Titel: | Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 585 |
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Ueber Neuerungen an Elektromotoren
(Dynamomaschinen).
(Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes S. 532
d. Bd.)
Mit Abbildungen im Texte sowie auf Tafel 30 und 33.
Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
Carl Zipernowsky und Max
Déri in Budapest (* D. R. P. Nr. 32059 vom 4. Juni 1884) geben Mittel an,
um die elektrischen Ströme für Beleuchtung- oder motorische
Zwecke auf weite Entfernungen gefahrlos und ohne erhebliche
Leitungsverluste zu übertragen bezieh. um die zur Fortleitung auf groſse Entfernung
geeigneten hoch gespannten Ströme in solche von geringer Spannung, aber groſser
Stärke zu verwandeln. Es werden hierbei auf der Anfangsstelle mit Hilfe von
primären Dynamomaschinen elektrische Ströme von sehr hoher Spannung erzeugt und in
besonders construirte Maschinen geleitet, welche gleichzeitig Elektromotoren und
Inductionsapparate sind, also einerseits durch den eingeleiteten Primärstrom in
Bewegung gesetzt werden, andererseits aber in Folge der Drehung selbst wieder
secundäre Ströme erzeugen.
Diese eigenthümlichen Maschinen sind umlaufende
Secundär-Stromerzeuger und zwar eine Verbindung des Elektromotors mit der Strom
erzeugenden Dynamomaschine. Diese Verbindung kann auf folgende Weisen geschehen: 1)
Durch unmittelbare Verkuppelung der Wellen des Elektromotors und der Strom
erzeugenden Dynamomaschine. 2) Durch Vereinigung der umlaufenden Theile des
Elektromotors und der der Dynamomaschine auf derselben Welle. 3) Durch Vereinigung
der Elektromagnete des Elektromotors und der Dynamomaschine zu einem Systeme,
während die Anker beider getrennt bleiben. In allen Fällen sind die Drahtsysteme
beider Anker von einander isolirt; die primären Drähte nehmen den die Drehung
hervorbringenden Primärstrom auf, die secundären Drähte hingegen liefern den
gleichgerichteten oder wechselnden Secundärstrom. Die sämmtlichen Elektromagnete
können entweder durch den Primärstrom allein, oder zum Theile durch diesen, zum
anderen Theile durch den
Secundärstrom erregt werden, der hierdurch von seiner eigenen Thätigkeit abhängig
und deshalb selbstthätig regulirbar wird. Wenn die Elektromagnete beider
Maschinenhälften getrennt sind, kann man die der secundären Maschine unabhängig
durch die gleichgerichteten Ströme dieser Maschine selbst erregen. Diese Methode
eignet sich besonders für Beleuchtungszwecke.
Es ist gleichbedeutend, ob in beiden Maschinenhälften, wenn sie
nicht ohnehin ganz vereinigt sind, die Elektromagnete umlaufen und die Anker fest
stehen, oder umgekehrt. Das wesentlich Neue der hier angewendeten Maschine mit zwei
Ankern, wodurch sie sich besonders auch von dem Deprez'schen Vorschlage (vgl.* D. R. P. Nr. 23907 vom 3. Oktober 1882)
unterscheidet, besteht in der Trennung des magnetischen
Feldes der Anker in der Weise, daß jeder Anker seine eigenen erregenden Magnete
hat.
Die angewendete Doppelmaschine kann die Vereinigung eines
beliebigen Elektromotors mit einer Gleichstrom- oder Wechselstrommaschine von
beliebiger Form oder Construction, oder zweier gleicher Dynamomaschinen sein. Ebenso
können auch mehrere Motoren mit einem Stromerzeuger oder ein Motor mit mehreren
Stromerzeugern als Secundärstromerzeuger verbunden werden; auch kann durch
fortgesetzte Umwandlung des Primärstromes ein System von Tertiärstromerzeugern
u.s.f. entwickelt werden.
Fig. 1., Bd. 264, S. 585J. D. F. Andrews und Comp. in Glasgow haben
ihre bereits 1884 253 * 486 beschriebene Maschine
wesentlich abgeändert, wie Textfig. 1 erkennen läſst.
Nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 64 bewegt sich der
Gramme'sche Anker in einem vierpoligen magnetischen Felde. Jeder dieser 4 Theile des Feldes besteht
aus mehreren parallel zur Achse der Maschine liegenden schmiedeisernen Stangen; die
zusammen gehörenden Stangen tragen an jedem Ende eine Drahtspule. Durch die
gemeinschaftliche Wirkung beider Spulen entsteht zwischen denselben ein Pol und der
Anker hat, da nun vier solcher Pole vorhanden sind, auch vier neutrale Punkte; es
müssen daher 4 Bürsten vorhanden sein, um den Strom zu sammeln.
