklasse 16. Schluſs des Berichtes Bd. 264 S.
534.)
Verarbeitung und Verwerthung von Rohphosphaten.
Darstellung von Alkaliphosphaten bezieh. freier
Phosphorsäure.
Schmilzt man Thomasschlacke oder sonstige Kalkphosphate mit schwefelsaurem Kali oder
schwefelsaurem Natron und Kohle und laugt die dadurch erhaltene Schmelze nach dem
Erkalten mit Wasser aus, so findet man, nach Angabe von L.
Imperatori in Düsseldorf (D. R. P. Nr. 35666 vom 23. April 1885) in der
Lösung nur Spuren von Alkaliphosphaten. Wird dagegen die Schmelze vor dem Auslaugen
mit Kohlensäure behandelt, so geht der gröſste Theil der Phosphorsäure in die
Lösung. Durch das Schmelzen der Thomasschlacke mit Sulfat
und Kohle erhält man im Wesentlichen eine Mischung von Schwefelcalcium und
Natriumphosphat, wie folgende Reaction zeigt:
Ca3(PO4)2 + 3Na2SO4 + 6C = 3CaS + 2Na3PO4 + 6CO2.
Durch den Schmelzprozeſs sollen ferner die in der Schlacke enthaltenen Phosphate von
Eisen und Mangan in lösliches Natriumphosphat übergeführt werden. Zweck der zum
Auslaugen der Schmelze nöthigen Kohlensäure ist daher nicht wie bei dem im Patente
Nr. 32898 (vgl. 1885 258 367) beschriebenen Verfahren
eine Umsetzung von Ca3(PO4)2 und Na2CO3 zu Na2HPO4 und CaCO3, sondern eine Ueberführung des Kalkes in Carbonat, um zu verhindern,
daſs wieder rückwärts unlösliches Calciumphosphat gebildet werde.
Die Kohlensäure kann entweder unmittelbar auf die in Stücke von
Nuſsgroſse zerschlagene Schmelze einwirken, oder die letzteren werden mit
Natriumbicarbonat gemischt, dann auf 100° erwärmt und eingelaugt, oder aber mit
einer gesättigten Sodalauge (durch die man so lange Kohlensäure geleitet hat, bis
eine Trübung entstand) begossen und dann zu einem Breie angerührt, in welchen wieder
Kohlensäure eingeleitet wird. Bei dieser Behandlung mit Kohlensäure wird mit dem in
der Schmelze vorhandenen freien Kalk auch ein Theil des Schwefelcalciums der
Schmelze in Schwefelwasserstoff und kohlensauren Kalk umgesetzt und das basische
phosphorsaure Natron (Na3PO4) in neutrales phosphorsaures Natron (Na2HPO4)
verwandelt.
Nach dieser Behandlung wird die Schmelze mit Wasser ausgelaugt.
Neben dem neutralen phosphorsauren Natron finden sich in der Lauge groſse Mengen
kohlensaures Natron; beide Salze werden durch Krystallisation getrennt. (Vgl. auch
Imperatori 1886 260
471.)
Um die durch Aufschlieſsen von Calciumphosphaten mittels Alkalisulfat und
Schwefligsäure oder Salzsäure erhaltenen Alkaliphosphatlaugen von Eisen und Mangan zu befreien, verdampft M. v. Maltzan in Doberan (D. R. P. Nr. 36364 vom 21. April 1885) die vom
Gyps getrennten Laugen, bis die Eisen- u.s.w. Phosphate, welche noch in Lösung
waren, ausgefallen sind. Darauf wird die Lösung gemeinsam mit dem Ausgeschiedenen
zur Trockne gebracht und im Wasserdampf- und Luftstrome geglüht. Hierbei entweichen
Schwefligsäure, Schwefelsäure bezieh. Salzsäure und im Rückstande befinden sich
hauptsächlich dreibasische Alkaliphosphate, während die Eisen- u.s.w. Verbindungen
zersetzt sind; jene werden ausgelaugt und weiter verarbeitet.
Hat man die Lösung der Alkaliphosphate von den ausgeschiedenen Eisen- u.s.w.
Phosphaten getrennt, so bringt man sie für sich zur Trockne, glüht unter
Zuhilfenahme von Wasserdampf und Luft und zersetzt die ausgeschiedenen Phosphate mit
denselben entweder trocken bei hoher Temperatur, oder feucht in geringerer Wärme,
oder man mischt den Trockenrückstand mit den Eisen- u.s.w. Phosphaten und glüht im
Luft- und Wasserdampfstrome.
