Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder in Wien. |
Autor: | J. M. Eder |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 443 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder in Wien.
(Patentklasse 57. Fortsetzung des Berichtes Bd.
263 S. 423.)
Eder, über Fortschritte der Photographie.
Entwickelung der Bromsilberplatten.
Gewöhnlich pflegt man die zum Hervorrufen dienende Soda- und Pyrolösung getrennt
aufzubewahren und unmittelbar vor dem Gebrauche zu mischen. In verdünntem
Zustande zersetzt sich die gemischte Lösung bald; concentrirt ist sie jedoch in
verschlossenen Flaschen mehrere Monate lang haltbar. Eder empfahl in der Photographischen
Correspondenz, 1886 S. 259 folgende Vorschrift: Man löst 20g neutrales Natriumsulfit, 10g krystallisirte Soda, 50cc Wasser und 2g,8 Pyrogallol. Das Gemisch wird in kleine Flaschen gefüllt, welche gut
verkorkt und wohl auch mit Erdwachs ausgegossen werden. – Für den Ateliergebrauch
sowie zur Herstellung kurz belichteter Gegenstände ist jedoch frisches Entwickeln
nach den früher veröffentlichten Vorschriften beizubehalten.
Künstliches Licht.
Dadurch, daſs das Magnesium nunmehr in groſsen Massen
und zu billigem Preise erzeugt wird, tritt es wieder als Beleuchtungsmittel zu
photographischen Zwecken in den Vordergrund. Es wurden mehrfach MagnesiumlampenVgl. O. Ney 1886 259
* 360.construirt und zwar theils zum Verbrennen von
Magnesiumband, theils für Magnesiumpulver, welches aus einem durchlöcherten Tiegel
in eine Weingeistflamme fällt, wie z.B. von Harrison im
Scientific American Supplement, 1886 S. 8450. Ein
äuſserst kräftiges Licht geben nach Meydenbauer im Photographischen Wochenblatt, 1887 S. 151 Mischungen
von 1 Th. Magnesium und 1,7 Th. Kaliumchlorat, welche blitzähnlich abbrennen. Mit
einigen Gramm von solchem „Leuchtpulver“ kann man Porträte photographisch aufnehmen; die
Mischung ist aber höchst feuergefährlich und soll nicht aufbewahrt werden.
Ausführliche Versuche über die Verwendbarkeit von
Magnesiumlicht in der photographischen Praxis wurden besonders im Verein
zur Förderung der Photographie in Berlin mit günstigem Erfolge vorgenommen (vgl.
Porträtstudie in den Photographischen Mittheilungen,
1886 Bd. 23 S. 153). Aus diesen Versuchen ergibt sich, daſs das bei einer Aufnahme
verbrannte Magnesium sich auf 1,92 Pf. im Preise beläuft. – Eine Zusammenstellung
der neueren Erfahrungen der Photographie bei künstlichem Lichte gab E. Himly in Eder's Jahrbuch für
Photographie und Reproduktionstechnik, 1887 S. 131. (Ueber die Verwendung
orthochromatischer Platten hierzu siehe unten.)
Zur Bestimmung des Beleuchtungswerthes der mit
Lampenlicht erhellten Flächen empfiehlt der Referent in der Photographischen Correspondenz, 1886 S. 257 den Begriff der
„Meter-Kerzenhelligkeit“ (MK), welcher zuerst von H. Cohn (vgl. L. Weber 1885 257 * 68) in seinen Untersuchungen über die Tages- und
Gasbeleuchtung in Schulsälen eingeführt wurde. Mit „Meter-Kerzenhelligkeit“
(MK) wird die Helligkeit einer lothrecht einer Normalkerze gegenüber gestellten und
lm entfernten Fläche bezeichnet. Wird z.B.
eine Zeichnung durch 16 Kerzen in einem Abstande von 1m erhellt, so ist die Helligkeit = 16 MK. Da die Helligkeit mit dem Quadrate der Entfernung
abnimmt, so ist dieselbe bei gröſserer oder kleinerer Entfernung leicht zu
berechnen.
Orthochromatische oder farbenempfindliche Platten.
In der Herstellung von Platten, deren Empfindlichkeit für Gelb, Grün u.s.w. durch
Farbstoffzusatz gesteigert wird, ist ein namhafter Fortschritt durch die Arbeiten
von Obernetter (gestorben 12. April d. J.) und H. W. Vogel zu verzeichnen. Man versetzt nämlich die
Emulsion nicht nur mit Farbstoff, sondern auch mit Silbernitrat (bezieh.
