Titel: | Ueber Neuerungen an Wasserleitungsventilen. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 311 |
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Ueber Neuerungen an
Wasserleitungsventilen.
(Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
261 S. 415.)
Mit Abbildungen auf Tafel
19.
Ueber Neuerungen an Wasserleitungsventilen.
Um bei einer nothwendig werdenden Ausbesserung oder Reinigung
eines Ausfluſshahnes einer Hauswasserleitung nicht die ganze Leitung
absperren zu müssen, schlägt Joh. Mücke in Berlin (* D.
R. P. Nr. 37872 vom 3. Juli 1886) die in Fig. 5 bis 9 Taf. 19 dargestellte
Einrichtung für Ausfluſshähne vor.
In das mit Zufluſs und Abflute s
bezieh. s1 versehene
Gehäuse A ist das Hahnküken B eingeschliffen, welches mittels einer an die Ansätze b anzusetzenden Zange leicht gedreht werden kann. Im
unteren Theile von B befindet sich eine Höhlung A, welche seitlich einen Ausschnitt p oder statt dessen eine oder mehrere Oeffnungen
besitzt. Ueber dieser Höhlung ist B durchbohrt und mit
einem Ventilsitze versehen, auf welchen sich die Dichtungsscheibe des in einem
Cylinder C frei beweglichen Ventilkolbens D aufsetzt; der letztere ist in C durch Lederstulpen gedichtet und geführt. Der Hohlcylinder C ist im oberen Theile des Hahnkükens B beweglich und mit einer nach auſsen führenden Spindel
a versehen. Ueber dem Ventilsitze sind im Hahnküken
seitliche Oeffnungen r angebracht, welche mittels des
Abfluſskanales p1 mit
der Ableitung s1 in
Verbindung stehen. Durch die Mutter t ist das Hahnküken
B in dem Gehäuse A
festgehalten, während die Mutter t1 den Cylinder C mit
dem Küken B verbindet. Die Mutter g kann durch Gegenmutter m
je nach der gewünschten Spülmenge eingestellt werden. Das Ventil e in der Bohrung des Kolbens D dient zum allmählichen Zuflüsse des Wassers aus s nach C.
Wird die Spindel a niederbewegt, bis
sich g auf t
1 aufsetzt, so geht auch der Cylinder C abwärts und das in diesem befindliche Wasser wird
durch die Bohrung des Kolbens D, in welchem das nicht
dicht schlieſsende Ventil e sich befindet, nach der
Zufluſsleitung s zurückgedrückt. Gibt man nunmehr die
Spindel a frei, so wird der in $ herrschende Druck auf die untere Fläche des Kolbens D zur Wirkung gelangen und letzteren sammt dem Cylinder
C heben. Hierdurch wird die Bohrung von B frei und das Wasser strömt aus s durch p, h, r und p1 nach der
Abfluſsleitung s1 und
somit nach seinem Gebrauchsorte. Das Druckwasser aus s
strömt aber auch allmählich durch die Bohrung von D in
den Hohlraum des Cylinders C; ist dieser gefüllt, so
herrscht über D ein gröſserer Druck als unterhalb. Der
Druckunterschied bewirkt also den selbstthätigen Schluſs des Ventilkolbens D und die Abfluſsleitung s1 ist von dem Zufluſsrohre s abgesperrt. Soll bei irgend einer Störung die Ursache
ermittelt werden, so dreht man mittels eines bei b
angesetzten Schlüssels den Hahnkegel aus seiner bisherigen Stellung Fig. 5 in die Lage Fig. 6, also um
180°. Dann steht p mit s1 in Verbindung und die Zufluſsleitung
s ist vollständig von dem Hohlraume h und somit auch von der Abfluſsleitung s1 abgestellt. Soll
dagegen die Leitung nur von Schmutz o. dgl. gereinigt werden, so dreht man das
Hahnküken B um 900 in die Stellung Fig. 7 Taf. 19; dann
flieſst das Wasser unmittelbar von s nach s1 und nimmt alle
Unreinigkeiten mit.
Das selbstschlieſsende Ventil von Max Traeger in Berlin (* D. R. P. * Nr. 37053 vom 30.
December 1885) besitzt eine besondere Einrichtung, um eine leichte Oeffnung desselben zu ermöglichen.
Der das Auslaufventil g (Fig. 10 Taf.
19) mit untergelegter Dichtungsscheibe tragende Rohrauslauf a geht nämlich oben in einen Zapfen d über,
dessen oberes Ende mit Gewinde versehen ist. Auf letzterem wird mittels der Mutter
n das Hilfsventil l
festgehalten, dessen Sitz sich im Boden des Gegenkolbens b befinde und einen etwas kleineren Durchmesser besitzt als die obere
Fläche des Auslaufventil es g, in welchem Rinnen h vorgesehen sind. Damit die Dichtung Scheibe nicht von
dem Ventile abrücken kann, hält ein ringförmiger Rand des Ventiles diese Scheibe
umfaſst. Die zwischen dem oberen Verschluſsdeckei m und
dem Zapfen d eingeschaltene Feder o hat das Bestreben, beide Ventile g und l zu schlieſsen.