Ziemlich umständlich ist das von G. Deumelandt in
Potsdam (D. R. P. Nr. 38282 vom 22. September 1885) angegebene Verfahren zur
Darstellung von freier Phosphorsäure und Alkaliphosphaten aus Thomasschlacken und anderen basischen
Phosphaten mittels Oxalsäure und deren
Alkalisalze unter Wiedergewinnung der letzterem Dem Verfahren liegt die Thatsache zu
Grunde, daſs die Phosphate durch auf einander folgende Behandlung mit Oxalsäure und
Ammoniak oder aber auch mit Ammoniumoxalat ihre Basen an die Oxalsäure und die
Phosphorsäure an das Ammoniak abgeben.
Zu dem Ende wird das fein gepulverte Phosphat, besonders
Thomasschlacke, welchem zweckmäſsig vorher nach dem Verfahren des Patentes Nr. 32957
durch Salmiaklösung die freien Basen entzogen worden sind, in ein Gefäſs mit
Rührwerk und Dampfleitung gebracht, mit einer Lösung von Oxalsäure überschüttet und
gekocht. Man wendet Mengen von 500k Schlacke und
das etwa 5/4 fache
von Oxalsäure an. Es wird eine Lösung erhalten, welche sämmtliche Phosphorsäure,
einen Theil Oxalsäure, Eisen und Mangan enthält, während der Rückstand (B, vgl.
Tabelle) aus Eisen-, Mangan- und Calciumoxalat besteht. Aus der Lösung fällt man
Eisen und Mangan mittels Ammoniak als Phosphate, welche letztere durch Kochen mit
Natronlauge in Mangan- und Eisenhydroxyd und Natriumphosphat umgesetzt werden; das
letztere wird durch Eindampfen und Krystallisation gewonnen. Die von Eisen und
Mangan befreite Lauge von Ammoniumphosphat, Ammoniumoxalat und Kieselsäure wird bis
zur kristallinischen Abscheidung des Ammoniumoxalates eingedampft, welches auf diese
Weise zum groſsen Theile wieder gewonnen wird. Den Rest Ammoniumoxalat fällt man
mittels sauren Calciumphosphates, so daſs, nach Entfernung des gefällten
Calciumoxalates, die Lauge nur noch Ammoniumphosphat und Kieselsäure enthält.
Dieselbe wird nunmehr zur Trockne eingedampft. Der erhaltene Trockenrückstand wird
zur Rothglut erhitzt und dadurch das Ammoniak ausgetrieben. Die zurückbleibende Phosphorsäure schmilzt man
mit entwässertem Chlorkalium und Chlornatrium, wobei Salzsäure entweicht. Die
Schmelze gibt nach dem Erkalten und Auflösen in Wasser eine Lösung von
Alkaliphosphat und Kieselsäure. Der bei der ursprünglichen Behandlung der Schlacken
mit kochender Oxalsäurelösung erhaltene Rückstand (B), bestehend aus Calcium-,
Eisen- und Manganoxalat, sowie das durch Fällen erhaltene Calciumoxalat werden
entweder mit Salzsäure oder Schwefelsäure zur Abscheidung der Oxalsäure zerlegt,
oder aber durch Kochen mit Alkalilauge in Alkalioxalat übergeführt, welches
letzteres zur theilweisen Zerlegung der Phosphate an Stelle freier Oxalsäure
verwendet werden kann. Das, wie angegeben, durch Krystallisation abgeschiedene
Ammoniumoxalat kann entweder ebenso wie das erwähnte Alkalioxalat zur Zerlegung
neuer Mengen von Phosphaten dienen, oder man versetzt damit saure Phosphate, wobei
dann die Behandlung mit freier Oxalsäure und mit Ammoniak vereinigt ist. Ueber den
Werth des Verfahrens gibt folgende Zusammenstellung Aufschluſs:
100 Schlacke (mit 27,53 Proc.
Phosphorsäure) + 124 Oxalsäure.