Eosinsilber), wodurch eine bedeutend gröſsere Steigerung der Farbenempfindlichkeit
entsteht als mit dem Farbstoffe allein.
H. W. Vogel hatte im J. 1884 die Beobachtung
mitgetheilt, daſs Bromsilberplatten bei Gegenwart von
Eosinsilber 10 mal gelb empfindlicher werden als bei Anwendung des reinen Farbstoffes. Obernetter (Photo-graphische Mittheilungen, 1886 Bd. 23
S. 229) schlug eine Methode mit Fluorsilber und Erythrosin vor und später verwendete
H. W. Vogel nach den Sitzungsberichten der preuſsischen Akademie der Wissenschaften, 1886 Bd.
51 S. 1205 eine ammoniakalische Lösung von Eosinsilber (bezieh. Rose bengal u.s.w.). Nach Obernetter (Oktober 1886) gilt dies für die Silberverbindungen der von Vogel und Eder verwendeten
Farbstoffe überhaupt; somit ist diese Entdeckung allgemein gültig (vgl. Schwier's Photographen-Kalender, 1887 S. 6).
Zur Herstellung von Eosinsilber platten empfehlen Obernetter und H. W. Vogel
in Eders Jahrbuch, 1887 S. 274 folgende Vorschrift:
10cc Erythrosinlösung (1 : 1000), 6 bis 8cc Silbernitratlösung (1 : 1000), 1cc Ammoniak, 50cc Wasser. Man badet die Platte darin 1 Minute und trocknet im Dunklen.
Als Entwickler dient nach den Photographischen
Mittheilungen, 1886 Bd. 23 S. 263 folgende Vorschrift: Man mischt 1 Vol.
der Lösung von 500cc Wasser, 100g neutrales Natriumsulfit und 14g Pyrogallol mit 2 Vol. der Lösung von 1000cc Wasser und 50g Soda.
Mallmann und Scolik stellen
Erythrosinsilber her, waschen den Niederschlag,
lösen denselben in Ammoniak und baden hierin die Bromsilbergelatineplatten (Photographische Correspondenz, 1886 S. 589).
Die Fabrikation der Azalinplatten gründet sich auf die
Entdeckung H. W. Vogel's, daſs Chinolinroth ein guter
„Sensibilisator“ für Grün und Gelb ist, während die Roth-Empfindlichkeit durch einen Zusatz von Cyanin erreicht wurde. Nach Mallmann und Scolck, welche das Azalin analysirten, ist das
Mischungsverhältniſs von Chinolinroth und Cyanin, welches dem Azalin entspricht, 10
: 1. Sie empfehlen in der Photographischen
Correspondenz, 1886 S. 335 1g
Chinolinroth in 500cc Alkohol zu lösen und eine
Lösung von 0g,1 Cyanin in 50cc Alkohol zuzusetzen. Die Bromsilberplatten
können (nach einem Ammoniak-Vorbade) in einer Mischung von 0,5 bis 1cc dieses Farbstoffgemisches, 100cc Wasser und 0cc,5 Ammoniak gebadet werden.
Ives in Philadelphia stellt isochromatische Platten mittels Bromsilbercollodion und Chlorophyll aus
„Blue myrtle“, gemischt mit Eosin, her. Er bemerkt im Journal of the Franklin Institute, 1886 Bd. 122 S. 290,
daſs freies Silbernitrat die Gelbempfindlichkeit von Eosinplatten steigere, dagegen
die Chlorophyll Wirkung zerstöre.
Laternen- und Projectionsbilder.
Die Herstellung von Diapositiven für die Laterna magica ist ein Gegenstand, womit sich nicht nur
Fachphotographen, sondern häufig auch Liebhaber befassen und wozu die
verschiedenartigsten Verfahren empfohlen wurden. Gute Erfolge soll die Methode von
Starnes (Bulletin de
l'Association beige des Photographes, 1886 S. 623) geben. Man mischt eine
Lösung von 40 Th. Gelatine, 8 Th. essigsaures Natron, 960 Th. Wasser mit einer
Lösung von 28 Th. Silbernitrat und 480 Th. Wasser, fügt hierauf eine Lösung von 4
Th. Chlornatrium, 6 Th. essigsaurem Natron und 480 Th. Wasser zu. Schlieſslich
werden 160 Th. in Wasser gequollene und geschmolzene Gelatine beigemischt, die
Mischung 24 Stunden sich selbst überlassen, wieder geschmolzen, mit 240 Th. Alkohol
und so viel Wasser versetzt, daſs die Mischung 2880 Th. beträgt. Hiermit werden die
Glasplatten überzogen und dieselben getrocknet. Vor ihrer Verwendung kann man sie
mit Ammoniakdämpfen „räuchern“. Man copirt die Bilder im Copirrahmen ähnlich
wie auf Albuminpapier. Als Goldbad dient eine Lösung von 8 Th. Chlorgoldlösung (1 :
60), 2 Th. Salzsäure, 1 Th. Salpetersäure, 480 Th. Wasser und 2 bis 3 Th. Kreide.
