Titel: | Presse zum gleichzeitigen Ausschneiden und Prägen von Platten oder zum gleichzeitigen Pressen und Ziehen von Hohlkörpern. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 542 |
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Presse zum gleichzeitigen Ausschneiden und Prägen
von Platten oder zum gleichzeitigen Pressen und Ziehen von Hohlkörpern.
Mit Abbildungen auf Tafel
31.
W. Lorenz's Stanz- und Prägepresse.
Wilh. Lorenz in Karlsruhe (* D. R. P. Kl. 58 Nr. 38701
vom 18. April 1886) benutzt für Präge- und Zieharbeiten eine Presse mit Kniehebelmechanismus zum Ersatz unrunder Scheiben (vgl.
1885 257 * 225), welche sonst für längere Ruhe- oder
Druckpausen des Stempels angewendet sind. Zur Erzielung einer solchen längeren Ruhe
sind die beiden Kniehebel und ihre zugehörigen Druck- oder Zugstangen nicht mit
einem, sondern mit zwei Drehpunkten versehen, welche nicht gleichzeitig, sondern
einer vorher, einer nachher durch die Drucklinie hindurch und in umgekehrter
Reihenfolge durch sie zurückgehen.
In Fig. 9 Taf.
31 ist ein solcher Mechanismus schematisch dargestellt. B,
B1 sind die beiden Kniehebel, b, b1 die Drehpunkte
derselben, welche zugleich die Drehpunkte der T-förmigen Druck- oder Zugstange A darstellen; c ist der
Festpunkt des Kniehebelmechanismus, W der Mittelpunkt
einer sich mit gleichförmiger Geschwindigkeit in der Pfeilrichtung drehenden Welle,
von welcher aus die Stange A mittels Kurbel oder
Excenter angetrieben wird. Der arbeitende Maschinentheil bewegt sich in der Richtung
des Pfeiles nach abwärts. Wie ersichtlich, geht die Verbindungslinie b, b1 bezieh. der obere
Drehpunkt b in der Stellung I durch die Drucklinie der Kniehebel, wenn die Kurbel in der
entsprechenden Stellung 1 angelangt ist und befindet
sich in der Stellung II in seiner äuſsersten Lage
jenseits der Drucklinie, wenn die Kurbel durch den Todtpunkt geht. Bei weiterer Drehung der
Kurbel erfolgt in deren Stellung 3 das Zurückgehen der
Verbindung b, b1 bez.
des unteren Drehpunktes b1 in der Stellung III durch die Drucklinie
der Kniehebel, so daſs also ein während der Drehung der Kurbel von 1 nach 3 bezieh. während des Pendelns der Verbindung
b, b1 von I nach III andauernder
Druck des arbeitenden Maschinentheiles erfolgt, welcher in den Stellungen I und III seine gröſste
Wirkung erreicht.
Die Fig. 8 und 10 Taf. 31 zeigen die
Anwendung eines solchen Kniehebelmechanismus mit zwei Drehpunkten auf eine
senkrechte Presse, auf welcher gleichzeitig aus Blech Platten ausgeschnitten und
sofort geprägt, oder Platten ausgeschnitten und gleich in schalen- oder napfförmige
Gefäſse gepreſst (gekümpelt) werden, zu welcher Doppelarbeit bekanntlich
erforderlich ist, daſs bei dünnen Blechen die ausgeschnittenen Scheiben oder
Platten, während sie geprägt oder in die Napfform gezogen werden, auf der unteren
Matrize durch einen geeignet geformten Druckstempel festgehalten werden, weil sonst
der äuſsere Rand der dünnen Platte sich nicht ringförmig zusammenstaucht, sondern in
Falten legt. Das Gleiche muſs geschehen, wenn die Näpfchen im Durchmesser kleiner
gezogen werden sollen. In diesen Fällen wird ein Ring oder Cylinder, durch welchen
sich der folgende, für das Engerziehen bestimmte Zugstempel bewegt, in das Näpfchen
gelegt und dieses wieder gegen die folgende, für das Engerziehen dienende
Druckmatrize mittels eines geeigneten Druckstempels gepreſst, um auch für die zweite
und die folgenden Formveränderungen ein Faltenwerfen zu verhindern, welcher eine
Zeit lang andauernde Druck des Druckstempels durch die bisher üblichen unrunden
Scheiben erzielt wurde.
Der statt dessen hier wirkende Kniehebelmechanismus A, B, B1 ist doppelt
angeordnet, mit festen Stützpunkten c versehen; er
bewegt mittels der Querstücke C, C1 welche durch die Zugstangen D gekuppelt sind, den Druckstempel E nach unten. In diesem arbeitet der Zugstempel F, angetrieben in üblicher Weise von der Welle Pfaus
mittels Excenter H1
, Zugstangen Hund Schwengel K. Die Führung der Querstücke C, C1 erfolgt unten in der Fuſsplatte G durch die verlängerten Zugstangen D, oben in nachstellbaren Führungen J. Die Matrize M, der
Druckring N und der Stempel F sind für Gegenstände von verschiedener Form, Art und Gröſse
auswechselbar eingerichtet. Der Hub des Stempels F wird
in üblicher Weise durch Verkuppelung der Stange H mit
den verschiedenen Hebeln des Schwengels K
verändert.