Titel: | K. Stammer's Erdöl-Colorimeter; mitgetheilt von C. Engler. |
Autor: | C. Engler |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 287 |
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K. Stammer's Erdöl-Colorimeter; mitgetheilt von C.
Engler.
Mit Abbildungen.
Engler, über Stammer's Erdöl-Colorimeter.
Zur Prüfung der Färbung des Handelserdöles sind verschiedene Colorimeter in
Anwendung, welche ihrem Prinzipe nach mit den in Färbereien, Zuckerfabriken u.s.w.
zu demselben Zwecke schon längst in Gebrauch befindlichen Colorimetern
übereinkommen. Eine von K. Stammer abgeänderte
Construction dieser älteren Instrumente sah ich in Baku vielfach in Gebrauch (vgl.
1886 260 486). Schmidt und
Haensch in Berlin haben diesem Apparate neuerdings nachstehend beschriebene
Einrichtung gegeben, wodurch der Gebrauch desselben wesentlich erleichtert ist.
In dem hölzernen Gehäuse A befindet sich der zur
Aufnahme des zu prüfenden Erdöles dienende Metallcylinder c, dessen Boden b aus einer mittels
Metallfassung dicht festgeschraubten geschliffenen Glasplatte besteht. Cylinder c steht auf einem durch Drehung des Knopfes k auf- und abwärts beweglichen Aufzuge. Durch die
gleiche Drehung wird ein mit dem Aufzuge verbundener Zeiger in Bewegung gesetzt und
dadurch an dem auf dem hölzernen Gehäuse befestigten Maſsstabe m die Höhe der Verschiebung des Cylinders c in Millimeter angezeigt.
In dem Deckel des Gehäuses hängt die unten in gleicher Weise wie c mit Glasplatte abgeschlossene Tauchröhre f, auf welcher zur Sicherung ihrer Lage oben eine
kleine Ringfeder f aufgeklemmt wird. Am Boden des
Gehäuses liegt in schräger Stellung der Milchglasspiegel p; durch diesen wird bei geöffneter Thür a
diffuses Licht in den Apparat geworfen. Das Licht geht einestheils durch das im
Cylinder c befindliche Erdöl und die darüber stehende
Tauchröhre f, andererseits durch eine innen geschwärzte
Metallröhre z, welche vom Boden des Apparates bis zum
Ocular reicht. Durch dieses Ocular werden mit Hilfe geeignet angeordneter Spiegel
die durch c und die durch z gegangenen Lichtstrahlen auf einem runden Gesichtsfelde vereinigt, so
daſs man auf der einen Hälfte die ersteren, auf der anderen Hälfte die letzteren
erblickt und so die beiden Farbtöne mit einander unmittelbar vergleichen kann.
Textabbildung Bd. 264, S. 288Als Normalfarbe wird, anstatt einer gefärbten Flüssigkeit, eine Uranglasplatte benutzt. Dieselbe ist bei u in das Ocular eingelegt. Zum bequemen Wechseln der
Tauchröhre ist das Ocular o um die Achse bei x drehbar und kann also seitlich verschoben werden.
Zur Prüfung von Schmierölen, welche viel dunkler sind, ist dem Apparate ein kurzer
Cylinder zur Aufnahme des Oeles beigegeben.
Bei Untersuchung eines Erdöles verfährt man folgendermaſsen: Cylinder c wird auf den tiefsten Stand gebracht, herausgenommen
und mit der zu prüfenden Probe bis zur Marke gefüllt, vorsichtig wieder eingestellt,
die Tauchröhre t eingesetzt und das Gehäuse A mit Ausnahme der Thür a
verschlossen. Man stellt alsdann den Apparat so auf, daſs von einem Fenster möglichst helles
Licht einfällt, worauf man durch Drehung von k den
Cylinder c so lange nach aufwärts schiebt, bis die
beiden Hälften des Gesichtsfeldes gleiche Farbentönung zeigen. Je höher man Cylinder
c stellt, desto dünner wird die zwischen dem Boden
desselben und dem Boden der feststehenden Tauchröhre befindliche Schicht von Erdöl
und entsprechend heller auch das Gesichtsfeld. Es ist einleuchtend, daſs diese
Schicht um so dünner wird, je tiefer gefärbt das Oel ist, und der Zeiger gibt die
Dicke dieser Schicht auf der Skala in Millimeter an.
Farbton und Dicke des Normalglases sind so gewählt, daſs die Ablesung der Skala die
folgenden Werthe für die üblichen Handelsmarken ergibt:
Für
Standard white
50,0mm
„
Prime white
86,5
„
Superfine white
199,5
„
Water white
300 bis 320
Der Apparat ermöglicht rasches Arbeiten und bequemes Ablesen. Für scharfe
Bestimmungen müssen mehrere Ablesungen gemacht werden, aus denen man das Mittel
nimmt. Obgleich die Färbung des Normalglases den Farbton des Erdöles gut wiedergibt,
so ist doch selbstverständlich, daſs für Erdöl verschiedener Herkunft kleine
Unterschiede im Farbtone gegenüber dem Normalglase sich ergeben, so daſs ein absolut
genaues Einstellen auf gleiche Färbung der beiden Hälften des Gesichtsfeldes nicht
immer zu ermöglichen ist. Der hierdurch bedingte Fehler ist aber auch bei Anwendung
eines Normalöles oder einer anderen Normalflüssigkeit ebenso wenig zu vermeiden und
bewegt sich zudem nur innerhalb weniger Millimeter.
Da es sich gezeigt hat, daſs die Erdöle auf das Metall nicht ohne Einwirkung sind und
daſs sie sich dabei, wenn auch kaum merklich, dunkler färben, so empfiehlt es sich
zur Prüfung der feinsten Marken Apparate anzuwenden, bei denen Oelcylinder c und Tauchröhre t ganz
aus Glas angefertigt sind. Mit einem solchen Apparate habe ich mehrfach Versuche
durchgeführt und zufriedenstellende Werthe erzielt.Der Apparat ist von der Firma Schmidt und
Haensch in Berlin (Stallschreiberstraſse Nr. 4) zum Preise von 175
M., unter weiterer Zugabe von je einem Erdolcylinder und einer Tauchröhre
aus Glas zu 183 M. zu beziehen.
Soll der Apparat zu anderweitigen colorimetrischen Messungen, z.B. für Farbstoffe,
benutzt werden, so bringt man das zu prüfende Material (in Lösung) in den Cylinder
c und ersetzt das Uranglas durch eine mit einer
passenden Normalflüssigkeit gefüllte Röhre, welche man in die Röhre z einfügt. (Vgl. auch Andrieu bezieh. Schoop 1886 262 * 171. 424.)
Karlsruhe, Ende März 1887.