Fixirt wird mit Fixirnatron. Die Farbe der Bilder ist schwarzbraun (Sepiaton) und
die Halbtöne sind zart. – Es wird jedoch auch Chlorsilbergelatine mit Hervorrufung benutzt (vgl. 1886 260 224).
Ein guter Entwickler für Chlorsilbergelatine zu
Projectionsbildern ist Hydrochinon nach Edwards' Vorschrift: 3 Th. Hydrochinon, 96 Th.
Natriumsulfit, 192 Th. Soda, 96 Th. Potasche, 4 Th. Bromkalium und 2000 Th. Wasser.
Dasselbe muſs so langsam wirken, daſs das Bild zur Entwickelung 7 bis 8 Minuten
braucht. Der Entwickler kann mehrmals benutzt werden. (Nach dem Photographischen Wochenblatt, 1886 S. 187.)
Wellington theilt eine Methode mit, um sogen. Laternen-Bilder (für die Laterna magica o. dgl.) mittels Bromsilbercollodion herzustellen, welche bessere Erfolge als Gelatine
liefern soll. Er mischt: A) 1440 Th. Alkohol, 1200 Th. Aether, 60 Th. Pyroxylin, B)
65 Th. Bromammonium, 5 Th. Citronensäure, 90 Th. Wasser und 480 Th. Alkohol, C) 100
Th. Silbernitrat, 5 Th. Citronensäure und 120 Th. Wasser. Die Silberlösung wird
allmählich in das Gemisch von A und B getröpfelt, einen Tag stehen gelassen, in eine
Schale gegossen und (wenn die Masse genügend zähflüssig geworden, was etwa 12
Stunden dauert) gewaschen. Man verdrängt das Wasser mit Alkohol und löst
schlieſslich in einer Mischung von 1920 Th. Alkohol und 1920 Th. Aether auf. Die
gereinigten Glasplatten erhalten einen Unterguſs von 20 Th. Gelatine, 24 Th. Salpetersäure und 1000 Th.
Wasser. Die Belichtung im Copirrahmen hinter einem Negativ beträgt bei einer
Gasflamme 1 bis 3 Minuten.
Als Entwickler dient: A) 5 Th. Pyrogallol, 20 Th. Natriumsulfit, 1 Th. Citronensäure,
90 Th. Wasser, B) 14 Th. Potasche, 10 Th. Natriumsulfit, 90 Th. Wasser und C) 2 Th.
Bromammonium in 90 Th. Wasser. Man mischt je gleiche Mengen dieser Lösungen, um den
Entwickler herzustellen. Die Platten werden zuvor mit Alkohol aufgeweicht, mit
Wasser abgespült und ungefähr 1 Minute lang entwickelt. (Photographic News, 1886 S. 683 und 692.)
Photographien auf Papier. Verbleichen. Coloriren. Glanz.
Gerat.
Das schon bekannte ältere Verfahren, gesilbertes
Albuminpapier dadurch für längere Zeit aufzubewahren, daſs man dasselbe
zwischen poröses, mit Sodalösung (1 : 7) oder Natriumbicarbonat getränktes Papier
legt, wird neuerdings im British Journal of
Photographie, Nr. 1375 bezieh. im Bulletin de
l'Association beige des Photographes, 1886 S. 633 empfohlen.
Eine andere Vorschrift für haltbares gesilbertes Papier
ist im Photo-graphischen Archiv, 1886 S. 272 gegeben:
1l Wasser, 30g arabisches Gummi, 20g Salzsäure,
20g Weinsäure, 20g Citronensäure. Man legt das Papier, wie es vom Silberbade kommt, mit der
Rückseite auf obige Lösung, läſst 5 Minuten schwimmen und trocknet rasch. – Auch Wheate gab eine erprobte Vorschrift zum Coloriren und Emailliren
(sogen. Gelatiniren) von Albuminbildern im Photographischen Archiv, 1886 S. 100 an. – Die
Farbenfabrik Günther Wagner in Wien und Hannover
stellen besondere Sorten von Retouchirtinten und
Glanzfarben zum Coloriren von Photographien her.
