Titel: | Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 296 |
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Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen.
Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen.
Das neue Concertgebäude in Amsterdam wird im Allgemeinen
durch eine Feuerluftheizung erwärmt, wie Crusius im Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein mitgetheilt
hat; der Vortrag ist in der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1886 * S. 959 veröffentlicht.
Das Gebäude enthält einen groſsen und einen kleinen Concertsaal, 2 Chor- und 2
Solistensäle, Stimmzimmer, Rauchzimmer, Speisesäle und Geschäftsraum von zusammen
25544cbm Inhalt. Der gestellten Bedingung nach
soll jeder der Concertsäle mit den übrigen Räumen gleichzeitig geheizt und gelüftet
werden können; es soll aber auch eine gesonderte Heizung der beiden Chorsäle,
Solistenzimmer und des Stimmzimmers möglich sein. Das Eisenwerk Kaiserslautern hat dieser Bedingung durch Einrichtung einer
Feuerluftheizung mit Drucklüftung für sämmtliche Räume und einer besonderen Heißwasserheizung für die letztgenannten Zimmer
entsprochen. Für die letzteren ist eine zweimalige Lufterneuerung stündlich
angeordnet, für die übrigen Räume wurden die einzuführenden Frischluftmengen so berechnet, daſs durch sie bei einer
Eintrittstemperatur von 35° die Wärmeverluste durch Abkühlung der Wände bei –15°
Auſsentemperatur ausgeglichen werden können. Hiernach ergab sich für die gesammte
Anlage eine stündlich erforderliche Luftmenge von 34940cbm. In einem allein verfügbaren kleinen Raum des Kellers wurden nun sechs
mit Wasserverdunstung versehene Centralschachtofen (vgl. 1883 249 * 494) von zusammen 384qm Heizfläche
eingebaut. Die frische kalte Luft wird aus dem Garten entnommen und tritt durch
einen Luftschacht unterhalb der Rauchkammer der Oefen in die Heizkammer ein. Die
warme Luft wird oberhalb der Oefen gesammelt, gelangt aus der Heizkammer durch 4
verschlieſsbare Kanäle zunächst in die mit Wasserzerstäuber versehene
Luftbefeuchtungskammer und wird aus dieser durch einen Schraubenbläser von 1m,65 Durchmesser angesaugt. Die Sohle der
Heizkammer steht mit der Luftbefeuchtungskammer durch 8 Kanäle in Verbindung, welche
durch Schieber geregelt und abgestellt werden. Auf diese Weise kann eine Mischung
von kalter und warmer Luft entsprechend der Temperatur der Räume erhalten werden.
Der Schraubenbläser wird durch einen Gasmotor von 5 Pferd bewegt und kann bei 380
Umdrehungen in der Minute etwa 70000cbm Luft in
der Stunde fördern, so daſs die Lüftung bei stark besetztem Concertsaal sich
steigern läſst. Der Bläser treibt die Luft zunächst nach einem Sammelraume und von
hier einestheils in die Warmluftkanäle der Speisezimmer und des kleinen
Concertsaales und anderentheils durch 2 groſse Luftwege, welche sich im
Kellergeschosse an den beiden Längsseiten des Gebäudes hinziehen, nach den
Zuluftkanälen des groſsen Concertsaales und der übrigen Räume.
