Titel: | Selbstthätige Gleichgewichtseinstellung für Torpedoboote. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 116 |
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Selbstthätige Gleichgewichtseinstellung für
Torpedoboote.
Mit Abbildungen auf Tafel
9.
Goubet's selbstthätige Gleichgewichtseinstellung für
Torpedoboote.
Ein völlig unter Wasser befindliches Boot wird durch die geringste Verrückung seiner
inneren Belastung sofort aus dem Gleichgewichte gebracht und wird in Folge dessen je
nach seinem Neigungswinkel steigen oder sinken. Zur selbstthätigen
Gleichgewichtseinstellung schlägt nun C. D. Goubet in
Paris (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 35975 vom 6. November 1885) die in Fig. 8 und 9 Taf. 9 dargestellte
Einrichtung vor. (Vgl. Goubet 1886 261 225. Davies 1885 256 * 158. L. Klein 1883 247 * 58.)
Von einer mittleren Hülle a gehen
zwei gleiche Röhren b und b1 aus, welche in Hohlkugeln c und q endigen. In jede
Kugel taucht ein Rohr d bezieh. d1 ein, welches mit einer doppeltwirkenden
Pumpe e in der Hülle a in
Verbindung steht. Die Pumpenwelle ist mit einer unter der Pumpe e angeordneten Welle g
verbunden, auf welcher zwei Kegelräder h lose sitzen;
beide sind mit einem dritten, ständig von einem in der Figur nicht dargestellten
Motor in Umdrehung versetzten Kegelrade in Eingriff. Die Welle g und mit ihr die Pumpe e
bewegt sich also nur, wenn eines der Räder h mit der
Welle g fest verbunden wird. Dies erfolgt mit Hilfe
einer Kuppelung f, welche von einem im oberen Theile
von a aufgehängten Pendel i aus- und eingerückt wird. Im letzteren Falle muſs die Welle g an der Bewegung der Kegelräder theilnehmen und
versetzt damit die Pumpenwelle in Umdrehung. In Folge dessen saugt die Pumpe e Wasser aus der tiefer liegenden Kugel c bezieh. q und befördert
es in die höher liegende Kugel, wodurch das Gleichgewicht des Systemes sehr schnell
wieder hergestellt wird. Die in Fig. 8 an den Kugeln
angebrachten Haken dienen zum Einhängen von Gewichten, um die Versuche über das
Gleichgewicht auch auf solche Weise vornehmen zu können.
In dem in Fig. 9 dargestellten
Torpedoboote wird das Gleichgewicht in der beschriebenen Weise hergestellt. Das
Pendel mit Linse A wirkt durch eine wagerechte Stange
a auf die Kuppelung b
derart, daſs das rechte oder linke Antriebsrad der doppeltwirkenden Pumpe c in Eingriff kommt mit der vom Motor beeinfluſsten
Kuppelung. Die Pumpe c befördert das Wasser aus dem an
den Enden des Bootes befindlichen Behälter A1 nach A2 bezieh. umgekehrt. Der untere Theil des Bootes
enthält in einem Behälter h eine gröſsere oder
geringere Menge Wasser, je nachdem man das Boot mehr oder weniger tief unter Wasser
gehen lassen will. Das Entfernen des Wassers aus diesem Behälter h geschieht mittels der Pumpe c.
Auſserdem ist das Boot unten mit einem Belastungsgewichte x versehen, das mittels der mit Gewinde und Mutter
versehenen Stahlstange g, welche mit ihrem Kegel d einen wasserdichten Verschluſs bildet, befestigt ist.
Das Gewicht x bildet gleichzeitig eine
Sicherheitsvorrichtung. Wenn z.B. die Pumpe c den
Dienst versagen würde, könnte das Boot nicht mehr an die Oberfläche des Wassers
gelangen. In diesem Falle genügt es, durch Drehen an der oberen Mutter der Stange
g die untere Mutter, welche in x versenkt ist, zu lösen, wodurch das Gewicht x abfällt und das Boot nach oben steigt, trotzdem es
mit der für seine Versenkung erforderlichen Wassermenge gefüllt ist.
Der Motor, welcher die Schiffsschraube in Umdrehung versetzt und
die verschiedenen Pumpen
treibt, wird durch Elektricität bethätigt, welche von im Vorderraume des Bootes
aufgestellten Accumulatoren geliefert wird. Die Lenkung des Torpedobootes wird durch
Verstellung der Schraube mit Hilfe des Steuerrades m
(Fig. 9)
besorgt.
