Titel: | Ueber die Gewinnung von Zellstoff für Papier. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 385 |
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Ueber die Gewinnung von Zellstoff für
Papier.
(Patentklasse 55. Fortsetzung des Berichtes Bd.
261 S. 379.)
Mit Abbildungen auf Tafel
23.
Ueber die Gewinnung von Zellstoff für Papier.
Von den verschiedenen Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff aus Holz mittels
Schwefligsäure, den sogen. Sulfitverfahren, haben sich
bis jetzt nur drei eine allgemeinere Anwendung in der Praxis verschafft, nämlich die
Verfahren von Mitscherlich, Flodqvist bezieh. Ritter-Kellner. Man kann zwar streng genommen nicht gut
von verschiedenen Systemen sprechen, da zur Gewinnung des sogen. Sulfitstoffes immer
ein Kochen des zerkleinerten Holzes mit schweflig sauren
Lösungen, gewöhnlich mit schwefligsaurem Kalk, erfolgt; doch bestehen
zwischen den drei genannten Verfahren bestimmte Unterschiede, welche nicht nur in
der Form der Kochapparate und der Herstellung der für dieselben erforderlichen
Bleiauskleidung, vielmehr in der Herstellung der zum Kochen bestimmten
schwefligsauren Lösungen und deren Anwendung begründet sind. Ueber die
Eigenthümlichkeiten der beiden erstgenannten Systeme ist in D. p. J. bereits berichtet worden (vgl. Mitscherlich 1883 247 516. 249 23. 1884 251 * 262. 1885
255 114. Flodqvist 1885
255 * 115) und auch über das Ritter-Kellner'sche Verfahren sind bereits einige Mittheilungen gemacht
(vgl. 1884 252 327. 1886 259
570. 261 * 383). Während bei Mitscherlich meist wagerecht ruhende Cylinderkocher und bei Flodqvist neben den früheren drehbaren Kugelkochern
jetzt auch cylindrische wagerechte Drehkocher nach der von Francke angegebenen Einrichtung (vgl. 1884 252
326. 1885 258 * 317) benutzt werden, sind bei Ritter-Kellner senkrechte Cylinderkocher in Anwendung.
Das durch Verbrennen von Schwefel oder Rösten von Schwefelkies erhaltene
Schwefligsäuregas wird zur Gewinnung von Verbindungen und Lösungen desselben bei Mitscherlich durch einen mit der entsprechenden Base
ausgefüllten, von Wasser durchrieselten Thurm, bei Flodqvist durch hinter einander geschaltete, in gleicher Weise beschickte
Kammern geleitet.
Ueber die von Eugen Baron Ritter und K. Kellner in Görz getroffene Anlage zur Gewinnung von schweflig sauren Lösungen für
Sulfitstoffbereitung geben endlich deren Nordamerikanische Patente Nr. 338557 und
338558 einigen Aufschluſs (vgl. auch 1884 252 327).
Hiernach werden mit der betreffenden Base gefüllte Bottiche benutzt, welche nach
einander das Wasser und in entgegengesetzter Richtung
das Schwefligsäuregas durchflieſst. Das Gas wird vorher in einem Trockenfilter gereinigt, dann gekühlt und sein
Durchströmen der Bottiche durch eine Pumpe
unterstützt.
Fig. 1 Taf. 23
zeigt in schematischer Darstellung eine solche Anlage. Das vom Röstofen o. dgl.
