Titel: | Ueber Fortschritte in der Stärke-, Dextrin- und Traubenzuckerfabrikation; von Prof. L. v. Wàgner. |
Autor: | L. v. Wàgner |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 132 |
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Ueber Fortschritte in der Stärke-, Dextrin- und
Traubenzuckerfabrikation; von Prof. L. v. Wàgner.
L. v. Wàgner, über Fortschritte in der
Stärkefabrikation.
Der groſse Fortschritt, dessen sich diese Industriezweige sowohl in chemischer, als
in technischer Beziehung insbesondere letzterer Zeit erfreuen, ermöglicht es, eine
ganz ausgiebige Uebersicht jener neueren Erfindungen zu geben, welche seit dem
letzten hierauf sich beziehenden, in dieser Zeitschrift veröffentlichten Berichte
(vgl. 1885 255 209) erfolgt sind. Bekanntlich gibt es
kaum irgend eine Industrie, welche in so hohem Maſse Geheimniſskrämerei treiben
würde als eben die Stärke-, Dextrin- und Traubenzuckerfabrikation. Dies ist auch die
Ursache, warum der Kleinbetrieb gegenüber der Groſsindustrie heute kaum mehr
aufzukommen vermag. Die Stärkegewinnung ist ja unter Umständen ein höchst
einträgliches landwirthschaftliches Gewerbe und dennoch kann der Landwirth als
Stärkefabrikant mit dem Groſsindustriellen in den seltensten Fällen in Wettbewerb
treten. Der Groſsindustrielle kann in erster Linie die Handelsverhältnisse
einestheils beim Einkaufe des Rohmaterials, andererseits beim Verkaufe des fertigen
Productes zu seinen Gunsten ausnutzen, was für den Landwirth in den seltensten
Fällen möglich ist; ferner hat der Groſsindustrielle zumeist besser eingerichtete
Fabriken, zweckmäſsigere Anlagen als der Landwirth, abgesehen von dem wichtigen
Umstände, daſs ein Groſsbetrieb unter sonst gleichen Verhältnissen, in Folge der
besseren Ausnutzung der Arbeit und des Materials sowie der hierdurch im Allgemeinen
bedingten billigeren Production, sich stets vortheilhafter gestaltet als der
Kleinbetrieb.
Die Stärkefabrikation als landwirthschaftliches Gewerbe
fängt erst neuerer Zeit an durchzudringen und zwar jüngst in Deutschland und
Oesterreich-Ungarn, wohingegen Frankreich bereits seit Jahrzehnten unzählige
landwirthschaftliche Stärkefabriken besitzt. Es bedarf wohl keiner besonderen Begründung,
weshalb die Stärkefabrikation aufs Land gehört und nicht in die Stadt, Die
Futterabfälle, welche namentlich von der Maisstärkefabrikation in so reichlichem
Maſse gewonnen werden, kennzeichnen die Stellung dieser wichtigen Industrie zur
Landwirthschaft. Ebenso, wie es heute bereits allgemein anerkannt ist, daſs die
Spiritusfabrikation, die Branntweinbrennerei ausgesprochene landwirthschaftliche
Gewerbe sind und auf das Land gehören, ebenso kann es keinem Zweifel mehr
unterliegen, daſs die Stärkefabrikation, mit dem landwirthschaftlichen Betriebe
vereint, die befriedigendsten Erfolge geben wird. Die neuerer Zeit in
Oesterreich-Ungarn errichteten Maisstärkefabriken liefern hierfür unmittelbare
Beweise. Die höchst werthvollen Futterabfälle verbürgen schon an und für sich,
selbst bei sonst höchst ungünstigem Stärkemarkte, das Aufblühen dieser Anlagen,
vorausgesetzt, daſs sie in Verbindung mit der Landwirthschaft betrieben werden. Da
200k Mais mindestens 100k handelsfähige Stärke liefern, deren Preis niemals tiefer sinken kann als der Preis des
Rohmaterials (200k Mais) war, aus welchem dieselbe
gewonnen wurde, so bleibt dem Landwirthe unter allen Umständen das Futter umsonst (in diesem allerungünstigsten Falle,
abzüglich der Zinsen und Tilgung des aufgewendeten Kapitals). Die Frage ist nun,
welchen Werth besitzt die Maisschlempe? Dies ist leicht zu bestimmen: Die
Maisschlempe enthält nämlich sämmtliche im Mais enthaltenen Proteinstoffe (nach Heinzerling abzüglich 10 Proc.), ferner die ölreichen
Keime und die Maishülsen (deren letzteren Futterwerth allerdings verschwindend klein
ist). Die Futterabfälle werden somit von je 100k
Mais folgenden wirklichen Geldwerth darstellen:
10
Proc. (10k) Protein, nach E. r. Wolff zu 30 Pf. für 1kgerechnet
3,00 M.