Der Eintritt der warmen Luft erfolgt im groſsen Saale, soweit dies möglich gemacht
werden konnte, etwa 2m,5 über Fuſsboden, sonst in
einer Hohe von 9m,5 durch vergitterte Oeffnungen
in den Gesimsfeldern. Jeder einzelne Zuluftkanal ist bis zur oberen Luftausströmung
fortgeführt und durch Einsetzen von Wechselklappen die Möglichkeit gegeben, die Luft
nur von oben einzuführen, was jedoch bloſs im Sommer geschieht. Für die übrigen
Räume sind die Zuluftöffnungen 2m,5 über Fuſsboden
angelegt. Die Regelung der den einzelnen Kanälen zuflieſsenden Luftmenge erfolgt
durch an den Mündungen im Keller angebrachte Klappen. Die verbrauchte Luft zieht
durch Abluftkanäle,
welche mit Oeffnungen dicht über dem Fuſsboden für die Winterlüftung und unter der
Decke der Räume für die Sommerlüftung versehen sind, nach den Dachböden und
entweicht durch windablenkende Kappen ins Freie. Für die beiden Concertsäle sind
auſserdem noch von der Decke ausgehende und über Dach führende Abluftschächte
angelegt worden, welche durch Klappen mittels je einer im Keller angebrachten Winde
nach Bedarf geregelt und abgestellt werden können. Diese Schächte dienen
hauptsächlich dem Sommerbetriebe, können aber auch im Winter zur kräftigen Kühlung
der Concertsäle, falls in denselben eine zu hohe Temperatur eingetreten ist, benutzt
werden. Im Rauchzimmer und in den Speisesälen wird die Lüftung noch durch in die
Abluftkanäle eingesetzte Gasflammen unterstützt. Um dem Heizer einen raschen
Ueberblick über die jeweilige Temperatur in den Haupträumen zu gewähren, ohne
dieselben betreten zu müssen, ist eine elektrische Fernthermometeranlage
eingerichtet, durch welche an einer im Schürraume angebrachten Schautafel bei
entsprechender Stromeinschaltung die Temperaturen 14, 16 und 18° angezeigt werden.
Für die erwähnte Heiſswasserheizung, welche in bekannter Weise angelegt ist, wurde
im Keller ein Ofen aufgestellt.
Die Merian-Schule in Frankfurt a. M. ist, wie das Wochenblatt für Baukunde, 1886 * S. 389 mittheilt, mit
einer Mitteldruck-Wasserheizung versehen worden, für
welche im Kellergeschosse 2 Röhrenkessel aufgestellt sind. Die Heizung ist von der
Lüftung derart getrennt, daſs die Wärmemenge, welche der Ausgleich des durch
Uebertragung entstehenden Wärmeverlustes erfordert und zwar bei einem Temperaturunterschiede von 40° durch
Heizkörper in den einzelnen Räumen abgegeben wird, während die einzuführende
Frischluft in 4 im Keller angeordneten Heizkammern vorgewärmt wird; bei sehr kalter
Auſsentemperatur findet eine Beschränkung der Luftzuführung statt, welche so
bemessen ist, daſs bei mittlerer Wintertemperatur die Schulzimmer in der Stunde eine
dreimalige, die übrigen Räume eine zweimalige Lufterneuerung erhalten. Die
Heizkörper stehen theils vor der Wand, theils in 25cm tiefen Nischen und sind mit Mänteln versehen, welche an der Vorderseite
Jalousieklappen zur Regelung enthalten. Die
vorgewärmte Frischluft wird den Räumen durch Kanäle zugeführt, welche in diesen 2m über Fuſsboden münden und dort durch Klappen
regelbar sind. Zur Abführung der verbrauchten Luft besitzt jeder Raum einen
Abzugskanal; diese Kanäle sind auf dem Dachboden in 2 Abzugsschlote zusammengeführt,
in welchen zur Verstärkung der Saugwirkung Heilswasserröhren eingebaut sind, die von
einem besonderen im Keller aufgestellten Wasserwärmer gespeist werden.