kommende Gas tritt bei a in die für sich stehende
Filterkammer A ein, welche durch eine Querwand in zwei
ungleiche Abtheilungen geschieden ist, und steigt in der gröſseren Abtheilung empor;
letztere ist in über einander liegenden Schichten, auf einem Holzroste ruhend,
abwechselnd mit Koke und mit Kalkstein o. dgl. ausgefüllt. Die von Säuren nicht
angreifbare Koke soll die von dem Gase mitgeführten Staubtheilchen, der Kalkstein
dagegen die der Schwefligsäure stets, wenn auch in geringen Mengen, beigemengte
Schwefelsäure zurückhalten. Das so gereinigte Schwefligsäuregas tritt dann in den
Kühler B ein, dessen Einrichtung aus Fig. 2 und 3 noch besonders
hervorgeht und welcher hiernach ein zwischen dem Ein- und Austritte in 6
Einzelstränge zerlegtes und von Wasser umspültes Rohr B1 besitzt. Die einzelnen Rohrstränge
werden zur Erzielung einer gröſseren Kühlfläche noch von kleineren Querrohren b durchzogen. Das gekühlte Gas tritt nun durch das Rohr
c in den ersten der vier gleich groſsen Bottiche
C, D, E und F, also in
C ein. Diese vier Bottiche haben einen falschen,
gelochten Boden, auf welchem die in Stücken eingebrachte feste Base ruht und unter
dem sich die an das jedesmalige Gaseinführrohr anschlieſsende Siebrohrschlange
befindet, um das einströmende Gas zweckmäſsig zu vertheilen. Die Füllung der
Bottiche kann aus den gegen das Innere durch den Schieber s, gegen auſsen durch einen Deckel abgeschlossenen Aufsätzen v selbst während des Betriebes nach Maſsgabe ihres
Verbrauches immer ergänzt werden. In den vier Bottichen steht Wasser, welches in den
letzten (F) bei w zuflieſst, durch die Rohre h, i und k in die Bottiche
E, D und C weiterläuft
und aus dem letzten Bottiche C als genügend kräftige
schwefligsaure Lösung von der Pumpe P nach dem
Vorrathsbehälter H befördert wird, um von hier nach
Bedarf zur Speisung der einzelnen Kocher zu gelangen. Ist das den entgegengesetzten
Weg ziehende Gas durch die Füllung des Bottiches C
aufgestiegen, so geht dasselbe durch die Leitung d in
den zweiten Bottich D, durchstreicht letzteren von
unten nach oben, indem die Pumpe G das Gas durch das
Rohr d1 aus dem
Bottiche D
ansaugt und auch durch
die beiden übrigen Bottiche unter Vermittlung der Rohre e und f drückt. Etwa im letzten Bottiche F noch nicht von der Flüssigkeit aufgenommenes Gas
entweicht im Rohre o.
Etwas abweichend von diesen drei Hauptverfahren arbeitet der Papierfabrikant Partington in Glossop, England, über dessen Gewinnung
von Sulfitstoff die Papierzeitung, 1886 * S. 1290 bezieh. 1887 S. 37 einige Mittheilungen
bringt. Hiernach sind die benutzten Kocher kugelförmig
von 3m Durchmesser aus 13mm starkem Stahlbleche hergestellt und innen
ausgekleidet mit Bleiplatten nach Makin's Vorschlag
(vgl. 1885 258 318), welche nach Springer'scher Art (vgl. 1886 261 * 385)
befestigt werden. Anstatt der die Randspalten zwischen den einzelnen Platten
überdeckenden gelochten und verbleiten Eisenstreifen hat Partington Streifen aus chemisch reinem Kupfer mit Unterlagen aus Asbest
oder Kautschuk verwendet; chemisch reines Kupfer und unvermischter Kautschuk sollen
erfahrungsgemäſs der Einwirkung von Schwefligsäure gut widerstehen (vgl. Schumann 1883 249 472). Das
Kochen jeder Füllung (etwa 2500k) dauert unter
einem Dampfdrucke von 4at ungefähr 20 Stunden,
wobei 33 bis 35 Procent des Füllungsgewichtes an Zellstoff erhalten werden sollen.
Das Füllen und Entleeren der Kocher erfordert je etwa 20 Minuten. Die schwefligsaure
Kochlauge wird nicht in Thürmen oder Kammern, welche mit festen Kalkstücken
angefüllt sind, gewonnen, sondern in mit Kalkmilch gefüllten
Bottichen, in welchen dieselbe durch Rührwerke in beständiger Bewegung
erhalten wird. Das durch Verbrennen des sogen. regenerirten Schwefels von 90 Proc.
Reingehalt oder durch Rösten von Schwefelkies mit 48 Proc. Schwefelgehalt erzeugte
Schwefligsäuregas wird in einem Röhrenapparate an der Luft (ohne Wasser) gekühlt und
dann mit Hilfe einer Luftpumpe gezwungen, die luftdicht
verschlossenen Bottiche mit der Kalkmilch nach einander zu durchstreichen; die
Kalkmilch soll dabei nach neueren Vorschlägen ähnlich, wie oben bei Ritter-Kellner beschrieben, dem Gase von einem Bottiche
zum anderen entgegenströmen.