Die Verbindung der Ankerspulen unter sich und mit den Abtheilungen
des Stromsammlers geschieht nicht nach der gewöhnlichen Gramme'schen Anordnung. Der Stromsammler M
hat eine ungleiche Anzahl, gewöhnlich 19 Abtheilungen; doch sind in Fig. 13 Taf. 33 nur 17
angenommen. Die Spulen sind nun reihenweise verbunden, jedoch nicht die
benachbarten, sondern die gegenüber liegenden, also Spule 1 mit der genüber
liegenden 17 und 2, Spule
2 mit 1 und 3 u.s.w.
Das eine Ende jeder Spule ist mit den ihr zunächst liegenden
Stromsammlerabtheilungen verbunden, wie die Skizze zeigt. Die Sröme werden an zwei
um 90° entfernten Punkten B gesammelt, welche die
Entfernung zwischen einem Nord- und Südpole haben. Tritt daher z.B. die Spule 1 in ein Nordfeld N, so
liegt auch ihr anderes mit Spule 2 verbundenes Ende in
einem Nordfelde und dieselbe Bürste nimmt den Strom beider auf. Die Bürsten sind
paarweise angeordnet; jedes Paar derselben sitzt auf einem von einem isolirten Lager
vorstehenden Bolzen, der an seinem äuſseren Ende eine Mutter trägt, durch welche er
in seinem Lager verschoben werden kann. Gleichzeitig greift aber ein Stift in eine
schraubenförmige Nuth des Bolzens, so daſs derselbe bei der Verschiebung auch eine
Drehung macht, wodurch die Bürsten mit verschiedenem beliebig zu steigerndem Drucke
zur Auflage auf den Stromsammler kommen. Die Bürstenhalter sitzen auf einem
halbkreisförmigen Messingrahmen, auf welchem sie unabhängig verschoben werden
können, während der ganze Rahmen selbst concentrisch zur Achse gedreht werden kann,
um die Bürsten auf die Punkte der geringsten Funkenbildung zu stellen.
Die unipolare Maschine von Prof. Georg Forbes in London
(vgl. * D. R. P. Nr. 35188 vom 23. Juni 1885) beruht in ihrer Anordnung auf. der von
Nobili bereits im J. 1832 entdeckten Thatsache,
daſs, wenn eine starke Eisenscheibe innerhalb eines von einem ununterbrochenen
elektrischen Strome durchflossenen Drahtringes oder einer solchen Drahtspule
umläuft, zunächst in diesem Drahte von einem bis zum anderen Ende Kreise von
magnetischen Kraftlinien entstehen, von denen ein Theil auch durch das Metall der
Scheibe geht, in welcher nun bei der Drehung Inductionsströme gebildet werden, die
von allen Theilen der Scheibe nach dem Drahte zu oder in umgekehrter Richtung
gehen.
Bei der in Fig.
18 Taf. 33 dargestellten Maschine von Forbes
besteht der Anker aus einem vollen Eisencylinder, welcher sich innerhalb des von
einem eisernen Gehäuse R umgebenen, concentrisch zur
Drehachse gewickelten Kupferbandes dreht. Bei der Drehung innerhalb des unipolaren
Feldes entstehen im Anker Inductionsströme in der Richtung vom Umfange nach der
Achse zu. Die Abnahme der Ströme vom Anker geschieht an Kohlen-Schleifcontacten,
welche sich hier besser bewähren sollen als Kupferstreifen.
Eine ähnliche Anordnung, ebenfalls von Prof. Forbes
angegeben, ist in Fig. 19 Taf. 33 nach dem Centralblatt für
Elektrotechnik, 1886 * S. 794 wiedergegeben. Es ist auch hier auf die
eigentlichen Magnetkerne verzichtet und der Anker wird von der Magnetisirungsspule
möglichst dicht umgeben. Der cylindrische Anker dreht sich in einem starken
Eisenkasten, in welchem den verbleibenden Zwischenraum ausfüllende Drahtwickelungen
parallel zum Anker laufen. Hierdurch wird fast jeder Verlust an magnetischen
Kraftlinien vermieden.
