Titel: | Ueber Farbenreactionen einiger anorganischen Säuren und Oxyde. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 32 |
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Ueber Farbenreactionen einiger anorganischen
Säuren und Oxyde.
Farbenreactionen einiger anorganischen Säuren und
Oxyde.
Zur Erkennung der Titan-, Niob-, Tantal und Zinnsäure, sowie der Arsen-,
Vanadin-, Molybdänsäure und der arsenigen
Säure, ferner der Oxyde von Antimon und Wismuth
benutzt L. Lévy (Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 1074
und 1195) die Farbenreactionen, welche dieselben mit einer Reihe von der Mehrzahl
nach phenolartigen organischen Körpern geben. Die
Anstellung der Reaction geschieht in der Weise, daſs man eine geringe Menge (etwas
mehr als 0mg,25) des Reagens mit ungefähr 8
Tropfen Schwefelsäure auf einem Uhrglase befeuchtet und darauf ein wenig von der zu
untersuchenden Säure oder eines ihrer Salze in gepulvertem Zustande zugibt.
Unbedingt nothwendig ist es hierbei, daſs die zu untersuchenden Körper absolut frei
von Stickstoffsäuren sind, da sonst die durch die
Schwefelsäure entwickelten nitrosen Gase sehr lebhafte Färbungen mit den Reagentien
geben. Lévy erhitzt deshalb vorher die zu
untersuchenden Salze mit kohlensaurem Ammoniak, um jede Spur der Stickstoffsäuren zu
entfernen. Handelt es sich um den Nachweis von Zinnsäure, so muſs man etwas groſsere Mengen Substanz anwenden und die
Mischung mit Wasser verdünnen. Die Reactionen sind in der folgenden Tabelle
zusammengestellt:
Reagentien
1) Titansäure
2) Niobsäure
3) Tantalsäure
4) Zinnsäureund Wasser
5) Arsensäure
Morphin
carmoisinroth
nichts
gelb, dann braun
nichts
nichts
Codeїn
nichts
malvenfarbig, entsteht langsam
wassergrün
„
„
Brucin
schwach carmoisinroth
hellbraungelb
–
„
–
Phenol
backsteinroth
gelb
rosa, dann grün, durch Wasserwieder rosa
„
nichts
α-Naphtol
grünlich, dann violett
grün, dann schiefergrau
Scheel'sches Grün
amethystviolett
grün
β-Naphtol
kaffeebraun
gummiguttfarbig
grünlich
apfelgrün
braun
Thymol
granatfarbig
fleischfarbig, dann braun
gelb, dann grün, zuletzt oliven-farbig
schwach rosa
schwarzbraun
Resorcin
fleisch-, dann chocoladefarbig
gelblich
schmutzig grau, dann amethyst-violett und
rosa
orange
„
Hydrochino
carmoisinrot
schmutzig grau, dann malven-violett
grünlich, dann gelb
schwach gelb
gelblich
Brenzcatechin
chocoladefarbig
perlgrau
grünlich
„
grünlich-grau, dannamethystviolett
Pyrogallol
carmoisinroth, dann braun
grau-grünlich
ebenso
–
braun
Salicylsäure
fleischfarbig. dann ziegelroth
rosa, dann fleischfarbig
nichts, am 2. Tage schwarz
nichts
nichts
m-Oxybenzoësäure
chromgelb
hellgelb
sehr hellgelb
„
„
p-Oxybenzoësäure
ebenso
nichts
nichts, am 2 Tage Johannisbeer-farbig
„
–
Gallussäure
ziegelroth
„
nichts
„
nichts
Reagentien
6) Vanadinsäure
7) Wismuthoxyd
8) Antimonoxyd
und Arsenigsäure
vor der Behandlungmit Wasser
nach der Behandlung mitWasser
vor der Behandlungmit Wasser
nach der Behandlungmit Wasser
Morphin
nichts
rosa, dann grün
schwach rosa
nichts
nichts
Codeїn
schwach grün
violetter Niederschlag, löslichin überschüssigem
Wasser
„
„
sehr helles lila mit der ar-senigen Säure
allein
Brucin
–
–
–
–
–
Phenol
schwarzbraun
schwarzbraun
nichts
rosa
sehr schwach rosa
α-Naphtol
grün
hellgrün
„
nichts
grün
β-Naphtol
„
„
„
„
gelb
Thymol
gelblich
rosa
„
rosa
fleischfarbig
Resorcin
grünschwarz
violett
„
orange
schwarzbraun
Hydrochinon
gelbgrün
grün
„
nichts
nichts
Brenzcatechin
grünschwarz
„
grünlich
grün
fleischfarbig
Pyrogallol
schwarzbraun
rosa
–
–
–
Salicylsäure
nichts
grün
grün, fast schwarz
nichts
fleischfarbig
m-Oxybenzoësäure
„
rosa
nichts
„
nichts
p-Oxybenzoësaure
–
–
„
„
„
Gallussäure
nichts
grünlich
–
–
–
Auf Zusatz von Wasser verschwinden die Färbungen der unter 1, 2, 3, 5 und 8
aufgeführten Verbindungen, bei der Arsensäure, mit
Ausnahme der durch Brenzcatechin hervorgerufenen, indem
hier zuerst eine grüne Lösung entsteht, welche sich nach längerer Zeit unter
Abscheidung eines grünen Niederschlages entfärbt. Ebenso sind auch die Färbungen mit
Brucin beim Verdünnen mit Wasser beständig. Einige
aromatische Kohlenwasserstoffe sowie verschiedene
Derivate des Phenols
geben ähnliche Farbenreactionen, während nach den Untersuchungen des Verfassers die
organischen Säuren, Alkohole, Aldehyde, Acetone,
Chinone und Alkaloide, welche keine Hydroxylgruppen enthalten, keine Färbungen verursachen,
so daſs die farbbildende Wirkung hauptsächlich durch das Vorhandensein von Hydroxylgruppen bedingt zu sein scheint.
Von anorganischen Körpern geben mit den in der Tabelle aufgeführten Verbindungen Kieselsäure, Thonerde, Zirkonoxyd, das gelbe Uranoxyd sowie die Phosphor säure, phosphorige Säure, Wolframsäure und Borsäure keine Reaction, während die Molybdänsäure nur mit einigen derselben reagirt; sie
färbt das Morphin rosa, das Resorcin schwarzbraun, das Codeїn und die Naphtole grün.
Aus der Tabelle ist zu ersehen, daſs man mittels dieser Färbungen z.B. die Arsensäure in ihren Mischungen mit Phosphorsäure und Vanadinsäure mit Hilfe des Brenzcatechins
erkennen kann; umgekehrt ist die Arsensäure ein Unterscheidungsmittel für das
Brenzcatechin von seinen Homologen. Die Vanadinsäure
wird in Mischung mit Molybdänsäure und Phosphorsäure mittels des Resorcins erkannt. Das Pyrogallol dient zur
Unterscheidung des Wismuthoxydes von der Arsenigsäure und dem Antimonoxyd, während die Arseniate sich von
den Arseniten durch ihre Reactionen mit Brenzcatechin unterscheiden. In gleicher Weise ist das
α-Naphtol ein Reagens auf Zinn bei Gegenwart von Arsen, Antimon und Wismuth.