Zur Herstellung schwefligsaurer Kochlauge leitet Goldsbury H. Pond in Rutland (Nordamerikanisches Patent
Nr. 351068) das Schwefligsäuregas von dem Schwefel
Verbrennungsofen unmittelbar in die in beständigem
Kreislaufe rieselnde Lösung der benutzten Base (Dolomit).
In einen Bottich wird bis etwa zur Hälfte gebrannter Dolomit in
Stücken gefüllt und dann Wasser darüber gegossen. Die sich bildende
Kalk-Magnesialauge wird am Boden des Bottiches von einer Pumpe abgesaugt und über
den gelochten Bottichdeckel wieder ausgeschüttet. Durch den Deckel rieselt also die
Lauge in feinen Strahlen auf die sich lösenden Dolomitstücke nieder, um unten wieder
abgesaugt und immer von neuem oben aufgeschüttet zu werden. In den Bottich tritt das
von einem seitwärts stehenden Ofen kommende, jedoch nicht erst gereinigte oder
gekühlte Schwefligsäuregas zwischen die einzelnen niederrieselnden Strahlen der
Lauge zu deren Sättigung ein.
Die Behandlung des Holzes mit dieser Kochlauge soll in einem
geschlossenen und geheizten Holländer vorgenommen werden, worin der Brei beständig
durch ein Walzenquetschwerk läuft; es soll also während der chemischen gleichzeitig auch eine mechanische
Einwirkung auf die Holztheilchen stattfinden.
Eine besondere Anlage zur Herstellung der schwefligsauren
Kochlauge bei der Sulfitstoffbereitung will F. B.
Erwin in Elkhart (Nordamerikanisches Patent Nr. 353056) dadurch vermeiden, daſs in jedem Kocher unmittelbar die zum Kochen bestimmte Lauge
hergestellt wird. Neben jedem Kocher befindet sich ein Ofen zur Erzeugung
gasförmiger Schwefligsäure, welche durch eine Pumpe nach einem Sammelbehälter und
aus diesem in den vorher mit Kalkmilch und bereits auch mit dem Holze beschickten
Kocher gepreſst wird. Diese Einführung des schwefligsauren Gases in den Kocher soll
so lange dauern, bis die erhaltene Lauge einen Gehalt von 4,5 Proc. an
Schwefligsäure zeigt. Sodann wird Dampf von 1,5 bis 2at Spannung in den Kocher eingeführt, zu welchem Zwecke in der Mitte
desselben ein weites, im oberen und unteren Theile auf eine kurze Strecke gelochtes
Rohr eingefügt ist. Dadurch soll die Lauge in lebhafte Strömung kommen, indem
dieselbe in diesem Rohre unten eintritt, von dem Dampfe mit in die Höhe genommen und
oben wieder ausgeworfen wird. Zur Hervorbringung dieser lebhaften Strömung ist noch
eine besondere Pumpe vorhanden, deren Saug- und Druckrohr am Boden bezieh. am Deckel
des Kochers in denselben mündet.
Wie schon früher vorgeschlagen (vgl. Tompkins 1886 261 * 384. Marshall 1885 258 * 316), so empfiehlt auch G.
Rudel in Kienberg bei Hohenfurth, Böhmen (* D. R. P. Nr. 38483 vom 23. Mai
1886) eine beständige Strömung der Sulfitlauge im
Kocher; die Lauge wird im unteren Theile des Kochers durch einen Apparat
abgesaugt und flieſst oben in den Kocher zurück; dieser Weg soll zur Entfernung des sich aus der schwefligsauren Kalklauge
beim Kochen ausscheidenden unter schwefligsauren Kalkes
ausgenutzt werden.