Hieran anschlieſsend sei die dynamo-elektrische Maschine von W. Lahmerer in Aachen beschrieben, welche von den Deutschen Elektricitätswerken zu Aachen gebaut und im Centralblatt für Elektrotechnik, 1887 * S. 70
besprochen ist. Dieselbe hat zunächst einen geringen magnetischen Widerstand und der
Verlust an magnetischen Kraftlinien, welcher bei der
Edison-Hopkinson'schen Maschine nach Hopkinson's eigenen Messungen noch etwa 25 Proc.
beträgt, wird hier auf einen Mindestwerth herabgebracht.
Wie aus dem Querschnitte und der Endansicht Fig. 8 und 9 Taf. 33 ersichtlich ist,
bewegt sich der Trommelanker zwischen zwei in wagerechten Lagern einander gegenüber
stehenden kurzen und sehr kräftigen Magnetkernen N und
S, welche ohne besondere Polschuhe an der dem Anker
abgewendeten Seite durch um die Spulen herum geführte starke Platten verbunden sind,
deren untere zugleich eine Leiste der Grundplatte bildet. Sowohl durch die groſsen
Eisenquerschnitte, als auch dadurch, daſs die Elektromagnetkerne mit den
Verbindungsplatten und der Grundplatte in einem Stücke gegossen sind, wird jede Fuge
vermieden und der geringste magnetische Widerstand erreicht. Das magnetische Feld
der Maschine ist als einfacher magnetischer Kreis aufzufassen, indem die
Kraftlinien, welche von den Spulen in dem allseitig nahe liegenden Eisen erzeugt
werden, zusammen durch beide Spulen gehen und sich erst auſserhalb derselben in die
rückleitenden Platten B und B1 verzweigen. Die Pole des Feldes, d.h.
die gröſsten magnetischen Potentialunterschiede liegen natürlich da, wo der
magnetische Widerstand am gröſsten ist, also dem Anker gegenüber, wo die Kraftlinien
genöthigt sind, durch die Luft zu gehen. Der zweite Grundsatz, die erzeugten
Kraftlinien möglichst ohne Verlust auf den Anker zu vereinigen, wird ebenfalls auf
das Vollkommenste erfüllt. Die Gröſse der Kraftlinienstreuung wird bedingt durch das
Verhältniſs des Querschnittes der den Uebergang vermittelnden Luftleitung zu deren
Länge und findet dem entsprechend zwischen parallel gestellten Schenkeln, sowie von
gröſseren polarisirten Flächen aus, die dem Anker abgewendet sind, ein starker
Kraftlinienübergang statt. Alles dies vermeidet Lahmeyer's Elektromagnetform, indem die Kraftlinien keine groſsen
Austrittsflächen finden, während der Abstand der Polspitzen besonders groſs ist.
Während bei der Hopkinson'schen Maschine von den 24,2
Proc. Verlust 2,8 Proc. auf den Raum zwischen den Spitzen der Polschuhe fallen, wird
dies bei der Lahmeyer'schen Maschine noch weniger
betragen.
Der Anker der Maschine (Fig. 10 Taf. 33) besteht
ähnlich dem Edison'schen Anker aus dünnen Scheiben von
weichem Eisenblech (vgl. Morday 1886 261 * 411), welche durch Papier von einander isolirt und
durch die beiden nabenförmig gestalteten Endscheiben und 4 isolirte Schraubenbolzen
zusammen gehalten werden. Die Naben der Endscheiben haben 4 Löcher L, welche mit dem inneren Ausschnitte der Scheiben in
Verbindung stehen, so daſs ein parallel zur Welle laufender Luftkanal gebildet ist.
Indem nun nach je 10 bis 15 Blechscheiben zwei ausgelassen sind, werden radiale
Kanäle gebildet, durch welche die bei der Drehung des Ankers durch die
Nabenöffnungen eintretende Luft mit groſser Gewalt nach auſsen geschleudert und so
das Innere der Maschine gut gekühlt wird.
A. a. O. ist noch eine Anwendung der von Kapp im Electrician, 1885 Bd. 15 * S. 250
entwickelten Formel für die Anzahl der durch gegebene Windungs-Ampère auf den
Schenkeln erzeugten Kraftlinien für eine Lahmeyer'sche
Maschine mitgetheilt. Die wesentlichen Verhältnisse derselben sind folgende:
Umdrehungen in der Minute = 1200. Klemmenspannung = 66,5 Volt. Gröſste Stromstärke
70 Ampère. Durchmesser des Nebenschluſsdrahtes 1mm,55. Stromstärke 3,0. Windungszahl 2000. Zahl der Ankerwindungen 76.
Durchmesser des Ankerdrahtes 2mm,3 Widerstand
desselben 0,08 Ohm, Gewicht desselben 2k,7.