Referent empfiehlt in seinem Jahrbuch 1887 S. 367 folgendes „Cerat“ zum Glänzendmachen von Albuminbildern: 100 Th. weiſses Wachs, 100 Th.
rectificirtes Terpentinöl und 4 Th. dicken Dammarfirniſs. Das Gemisch wird
geschmolzen und nach dem Erkalten mittels eines Lappens aufgerieben.
Ueber das VerbleichenUeber Vergilben des Papieres vgl. Wiesner 1886
261 386.
der Silbercopien stellte Dawson Versuche an und fand nach dem Photographischen Wochenblatt, 1886 S. 257, daſs Bilder auf Albuminpapier
leichter als solche auf Salzpapier und diese leichter als solche mit der
Silberoxydammoniak-Methode durch äuſsere Einflüsse angegriffen werden, obwohl die
ersteren der Vergoldung bedürfen, die letzteren nicht.
Pringle besprach in einem längeren Vortrage die Dauerhaftigkeit der Silbercopien auf Albuminpapier und
erwähnt, daſs Schwefelwasserstoff und Feuchtigkeit die Bilder stark angreift.
Zugleich gibt er die geschichtliche Notiz, daſs Le Grau
im J. 1852 das Tonen (Vergolden) und Fixiren der Bilder eingeführt habe, nachdem früher das
Schwefel-Tonbad in Verwendung stand. Die Goldbäder waren anfangs sauer. 1858
benutzte Waterhouse ein alkalisches Tonbad, aber erst
im Januar 1859 veröffentlichte Maxwell Lyte in der
französischen photographischen Gesellschaft die Methode des Vergoldens mit Chlorgold
und phosphorsaurem Natron. (Nach der Photographic News,
1886 S. 812.)
Platin- und Goldverbindungen.
Die Lichtempfindlichkeit der Goldverbindungen ist nach
G. Krüſs in München bei weitem nicht so groſs, als
man gewöhnlich annimmt. Er fand, daſs reines Chlor-
oder Bromgold, sowie Goldoxyd bei Abwesenheit von organischen Substanzen vollständig
unempfindlich gegen Licht sind. (Vgl. Eder's Jahrbuch, 1887 S. 174.)
Ueber Platinotypie liegt eine Studie von E. Vogel jun. in den Photographischen Mittheilungen, Bd. 23 S. 251 vor, welche dessen
Erfahrungen mit Pizzighelli-Hübl's Methode
enthalten.
Ueber die Verwendung des Pigmentdruckes macht Geldmacher in Frankfurt a. M. folgende
Mittheilungen:
Auch für Miniaturbilder auf Elfenbein
ist der Pigmentdruck unübertrefflich; das Elfenbein muſs aber einen leichten
Untergrund von ganz dünner Chromgelatine erhalten. Dieselbe braucht nicht
aufgegossen zu werden, sondern kann mit einem Schwämmchen eingerieben sein; man
bemerkt auf diese Art keine Spur von Gelatine in den Lichtern. Solche Bilder auf
dünnen Elfenbeinplättchen lassen sich sehr schön von der Rückseite her coloriren und
kann man das vordere Bild lackiren, oder, was noch besser, mit Schellack in Spiritus
poliren.
Auf metallischem Gold- sowie
Silbergrund wirken die Pigmentdrucke sehr gut, besonders Abbildungen von
Gold- und Silbergeräthen, Schmucksachen u. dgl. Die Lichter erscheinen dabei im
wirklichen Metallglanz. Chromgelatine-Untergrund ist auch hier vortheilhaft.
Eingeschliffene oder geätzte Photographien
auf Glas, Metall, Stein u. dgl. lassen sich mit keinem Verfahren besser
herstellen als mit dem Pigmentdruck. Dabei ist es nöthig, daſs das Kohlebild recht
fest am Glase sitzt, weshalb man letzteres vorher mit einer 2 procentigen
Kieselsäurelösung abreiben muſs. Das Sandgebläse greift nur harte Gegenstände an und
läſst das Weiche unverändert; man hat deshalb darauf zu achten, daſs das
photographische Bild weich bleibe. Zu dem Zwecke übergieſst man es mit Glycerin und
hebt den Ueberschuſs mit Saugpapier ab. Beim Aetzen verhält es sich umgekehrt: die
Gelatine muſs recht hart sein und man gerbt sie daher am Schlusse mit Alaun. Die
Lichter müssen, damit die Aetzflüssigkeit gut angreift, recht rein ausgewaschen und
ohne eine Spur von Gelatine sein.
