Titel: | Ueber die Niederschlagung von Rauch und Dämpfen aus der Atmosphäre. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 126 |
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Ueber die Niederschlagung von Rauch und Dämpfen
aus der Atmosphäre.
Lodge, Niederschlagung von Rauch u. dgl. aus der
Atmosphäre.
Tyndall (1870 198 72)
beobachtete zuerst, daſs beim Einbringen eines heiſsen Körpers in viel Staub
enthaltende, stark beleuchtete Luft über dem Körper ein dunkler staubfreier Raum
entsteht. Im J. 1881 fand Rayleigh, daſs auch die
Benutzung eines kalten Körpers eine ähnliche Erscheinung, nämlich eine nach unten
strömende, durch sehr stark staubige Luft begrenzte, dunkle Ebene entsteht. Da aber
Tyndall's wie auch Rayleigh's Erklärung der Erscheinung nicht völlig befriedigend waren, hat
O. Lodge (vgl. 1885 258
167) weitere Versuche angestellt und berichtet darüber im Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 Bd. 5 S. 572.
Verfasser fand, daſs die von einem heiſsen Körper aufsteigende
schwarze Ebene nur eine Fortsetzung eines sich um den ganzen Körper ausbreitenden
dunklen Mantels von staubfreier Luft war. Rayleigh's
Erklärung, daſs die Erscheinung durch Biegung des Luftstromes und durch
Centrifugalkraft entstehe, kennzeichnet Lodge dadurch
als unrichtig, daſs auf der concaven Seite eines halbrunden Kupferbleches ebenfalls
eine dunkle Zone entsteht. Lodge ist bei seinen
langjährigen Untersuchungen zum Schlusse gekommen, daſs die Erscheinung die
Erklärung in der kinetischen Energie der Gase wie bei Crookes' Radiometer (vgl. 1875 216 188 * 506. 218 501) finden
muſs. Die Staubtheile werden von dem warmen Körper durch molekulare Stöſse auf die
Oberfläche zurückgehalten.
Die wichtigsten Ergebnisse der Lodge'schen Versuche sind folgende: 1) Die dunkle Ebene wird an der Kugel
eines Thermometers, welches eine 0,5° höhere Temperatur als die Luft zeigt,
sichtbar. 2) Der dunkle Mantel wird bei einem Körper, der 10 wärmer ist als die
Luft, gerade sichtbar; bei 2° höherer Temperatur ist er deutlich sichtbar und bei 5°
ziemlich dick. 3) Der Mantel wird bei Verminderung des Druckes gröſser, bei Erhöhung
des Druckes dagegen kleiner. 4) In Wasserstoff gas ist der Mantel dicker und in
Kohlensäure dünner als in Luft. 5) In Kampherdampf ist der dunkle Mantel dicker,
aber etwas weniger scharf begrenzt. 6) Um einen in gewöhnlichen Rauch gebrachten
Kampherstab ist der dunkle Mantel besonders dick, jedenfalls wegen der durch
Verdampfung entstehenden
molekularen Stoſse. 7) Um einen kalten Körper bildet sich gar kein Mantel; bei zu
groſser Kälte bildet sich auch keine dunkle niedersteigende Ebene, sondern an deren
Stelle eine helle Ebene. 8) In Flüssigkeiten, welche
feste Körper, wie Eisenoxyd, fein vertheilt enthalten, bildet sich über einem etwas
warmen Cylinder eine sehr schmale dunkle Ebene. Bei höherer Temperatur wird die
Ebene nicht wie bei Dämpfen dünner, sondern breiter.
Die Bildung einer dunklen Ebene unter einem kalten Körper hängt
jedenfalls damit zusammen, daſs die Staubtheile gegen einen kalten Körper getrieben
werden, während sie von einem warmen Körper weggetrieben werden. Dies läſst sich
leicht durch Einbringen eines mit warmem und eines mit kaltem Wasser gefüllten
schwarzen Kolbens in eine mit Magnesiumoxyddampf gefüllte Glocke nachweisen. Schon
nach kurzer Zeit hat sich auf dem kalten Kolben so viel Rauch abgesetzt, daſs er
völlig weiſs erscheint, während der warme Kolben völlig rein bleibt.
Aitken (Wagner's Jahresbericht, 1884 Bd. 30 S. 1307)
führt die Absetzung von Ruſs in den Kaminen und in kalten Lampengläsern auf die
gleiche Erscheinung zurück. Auch der von Tyndall zuerst
ausgeführte Versuch über die Abscheidung von Rauch durch Einführung eines glühenden
Drahtes erklärt sich dadurch, daſs die Luft erwärmt und der Rauch auf den kälteren
Wandflächen abgesetzt wird.
Um zu untersuchen, ob vielleicht auch elektrische Wirkung bei der
Erscheinung mitwirke, führte Lodge auch in dieser
Richtung Versuche aus. Er fand, daſs ein Strom von 100 bis 200 Volt fast keine
Einwirkung auf die Gröſse der staubfreien Zone hatte. Sobald aber eine Spannung von
mehreren Tausend Volt erreicht war, erweiterte sich die Zone schnell und die Luft
war sofort von Rauch gereinigt. Die gleiche Erscheinung wiederholte sich bei
Anwendung aller möglichen Dämpfe. In den ersten 1 bis 2 Secunden tritt eine
Ansammlung von Rauch in Flocken in der Linie der elektrischen Kraft auf und sofort
nachher ist die Luft völlig rein und der Rauch hat sich auf den Wänden des Gefäſses
abgeschieden. Am schönsten ist der Versuch bei Anwendung von Magnesiarauch, welcher
durch Verbrennen von Magnesium erzeugt wird, sichtbar. Für Versuche im gröſseren
Maſsstabe läſst sich auch durch Verbrennen von Schwefel in der Nähe von Ammoniak
Rauch erzeugen. Die Ursache der Erscheinung beruht jedenfalls darauf, daſs die
elektrisirten Staubtheile sich gegenseitig anziehen und durch die entgegengesetzten
Pole angezogen werden, so daſs sie sich ähnlich wie Eisenfeile gegenüber einem
Magnete verhalten.
Wenn Wasserdampf in einer Glocke auf gleiche Weise wie die Dämpfe
behandelt wird, so schlägt sich feiner Regen nieder. Es scheint daher
wahrscheinlich, daſs auch durch Elektricität Regen verursacht werden könne.
Lodge glaubt, daſs die Wirkung der
Elektricität auf Rauch ähnlich sei der auf Elemente, wie z.B. Stickstoff und
Wasserstoff. Die mit verschiedener Elektricität geladenen Staubtheile ziehen sich
gegenseitig an wie die verschieden geladenen Atome.
In vielen Industrien ist das Vorhandensein von feinem Staub und
Dampf in der Atmosphäre mit den verschiedensten Unzukömmlichkeiten verbunden. Die
Abscheidung durch Elektricität im Groſsen wird jedoch wesentlich durch den starken
Zug in den Rauchkanälen, welcher den abgesetzten Staub auf mechanische Weise
fortreiſsen kann, erschwert. Durch Anbringung einer groſsen Kammer wird aber diese
Schwierigkeit überwunden werden können. Lodge
empfiehlt, in die Kanäle Haken und Drahtnetze der Länge nach so einzusetzen, daſs
sie völlig isolirt sind und möglichst viele Spitzen darbieten. (Vgl. auch Fewson 1887 263 * 328.)