A) Lösung, enthält Phosphorsäure,
Kieselsäure, Oxalate vonEisen und Mangan. Auf Zusatz von Ammoniak
entsteht:
B) Rückstand,Oxalate von
Calcium(Eisen und Mangan).Auf Zusatz vonNatronlauge
ent-steht:
C) Lösung von Ammoniumphosphat
und-Oxalat und Kieselsäure. Nach dem Ein-dampfen und
Auskrystallisiren des Am-moniumoxalates entsteht auf Zusatz
vonChlorcalcium: †
D) Niederschlag vonEisen- und
Mangan-phosphaten. MitNatronlauge gekocht,wird er zerlegt
in:
G) Ammoniumphosphat
undKieselsäure geglüht:
M) Cal-cium-oxalat.Die
Mengeder imKalk- undAm-monium-oxalat
be-findlichenOxalsäurebeträgt26,66%
E) Rück-stand
vonMangan-und Eisen-hydroxyd
F)
LösungvonNatrium-phosphat(6,43%Phosphor-säure)
O)
Rück-stand,Kalk,Mangan-und Eisen-hydroxyd
N)
Lösung,Natrium-oxalat(97,14%Oxal-säure)
H) Phosphorsäure-hydrat, welches,
mitChlornatrium ge-schmolzen, zerlegtwird in:
I) Am-moniak
L) Kieselsäureund
Natrium-phosphat(20,20 als drei-basische Phos-phorsäure
be-stimmt)
K)Salz-säure
† Saures Calciumphosphat wurde bei dem zur Analyse bestimmten
Versuche vermieden, um nicht neue Phosphorsäure einzuführen.
Versuchsergebniſs.
Phosphorsäure
angewendet
27,53,
erhalten
20,206,43
Nicht
gewonnen
0,90
–––––
26,63
–––––
Oxalsäure
„
124,00,
„
26,6697,14
„
„
0,20.
–––––
123,80
Hiernach erscheint das Verfahren trotz seiner Umständlichkeit wohl lohnend, erfordert
aber groſse Aufmerksamkeit und Beaufsichtigung des Betriebes.
Phosphor haltiges Roheisen ist schon mehrfach zur Herstellung von Alkaliphosphaten vorgeschlagen. Imperatori (vgl. 1886 260 471) schmilzt
dasselbe mit Natriumsulfat im Soda-Drehofen zusammen, während Andere, z.B. G.
Thomas selbst, Alkalicarbonate oder Chloride als basische Zuschläge in der
Birne beim Thomasverfahren benutzen. Th. Twynam in
Minford Gardens (D. R. P. Kl. 18 Nr. 38156 vom 6. März 1886) setzt dem Roheisen,
welches vortheilhaft vorher von seinem Gehalte an Silicium befreit ist, in einer
basisch oder neutral ausgefütterten Birne dreibasisches Alkaliphosphat, d.h. ein
Alkaliphosphat, das drei Aequivalente der Basis auf ein Aequivalent Phosphorsäure
enthält, zu. Das letztere wird am einfachsten dadurch hergestellt, daſs man die
alkalische Schlacke von dem basischen Bessemer- oder Siemens-Ofen in eine basisch
oder neutral ausgefütterte Gieſspfanne abläſst, in welche man aus einem Kupolofen
geschmolzenes Alkalicarbonat zuflieſsen läſst. Die Reaction erfolgt schnell und die
gebildete Schlacke, welche dreibasisches Natriumphosphat enthält, das mit Eisen-,
Mangan- u.s.w. Oxyd gemischt ist, kann unmittelbar als Alkalizusatz bei der
Entphosphorung von Phosphor haltigem Roheisen in einer basisch oder neutral
ausgefütterten Birne oder einem Siemens-Ofen benutzt werden. An Stelle des
Alkalicarbonates kann auch ein Gemisch von Alkalisulfat mit Kokesstaub oder auch
Alkalichlorid zur Umsetzung des einbasischen Alkaliphosphates in dreibasisches
Phosphat verwendet werden. Für je 1 Procent in dem Roheisen vorhandenen Phosphor
werden 1½ bis 3 Th. des dreibasischen Natriumphosphates (3Na2O.P2O5) zugesetzt, Aus der Schlacke wird das lösliche
Natriumphosphat ausgelaugt; die in derselben verbleibenden unlöslichen Phosphate
dienen zur Herstellung des dreibasischen Alkaliphosphates in einer der besprochenen
Weisen.
Verwerthung von Thomasschlacken und ähnlichen
Eisenschlacken.