Die Gewächshäuser im botanischen Garten der Universität in
Göttingen wurden bis zum J. 1883 durch je eine Kanalheizung, das Palmen-,
Warm- und das Orchideenhaus noch durch je eine Wasserheizung erwärmt. Wie Kortüm im Centralblatt der
Bauverwaltung, 1886 * S. 22 berichtet, führte Schadhaftigkeit der an der
Feuerung allmählich durchgebrannten Kesselwandungen sowie die kostspielige
Unterhaltung der verschiedenen Feuerungen dazu, die genannten Anlagen durch Warmwasserheizungen zu ersetzen, welche nach dem Muster
der im Palmengarten zu Hannover ausgeführten Anlage (vgl. 1885 256 467) eingerichtet wurden. Es sind 2 Kesselhäuser erbaut worden, welche
stehende schmiedeiserne Kessel enthalten. Jeder derselben besteht aus zwei in
einander gesteckten Blechrohren, die oben und unten mittels zwischengelegter
Flacheisenringe mit einander vernietet sind. Der Kessel steht auf einer guſseisernen
Platte, auf welcher zugleich ein Kipprost lagert. Die Einfüllung der Kohlen findet
von oben statt. Rings um den Kessel ist ein ringförmiger, mit Chamottesteinen
ummauerter Raum vorhanden, welcher durch zwei sich gegenüber hegende lothrechte
Zungen in zwei gleiche Theile zerlegt ist. Die Feuergase bewegen sich, nachdem sie
im Kessel emporgestiegen sind, in dem einen Theile nach oben, in dem anderen nach
unten zu dem Rauchkanale. Unmittelbar nach Eintritt der Heizröhren in die Häuser
sind Ausdehnungskästen mit fest verschlossenem Deckel, Dampfblase, Ueberlaufrohr,
Wasserstandszeiger u. dgl. vorgesehen. In dieselben ist das Speiserohr eingeführt,
welches durch einen Schwimmkugelhahn abgeschlossen werden kann. Die Heizrohre sind
von den Ausdehnungskästen längs der Umfassungswände nach einer Richtung hin und zurück geführt. Die
einzelnen Kessel können mittels Drosselklappen aus- oder eingeschaltet werden *
dieselben dienen zugleich zur Regelung des Kreislaufes, je nachdem die erforderliche
Luftwärme in den einzelnen Häusern erreicht ist. Ferner läſst sich jede Heizleitung
eines Hauses mittels einer Drosselklappe regeln oder ganz absperren. Verlangt wurde,
daſs das Palmen- und Warmhaus auf 19°, das Orchideen- und Vermehrungshaus auf 21°,
die beiden Warmkästen auf 20° erwärmt werden sollen. Nach den in Herrenhausen
angestellten Ermittelungen genügt 1cbm
Röhrenheizfläche für 5 bis 6cbm Rauminhalt, der
auf 19 bis 21° zu erwärmen ist. Nach diesen Angaben sind die Rohrlängen berechnet
worden und diese Ermittlungen haben sich in zweijährigem Betriebe der Heizung
ausreichend bewährt. Gegenüber der früheren Heizanlage ist der Brennstoffverbrauch
um 600 M. geringer geworden. Der Entwurf und die Ausführung der Anlage war der Hannover'schen Maschinenbau-Actiengesellschaft, vormals G. Egestorff in Linden vor
Hannover übertragen, welche auch die Heizanlagen in Herrenhausen ausgeführt hat.
Mit einer örtlichen Wasserheizung wurde das neue Zellengefängniß in Haag versehen (vgl. Deutsche Bauzeitung, 1886 * S. 546). Für jede Zelle ist
ein Heizkessel angeordnet; diese sind auf den Gängen selbst aufgestellt und jeder
besteht aus zwei stehenden concentrischen Kupfercylindern auf guſseisernem Fuſse, in
welchem der Rost liegt. An den ringförmigen Raum zwischen den Cylindern schlieſsen
das Zulauf- und Rücklaufrohr an; der innere Cylinder wird mit Gaskokes gefüllt,
unter dem Roste ist eine Klappe zur Regelung der Luftzuführung angebracht. Eine
Füllung reicht für einen Tag aus und soll die Heizung für eine Zelle an
Brennmaterial nur 2½ Pf. in 24 Stunden kosten. Die besondere, wegen umständlicher
Bedienung und Reinhaltung nicht empfehlenswerthe Anordnung der zahlreichen Kessel
wurde gewählt, da das Gebäude, um seine Kosten möglichst zu verringern, ohne Keller
aufgeführt wurde. In jeder Zelle von 32cbm Inhalt
liegen 6m Heizröhren von 5cm Weite. Zur Lüftung der Zellen sind unter jedem
Fenster zwei Kanäle im Mauerwerk ausgespart, welche von der Mündung an der
Auſsenwand an zuerst wagerecht, dann senkrecht aufwärts führen und in der
Fensterbank münden. Der Gefangene kann mittels Zinkschieber diese Kanäle nach
Belieben öffnen und schlieſsen. Zur Entfernung der Abluft sind an der Gangseite
jeder Zelle zwei Kanäle angeordnet, welche unter der Decke münden.