Auf feineren Holzgegenständen sollten
die Pigmentbilder viel mehr Anwendung finden, als es bis jetzt geschah, da sie dem
feinsten Salon zur Zierde gereichen können. Besonders schön machen sich dieselben an
kleineren Möbelgegenständen und hierbei vorzugsweise auf möglichst hellem Holz. Das
sehr sauber abgeschliffene Holz wird mit einem leichten Gelatine-Untergrund versehen
und wieder getrocknet. Die auf dem Transportpapier entwickelte Kohlephotographie
wird auf dasselbe aufgequetscht. Nach vollständigem Trocknen zieht man das Papier
herunter. Das Bild sieht jetzt etwas trübe und eingeschlagen aus, wird aber durch
das nachträgliche Poliren mit Schellackpolitur wieder lebhaft und brillant. Auch an
senkrecht feststehenden Getäfeln lassen sich mit Hilfe des Pigmentdruckes
Photographien anbringen.
Vergröſserungen.
Für Veigröſserungen auf Papier wird häufig gesalzenes
und in Silbernitratbad gesilbertes Papier, mittels Gallus-Entwickelung, benutzt.
Bromsalze geben mehr Empfindlichkeit als Chlorsalze. Im Photographischen Mitarbeiter, 1886 S. 36 wird empfohlen, (10k) Steinbachpapier mit der glatten Seite auf
Bromkaliumlösung (1 : 65) durch 2 Minuten zu baden, worauf man trocknet und auf
folgendem Silberbade empfindlich macht: 22 Th. Silbernitrat, 3 Th. Citronensäure und
720 Th. Wasser. Man belichtet das trockene Papier, bis eine schwache Spur der
Halbtöne sichtbar wird, legt dann in eine schwache Silberlösung (1 : 20) und hierauf
in eine wässerig gesättigte Gallussäurelösung, welche auf 25 bis 37° erwärmt ist.
Das Papier wird, die Bildseite nach unten, glatt auf die in einer Schale befindliche
Entwickelungslösung gelegt. Das entwickelte und gut gewaschene Bild wird im Goldbade
(1 Th. Chlorgold, 10 Th. Chlorammonium, 10 Th. Rhodankalium, 200 Th. Wasser) gefärbt
und in Fixirnatron fixirt. Wünscht man dem Bilde etwas Glanz zu geben, so läſst man
es auf Eiweiſs, welches mit etwas Wasser und Essigsäure zu Schnee geschlagen ist,
schwimmen.
Zu Vergröſserungen auf Papier wird in neuerer Zeit häufig das Eastman'sche Bromsilbergelatine-Papier (vgl.
1886 260 228) verwendet, welches bei sehr kurzer
Belichtung und mit Benutzung des Eisenoxalat- oder auch des Soda-Pyroentwicklers
hübsche Bilder von angenehmem grauschwarzem Farbenton liefert.
Zur Retouche der Vergröſserungen auf
Bromsilbergelatinepapier wird nach dem Photographischen
Archiv, 1886 S. 378 gepulverte Kreidefarbe mittels des Wischers oder eines
Baumwollbausches (für den Hintergrund) benutzt. Dunkle Stellen können durch Reiben
mit Bimssteinpulver und dem Finger oder einem Radirgummi heller gemacht werden.
Lichtpausverfahren.
In neuerer Zeit kommen in Deutschland Lichtpauspapiere
in den Handel, welche schwarze Zeichnungen auf weiſsem
Grunde geben. Wahrscheinlich ist es eine Art „Tintencopirprozeſs“,
insofern die schwarzen Linien aus gerbsaurem Eisen bestehen (vgl. 1886 260 415). So liefert die Handlung Senzig und Mellis in Berlin die Präparate und Papiere Kolk's (daher die Bezeichnung
„Kolkotypverfahren“), ferner S. Jourdan in
Mainz ein neues Lichtpauspapier für schwarze Linien.