6½
Proc. (6k) Fett, ebenfalls nach E. r. Wolff zu 30 Pf.für 1k
3,00
10
Proc. (10k) leicht verdauliche
Kohlenhydrate (Verlustan Stärke u. dgl.) zu 8,6 Pf. für 1k
0,86
––––––
Gesammt
6,86 M.
Somit ist der Geldwerth der von je 100k zu Stärke verarbeiteten Mais gewonnenen
Futterrückstände 6,86 M. Nehmen wir nun an, daſs eine landwirthschaftliche
Maisstärkefabrik, deren Anlage (Bau und maschinelle Einrichtung) einen Kostenaufwand
von 40000 M. verursacht hat, jährlich 750000k Mais
verarbeitet, so werden die von diesem Betriebe gewonnenen Futterrückstände einen
Geldwerth von 51450 M. darstellen. Da die Zinsen sammt Tilgung der Fabrik, mit 15
Proc. berechnet, 6000 M. betragen, die Verwaltung (Heizung, Arbeitslöhne u.a.) sich
auf ungefähr 25000 M. beläuft, so bleibt dem Landwirthe von diesem Betriebe ein
jährlicher Reinertrag von etwa 20500 M., allerdings in Form von Futter, woran er
aber, ob er nun Milchwirthschaft oder Mästung treibt, unter allen Umständen noch
besonders gewinnen muſs. Die oben verzeichnete Futtermenge genügt
(selbstverständlich bei entsprechender Stroh- und Heuhäckselzugabe) zur
reichlichen Fütterung von 500 Stück Groſsvieh und zur Erzielung von jährlich etwa
2300000k vorzüglichem Dünger, welche
Düngermenge hinreicht, um jährlich 70ha (= 274
preuſsische Morgen) Boden kräftig zu düngen. Hierbei ist zu bemerken, daſs von Heu
täglich 2k, von Strohhäcksel aber 6 bis 8k für das Stück Groſsvieh genügen. Die von einer
solchen landwirthschaftlichen Maisstärkefabrik gelieferte Proteїnmenge entspricht
derjenigen, welche von einer Wiesenfläche mittlerer Beschaffenheit von etwa 263ha (1035 preuſsische Morgen) geliefert werden,
vorausgesetzt, daſs der Futterertrag für die Hektar 4000k Heu (auf den preuſsischen Morgen 1000k) mit 4,5 Proc. verdaulichem Proteingehalt beträgt.
Die landwirthschaftliche Stärkefabrikation dürfte sich unter den heutigen
Verhältnissen indessen noch bedeutend günstiger
gestalten, wenn sie mit der Gewinnung von Traubenzucker
bezieh. Syrup verbunden wird. Ich habe erst jüngst (im
Vorworte der 2. Auflage meines Werkes über Stärke-, Dextrin-
und Traubenzuckerfabrikation) auf jene wichtige Rolle hingewiesen, welche
zu spielen das. „Saccharin“ berufen erscheint. Das Saccharin
(Anhydro-Ortho-Sulfaminbenzoësäure, vgl. 1886 259 382.