Ein Beispiel einer gröſseren Dampfheizungsanlage bietet
das Royal Holloway College in Egham. Nach dem Engineer, 1886 * Bd. 61 S. 501 ist in einer Entfernung
von 183m vom Gebäude, welches eine Grundfläche von
160m Breite und 110m Tiefe bedeckt, das Kesselhaus aufgeführt,
welches 3 Kessel für die Heizung, zwei für die elektrische Beleuchtung enthält. Von
den Kesseln führt ein Dampfrohr von 150mm Weite
nach einem im Mittelpunkte des Gebäudes aufgestellten Vertheiler, von welchem die
einzelnen Hauptleitungen abzweigen. Von letzteren führen die Zuleitungen nach den in
den einzelnen Räumen aufgestellten guſseisernen oder aus Rohrschlangen gebildeten
Wärmestrahlern. Das Niederschlagswasser wird im Keller gesammelt und flieſst mit
natürlichem Gefälle nach dem Kesselhause zurück.
Größere Dampfheizungsanlagen besitzen auch die Prorinzial-Irrenanstalten in Merzig und Saargemund. Wie
in den Annales industrielles, 1886 Bd. 2 * S. 397
mitgetheilt wird, besteht die erstgenannte, für 300 Kranke berechnete Anstalt aus
einem Hauptgebäude mit drei Stockwerken, welches in der Mitte die Geschäftszimmer
und Wohnungen der Aerzte und Beamten sowie zu beiden Seiten und in den senkrecht
anschlieſsenden Flügeln die Zimmer der ruhigeren Kranken enthält; zwei weitere
Gebäude nehmen die unruhigen Kranken a und umschlieſsen
mit dem Hauptbaue einen quadratischen Hof, in welchem das Kesselhaus und die
Dampfküche steht; ersteres enthält auch die Maschine und die Waschküche. In den
letztgenannten Gebäuden befinden sich auſserdem die Wohnungen des Maschinen- und
Küchenpersonales. Die Anordnung Krankenzimmer ist so getroffen, daſs auf der einen
Seite des Hauptgebäudes nur männliche, auf der anderen nur weibliche Kranke wohnen.
Das Kesselhaus enthält vier Kessel von zusammen 208qm Heizfläche; drei davon sind nach dem Systeme Dupuis ausgeführt, der vierte ist ein wagerechter Röhrenkessel mit zwei Siedern. Die Kessel
werden mit dem Niederschlags- oder Brunnenwasser durch zwei Pumpen gespeist. Der
Abdampf der die letzteren treibenden Maschine dient zur Vorwärmung des
Kesselspeisewassers in einem Röhrencondensator. Die Heizung der meisten Geschäfts-
und Krankenzimmer geschieht durch Dampf, diejenige der Baderäume durch warmes Wasser
und die Erwärmung der Wohnungen sowie einzelner Geschäfts- und Krankenzimmer erfolgt
durch Einzelöfen.