Eine Zusammenstellung der bis jetzt veröffentlichten Methoden zur Herstellung von
Lichtpausen ist im Gewerbeblatt aus Württemberg, 1886
S. 364 enthalten.
C. de St. Florent theilt im Bulletin de la Société française, 1886 S. 182 ein Lichtpausverfahren mit,
um Zeichnungen mit schwarzen Linien auf weiſsem Grunde
zu erhalten, welches sehr ähnlich der Anthrakotypie ist. Man nimmt Albuminpapier,
auf Kaliumchromatlösung (1 : 10) sensibilisirt (durch Schwimmen auf der Rückseite), belichtet unter einer
Zeichnung, wäscht mit ganz schwach ammoniakalischem Wasser, wodurch die nicht vom Lichte getroffenen Stellen klebrig werden und
ein aufgestaubtes Farbenpulver festhalten. Fixirt wird mit verdünnter Schwefelsäure
(1 : 10), wodurch die Chromsalze entfernt und das von Licht nicht veränderte Albumin
coagulirt wird.
Um die blaue Farbe von Cyanotypien in Schwarz zu verwandeln, wird im Scientific American, 1886 Bd. 55 S. 241 empfohlen, den
Druck durch Eintauchen in sehr verdünnte Kalilauge gelb zu färben und nach dem
Waschen in eine Tanninlösung zu tauchen, worin die Farbe schwarz wird.
Das Anilin-Pausverfahren von Willis tauchte wieder unter dem Namen „Photocopie“ auf.
Das Lichtpausverfahren findet in Verbindung mit Glasmalerei nunmehr Anwendung für Fenster schmuck im Zimmer. Oidtmann führte
sein schon früher mitgetheiltes Verfahren (Photographische
Mittheilungen, 1870 Bd. 7 S. 265) in die Praxis ein, indem er Glasgemälde
auf eingebranntem photographischem Unterdruck mit Schmelzfarben ausmalte. (Daselbst
1886 Bd. 23 S. 62.)
Eingebrannte photographische Bilder.
Die Herstellung eingebrannter photographischer Glasbilder mit eingebrannter
Emailfarbe u. dgl. beschreibt Godard in seinem
lehrreichen kleinen Werke: Traué pratique de peinture et
dorure sur verre (Gauthier-Villars. Paris 1885). Verfasser empfiehlt u.a.
den Einstaubprozeſs mittels Traubenzucker und chromsaurem Ammoniak. Er nimmt als
empfindliche Mischung 100 Th. Wasser, 7 bis 10 Th. Traubenzuckersyrup, und 5 bis 12
Th. gesättigte Lösung von doppelt chromsaurem Ammoniak. Damit werden in der
bekannten Weise photographische Einstaubbilder hergestellt. Vor dem Einbrennen
werden die chromsauren Salze mittels Dextrin haltigen Flüssigkeiten ausgewaschen.
Zum Schlusse wird die Anwendung desselben Prozesses zur Herstellung von
Einstaubbildern auf gefirniſster Leinwand, Metall u. dgl. gegeben.
Photozinkotypie und Autotypie.
Die Photozinkographie hat sich wieder eine neue Anwendung in der Herstellung stenographischer Schriftzeichen erobert. Die Vorlage
wird nach Dittmarsch's Buchdrucker Zeitung, 1886 S. 510 kalligraphisch in vergröſserter Form
hergestellt, dann photographisch verkleinert und in Zink geätzt. Dem
photographischen Aetzverfahren, das jetzt bereits auf eine hohen Stufe der
Vollkommenheit steht, gehört als Mittel zur Herstellung typostenographischer
Schriftzüge voraussichtlich die Zukunft.
Zur Conservirung der Zinkographieblöcke benutzt T. Bolas Terpentinöl (und nicht die häufig
gebräuchliche Alkalilösung) und vor dem Aufbewahren Bestreichen mit Vaselin (vgl.
Eder's Jahrbuch, 1881
S. 163).
Zur Zinkätzung empfiehlt Prof. Husnik das spanische Zink als das beste (welches bei Herzogenrath in Frankfurt a. M. und Osterrieth daselbst zu beziehen ist). In neuester Zeit liefert jedoch das
Zinkwalzwerk von Flach und Keil in Troppau sehr gute
Zinkplatten. (Nach den Photographischen Notizen, 1886
S. 52.)
Zur Herstellung der Licht empfindlichen Schicht auf Zink
wird gewöhnlich Asphalt verwendet. Darauf copirt sich das negative Bild ziemlich
langsam, was namentlich im Winter sehr störend ist und viele Zinkätzanstalten zur
Einführung elektrischer Beleuchtung veranlaſst hat.
