Titel: | Ueber die volumetrische Bestimmung des Mangans; von Rud. Schöffel und Ed. Donath. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 34 |
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Ueber die volumetrische Bestimmung des Mangans;
von Rud. Schöffel und Ed. Donath.
Schöffel und Donath's volumetrische Bestimmung des
Mangans.
Der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien haben die Verfasser in der Sitzung vom
11. November 1886 (vgl. Monatshefte für Chemie, 1886
Bd. 7 S. 639) eine Arbeit aus dem chemischen Laboratorium der Bergakademie in Leoben
über volumetrische Bestimmung des Mangans vorgelegt, in welcher zunächst untersucht
wurde, ob bei der von Volhard angegebenen Methode (vgl.
1880 235 387) thatsächlich alles Mangan als Superoxyd
nach der von letzterem aufgestellten Zersetzungsgleichung: 3 MnO + Mn2O7 = 5 MnO2 herausfällt.
Zu diesem Zwecke wurde der Titer einer Chamäleonlösung gegen eine sorgfältigst
bereitete und völlig reine Mangansulfatlösung genau nach dem von Volhard beschriebenen Verfahren ermittelt und mit dem
theoretisch aus dem
Wirkungswerthe gegen Eisen bezieh. Eisendoppelsalz berechneten Mangantiter
verglichen. Die Rechnung des Mangantiters aus dem Eisentiter ergibt sich aus
folgenden Umsetzungsgleichungen:
10 FeO + Mn2O7 = 5 Fe2O3 + 2 MnO. 3 MnO + Mn2O7 = 5 MnO2;
deshalb ist der Mangantiter einer Chamäleonlösung gleich ihrem
Eisentiter multiplicirt mit 0,2946, indem 0,2946 = 3 Mn : 10 Fe.
Aus einer Reihe in dieser Richtung angestellter Versuche ergab sich die
Nichtübereinstimmung des empirischen mit dem theoretischen Titer, indem ersterer
stets, wenn auch nicht beträchtlich, gröſser war als letzterer. Dies kommt davon
her, daſs man nach Volhard's Verfahren mehr
Chamäleonlösung zur Titrirung benöthigt, als dem vorhandenen Mangangehalte nach
obiger Zersetzungsgleichung entspricht, indem jedenfalls trotz des gelöst
vorhandenen Zinkoxydes ein geringer Theil des Manganoxyduls in Form einer
salzartigen Verbindung mit dem Mangansuperoxyde herausfällt. Um dies zu verhindern,
ist es nothwendig, statt wie nach Volhard die
Manganoxydullösung (die von Eisenoxyd durch Zinkoxyd getrennt ist) mit Chamäleon bis
zum Eintritte der Rosafärbung zu titriren, umgekehrt die Manganoxydullösung in einem
Ueberschusse von kochend heiſser, mit Zinksulfat versetzter Chamäleonlösung
einflieſsen zu lassen, kurze Zeit zu kochen und den Ueberschuſs des Chamäleons durch
ein geeignetes Reactiv zurückzumessen. In ähnlicher Weise hat bereits C. Meineke (1885 257 202) die
Manganbestimmung ausgeführt, indem er die Chamäleon haltende Lösung von dem
entstandenen Manganniederschlage durch Asbest abfiltrirte, einen aliquoten Theil des
Filtrates mit einem gemessenen Ueberschusse salzsaurer Antimonchlorürlösung
entfärbte und den Rest des letzteren abermals mit Permanganat bestimmte. Dieses
immerhin unangenehme und zeitraubende Abfiltriren der Chamäleon enthaltenden
Flüssigkeit durch Asbest wollten die Verfasser jedoch umgehen und die
Zurücktitrirung des Chamäleonüberschusses ohne Filtration, also in neutraler Lösung
ausführen. Zu diesem Zwecke fanden sie die arsenige
Säure als vollständig geeignet, welche in neutraler Lösung bei Gegenwart
einer hinreichenden Menge gelösten Zinkoxydes sich mit Chamäleon rasch nach
folgender Gleichung umsetzt: 3 As2O3 + 2 Mn2O7 = 3 As2O5 + 4 MnO2.
Die Titerstellung der Arsenigsäure gegen Chamäleon erfolgt auf folgende Weise: In
einem geräumigen Kolben werden ungefähr 300cc
destillirten Wassers nebst 30cc gesättigter
Zinksulfatlösung zum Kochen gebracht, sodann ein gemessenes Volumen Chamäleonlösung
zugefügt und in diese nahezu kochend heiſse Flüssigkeit die Lösung der Arsenigsäure
so lange eintröpfeln gelassen, bis die sich sehr rasch klärende Flüssigkeit
vollständig entfärbt ist. Die Stärke der Chamäleonlösung nimmt man zweckmäſsig so,
daſs 1cc = 0g,0050 Eisen = 0g,001473 Mangan entspricht.
Die Lösung der Arsenigsäure, dargestellt durch Auflösung des käuflichen
umsublimirten Präparates, soll 1,5 bis 1g,8
Substanz im Liter
enthalten, wobei 1cc derselben 0,53 bis 0cc,63 Chamäleonlösung von obiger Stärke
entspricht.