Für die Dampfheizung ist über den drei Dupuis'schen
Kesseln, welche Dampf von 2 bis 3at Druck
erzeugen, ein Sammler von 200mm Durchmesser; aus
diesem führen vier einzeln absperrbare schmiedeiserne Leitungen ab, von welchen zwei
von 155mm Weite nach der Männer- und der
Frauenseite führen; die anderen beiden dienen zur Versorgung der Waschküche mit
Dampf. Die erstgenannten Hauptleitungen trennen sich auſserhalb des Kesselhauses in
je zwei Röhren, welche in gemauerten unterirdischen Kanälen, an Hängeeisen
aufgehängt und mit Stopfbüchsen versehen, nach den einzelnen Gebäuden gehen; die
Abbiegungen sind aus Kupfer hergestellt. Von den Hauptleitungen führen lothrechte
Stränge von je 77mm Weite nach dem Dache und
vertheilen sich dort in die nach den einzelnen Heizapparaten führenden Leitungen,
von denen jede 2 bis 3 Dampföfen zu versorgen hat. Die Rücklaufröhren aus den
letzteren sind im Keller zusammengeführt und diese Hauptableitungen waren mit Kusenberg'schen Selbstleerern (vgl. 1877 225 * 30) versehen, deren Wirkung jedoch wegen des
geringen Temperaturunterschiedes des Dampfes und des niedergeschlagenen Wassers
nicht zuverlässig war; es wurden daher diese Apparate neuerdings durch andere
ersetzt, welche nach Angabe von Marnitz (vgl. 1885 256 * 51) mit einem Schwimmer arbeiten, der auf einem das
Abfluſsventil betätigenden Hebel sitzt.
Als Heizkörper sind Sulzer'sche Dampfwasseröfen aufgestellt, welche mit
einer Vorrichtung zum selbstthätigen Abflüsse des Niederschlagswassers, sobald
dasselbe im Ofen sich bis zu einer bestimmten Höhe angestaut hat, und mit einem
selbstthätigen Luftventile versehen sind. Diese Oefen sind ferner mit einem in der
Mitte durchgehenden Rohre zum Luftumlauf versehen; nur die in den Isolirzellen
stehenden besitzen diese Anordnung nicht und reichen bis zur Decke, damit die
Kranken nichts auf den Ofen werfen können. Ferner reicht die Wasserfüllung in diesen
Oefen 2,5 bis 3m über den Fuſsboden, so daſs, wenn
Kranke gegen die Ofenwandung schlagen, die Wasserfüllung das Geräusch mildert. Die
Regelung dieser Oefen erfolgt von den Gängen aus. Räume, welche einer
unregelmäſsigen, aber raschen Durchheizung bedürfen, sind mit reinen Dampföfen oder
nur mit Dampfröhren versehen. In der Anstalt zu Merzig werden im Ganzen 21000cbm Raum durch Dampf geheizt. Anfangs zeigten sich
viele Uebelstände: die zuerst angewendeten Kusenberg'schen Selbstleerer wirkten unzuverlässig, die Leitungen des
Niederschlagswassers hatten zu wenig Gefälle und waren ohne
Längenausgleichsvorrichtung; nach Abstellung dieser Mängel arbeitete die Anlage
zufriedenstellend. So lange die Temperatur nicht unter 0° gesunken ist, genügen in
Folge der in den Dampfwasseröfen vorhandenen Wärmeaufspeicherung eine 2½ stündige
Heizung Morgens und eine einstündige Nachmittags, um in allen Räumen eine Temperatur
von 15 bis 20° zu erhalten. Die Ventile der Abtheilungen und der einzelnen Oefen,
von welchen 200 aufgestellt sind, sind dem Bedarfe entsprechend ein für alle Mal
geregelt, so daſs der Maschinist nur die beiden Hauptleitungen zu öffnen und zu
schlieſsen hat.
Die Erwärmung der Baderäume geschieht durch Warmwasser,
welches in besonderen Heizkesseln erzeugt wird; die Rauchgase der Feuerung derselben
werden in einem Rohre durch einen Schlot hochgeführt, welcher zur Entfernung der
Abluft aus den Badezimmern dient. Als Heizkörper stehen in denselben Röhrenöfen. Für
die Wohnungen der Aerzte und Beamten, sowie für die Zellen der Tobsüchtigen sind Einzelöfen mit Steinkohlenfeuerung aufgestellt; für die
letztgenannten Räume stehen diese Oefen, je einer für zwei Zellen, in besonderen
gemauerten Nischen, welche nur vom Gange aus zugänglich sind. In diese
Luftheizkammern wird kalte Luft von auſsen durch im Fuſsboden angebrachte Kanäle
geleitet, die erwärmte Luft flieſst durch hoch gelegene Gitter in die Zellen. Die Abluft
wird durch Kanäle in den erwähnten Schlot, welcher durch die Rauchgase der
Warmwasserheizung oder durch einen besonderen Ofen erwärmt wird, geleitet. Die
gesammten Kosten der Heizanlage der Anstalt betragen etwa 120000 M.
