Titel: | Haythornthwaite's Webstuhlbremse. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 487 |
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Haythornthwaite's Webstuhlbremse.
Mit Abbildungen auf Tafel
29.
Haythornthwaite's Webstuhlbremse.
Bei mechanischen Webstühlen mit Ladenbewegung durch eine Kurbelwelle, welche
gewöhnlich den Antrieb für den ganzen Webstuhl erhält, kann bei Stillstand desselben
diese Kurbelwelle im Allgemeinen vier Lagen einnehmen: 1) Die Kurbelkröpfung ist
nach oben gerichtet, die Lade ist im Zuschlagen begriffen und das Kettenfach ist
geschlossen; 2) die Kröpfung steht nach vorn, der Schuſs ist eingeschlagen; 3) die
Kröpfung steht nach unten und ein neues Kettenfach ist gebildet, endlich 4) die
Kröpfung steht nach hinten, die Lade ist in ihre äuſserste Stellung rückwärts
ausgeschwungen und der Schuſs wird eingetragen. Die erste Stellung ist diejenige,
bei welcher der Weber gewöhnlich das Suchen und Wiedereinziehen gerissener
Kettenfäden vornimmt, und der Webstuhl sollte bei seiner Ausrückung jedesmal in
dieser Lage stehen bleiben. Ein Stillstand in der zweiten und vierten Lage ist
deshalb zu vermeiden,
weil die Kurbel in ihren Todtpunkten sich befindet und eine Weiterbewegung des
Stuhles durch Bewegen der Lade von Hand nur sehr schwer möglich ist. Auf diese
Forderung nehmen die bisher ausgeführten Webstuhlbremsen (vgl. Fish 1886 259 * 402), welche
den Webstuhl nach seiner Ausrückung im Weiterlaufe durch sein Beharrungsvermögen
hindern sollen, keine Rücksicht. Diese Bremsen weisen aber auch in anderer Beziehung
Uebelstände auf; dieselben wirken meist durch Gewichtshebel, welche gleichzeitig mit
der Bewegung der Riemenführergabel ausgelöst werden und dann die Bremsbacken an das
Schwungrad der Ladenkurbelwelle anpressen. Der Bremsdruck äuſsert sich also sofort
und läſst dem Riemen kaum Zeit, vollständig auf die Losscheibe überzutreten. Dadurch
entsteht nun eine Gegenwirkung. Der Riemen fängt an zu rutschen, oder das Bremsrad
schleift an dem rauhen Bremsschuh, so daſs in beiden Fällen ein rascher Verschleiſs
des Riemens oder der belederten Bremsbackenfläche eintritt. Auf der anderen Seite
wirkt aber auch der Bremsbacken einseitig auf das Bremsrad und die Antriebswelle
unterliegt einem einseitigen Lagerdrucke bezieh. rascherer Abnutzung.Zur Vermeidung dieses Nachtheiles hat T.
Singleton in Over-Darwen (Englisches Patent 1885 Nr. 11951) statt
der Backen- eine Bandbremse vorgeschlagen. Um
dabei die Berührungsflächen zwischen Bremsrad und Stahlband von Fett frei zu
halten, wird an dem festgehaltenen Ende des letzteren ein Stück Filz oder
Flanell, welches beständig am Rade schleift, befestigt.
Diese Uebelstände vermeidet W. Haythornthwaite in seiner
von John Dugdale und Söhne in Blackburn ausgeführten
Webstuhlbremse, welche in Fig. 1 und 2 Taf. 29 nach dem Textile Manufacturer, 1886 * S. 381 veranschaulicht
ist. Die besonderen Kennzeichen dieser Anordnung sind, daſs der Bremsdruck allmählich wirkt und nicht durch Gewichte
hervorgebracht, daſs das Bremsrad an zwei gegenüber
stehenden Seiten durch Hemmbacken gefaſst wird und daſs die Kurbelwelle nahezu immer in der gewünschten Stellung zum
Stillstande kommt.
Der um den Zapfen K drehbare
Bremshebel D ist auf gewöhnliche Weise mit dem
Stuhlausrücker A verbunden, d.h. dieser Hebel hängt an
einem querstehenden Hebel C, welcher sich auf einen
Stift B am Ausrücker A
legt; die Form der Auflagfläche ist eine solche, daſs der Hebel C bei der Bewegung von A
zur Stuhlausrückung nach unten fällt, in Folge dessen der Hebel D durch sein Eigengewicht sich senken kann. Dabei
steigt aber der mit dem Hebel D besonders verschraubte
Arm E und der Bremsschuh F
am Ende desselben kommt zur Anlage an die Bremsscheibe; letztere kann als
zweitheilige Scheibe aufgefaſst werden, da sie zwei Schleifflächen von verschiedener
Form besitzt; an die hintere kreisrunde Fläche I kommt
der Bremsbacken G, welcher mit dem Hebel D bei K verbunden ist, und
an die vordere unrunde, mit einem Absatze versehene Fläche H der Schuh F zur Wirkung. Die Ausrückung des
Stuhles findet selbstthätig durch den Schützenwächter immer nach dem Durchlaufen der
ersten der oben erwähnten vier Kurbelstellungen statt und beim Senken des Hebels D rückt der Schuh F an die
Stelle der Umfangsfläche F, welche den kleinsten Radius
besitzt, wobei jedoch kein Andruck entsteht. Die Bremsscheibe läuft noch weiter, so
daſs vermöge der Form der Curve H der Arm E noch nach rechts verschoben wird, der Hebel D sich hebt, dadurch der Backen G
an die Fläche I zur Anlage kommt und durch die Wirkung der höchsten
Stelle der Fläche H auf den Schuh F, wenn also die Kurbelwelle nahezu in ihre erste
Stellung wieder gelangt ist, nach und nach zwischen G
und F eine so groſse Pressung eintritt, daſs die
Antriebswelle stehen bleibt. Die Lösung der Bremse findet einfach durch Anheben von
D mit der Hand, wenn der Stuhl im ausgerückten
Zustande etwas weiter gedreht werden soll, oder selbstthätig beim Wiedereinrücken
des Stuhles durch Bewegen von A statt. Eine Feder L, welche an den Backen G
angeschlossen ist, sucht den Hebel D immer nieder zu
ziehen, also die Verbindung von D mit C stets aufrecht zu erhalten.