Oberhalb des Kochers A (Fig. 4 Taf. 23)
ist ein liegender cylindrischer Kessel E angeordnet, in
welchen die Kochlauge vom Bodenräume des Kochers durch das Rohr B mit Hilfe des von d aus
mit Dampf gespeisten Strahlapparates F gedrückt wird,
um durch das Rohr C nach A
zurück zu flieſsen. Damit der aus der Kochlauge sich in dem Kessel E ausscheidende unterschwefligsaure Kalk in demselben
zurückgehalten werde, wird die Lauge an einem Ende eingeführt und läuft am
entgegengesetzten Ende ab; im unteren Theile der Behalterwandung werden gleichzeitig
Rippen e angebracht, zwischen welchen der
unterschwefligsaure Kalk sich ablagert und zurückgehalten wird. Damit der Kocher A und der Kessel E
gleichen inneren Druck haben, sind beide durch das Rohr D mit einander verbunden. Der Kessel E
besitzt einen Ablaſs- und einen Abblasestutzen und ein Ventil ist im
Verbindungsrohre C eingeschaltet, welches sich
schlieſst, wenn die Strömung der Lauge unterbrochen wird.
Einen Kreislauf der Lauge im Kochen
will auch C. F. Logan in Ticonderoga
(Nordamerikanisches Patent Nr. 361015) durch ein sogen. Uebergußrohr hervorbringen. Im Kocher ist ein senkrechtes Rohr angeordnet,
in welches unterhalb des Siebbodens ein Dampfstrahlrohr mündet. Dadurch wird die in
das Rohr tretende Lauge in demselben in die Höhe gerissen und oben gegen einen
Schirm geworfen, welcher die in den Kocher sich zurück ergieſsende Lauge nach allen
Richtungen in feine Strahlen vertheilt.
Clark Cornwell in Ypsilanti (Nordamerikanisches Patent
Nr. 357371) will die sich im oberen Theile eines Sulfitkochers ansammelnden
schwefligsauren Gase immer wieder durch die im Kochen
befindliche Holzmasse treiben.
Innerhalb des Kochers A (Fig. 12 Taf. 23) wird ein
Rohr D angeordnet, welches in seinem oberen Theile frei
ausmündet, in seinem unteren mit einem Rückschlagventile G versehen und mit einem Strahlapparate E
verbunden ist; letzterer befindet sich unter dem Siebboden C der Kochers, erhält durch das Rohr F Dampf
und saugt dann in dem Rohre D die sich im freien Raume
B des Kochers ansammelnden Gase an, um dieselben
unterhalb des Siebbodens in die kochende Lauge zurück zu führen. Durch den
Dampf-Strahlapparat wird gleichzeitig die Lauge beständig geheizt.
Alle solche umständliche Einrichtungen innerhalb der Kocher haben jedoch wenig
Aussicht auf eine praktische Verwendbarkeit.
In Bezug auf die Befestigungsarten der Bleiplatten in den
Sulfitstoff-Kochern sind folgende Neuerungen anzuführen. Durch die
verschiedene Ausdehnung des Bleibelages und der Eisen- oder Stahlblechwand, welche
sehr bald zu Beulen und Blasen in der Bleihaut Anlaſs gibt, kommt man von einer
festeren Verbindung der Bleiplatten mit der Kocherwandung mehr und mehr ab und
klemmt dieselben an den auf einander liegenden Rändern durch abgedichtete Bänder
fest.
C. W. Flodqvist in Gothenburg, Schweden
(Nordamerikanisches Patent Nr. 348457) benutzt bei liegenden
Cylinderkochern (vgl. Fig. 5 Taf. 23) die in
Fig. 6
dargestellte Verbindung der einzelnen Ringe b, aus
welchen die innere Bleiverkleidung zusammengesetzt ist. Die an einander stoſsenden
Ränder der Bleiblechringe b werden durch einen mit
untergelegter Packung versehenen und durch Schrauben e
mit der Kocherwand a verbundenen Ring c fest an die letztere gepreſst. Ueber diese Verbindung
wird ein Bleiring g von halbrundem Querschnitte bei h festgelöthet, so daſs der Kocher im Inneren nur
glatte Wulste erhält. Die halbrunde Querschnittsform der an die Platten b gelötheten Ringe g
gestattet durch die Biegsamkeit eine Verschiebung der Platten b bei ihrer Ausdehnung. Zur Erleichterung dieser
Beweglichkeit können unter die Ringe c noch
Gummistreifen gelegt werden.