Wird mittels des Hebels c der
Rohrauslauf a gehoben, so hebt sich das Hilfsventil l von seinem Sitze am Boden des Gegenkolbens b ab, das Auslaufventil g
legt sich dagegen auf diesen Boden. Dadurch werden die Rau über und unter dem
Gegenkolben b mit einander in Verbindung gesetzt und es
kann nun aus dem Raume oberhalb des Kolbens b das
Wasser durch a genannten Rinnen h frei nach unten hin austreten. Beim Loslassen des Hebels c geht das Auslaufrohr a
unter dem Drucke der Feder o zurück und es schlieſst
sich dann sofort das Hilfsventil l im Gegenkolben b. Das Wasser aus der Leitung kann hierauf nur zwischen
Gegenkolben b und Ventilgehäuse in den Raum oberhalb
des Gegenkolbens dringen; es erfolgt somit unter der Mitwirkung der Feder o ein ruhiges Schlieſsen des Ventil es g ohne Rückschlag in der Leitung. Dagegen würde in
solchem Falle, wo mehrere Ventile an einer engen Leitung zu gleicher Zeit gebraucht
werden, ein sehr langsames oder gar kein Schlieſsen der Ventile stattfinden, wenn
nicht die Feder o eingeschaltet wäre. – Ein derartiges
mit Hilfsventil und Feder ausgestattetes Auslaufventil arbeitet, wie Versuche
ergeben haben sollen, unter allen Umständen gut, d.h. es öffnet sich leicht und
schlieſst sich, ohne Rückschlag in der Hauptleitung zu veranlassen, selbst bei
starken Schwankungen im Leitungsdrucke. Nach einer anderen Einrichtung dieses
Ventiles ist an dem Gehäuse (Fig. 11 Taf. 19) ein
Stutzen A angeordnet, welcher mittels eines lothrechten
Langschlitzes B in das Innere des Gehäuses ausmündet
und kugelförmig ausgedreht ist, um in Verbindung mit der ebenfalls kugelförmig
ausgedrehten Schraubenkappe D dem Kugelzapfen C des Handgriffes F zur
Lagerung zu dienen. Der durch den Schlitz B in das
Innere des Gehäuses reichende Arm E dieses Handgriffes
legt sich von unten gegen das Auslaufrohr a. Man
braucht deshalb nur auf den Griff F zu drücken, um das
Auslaufrohr hochzuschieben und das Auslaufventil
zu öffnen.
Ein anderes selbstschlieſsendes Ventil von L. Wagenbrenner in München (* D. R. P. Nr. 36238 vom 4.
November 1885) ist in Fig. 12 Taf. 19
dargestellt. Die Schlieſsung erfolgt hierbei aber nicht durch den Druck einer Feder,
sondern durch den Wasserdruck selbst.
Durch einen Druck auf den Knopf k
entfernt sich das kleine Ventil i von seinem Sitze und
läſst das vor dem Kolben e1 befindliche Wasser, welches bis jetzt den Ventilschluſs bewirkt hat,
durch die Kanäle r entweichen. Das Wasser beginnt
sofort den nun entlasteten Kolben e1 von seinem Ventilsitze f in den Cylinder d hineinzudrängen und
strömt durch die hierdurch frei werdenden Oeffnungen aus. Das Kegelventil g begleitet den Kolben e1 so lange, bis dessen Stellmutter g2 am Führungsbock h angelangt ist. Da der Kolben jedoch durch das Wasser
bis an das Ende des vorderen Cylindertheiles d
zurückgeht, so wird durch die Entfernung des Ventilsitzes von seinem Ventile g dem Wasser der freiere Eintritt durch den Kolben e1 nach d gestattet und nimmt, so lange das kleine Ventil i und somit der Ventilhahn offen gehalten wird,
ebenfalls seinen Weg durch i und die Kanäle r ins Freie.
Entlastet man den Knopf k, so
schlieſst sich zunächst das kleine Ventil t Unter dem
Drucke einer Schraubenfeder. Der Cylinder d ist somit
nach vorwärts geschlossen. Das durch das offene Ventil g nach d eintretende Wasser beginnt nun in
Folge der gröſseren hinteren Fläche des Kolbens e1 diesen nach links zu drücken, wodurch die in dem
hohlen Theile des Kolbens e1 befindlichen Ausströmungsöffnungen in den Gehäusetheil a zurückgeführt und immer mehr geschlossen werden.
