Titel: | Rosenkranz's Speiserufer mit leicht schmelzbarer Scheibe für Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 12 |
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Rosenkranz's Speiserufer mit leicht schmelzbarer
Scheibe für Dampfkessel.
Mit Abbildungen auf Tafel
1.
Rosenkranz's Speiserufer für Dampfkessel.
Die sogen. Speiserufer oder Warnapparate für Dampfkessel, welche bei Eintritt von
Wassermangel hörbare Zeichen vermitteln, lassen sich in drei Gruppen eintheilen, je
nachdem zur Inbetriebsetzung der für die Abgabe der Ruſsignale benutzten Dampfpfeife
oder des Läutewerkes ein Schwimmer, die wechselnde Ausdehnung und Zusammenziehung eines Rohres
oder leicht schmelzbare Pfropfen benutzt werden. Gegen
die Speiserufer der ersten Art (vgl. 1882 243 * 9) kann
geltend gemacht werden, daſs deren sichere Wirkung zumeist von der schwer zu
erzielenden guten Führung des Schwimmers abhängt und bei den Apparaten mit
Ausdehnungsrohren (vgl. Wilson-Fletcher u.a. 1886 262 * 209) ist die Einstellung fast ebenso schwierig wie
unsicher. Bei den Speiserufern mit leicht schmelzbaren Metallpfropfen (vgl. Schwartzkopff 1882 243 * 41.
244 439) wird gewöhnlich ein langes senkrechtes Rohr
benutzt, welches
innerhalb des Kessels mit dem unteren Ende bis zum Spiegel des niedrigsten
Wasserstandes reicht und an dessen oberem Ende der Metallpfropfen sich befindet, um
wie bei der Black'schen Einrichtung den Zutritt einer
Dampfpfeife abzusperren, oder wie bei Schwartzkopff
durch sein Schmelzen den Schluſs eines elektrischen Stromes zu vermitteln, durch
welchen dann ein Läutewerk ausgelöst wird. Das senkrechte Rohr wird durch den
Dampfdruck bei einem Wasserstande, bei welchem das untere Rohrende noch in das
Wasser taucht, mit diesem gefüllt erhalten. Durch die freie Lage dieses Rohres
oberhalb des Kessels kühlt sich das Wasser in demselben ab und der leicht
schmelzbare Pfropfen wird kühl erhalten. Sinkt aber der Wasserstand im Kessel so
weit, bis das untere Rohrende vom Wasser frei wird, so entleert sich das Rohr und
kann der Dampf in dasselbe eintreten, welcher dann den Verschluſs- oder
Leitungspfropfen zum Schmelzen bringt.
Für die Speiserufer der dritten Gruppe, den Apparaten mit
sogen. schmelzbaren Sicherheitspfropfen, entwickelt E. Rosenkranz in Hannover in der Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1886 * S. 940 die Bedingungen für eine
sichere Thätigkeit und bequeme Instandhaltung; dieselben bestehen namentlich in
einer Bloſslegung des Pfropfens, so daſs derselbe nicht unmittelbar von dem Wasser
oder Dampf bespült, sondern nur durch Uebertragung der Dampfwärme seitens sich
berührender Metalle zum Schmelzen gebracht werden kann und folglich bei
Vorhandensein eines leicht lösbaren Verschlusses das Einsetzen eines neuen Pfropfens
an Stelle des geschmolzenen während des Kesselbetriebes, ohne das Standrohr des
Apparates abzusperren, leicht vorzunehmen sei. Weiter hegt Rosenkranz Bedenken gegen die Benutzung elektrischer Ströme zur
Zeichengebung, wobei allerdings die Möglichkeit besteht, die Zeichen auf gröſsere
Entfernungen zu übertragen, andererseits aber Zufälligkeiten eine Störung der
elektrischen Leitung und Batterien herbeiführen können.
Von diesen Anschauungen ausgehend, hat Rosenkranz (* D.
R. P. Kl. 13 Nr. 33228 vom 14. Januar 1885) einen Speiserufer für Dampfkessel
construirt, welcher von der Firma Dreyer, Rosenkranz und
Droop in Hannover ausgeführt wird und ein sichtbares wie hörbares Zeichen für niedrigsten Wasserstand, gänzlichen
Wassermangel und höchsten Dampfdruck ohne Benutzung elektrischer Ströme
gibt. Die Wirkung des in Fig. 15 bis 18 Taf. 1
dargestellten Apparates beruht darauf, daſs nach Fig. 16 eine Scheibe n aus einer leichtflüssigen, bei etwa 70° schmelzenden
Legirung bei ihrem Weichwerden und Schmelzen von der Spitze des aufruhenden
Gewichtes s durchbrochen wird. Die dabei erfolgende
Senkung des Gewichtes vermittelt durch eine einfache Hebelverbindung r, b eine Vierteldrehung der Achse a, auf welcher eine halbe Kreisscheibe sitzt, die zur
Hälfte weiſs, zur Hälfte schwarz angestrichen ist. Durch die Drehung der
zweifarbigen Scheibe gelangt der schwarze Theil vor den Ausschnitt der Deckplatte des
Gehäuses; gleichzeitig wird bei der Drehung des Hebels b durch die Lenkstange l und den Hebel h das Läutewerk n
ausgelöst, welches nun 5 Minuten lang ertönt. Sollen die Signale auf entfernte
Stellen übertragen werden, so kann bei x der Schluſs
eines elektrischen Stromes erfolgen, wenn bei y und y1 die nöthigen
Leitungsdrähte einer Batterie angeschlossen werden. Das Zeigergehäuse sitzt an dem
Kegel c, in welchem das Rohr i eingeschraubt ist, das in seiner unteren Kopfschraube k die leicht schmelzbare Scheibe n aufnimmt. Die drei Theile c,
i und k bilden zusammen ein Stück, welches
ohne jede Betriebsstörung des Apparates aus dem im Aufsatzrohre o mit inniger Berührung eingelötheten oder
verschraubten messingenen Sackrohre p leicht
herausgezogen werden kann, wenn eine neue Scheibe n
einzusetzen ist. Das Aufsatzrohr o sitzt auf einem
700mm langen, auf die eingangs beschriebene
Weise in das Kesselinnere reichenden Rohre m und ist
noch mit einer durch Schraubenhülse verschlieſsbaren Bohrung versehen, welche dazu
dient, das Rohr m zur vollen Ausfüllung mit Wasser zu
entlüften.
Ob das Läutewerk u aufgezogen ist, gibt ein Zeiger z an der Deckplatte des Gehäuses an, welcher
entsprechend auf den Zeichen „Ab“ oder „Auf“ zu stehen kommt.
In Fig. 17
Taf. 1 ist die Anordnung des Apparates auf Dampfkesseln veranschaulicht, wenn auſser
dem Eintritte des niedrigsten Wasserstandes noch der gänzliche Wassermangel oder der
höchste zulässige Dampfdruck angezeigt werden soll. Es sind dem entsprechend zwei
oder drei Zeigerwerke mit zugehörigen Standrohren zu benutzen; so zeigt Fig. 17 bei
m das Standrohr für den niedrigsten Wasserstand und
bei m1 das in demselben
steckende Rohr für das Anzeigen eines Wasserstandes, bei welchem das Flammrohr des
Dampfkessels kaum mehr vollkommen von Wasser bespült wird. Für das Anzeigen der
höchsten Dampfspannung ist natürlich eine entsprechend schwerer schmelzbare Scheibe
in dem zugehörigen Zeigerapparate nöthig.