Dieses Torpedoboot wird in folgender Weise gehandhabt: Der
Officier und der Matrose steigen durch die obere Oeffnung des Bootes in dasselbe
hinein und verschlieſsen dieselbe mit dem Dome, welcher an dem Boote mittels
Gelenken befestigt und durch einen Riegel mit Schraube und Flügelmutter verschlossen
wird. Der Rand des Dornes greift in eine mit einem Kautschukring ausgelegte Rinne.
Der Dom ist mit Luken versehen, welche mit dickem Glas und Schutzgitter verschlossen
sind. Eine Deckelplatte dient zum Absperren der Luke, falls das Glas aus irgend
einer Ursache springt. Der Torpedo befindet sich am hinteren Ende des Bootes, wo er
mittels Bajonnetverschluſs festgehalten wird und im geeigneten Augenblicke vom
Inneren des Bootes aus freigelassen werden kann. Mit dem Boote ist er durch einen
isolirten Metalldraht, welcher auf der Rolle e
aufgewickelt ist, verbunden. Mit Hilfe eines Stromsammlers kann durch diesen Draht
ein elektrischer Strom gesendet werden, welcher den Torpedo entzündet. Die
Bedienungsmannschaft sitzt auf den Kasten f, welche mit
Preſsluft gefüllt sind. Die Entnahme von Luft aus diesen Behältern erfolgt durch
einen Hahn mit Schraube ohne Ende. Die Luft gelangt dann aus den Behältern f durch das Rohr i nach
h, wo sie sich mit Feuchtigkeit sättigt, und steigt
dann durch das Rohr k in den Dom. Manometer zeigen den
Druck der Luft im Schiffsräume und im Behälter f an.
Eine Luftpumpe l, welche beständig in Betrieb ist,
befördert die verbrauchte Luft nach auſsen; sie wird ebenso wie die Wasserpumpe c durch Ketten ohne Ende in Bewegung gesetzt.
Bevor das Boot unter Wasser geht, nimmt der Officier mit Hilfe
eines Visirs n am Vordertheile des Bootes die Richtung
nach dem zu erreichenden Ziele, z.B. nach einem feindlichen Schiffe. Er stellt dann
auf der Bussole o den Abweichungswinkel der Magnetnadel
fest und öffnet den Dreiwegehahn P, durch welchen
Wasser in die Behälter h eintritt. In Folge dessen
sinkt das Boot und der Officier schlieſst, sobald die gewünschte Tiefe erreicht ist,
was an einem Manometer zu erkennen ist, den Hahn P und
lenkt das Boot mit Hilfe der Bussole o auf sein Ziel
hin.
Ist das Boot unter dem zu erreichenden Ziele angekommen, was durch
das obere Fenster im Dom bemerkt werden kann, läſst man das Boot an der gewünschten
Stelle durch Inbetriebsetzung der Wasserpumpe c mittels
des Stellhebels r (bezieh. n links) steigen oder sinken. Ist die Stellung für gut befunden, so löst
man den Torpedo vom Boote aus, welcher in Folge seines geringen specifischen
Gewichtes nach oben steigt und sich mit seinen Klauen, mit denen er ausgerüstet ist,
am feindlichen Schiffskörper festsetzt. Nunmehr fährt das Torpedoboot weiter, wobei
sich der isolirte Draht von der Rolle e abwickelt und
dadurch zugleich die Entfernung des Bootes vom Torpedo anzeigt. Ist das Boot etwa
100 bis 150m entfernt, so sendet man den
elektrischen Strom durch den Draht, worauf der Torpedo explodirt.
Das Torpedoboot besitzt an seinem Vordertheile eine Schere oder
Pike s. welche bis auf 3m vorgeschoben werden kann. Diese Schere wird durch den Hebel T bewegt und dient zum Durchschneiden der
Leitungsdrähte von Torpedos, welche in Vorhäfen ausgelegt sind. Am vorderen Theile
des Bootes kann eine elektrische Glühlichtlampe angebracht sein. Das Boot ist ferner
mit einem Rohrstutzen Z ausgerüstet, welcher oben und
unten mit festen Verschluſsdeckeln versehen ist. Oeffnet man den unteren Deckel, so
kann man in den Stutzen eine Signalpatrone einführen, welche nach Schlieſsen des
unteren Deckels und Oeffnen des oberen Deckels in die Höhe steigt, durch Explosion
eine Wassergarbe aufwirft und dadurch ein Zeichen abgibt. Farbige Feuer können dazu
dienen, die Tiefe anzugeben, in welcher sich das Boot befindet. Es kann schlieſslich
das Boot noch mit einer Boje versehen sein, welche ein Telephon enthält. Läſst man
dann die Boje aufsteigen, so kann sich die Besatzung des Bootes mit der eines über
dem Wasser befindlichen Schiffes unterhalten und Befehle entgegennehmen.