Die verschiedenen von E. Baron Ritter und K. Kellner angegebenen Befestigungsarten des
Bleifutters veranschaulichen Fig. 7 bis 11 Taf. 23 nach der
Deutschen Patentschrift Kl. 47 Nr. 37025 vom 28. Januar 1886 bezieh. nach dem
Nordamerikanischen Patente Nr. 328812.
Nach Fig. 7 bis 9 werden an der Kesselwand
a Hartbleistreifen c
befestigt und an diese wird das Weichbleifutter b
angelöthet. Zur Befestigung von c dienen entweder Hinge
d (Fig. 7) mit
schwalbenschwanzförmiger Nuth, oder letztere wird durch zwei Ringe d mit abgeschrägten Rändern (vgl. Fig. 8) oder nach Fig. 9 von zwei
Kesselschüssen a und der Nietlasche i gebildet. Bei Anwendung zweier Ringe d (Fig. 8) kann eine
Cementschicht h eine gerade Flache für die Anlage des
Futters b herstellen. Die einzelnen Futterplatten
werden durch Bleinieten g (Fig. 9) und durch eine
Verlöthung der Ränder bei f mit Hartblei an ihrer
Stelle gesichert. Hierfür können auch nach Fig. 11 bei t verlöthete Hartbleiringe s mit trapezförmigem Querschnitt, welche durch Schrauben g1 festgehalten werden,
in Anwendung kommen; zu weiterer Sicherung kann auch die innere Kesselwandfläche
raspelartig aufgehauen werden.
Nach Fig. 10 Taf. 23 werden
die etwa 0m,5 hohen Bleiblechringe B durch eiserne Ringe b
mit scharfen Rändern gehalten, welche Ringe durch Schrauben d mit der Kesselwand A verbunden sind. Die
Ringe b werden durch angelöthete Bleiringe b1 abgedeckt und sind
zur sofortigen Anzeige einer etwaigen Beschädigung dieser Löthung die Schrauben d durchbohrt; letzteres erfolgt auf die beiden durch
Fig. 10
veranschaulichten Arten.
Zur Verbindung der Kessel wand mit dem Bleifutter soll auch eine
leicht schmelzbare Legirung benutzt werden, welche
Metallschicht bei der im Kocher herrschenden Temperatur erweichen und somit die
durch die ungleiche Ausdehnung des Eisens und des Bleies bewirkte Verschiebung des
Bleifutters gestatten soll. Hierzu wird eine Legirung aus 22 Th. Blei, 24 Th. Zinn
und 8 Th. Wismuth empfohlen, welche man zum Aufstreichen in einem Oelbade
geschmolzen erhält. Auf die innere Kesselwandfläche wird zuerst (nöthigenfalls mit
Salmiak versetztes) Chlorzink und darüber die Legirung aufgestrichen, die
Anlagsfläche der Futterplatten mit letzterer ebenfalls überzogen und das Futter dann
befestigt. Beim Einlassen genügend hoch gespannten Dampfes in den geschlossenen
Kocher wird die Legirung zum Schmelzen gebracht und gleichzeitig das Futter kräftig
nach auſsen gedrückt, also eine innige Verbindung zwischen Kesselwand und Futter
erzielt; doch soll statt dessen die Verbindung auch auf die gewöhnliche Weise mit
Hilfe einer Löthrohrflamme bewerkstelligt werden können.
Die Springer'sche Befestigungsart (vgl. 1886 261 * 385) versucht J. M.
Walton in Glossop (Englisches Patent 1886 Nr. 16113) dadurch zu verbessern,
daſs er die die Spalten zwischen den einzelnen Futterplatten überdeckenden
verbleiten Streifen nicht durch Schrauben mit verbleiten Köpfen, sondern durch
mehrfach getheilte verbleite Ringe befestigt. Die einzelnen Bogenstücke dieser Ringe
werden von auſsen mittels Kopfschrauben, die durch die Kesselwand, das Bleifutter
und durch die Ueberlappungsringe reichen und für welche die Ringstücke das
Muttergewinde besitzen, gehalten.
Sulfitstoffkocher will auch Ch.
Bremaker in Louisville (Nordamerikanisches Patent Nr. 353731), wie dies
bereits von Marshall (1885 258 * 316) und Wheelwright (1886 261 * 385) vorgeschlagen wurde, aus einzelnen durch Flanschenverschraubung verbundenen Ringstücken
zusammensetzen. Die einzelnen Blechringe A (Fig. 14 Taf.