Die Anstalt in Saargemünd ist für 400 Kranke berechnet und besteht aus einer
gröſseren Zahl kleinerer Gebäude, welche durch Höfe und Gärten von einander getrennt
sind. In der Mitte der Gebäudeanlage befinden sich das Kessel- und Maschinen-, das
Bade- und das Waschhaus. Die Heizungsanlage ist wie diejenige der Merziger Anstalt
von den Gebrüder Sulzer in Winterthur ausgeführt. Im
Kesselhause sind 4 Kessel von je 60qm Heizfläche
aufgestellt, welche den zur Heizung nothwendigen Dampf liefern. Die
Heizeinrichtungen sind wie diejenigen der Merziger Anstalt, nur weit sorgfältiger
ausgeführt, insbesondere sind die in Kanälen unterirdisch verlegten Dampfleitungen
zugänglicher. Die Längenänderungen der Röhren durch Temperaturwechsel werden durch
Kupferbogen aufgenommen, welche ihren Zweck viel besser erfüllen wie die in Merzig
angeordneten Stopfbüchsen. Zur Entfernung des Niederschlagswassers sind Sulzer'sche Selbstleerer verwendet, bei denen ein
Kugelschwimmer das Ausfluſsventil bethätigt und welche gut wirken. Die in den
Kranken- und Geschäftszimmern aufgestellten Dampfwasseröfen sind aus vier
concentrischen Cylindern gebildet, die hierdurch entstehenden beiden Ringräume
auſsen und innen werden halb mit Wasser, halb mit Dampf gefüllt, durch den mittleren
Ringraum und den inneren Cylinder kann die Zimmerluft strömen. In den Isolirzellen
für unruhige Kranke sind diese Oefen noch mit einem festen Drahtgitter umgeben und
werden von den Gängen aus geregelt. In den beiden Gebäuden, welche Tobsüchtige
aufnehmen, ist eine Lüftung derart angeordnet, daſs das erwähnte innere Rohr der
Oefen durch im Fuſsboden angelegte Kanäle mit der Auſsenluft in Verbindung steht,
also frische Luft eingesaugt wird, während die Abluft durch in den Wänden
ausgesparte Kanäle nach einem im Dachraume angebrachten hölzernen Sammelkanale und
aus diesem durch einen mittels Dampfschlange im Bedarfsfalle angeheizten Schlot nach
dem Freien entweicht. Die Baderäume werden durch Warmwasser, wie in der Merziger
Anstalt, erwärmt; auch die beiden eigentlichen Krankenhäuser sind mit Wasserheizung
versehen, wofür das Warmwasser jedoch im Kessel erzeugt wird, in welchen eine
Dampfschlange eingelegt ist. Jedes Krankenhaus enthält einen Saal mit 12 Betten,
welcher durch drei Wasseröfen erwärmt wird; der mittlere besteht aus lothrechten
Röhren und ist mit einem Mantel umgeben, welcher sich in einen Schlot fortsetzt, der
zur Abführung der verbrauchten Luft dient, die am Boden abgesaugt wird. Die
seitlichen Oefen sind als Kästen mit dieselben verbindenden wagerechten Röhren
gebildet; unter diesen Oefen münden Frischluftkanäle, so daſs durch die ersteren
frische kalte Luft angesaugt und erwärmt wird. Es hat sich jedoch ergeben, daſs bei
sehr niedriger Auſsentemperatur diese Oefen zur Einführung warmer Frischluft nicht
ausreichen. Abgesehen hiervon soll sich die ganze Anlage sehr gut bewährt haben. Die
Wohnungen, sowie die Zimmer der Kranken I. Klasse, ferner die Zellen der
Tobsüchtigen sind mit Einzelofen versehen, wie es in der Merziger Anstalt der Fall
ist. Die gesammten Kosten der Heizungs- und Lüftungsanlagen betragen 157000 M.
(Schluſs folgt.)