261 95. 481. 262 83)
liefert nämlich, mit Stärkezucker in geeigneten Verhältnissen gemischt, ein dem
Rohrzucker an Geschmack sehr ähnliches Product und zwar genügen zum Versüſsen des
Traubenzuckers 2 Th. Saccharin auf 1000 Th. Stärkezucker. Ich habe im Laufe des
vergangenen Jahres in meinem Laboratorium unzählige ähnliche Mischlingsversuche
unternommen und die Ueberzeugung gewonnen, daſs das solcherweise erzielte Product
ein vorzügliches Ersatzmittel für Rohr- und Rübenzucker sei, das überall da
Anwendung finden kann, wo auf „Fülle“ oder „Gehalt“ und süſsen Geschmack zugleich Rücksicht genommen werden
soll. Solche Mischungen werden sich – anstatt des Rohr- oder Rübenzuckers –
insbesondere vorzüglich verwenden lassen zur Anfertigung von Confituren, Liqueuren,
Conserven jeder Art u. dgl. Welch groſsartigen Aufschwunges die Stärkefabrikation
und die damit verbundene Traubenzucker-Industrie hierdurch sich erfreuen werden,
kann daraus gefolgert werden, daſs durch Anwendung des Saccharins ein an Süſse unter
Umständen sogar stärkeres Product bedeutend billiger an den Markt gebracht werden
kann, als heute der Rohr- bezieh. Rübenzucker trotz der sehr gedrückten Preise zu
beziehen ist. Eine Anzahl von Stärkefabriken muſs demzufolge entstehen, um die zur
Erzeugung des Traubenzuckers benöthigte Stärke zu liefern, während die mit
Vacuumpfannen, Filterpressen und Kohlenfiltern eingerichteten Rübenzuckerfabriken,
anstatt 10 bis 12 Proc. Zucker aus den unreinen Rübensäften abzuscheiden, 50 bis 60
Proc. Stärke der verschiedensten Getreidearten, namentlich des Mais, in Stärkezucker überführen werden. Die erste
groſse Saccharinfabrik von Fahlberg, List und Comp. in
Salbke-Westerhüsen a. E. (bei Leipzig), ist bereits eingerichtet, um dieses höchst
werthvolle chemische
Product zu dem erwähnten Zwecke in den benöthigten Mengen liefern zu können, und ich
zweifle nicht im Geringsten, daſs dieser neue Industriezweig binnen Kurzem einer
ganz besonderen Blüthe sich erfreuen dürfte.
Eine groſse Schwierigkeit bildet bei der Stärkefabrikation aus Mais die Trennung der Keime und Schalen vom Mehlkörper.
Bekanntlich besteht das Maiskorn aus drei Theilen und zwar 1) aus dem am spitzen
Ende des Kornes befindlichen Keime, welcher bis zu 70 Proc. Fett (Oel) enthält, 2)
aus der inneren Schale und der Kleberunterlage derselben, welche vorzugsweise aus
Holzfaser und Stickstoffverbindungen (Eiweiſs) bestehen und sowie der Keim ein
höchst werthvolles Viehfutter abgeben, endlich 3) aus dem von der Schale umhüllten
inneren Theile des Kornes, in welchem der vorwiegende Theil der Stärke enthalten
ist. Beim Ausziehen der Stärke aus dem Maiskorne ist es von hoher Wichtigkeit, vor
allem anderen die Keime und Schalen vom inneren Körper des Kornes zu trennen, und
zwar aus verschiedenen Gründen. In erster Linie erzielt man durch die mechanische Trennung der Keime und Schalen – und zwar
in möglichst groſsen Bruchstücken – werthvollere Futterabfälle, welche, in völlig
unverändertem Zustande gewonnen, als Viehfutter nach Menge und Beschaffenheit
Vortheile bieten; ferner wird die Gewinnung der Stärke aus dem von der Schale und
den Keimen befreiten Mehlkörper leichter und vollkommener bewerkstelligt;
schlieſslich wird die Ablagerung der Stärkekörnchen auf der Rinne viel besser
erfolgen, da das in den Keimen enthaltene Oel die Stärke nicht beeinfluſst
(schmierig gestaltet). Ebenso wie im Brennereibetriebe die Trennung von Schalen und
Keimen von unendlich groſsem Vortheile ist, indem man reinere und dünne Würzen
(anstatt Maischen) gewinnt, deren Vergährung schneller und vollständiger erfolgt,
und wegen der vollkommenen Ausscheidung der ölreichen Keime bedeutend weniger
Fuselöle entstehen, ist auch bei der Stärkefabrikation diese Behandlungsweise von
der höchsten Wichtigkeit.
