Titel: | Zahnradbahn auf den Pilatus. |
Autor: | M. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 163 |
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Zahnradbahn auf den Pilatus.
Mit Abbildungen auf Tafel
11.
Zahnradbahn auf den Pilatus.
Die Ersteigung des bekannten, am Vierwaldstädter See liegenden Berges Pilatus durch eine Zahnradbahn wurde schon öfters
geplant, da dessen Spitze (Eselskopf 2122m über
dem Meeresspiegel) den Rigikulm (1800m) bedeutend
an Höhe und auch an Groſsartigkeit der Rundschau überragt. Dennoch wurde die
Ausführung lange nicht gewagt, da die zu erwartende ungewöhnliche Steigung etwa 500
auf Tausend gegenüber der bis jetzt erreichten Steigung (am Rigi) von 250 auf
Tausend, berechtigte Zweifel über die absolute Sicherheit des bisher üblichen Riggenbach'schen Zahnstangensystemes (vgl. 1870 198 * 279. 1886 260 * 489)
erweckte und ein Ausheben des Zahnrades aus der Staffelschiene nicht als unbedingt
ausgeschlossen erachten lieſs. Als daher die Firma Locker
und Comp. in Zürich den Bau der Pilatusbahn übernahm, wurde derselben eine
wesentliche Abänderung der Riggenbach'schen Zahnstange
zu Grunde gelegt,
welche, nachdem sie von hervorragenden Autoritäten geprüft und gebilligt worden war,
zur Ausführung gelangte.
Am 5. Oktober 1886 fand auf der bis dahin fertig gestellten Strecke die erste
Probefahrt mit vollem Erfolge statt und es unterliegt keinem Zweifel, daſs die ganze
Linie in diesem Sommer dem Verkehre übergeben werden wird; sie führt von
Alpnach-Stad (440m über dem Meeresspiegel) am
Vierwaldstädter See in einer wagerechten Entwickelung von 4548m auf die um 1636m gröſsere Höhe des Hotel Bellevue, von welchem aus der Gipfel ohne Mühe
zu erreichen ist, und enthält an 5 Stellen von zusammen 1132m wagerechter Länge die stärkste Steigung von 480
auf 1000.
Der charakteristische Unterschied gegenüber der Riggenbach'schen Anordnung besteht in der Form der Zahnstange, welche in
Fig. 4
Taf. 11 im Querschnitte, in Fig. 3 im Grundrisse
gezeichnet ist. Während bei der Riggenbach'schen
Zahnradbahn ein Rad mit wagerechter Achse in die zwischen zwei ⊏-Eisen eingenieteten
Staffeln greift, ist hier ein Zahnräderpaar auf lothrechten Achsen, welches in die
auf beiden Seiten der Stahlschiene eingefrästen Zähne eingreift (Theilung 85mm,7). Auf der Unterseite dieser Zahnräder sind
glatte Führungsräder angebracht, welche an der die Zahnstange tragenden gewalzten
Längsschwelle angreifen, als Schutz gegen Entgleisung. Zahnstange und beiderseits je
eine Tragschiene (Kopfdicke 41mm, nicht 11mm wie in Fig. 4, Spurweite 800mm) sind auf gewalzten Schwellen, erstere mittels
eines genieteten Stuhles festgelegt; die Schwellen liegen bei den Stöſsen enger
zusammen (vgl. Fig.
3) und sind durchwegs in die gemauerte Unterlage eingelassen und durch
eiserne Bänder und Schrauben mit dem Mauerblocke verbunden (vgl. Fig. 1 und 2).
Der Antrieb der Zahnräder erfolgt durch eine Vorgelegewelle, auf welcher zwei kleine
kegelförmige Triebräder sitzen. Ein drittes auf dieser Welle sitzendes groſses
Stirnrad wird von dem auf der Kurbelwelle sitzenden kleineren Rade angetrieben;
letzteres erhält durch die auſserhalb der Lager aufgekeilten Kurbeln den Antrieb
seitens der beiden wagerecht liegenden Dampfcylinder. Der Kessel liegt quer gegen
die Geleiseachse und wird hierdurch der Wasserstand weniger von den wechselnden
Steigungen beeinträchtigt:
Heizfläche
20qm
Dampfüberdruck
12at
Cylinder
220 × 300mm.
Die Maschine ist mit einem Wagen für 32 Sitzplätze verbunden;
das vollständige Fahrzeug hat ein Gesammtgewicht ganz beladen von 10l,5, leer von 5t,7 und wird von 4 kleinen Laufrädern getragen. Hinter der Vorderachse
befinden sich, zur Sicherung gegen das Abheben, zwei die Schienen köpfe
übergreifende Pratzen.
Als Bremse dient zunächst die bei den älteren Zahnradmaschinen übliche Luftbremse,
welche auf der Verwendung der Cylinder für die Hemmung beim Abwärtsfahren beruht, auſserdem eine
Reibungsbremse auf der Kurbelwelle der Maschine. Endlich ist vor der vorderen
Laufachse ein zweites Zahnradpaar angebracht, welches immer in die Zahnstange
eingreift und eine Bremsscheibe in rasche Bewegung setzt, deren Reibungsband von
beiden Enden des Fahrzeuges angezogen und im Nothfalle bis zum Feststellen der
oberen Zahnräder gespannt werden kann.
M.