23) erhalten Winkeleisenringe angenietet, welche nach Fig. 15 durch Schrauben
v mit zwischengelegten Dichtungsringen w mit einander befestigt werden. Die Verbindungsspalten
werden im Kocher durch Bleiringe E geschützt; ähnlich
werden auch Ringe D zum Schütze der Vernietung des
Bleibeleges der Ringe A benutzt.
Das Patent bezieht sich noch besonders auf einen frei in den Kocher eingesetzten, auf
beiden Seiten verbleiten Siebboden B mit Bleihülsen C für die nach unten sich erweiternden Sieblöcher; der
Siebboden wird durch mit Bleihülsen umgebene Bolzen G, welche im Kesselboden
eingeschraubt sind, getragen. In das Ventilgehäuse P im
Ablaſsstutzen des Kochers kann in den Rohren S und S1 nach Bedarf Dampf
und Wasser eingeblasen werden, um das Gehäuse und den Ablaſsstutzen zu reinigen.
Noch sind einige neue Kocherconstructionen zu erwähnen.
Frambach
und Bart in Kaukauna und Vollrath in Sheboygan (Nordamerikanisches Patent Nr. 348159) bringen für
Sulfitstoffkocher statt des Bleifutters einen
Schmelzüberzug in Vorschlag. Der Kocher ist nach Fig. 13 Taf. 23 aus
einzelnen Ringstücken zusammengesetzt, welche mit Flanschenverschraubungen unter
Zwischenlage von Bleiringen zur Abdichtung unter einander verbunden werden. Die
Heizung des Kochers erfolgt durch ein ebenfalls mit Schmelzüberzug versehenes
U-förmig gebogenes Rohr E, zu dessen dichtem Abschlusse
an dem Kesselboden B ebenfalls Bleiringe C benutzt werden.
Zur Herstellung des Schmelzüberzuges werden die zu bekleidenden
Flächen zunächst zur Reinigung von Rost u. dgl. mit Säure gewaschen, mit Sand
abgescheuert, abgespült, mit heiſsem Kalkwasser übergossen und dann getrocknet.
Nachdem die trockenen Flächen mit einem Schwämme abgewischt sind, wird eine
Schmelzschicht aufgetragen, dieselbe getrocknet und in Muffelöfen eingebrannt.
Darauf wird eine zweite Schmelzschicht in gleicher Weise aufgebracht.
Eine Mischung für den ersten Schmelzüberzug besteht aus 5 Th.
Kalk, 10 Th. Fluſsspath, 5 Th. Soda, 50 Th. weiſsem Sand, 50 Th. Bleiglätte und 20
Th. Borsäure, welche Bestandtheile gemischt und zusammengeschmolzen, gemahlen und
mit Wasser zu dünnem Brei angerührt werden. Für die zweite Schmelzschicht wird
dieselbe Zusammensetzung mit einem Zusätze von 10 Th. Knochenasche, 5 Th. Talk und 4
Th. Kryolith empfohlen, welche gemischt und bei starker Hitze geschmolzen werden.
Der Glasfluſs wird durch Einflieſsen in Wasser gekörnt, dann fein gemahlen und mit
Wasser zu Brei angerührt.
In ähnlicher Weise will A. D. Little in Providence
(Nordamerikanisches Patent Nr. 351330) zum inneren Ueberzuge
von Sulfitstoffkochern Bleiglasur anwenden.
Bleiglätte und Bleiborat werden fein gemahlen, etwa im
Verhältnisse von 10 : 1 gründlich gemischt und sodann in einem Tiegel unter
Vermeidung einer Berührung mit den Feuerungsgasen geschmolzen. Sobald die Mischung
voll kommen flüssig ist, wird der Tiegel vom Feuer genommen und so lange ruhen
gelassen, bis die Mischung bei fortwährendem Umrühren frei von Blasen ist. Darauf
gieſst man die Mischung in eine schwere Form, deren Boden die Gestalt desjenigen
Theiles der Kocherwandung hat, welcher mit der Glasur überzogen werden soll. In dem
Schmelztiegel ist eine Einrichtung angebracht, welche das etwa reducirte metallische
Blei beim Ausgieſsen der Mischung zurückhält. Unterdessen ist der zu überziehende
Theil der Kocherwandung auf Rollen gelegt und durch Gasflammen unter beständiger
Drehung zur Rothgluth erhitzt worden. Man nimmt nun den erstarrten Kuchen aus der
Form und preſst denselben an die sich langsam drehende Wandung.