Es fragt sich nun, wie diese schwierige Aufgabe zu lösen? Es wurden in den letzten
Jahren sehr ausführliche hierauf bezügliche Versuche angestellt, die indessen
zumeist miſsglückten. Nach dem sogen. amerikanischen Verfahren von Will. Thomas Jobb zu Buffalo wird der Mais zu diesem
Behufe bei einer Temperatur von ungefähr 60° 15 Stunden hindurch eingeweicht. Die
Maiskörner quellen hierdurch auf, die ölreichen Keime trennen sich von den sie
umgebenden Mehlkörpern, die Schale erhält eine zähe Beschaffenheit, so daſs mittels
einer mechanischen Vorrichtung die vollkommene Trennung der Schalen und Keime vom
mehligen Körper leicht bewerkstelligt werden kann. Dieses Verfahren, trotzdem daſs
das Endergebniſs nicht eben ungünstig genannt werden kann, hat sich dennoch nicht in
allen Fällen bewährt. Die Behandlung des Mais mit Wasser von 60° verursacht nämlich
sehr oft groſse Unannehmlichkeiten. Bekanntlich bersten die Stärkekörnchen bereits bei einer
Temperatur von 65 bis 68°, in welchem Falle dann ihr Gehalt austritt und eine
theilweise Verkleisterung der Stärke stattfindet. Der Stärkekleister haftet an den
Schalen und Keimen fest und erschwert oder gestaltet die nachfolgende Trennung der
Bestandtheile geradezu unmöglich. Auch ist dieses Verfahren viel zu kostspielig und
erfordert theure Anlagen.
Ein neueres Verfahren von Wàgner und Gillitzer in Budapest (Oesterreichisch-Ungarisches
Patent vom 28. August 1882 und 31. December 1884) bewerkstelligt diese Arbeit auf trockenem
Wege. Der Mais wird mittels eigens zu diesem Zwecke construirten
Brechvorrichtungen von den Keimen und Schalen (erstere im ganzen Zustande, letztere
in groſsen Bruchstücken) befreit, wodurch die weitere Verarbeitung des Mehlkörpers
bedeutend erleichtert wird. Dieses Verfahren hat nicht nur für die
Maisstärkefabrikation, sondern auch für die Getreidespiritusbrennereien, sowie für
den Mahlbetrieb eine groſse Zukunft. Die Versuche werden nämlich eifrigst
fortgesetzt und hofft man auch den Weizen und andere Getreidearten, ähnlich wie den
Mais, auf trockenem Wege entkeimen und enthülsen zu können, ohne indessen eine
nachtheilige Erhitzung des Mehlkörpers (wodurch leicht Dextrin sich bildet)
befürchten zu müssen.
Seit einigen Jahren hört und liest man viel über Maltose, ein Product, welches in reinem Zustande eigentlich nur aus
Trauben- oder Stärkezucker besteht und die Aufgabe hat, das Stärkemehl bei den
landwirthschaftlichen Gewerben, somit in erster Linie in der Bierbrauerei und
Branntweinbrennerei, zu ersetzen. Da man aus dem Stärkemehle bekanntermaſsen
unmittelbar keinen Alkohol gewinnen kann, so muſs dasselbe vorerst in vergährbaren
Zucker umgewandelt werden. Zu dieser Umwandlung dient in den Gährungsgewerben die
Diastase. Die Stärke wird unter dem Einflüsse der Diastase zu gährungsfähigem Zucker
und zu Dextrin umgewandelt. Die invertirende Kraft der Diastase ist allerdings sehr
groſs; nichts desto weniger aber wird nicht die gesammte Stärke in Zucker
übergeführt, sondern ein Theil (19 bis 20 Proc.) nur in Dextrin umgewandelt. Die
Ursache dieser unvollkommenen Umwandlung beruht hauptsächlich in jenem störenden
Einflüsse, den die gröſsere Ansammlung der Producte auf die Gleichmäſsigkeit der
Einwirkung der Diastase ausübt. Aus 100 Th. Stärke entstehen somit – wie dies die
Praxis vollkommen bestätigt – nur 80 bis 81 Proc. Maltose und 20 bis 19 Proc.