Ueber den Werth und die Verwendung des Thomasschlackenmehles für den Ackerbau
berichtete A. Frank (vgl. auch 1886 260 472) in der Agrikulturchemischen Section der
Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Berlin 1886. Nach einer kurzen
geschichtlichen Darstellung über die Entstehung derselben und über die Versuche,
welche zur Erzielung einer möglichst Phosphor reichen Schlacke beim Bessemern
namentlich nach dem Vorschlage von Scheibler (1886 260 470) angestellt sind, geht Frank auf den Werth der Thomasschlacke selbst über. Der mittlere Gehalt
derselben beträgt nach Fleischer's Zusammenstellung in
Hunderttheilen:
Phosphorsäure
17,5
Kalk
49,6
Magnesia
4,7
Eisenoxydul
9,3
Eisenoxyd
4,1
Thonerde
2,0
Manganoxydul
4,0
Schwefel
0,5
Schwefelsäure
0,2
Kieselsäure
7,5,
während der niedrigste von ihm gefundene Phosphorsäuregehalt
11,39, der höchste 22,97 Proc. beträgt; in anderen dem Verfasser zu Gebote stehenden
Analysen weichen diese Zahlen noch weiter ab, nämlich von etwa 8 Proc. Phosphorsäure
mindestens bis zu 26 Proc. höchstens.
Die bisherigen meistens auf Herstellung von Präcipitat gerichteten
Aufarbeitungsverfahren scheinen nach Frank z. Th. zu
theuer, namentlich mit Rücksicht auf die aus der Einführung des
Ammoniaksodaverfahrens herrührende Preiserhöhung der Salzsäure, zum Theile nach den
Untersuchungen von Hoyermann (1886 260 471) überflüssig zu sein, da die Schlacken schon als
solche ein für viele Bodenarten wohl geeignetes Düngemittel abgeben und bei
richtiger Zerkleinerung und Anwendung keine der befürchteten Nachtheile bringen. Was
zunächst den hohen Kalkgehalt der Schlacke betrifft, so ist Kalk ein für die meisten
Bodenarten so wirksamer Dungstoff, daſs sich schon dessen Bezug auf weite Strecken
für den Landwirth bezahlt macht; es kommt aber im vorliegenden Falle noch dazu, daſs
in der Thomasschlacke ein gröſserer Theil des Kalkes an Phosphorsäure gebunden ist,
als in anderen bisher bekannten Phosphaten; denn während letztere zumeist
Tricalciumphosphate sind, haben neuere Versuche unzweifelhaft erwiesen, daſs die auf
feuerflüssigem Wege entstehende Verbindung in der Thomasschlacke Quadriphosphate
bildet, welche wesentlich leichter von Kohlensäure und anderen Agenden gelöst werden
als Triphosphate. (Vgl. 1886 260 471. 261 399.)
Prof. Kraut (vgl. oben D. R. P. Nr.
35533) in Hannover hat diese interessante Entdeckung auch bereits praktisch
verwerthet, indem er im Gegensatze zu unseren bisherigen Verfahren der sauren
Aufschlieſsung der Phosphate eine solche auf kalkbasischem Wege vorgeschlagen hat,
ein Verfahren, welches für die Benutzung zahlreicher Phosphatvorkommen, die ihres
Eisen- und Thonerdegehaltes halber bisher keine Anwendung zu Superphosphaten finden
konnten, groſse Bedeutung gewinnen dürfte. Was die behauptete Schädlichkeit des
Eisenoxydul- und Sulfidgehaltes der Schlacke betrifft, so zeigt eine einfache
Betrachtung, daſs dieselbe kaum in die Erscheinung treten könne, da selbst bei einer
gewiſs übermäſsigen Anwendung von 1000k
Schlackenmehl auf 1ha die Vertheilung der darin
enthaltenen etwa 100k Eisenoxydul und 15 bis 20k Sulfide so bedeutend wird, daſs eine rasche
Oxydation noch vor der möglichen Einwirkung auf den Pflanzenwuchs vollkommen
gesichert erscheint. Auch bei der Verrottung von Dünger oder Pflanzenresten im Boden
finden stets reducirende Vorgänge statt, welche die Bildung von Eisenoxydul und
Sulfiden bewirken; diese vorübergehend auftretenden Producte werden aber in gut
durchlüftetem Boden rasch wieder höher oxydirt. Ein Acker ist nicht unfruchtbar,
weil sich darin Eisenoxydul findet, sondern er enthält gröſsere Mengen Eisenoxydul
dauernd, wenn er in Folge mangelhafter Durchlüftung versauert und deshalb nicht in
einem für den Pflanzenwuchs geeigneten Zustande, d. i. fruchtbar, erhalten ist.