In der beschriebenen Weise ausgeführt, findet die Titrirung des Mangans mit Chamäleon
thatsächlich nach der mehrfach angeführten Zersetzungsgleichung 3 MnO + Mn2O7 = 5 MnO2 statt, indem eine Reihe der von uns vorgenommenen
Versuche gezeigt hat, daſs der nach unserem Verfahren empirisch ermittelte
Chamäleontiter mit dem gerechneten theoretischen Titer vollständig übereinstimmend
ist. Ein gröſserer Ueberschuſs von aufgeschlemmtem Zinkoxyd beeinträchtigt etwas die
Genauigkeit der Ergebnisse, nicht aber vorhandenes, ausgefälltes Eisenoxyd. Das zu
den Analysen angewendete Zinkoxyd muſs nach dem Ausglühen noch mit einem
Ueberschusse von Chamäleonlösung durch ½ Stunde gekocht und sodann durch Decantation
mit Wasser gewaschen werden. Auch die gesättigte Zinksulfatlösung muſs, da sie fast
stets neben Eisen etwas Mangan enthält, nach Zusatz einer kleinen Menge Zinkoxyd mit
Chamäleon in der Kochhitze bis zur bleibenden Färbung versetzt werden.
Die Bestimmung des Mangans in vorkommenden Fällen wird nun am
besten auf folgende Weise ausgeführt: Von Ferromangan,
Spiegeleisen, Roheisen werden 1 bis 2g in
Form von Bohrspänen im Kölbchen durch Kochen mit Salzsäure gelöst, nach dem Erkalten
und entsprechenden Verdünnen durch Papier filtrirt und dann nach Zusatz einer mehr
wie ausreichenden Menge von Kaliumchlorat gekocht bis zum völligen Verschwinden des
Chlorgeruches. Die Lösung muſs nun alles Eisen als Eisenoxyd enthalten, wovon man
sich aber jedenfalls durch eine Tüpfelprobe mit Ferridcyankaliumlosung zu überzeugen
hat, ist aber auf diese Weise sicher frei von allen Kohlenstoff haltigen, Chamäleon
reducirenden Substanzen. Die Lösung wird nun auf ein bestimmtes Volumen (in der
Regel 200 bis 300cc) gebracht, ein bestimmter
Theil derselben abpipettirt, in einem Becherglase mit Natriumcarbonat bis zum
Eintritte der Farbenwandlung neutralisirt und sodann mit einem kleinen Ueberschusse
des aufgeschlämmten, vorgerichteten Zinkoxydes versetzt. Inzwischen hat man in einem
Kolben 200 bis 300cc destillirtes Wasser nebst
etwa 30cc der gesättigten Zinksulfatlösung zum
Kochen gebracht und hierauf eine bestimmte Menge Chamäleonlösung zugefügt. In diese
nahezu kochend heiſse Chamäleonlösung spült man nun den Inhalt des Becherglases
hinein, bringt den Kolbeninhalt wieder zum Kochen und titrirt mittels der Lösung der
Arsenigsäure den Ueberschuſs des Chamäleons zurück.
Zieht man nun die der verbrauchten Menge arseniger Säure
äquivalente Menge Chamäleon von dem anfangs zugefügten Volumen Chamäleonlösung ab,
so ergibt der Rest, multiplicirt mit dem Titer, die Milligramm Mangan in dem
angewendeten Theile der Lösung. Hierbei ist der empirisch unter gleichen Umständen
festgestellte Titer der Chamäleonlösung in Rechnung zu bringen. Will man den aus dem
Eisentiter gerechneten theoretischen Titer verwenden, so wird die Probelösung mit
Natriumcarbonat neutralisirt, schlieſslich mit Zinkoxyd das Eisenoxyd gerade
herausgefallt und die keinen nennenswerthen Zinkoxydüberschuſs enthaltende
Flüssigkeit in die heiſse, mit Zinksulfat versetzte Chamäleonlösung hineingespült,
zum Kochen gebracht und nach Zusatz einer kleinen Menge Zinkoxyd mit Arsenigsäure
zurücktitrirt, wobei allerdings die Titration etwas weniger rasch als beim
anfänglichen Zusatz eines Zinkoxydüberschusses erfolgt.
Die Abweichung der beiden Titer ist jedoch, wie wir gefunden
haben, so gering, daſs man nur bei hochprocentigen Ferromanganen oder Manganerzen
überhaupt Unterschiede in den Zahlenwerthen wahrnimmt.
Bei Manganerzen, welche in der Regel
mehr als 40 Proc. Mangan enthalten, nimmt man eine Einwage von etwa 0g,5. Da diese Erze gewöhnlich durch Salzsäure
nicht vollständig zersetzt werden, so wird der Rückstand hierbei für sich mit
kohlensaurem Natronkali aufgeschlossen, die Lösung der Schmelze mit Salzsäure
übersättigt und nach vollständiger Auflösung des braunen Rückstandes mit der erst
erhaltenen salzsauren Lösung vereinigt und wie vorher titrirt. Es unterliegt keinem
Anstände, auch unmittelbar das abgewogene Erz aufzuschlieſsen.