Dextrine (nach Brown und Heron 9 verschiedene Arten). Die 19 bis 20 Proc. Dextrine sollen aber
ebenfalls in Maltose (Traubenzucker) überführt werden, was durch die nachträglich wirkende Kraft der Diastase auch
thatsächlich erreicht werden kann. Der Verlauf dieser nachträglichen Einwirkung der
Diastase läſst sich folgendermaſsen veranschaulichen: Durch den andauernden Einfluſs
der Diastase werden
die
20 Th.
Dextrin
in
16 Th.
Maltose
und
4 Th.
Dextrin
„
4
„
„
3,20
„
„
0,80
„
„
0,80
„
„
0,64
„
„
0,16
„
„
0,16
„
„
0,138
„
„
0,022
„
u.s.f. umgewandelt und zwar Schritt haltend mit der
vollkommenen Vergährung der gebildeten Maltose. Eine der wichtigsten Aufgaben der
Spiritusfabrikation ist demnach, die invertirende Kraft der Diastase zu erhalten,
damit dieselbe auch nachträglich zur Geltung komme. Um dies aber zu ermöglichen,
muſs die Diastase während dem Maischprozesse unverändert, unbeschädigt bleiben, was
nur bei genauer Einhaltung der günstigsten Maischtemperatur möglich ist.
Die besonders für Zwecke der Gährungsgewerbe erzeugte Maltose, im Falle sie rein, d.h. möglichst frei von Dextrin ist, erfüllt
nun die eben erörterte wichtige Aufgabe in zweifacher Weise. Erstens wird die
Ausnutzung des Rohmaterials in Folge der vollkommeneren Vergährung vollständiger;
zweitens wird an Zeit gewonnen, indem man auf die nachträglich wirkende Kraft der
Diastase – was jedenfalls in hohem Maſse zeitraubend ist – nicht mehr Rücksicht zu
nehmen braucht. Aus diesen zwei Gesichtspunkten stellen wir der Maltose-Industrie
eine Zukunft in Aussicht und glauben sogar behaupten zu können, daſs dieselbe zur
Vervollkommnung des Brauerei- und Brennereibetriebes wesentlich beitragen dürfte. Es
handelt sich dabei aber stets um den Reinheitsquotienten dieses Productes.
Dubrunfaut's Verfahren der Maltoseerzeugung (D. R. P.
Nr. 19125 vom 27. März 1881, Leplay und Cuisinier, vgl. 1883 247
267) besteht bekanntlich darin, daſs die Verzuckerung der Stärkemehllösungen mittels
Malzaufguſs und Zusatz von 25 bis 30 Procent des Gewichtes der angewendeten Stärke
an Malzmehl bei einer Temperatur von 50° erfolgt und die solcherweise gewonnene
Maltoselösung dann zu krystallisirter Maltose oder zu Maltosesyrup eingedampft wird.
Es sollen bei einer 60 bis 72 stündigen Maceration aus 100 Th. Wasser haltiger oder
90 bis 92 Th. von Wasser freier Stärke 75 G.-Th. Maltose gewonnen werden.
Für die Bedürfnisse der Brauerei, welche verschiedene Mischungen von Maltose und
Dextrin erfordert, je nach den verschiedenen Eigenschaften, die man dem Biere geben
will, hat man Syrupe zu bereiten, welche diesen Bedürfnissen angepaſst sind.
Derartige Syrupe von 36 bis 38° B. können auf unbegrenzte Zeit conservirt werden und
sind versandfähig, ohne daſs sie sich irgendwie verändern; sie können überall,
selbst in Brauereien, in Würze umgewandelt werden, welche, mit Hopfen und Hefe
versetzt, nach den bekannten Methoden in höchst ökonomischer Weise Bier von
ausgezeichneten Eigenschaften ergeben, was bis jetzt vergebens mittels auf
Syrupdicke concentrirten Bierwürzen versucht wurde.
Will man Syrupe herstellen, entsprechend jenen, welche unter der Bezeichnung
Krystallsyrupe bekannt sind, so wird es genügen, die Maceration auf halbem Wege zu
unterbrechen. Ein solcher Syrup besitzt eine vollkommene Durchsichtigkeit und
Klarheit, welche sich nicht unter dem Einflüsse der Zeit ändert, so daſs er selbst
den Anforderungen der verschiedenen Industrien, wie z.B. Zuckerbäckerei u.s.w.,
genügt.
Das Verfahren der Maltosefabrikation der Société anonyme
generale de Maltose in Brüssel ist bereits (1886 259 511) ausführlich mitgetheilt.
(Fortsetzung folgt.)