Zwei von der gewöhnlichen Anordnung abweichende Sulfitstoffkocher haben H. Schnurmann und G. Cloſs in Unterkochen, Württemberg
(Nordamerikanisches Patent Nr. 360484)Vgl. auch D. R. P. Anmeldung Kl. 55 Nr. 4053 vom 4. Oktober 1886 auf einen
Sulfitstoffkocher.angegeben. Nach Fig. 18 Taf. 23 sind mehrere Cylinder C über einander liegend angeordnet,
welche besonders aufgesetzte Deckel D erhalten und an
denselben abwechselnd auf gegenüber liegenden Seiten durch Rohrkrümmer B verbunden sind. Die Cylinder C erhalten zu ihrer Heizung Dampfmäntel, welche zur Abführung des
Niederschlagwassers in ähnlicher Weise in Verbindung mit einander stehen. Die
zweite, in Fig.
17 Taf. 23 veranschaulichte Anordnung betrifft einen stehenden
Cylinderkocher aus Betonmauerwerk; letzteres wird durch umlegte Ringe a und durch zwei gewölbte, mit den Einlaſs- und
Auslaſsstutzen versehene Blechböden b, welche durch in
Röhren im Mauerwerke befindliche Spannschrauben g
verbunden werden, zusammen gehalten. Innen erhält der Kocher eine besondere
Cementauskleidung c.
Anstatt Blei zur Auskleidung der Sulfitstoffkocher,
bringt G. H. Pond in Rutland (Nordamerikanisches Patent
Nr. 351067) eine Legirung aus 100 Th. Kupfer, 33⅓ Th.
Blei, 10 Th. Zinn und 4 Th. Antimon in Vorschlag, welche zwar sehr widerstandsfähig
gegen Säuren sein soll, sich jedoch wie andere bereits verschiedentlich angegebene
Legirungen (vgl. auch Reitz 1885 258 286) namentlich wegen der schwereren Bearbeitung für den gedachten
Zweck kaum bewähren dürfte.
Eine Kocherform für Natron-Zellstoff u. dgl. mit besonderer
Heizungsvorrichtung führt W. Tijou in London
nach Engineering, 1887 Bd. 43 * S. 120 aus. Wie aus
Fig. 16
Taf. 23 zu entnehmen, ist der Kocher cylindrisch stehend ausgeführt, jedoch behufs
leichterer Füllung und Entleerung um zwei senkrecht zu seiner Achse liegende
Hohlzapfen A drehbar; durch diese Zapfen findet die
Dampfeinführung statt. Der Kocher besitzt einen Dampfmantel B und wird noch von einzelnen von diesem ausgehenden Heizrohren D durchzogen. Der innere eigentliche Kochcylinder C ist aus einzelnen Ringen zusammengesetzt, welche, um
der Ausdehnung folgen zu können, durch elastische ringförmige Wulste r unter einander verbunden sind.
Zur Absonderung der Splitter und anderer Unreinigkeiten
aus Sulfitstoff (vgl. Wandel 1886 261 * 386) empfiehlt B. Dropisch zu Luzern in der Papierzeitung, 1887 S. 37 den Grellinger Schleudersortirapparat für
Holzschliff (vgl. 1884 251 * 61). Dabei soll man nach
derselben Quelle S. 245 den Sulfitstoff vorher noch durch eine Feinmühle gehen
lassen mit halbrunden, 1cm tiefen Furchen in den
Steinen.
Zur Splitterabsonderung aus Sulfitstoff hat Paul Steinbock in Frankfurt a. O. (* D. R. P. Nr. 38965 vom 5. Februar 1886) Knotenfänger mit Glasrost in
Vorschlag gebracht; es sollen statt der metallenen Schlitzplatten zur Bildung eines
Siebes roststabartig in gewissen Abständen gelegte Glasstäbe verwendet werden.