Sobald dies erfolgt ist, wodurch eine Druckzunahme sowohl im Gehäuse a, als im Cylinder d vor
dem Kolben e1 eintritt,
hat sich auch der Ventilsitz im Kolben wieder dem Ventile genähert; letzteres nimmt
seinen Sitz wieder ein und läſst bis zur vollständigen Dichtung des Kolbens e1 auf dem Ventilsitze
f das Wasser nurmehr tropfenweise eintreten, zu
welchem Zwecke das Ventil g nicht ganz dicht
eingeschliffen ist. Durch die allmählich kleiner werdenden Ausströmungsöffnungen
wird die Wasserströmung immer geringer und es erfolgt ein langsamer und
rückschlagfreier Schluſs. Mittels der Stellmutter g2 wird die rückschlagfreie Schlieſsung derart
geregelt, daſs bei Leitungen mit schwachem Druck der Führungsstift g1 verkürzt wird, um
dem schwächeren Wasserdrucke eine entsprechend gröſsere Oeffnung und längere Zeit
den freieren Eintritt in den vorderen Cylindertheil d
zu gestatten, während bei hohem Wasserdrucke das Gegentheil stattfindet; es macht
deshalb das Ventil g beim Oeffnen und Schlieſsen eine
gröſsere oder kleinere Bewegung des Kolbens mit.
Der Zapfhahn von Joh. Leonh.
Linhard in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 36247 vom 9. Januar 1886) besteht aus
einem feststehenden Küken (Fig. 13 Taf. 19), dessen
Längsbohrung cd mit einer Querbohrung ef
in Verbindung steht, in
welch letzterer eine bis an die Auſsenseite des Kükens reichende Scheidewand sich
befindet. Ueber diesem Theile des Kükens ist drehbar ein mit einer Aussparung m versehenes Gehäuse g
eingesetzt; stellt man dieselbe über die Scheidewand, so kann das Wasser aus c über letztere hinweg nach d und so zum Ausflusse gelangen.
Um den Mängeln an Hähnen mit seitlicher Entwässerung zu begegnen, schlägt Jakob Knipscher in Bonn (* D. R. P. Nr. 36506 vom 27.
Februar 1886) einen Hahn mit Entwässerungsschieber
(vgl. Fig. 14
Taf. 19) vor, welcher das Wasser nach unten entweichen läſst.
Das Küken b enthält einen Kanal f, welcher bei geschlossenem Hahne das Ausfluſsrohr mit
der unteren Hahnöffnung in Verbindung setzt. Diese untere Oeffnung ist durch die auf
dem Hahnkörper aufgeschraubte Kappe d mit eingelegter
Dichtungsscheibe i verschlossen. Beide Theile besitzen
eine Bohrung s, welche durch die Ventilscheibe c geöffnet oder geschlossen werden kann. Die Bewegung
der letzteren erfolgt bei der Drehung des Kükens b
dadurch, daſs ein Zapfen des Ventiles c in dasselbe
eingreift und so das Ventil gezwungen wird, an der Kükenbewegung theilzunehmen. Ist
der Hahn geschlossen, so tritt das Wasser aus dem Abfluſsrohre durch den Kanal f und die Bohrungen s
zurück und der Hahn entleert sich; wird der Hahn hingegen geöffnet, so schlieſst die
Ventilscheibe c bei ihrer Drehung mit dem Küken b die Bohrung s und das
durch den Kanal f auf die Scheibe c wirkende Druckwasser bewirkt einen dichten
Verschluſs. Will man das Hahnküken nicht schwächen, so kann man den Kanal f auch in das Hahngehäuse legen.
Das von Rud. Böcking und Comp. in Halbergerhütte bei
Saarbrücken früher (1886 262 * 105) angegebene Hydrantenventil kann auch nach einer neueren
Construction (vgl. * D. R. P. Zusatz Nr. 36349 vom 30. Januar 1886) die in Fig. 15 Taf.
19 gezeichnete Form eines Hohlkükens k erhalten. Die
Oeffnungen im Küken und im Gehäuse, welche je ¼ des Rohrquerschnittes betragen, und
die Einrichtung des Steigrohres sind dieselben wie früher.
Mittels eines von der Deutschen Wasserwerksgesellschaft
in Höchst a. M. (D. R. P. Nr. 33829 vom 23. Juni 1885) angegebenen Hahnes, welcher als Strahlrohrmundstück benutzt werden soll, ist es möglich, das Wasser sowohl
in einem einzigen geschlossenen Strahle, als auch in Form einer Brause, ferner in
beiden Formen zusammen ausströmen zu lassen; ebenso kann das Wasser gänzlich
abgeschlossen werden. Diese Vertheilung geschieht durch das mit einer geraden und
zwei Winkelbohrungen versehene Küken L (Fig. 16 bis 18 Taf. 19).
Im Hauptkörper K ist ein Hahngehäuse H zur Aufnahme des Kükens angeordnet, welches eine
gerade Bohrung g besitzt, um dem Strahle den freien
Durchtritt zu gestatten. Seitlich davon in gleichen Abständen befinden sich zwei
Winkelbohrungen w, welche das Wasser zur Brause am
Hauptkörper leiten. Eine Scheidewand s oberhalb der
seitlichen Schlitze h für die Brause verhindert den
unmittelbaren Durchtritt des Wassers zu dieser. Die Abdichtung des Kükens am
Spindelende erfolgt durch eine aufgeschraubte e Kappe
in bekannter Weise. Eine Schraube am entgegengesetzten Küken ende gestattet das
Anziehen und Lösen desselben.