Kleineren Anstalten, welche diese Einrichtung nicht treffen können, empfehlen die
Graphischen Künste nach der Papier Zeitung, 1886 S. 1661 das Eiweiſsverfahren nach folgender
Vorschrift:
Das Weiſs von 2 Eiern wird zu Schaum geschlagen und absetzen
gelassen, wodurch man ein klares, leichtflüssiges Albumin erhält. Dann mischt man
60g destillirtes Wasser, 3g doppeltchromsaures Ammoniak, 6g Ammoniak und 9g Spiritus, gibt 25cc dieser Lösung zu
30cc Albumin und filtrirt durch Leinwand oder
Flieſspapier.
Mit dieser Mischung wird die gut gereinigte Platte übergossen und
im Dunkeln zum Trocknen aufgestellt. Nach etwa 2 Stunden ist sie trocken und kann in
den Copirrahmen gelegt werden. Die Belichtung dauert im Sonnenlicht 1 bis 2 Minuten,
im zerstreuten Licht 5 bis 10 Minuten, im schlechten Winterlicht 15 bis 20 Minuten.
Das Negativ braucht nicht abgezogen zu werden.
Das „Entwickeln“ geschieht in folgender Weise: Auf einen
reinen Farbstein wird gute Buchdruck färbe dünn ausgewalzt. Dann wäscht man den
Stein, spritzt auf die Walze einige Tropfen französisches Terpentin und walzt mit
der so verdünnten Farbe den Stein von Neuem ein. Die dünne lichtgraue Farbe wird nun
wiederholt auf die Zinkplatte aufgetragen. Nachdem letztere 5 Minuten in reinem
Wasser gelegen, löst man die nicht belichteten, also löslich gebliebenen Theile der
Eiweiſsschicht durch vorsichtiges Betupfen mit wassergetränktem Wattebausch und
erhält ein zartes, klares Bild. Dieses wird in der üblichen Weise mit Asphaltmehl
eingestäubt und das Aetzen kann hierauf nach vorsichtigem Anschmelzen des Harzes
über Weingeistflamme beginnen.
Kunkler und Brunner in
Winterthur (D. R. P. Nr. 31537 vom 29. Januar 1884) schlagen folgendes Verfahren zur
Herstellung von photographischen Platten und gekörntem oder
schraffirtem Untergründe für unmittelbare Uebertragung auf Metall oder
Stein vor: Eine sogen. Lichtdruckplatte wird dem Lichte ausgesetzt,
ausgewässert und eingeschwärzt, wobei sich eine gekörnte (gerunzelte) Fläche bildet.
Auf die Schicht wird Collodion aufgegossen und ein Negativ erzeugt, welches somit
einen gekörnten Untergrund hat. Es kann auch transparentes, schraffirtes Papier
aufgespannt und dann als Grundschicht zur Erzeugung des Negativs dienen. Druckproben
und Einzelheiten seines Verfahrens theilte Brunner in
Eders Jahrbuch, 1887 S. 111 mit.
Moerch macht in der Photographic
News, 1886 S. 761 aufmerksam, daſs bereits Bulloch
Brothers im J. 1865 ein englisches Patent darauf nahmen, ein Bild durch
Eincopiren eines Kornes in ein Diapositiv zur Herstellung
von Drucken in Halbtonmanier geeignet zu machen. Moerch versuchte 1878 eine Lichtdruckplatte (Albertotypplatte) auf ein
gekörntes Uebertragungspapier zu übertragen und hiervon einen Umdruck auf Zink oder
Stein herzustellen. Im J. 1882 arbeitete er in folgender Weise:
Er überzog Papier, welches auf eine Glasplatte gespannt war, mit einer Lösung von 6
Th. Gelatine, 60 Th. Wasser, 2 Th. Ammoniumbichromat und 2 Th. Chlorcalcium und
trocknete bei 50°. Beim Trocknen bildet sich durch Runzelung ein Naturkorn, welches
von der Dicke der Schicht, der Menge des Chromates und der Temperatur abhängt.Nach anderen Angaben wirkt Zusatz von Natriumnitrat zur Gelatine gleichfalls
günstig für die Entstehung eines Runzelkornes.Auf diesem Papiere
wird nach einem Negativ ein Abklatsch erzeugt, derselbe durch ¼ Stunde in kaltes
Wasser gelegt, wobei ein Runzelkorn entsteht und dann mit Druckfarbe, welche mit
Terpentin verdünnt ist, eingeschwärzt. Der Druck wird auf Metall eingedrückt und
geätzt.