Kann hiernach in chemischer Beziehung ein Bedenken gegen die
Anwendung von roher Thomasschlacke nicht erhoben werden, so ist doch, um eine
günstige und thunlichst rasche Wirkung zu sichern, die allerfeinste mechanische
Zerkleinerung derselben unbedingt erforderlich und muſs dies bei Bewerthung des
Schlackenmehles neben dem Phosphorsäuregehalte besonders beobachtet werden.
Vielleicht lieſsen sich für die Mahlung ähnliche allgemeine Normen aufstellen, wie
solche jetzt für Cemente gelten.
Eine sehr wesentliche Förderung der feinen Vertheilung und
Auflockerung wird bei der Thomasschlacke durch Behandlung mit Chlormagnesium nach
dem von Frank vorgeschlagenen Verfahren (D. R. P. Kl.
18 Nr. 27106 vom 16. September 1883) erzielt und ebenso werthvoll ist die Anwendung
der mit Chlormagnesium aufgeschlossenen Schlacke für Herstellung von Lösungen,
welche zur Bindung des Ammoniaks, namentlich aber zur Ausfällung und Klärung von
Abwässern und Spüljauchen aller Art dienen; während fast alle anderen für letzteren
Zweck bisher empfohlenen Hilfsmittel selbst bei günstiger Wirkung in keiner Weise
den landwirthschaftlichen Werth des von demselben erzeugten Niederschlages
erhöhen, bietet die Lösung der Thoraasschlacke nicht nur eine Vereinigung
sämmtlicher bisher mit Erfolg benutzten Fällmittel: Eisen-, Mangan-, Thonerde- und
Magnesiasalze, gelatinöse Kieselsäure und gelöste Phosphate, sondern sie liefert
auch mit den durch vorherigen Zusatz von Kalkmilch alkalisch gemachten Spüljauchen
einen Niederschlag, welcher neben und zwischen den organischen Stoffen der Abwässer
alle Phosphorsäure der Schlacke als phosphorsaure Ammoniakmagnesia und
Tricalciumphosphat in feinst vertheilter, leicht löslicher Form enthält und durch
letztere Bestandtheile wohl allein im Stande ist, die Kosten der chemischen Fällung
und Klärung wieder einzubringen.
Als Ersatz des Superphosphates für Rübenbau wird sich die
Thomasschlacke wohl nie einführen lassen, wohl aber hält Frank dieselbe für das Phosphat des armen Mannes oder vielmehr des armen
Bodens.
Auch in England, in Downton und in Ferryhill (Durham) wurden von
Prof. Wrightson und Mums
Versuche durchgeführt, die Thomasschlacken als Düngemittel zu verwenden, und dabei
die besten Erfolge erzielt. In Downton wurden auf einen Acker von 40a,5 etwa 500k
Schlacke verwendet und ergab die Ernte die doppelte Menge Frucht im Vergleiche zu
nebenliegenden, mit anderen Mitteln gedüngten Gründen. In Ferryhill stieg das
Verhältniſs sogar auf das 4fache. Das Bemerkenswertheste dabei ist, daſs die
Düngeschlacke 14,3 Proc. Phosphorsäure enthielt, während in den Düng-Coprolithen von
Cambridge 55 Proc. Tricalciumphosphat und in weiteren Düngemitteln, die dort
Verwendung fanden, 26 bis 45 Proc. löslicher Phosphate enthalten waren.
Wrightson und Mums glauben
die Erklärung für diese Wirkung der rohen Thomasschlacke ebenfalls in der
eigenthümlichen Art, in welcher die Phosphorsäure in der Schlacke gebunden ist, zu
finden. Sie empfehlen im Engineering and Mining
Journal, 1886 Bd. 41 S. 464 auf Thon- und Lehmboden für 1a etwa 5k,
während auf Kreideboden 12 bis 25k anzuwenden
wären.
G. Wolff in Düsseldorf (vgl. S. 484 d. Bd.) schlägt mit
Säuren aufgeschlossene, stark Eisen haltige Schlacken im Allgemeinen, wie Puddel-
und Schweiſsschlacke, und im Besonderen mit Säuren aufgeschlossene Thomasschlacken
entweder für sich, oder in Verbindung mit den vorgenannten als Fällungs- bezieh.
Klärmittel für Schmutzwässer vor. Als solche sind dieselben bereits durch M. Nahnsen (vgl. 1880 260
471) und durch Neujean in Lüttich (Belgische Patente
Nr. 57956, 58408 und 58607 in Recueil spécial des brevets
d'invention, 1882 Bd. 29 V. S. 135 sowie I. S. 49 und 50) schon
bekannt.