Zur Photozinkotyple in Halbton oder, wie man das
Verfahren häufig nennt: „Autotypie“ wird in der
Regel die mehrfach beschriebene Netzmanier benutzt (vgl. 1885 258 321), bei welcher bei der photographischen Aufnahme vor die
empfindliche Platte ein Netznegativ eingeschaltet wird, welches die Halbtöne des
Bildes in Punkte zerlegt. Um recht schöne Halbtöne in der Wiedergabe durch ein Netz
zu erhalten, genügt es nicht allein, ein Netznegativ zu besitzen, sondern es kommt
nach Prof. Husnik auch sehr viel darauf an, wie groſs
die Zwischenräume der Liniatur sind und in welchem Verhältnisse die schwarzen Linien
zu den weiſsen stehen. Ferner ist für jede verschiedene Dichte der Linien ein
anderer Abstand des Netznegativs von der empfindlichen Platte nothwendig und auch
für verschiedene kräftige Originale sind andere Regeln in dem Abstande des
Netznegativs sowie in der Dichte der Striche des Netzes zu beobachten.
Das dichteste Netznegativ darf nicht mehr als 6 schwarze Linien auf 1mm zählen, sonst ist schon die Uebertragung,
Aetzung und der Druck sehr schwierig; denn die Platte ist zu seicht und schmiert
sich bald so, daſs ein öfteres Auswaschen derselben beim Drucke nothwendig
erscheint. Netznegative dieser Art erfordern 1mm
Abstand zur empfindlichen Platte und müssen bei kräftigen Originalen noch näher
gebracht werden. Vorzuziehen ist es jedoch, nur 4 bis 5 Linien auf 1mm zu nehmen; dieselben lassen sich 1,5 bis 2mm weit von der empfindlichen Platte stellen und
geben, wenn man sie weiter stellt, härtere, wenn näher, weichere Negative. (Nach Eders Jahrbuch, 1887 S. 140.)
Die Firma Boussod und Valadon (Nachfolger von Goupil und Comp. in Paris) legte der Société d'Encouragement sehr hübsche Proben von „phototypographischen Gravuren“, d.h. photographische
Buchdruckplatten (Kupferätzung) in Halbtonweise vor. Davanne knüpft hieran im Bulletin, de la Société
des Pholographes, 1886 S. 510 die interessante geschichtliche Erinnerung,
daſs Berchtold im J. 1859 der französischen
photographischen Gesellschaft ein derartiges Druckverfahren beschrieben hatte,
welches darin besteht, daſs eine Kupfer- oder Zinkplatte mit Asphalt oder
Chromgelatine überzogen und unter einem photographischen Bilde belichtet wird; hiernach wird
eine mit feinen parallelen Linien bedeckte Glasplatte aufgelegt, neuerdings
belichtet und diese Behandlung wiederholt, wobei man dafür sorgen muſs, daſs sich
die Linien kreuzen. Dadurch entsteht eine in Netzmanier zerlegte Druckplatte.
John C. Moss in New-York stellt Autotypien in Zinkätzung her welches Verfahren der Meisenbach'schen Autotypie ähnlich ist und „Mosstypie“ genannt wird. Eine Probe dieses
Verfahrens ist im Photographischen Archiv, 1886 S. 201
beigegeben.
Photomechanische Zurichtung der Druck-Bildstöcke. Jeder
Abdruck von einem Holzschnitte oder einer Photozinkotypie sieht flau und kraftlos
aus, wenn nicht durch Unterlegen einzelner Stellen u.s.w. eine entsprechende
„Zurichtung“ vorgenommen wurde. Eine solche Zurichtung ist ein Relief,
welches am Druckcylinder der Maschine befestigt ist und um so dicker sein muſs, je
dunkler der Schatten gewünscht wird. A. Pustet in
Salzburg stellt solche Reliefs auf photographischem Wege her und erzielt in ebenso
rascher, als einfacher Weise sehr schöne Wirkungen beim Illustrationsdrucke. Die
Herstellung der Gelatinereliefs für die „photomechanische Zurichtung“ geschieht mittels Leim und
Kaliumchromat. In Eder's Jahrbuch, 1887 S. 192 linden sich Druckproben, welche die Vortrefflichkeit
der Pustet'schen Methode beweisen.
(Schluſs folgt.)