Durchmesser des nackten Ankers 170mm. Innerer
Durchmesser der Ankerscheiben 60mm, Zahl derselben
300, Blechstärke 0mm 625. Widerstand der 8mm starken Wickelung 0,018 Ohm.
Oskar Dittmar in Wien will dadurch, daſs die
magnetischen Kraftlinien der Eisenanker nicht in der Querrichtung, parallel zum
Durchmesser laufen, sondern daſs sie auf dem ganzen Umfange in radialer Richtung
eintreten und den Eisenkern in der Mitte in Richtung der Achse verlassen, folgende
Vortheile erzielen: 1) einen möglichst günstigen magnetischen Kreisschluſs, 2) das
ohne Polwechsel erfolgende Durchschneiden einer möglichst groſsen Anzahl von
Kraftlinien durch die Seitentheile im Eisenkerne des Ankers, 3) die Möglichkeit, den
Strom mittels einfacher Schleifringe abzunehmen. – Da an den centralen Theilen der
Ankerwickelung eine der beabsichtigten entgegengesetzt gerichtete elektromotorische
Kraft auftritt, also nur der Unterschied zweier solcher Kräfte wirksam wird, so wird
die Maschine „Differential-Dynamo“ genannt. Der
Unterschied dieser beiden elektromotorischen Kräfte steht im geraden Verhältnisse
zum Unterschiede der gegenseitigen Geschwindigkeiten der umlaufenden
Leitertheile.
Die in Fig. 17 Taf. 33 im
Längsschnitte dargestellte Maschine hat einen scheibenförmigen, aus Bandeisen
gewickelten Anker E, welcher sich zwischen den beiden
feststehenden Magnetisirungsspiralen M und M1 dreht und mittels
des in die Spiralen hineinragenden Kernes KK1 magnetisirt wird. Die eisernen Mantel der Spiralen
M und M1 endigen gegen den Anker E hin in die ringförmigen hohlen Polplatten P
und P1 deren Polarität
entgegengesetzt wie bei der Scheibe E ist. Nach
rückwärts bilden die Eisenmäntel der Spiralen die Gestellwände, durch welche sich
mittels des Eisenkernes KK1 der magnetische Rückschluſs herstellt.
Die magnetischen Kraftlinien treten aus den Polplatten P und P1 zu beiden Seiten in die Scheibe E und strömen durch die mittleren Eisenkerne und die
Gestellwände beiderseits zurück zu den Polplatten P und
P
1, wie dies die in Fig. 17 eingezeichneten
Pfeile andeuten. Die Scheibe E ist auf beiden Seiten
mit über einander liegenden isolirten Kupferplatten belegt, von denen je zwei am
äuſseren Umfange verbunden sind und nach der Mitte hin in isolirte Kupferrohre r und r1 auslaufen, welche über den Eisenkern KK1 geschoben sind und
auſserhalb in Schleifringen endigen. Die Stromrichtung geht auf einer Seite des
Ankers E vom Umfange nach der Mitte, auf der anderen
Seite entgegengesetzt; es summiren sich also die elektromotorischen Kräfte beider
Seiten und die parallel oder hinter einander geschalteten Ströme der einzelnen
Platten können durch die Bürsten i und i1 abgenommen
werden.
Statt voller Ringplatten können auch einzelne Abtheilungen
verwendet werden, welche dann durch am mittleren Theile der Scheibe E angebrachte Löcher hinter einander verbunden werden
können. Der Anfang und das Ende des Bewickelungsdrahtes sind dann zu Schleifringen
geführt, von welchen der Strom entnommen wird.
Statt des Scheibenankers läſst sich auch ein Cylinderanker
anwenden, auf dessen Umfange alsdann der Zutritt der Kraftlinien aus dem
ringförmigen einzigen Pole erfolgt, in welchen dann die Polplatten P und P1 übergehen. (Nach dem Centralblatt für Elektrotechnik, 1886 * S. 795.)
Die Dynamomaschine von C. E. L. Brown in Oerlikon
zeichnet sich durch den eigenthümlichen Bau des Ankers
aus, welcher dem Wenström'schen ähnlich ist. Derselbe
ist cylindrisch und besteht aus eisernen ringförmigen, durch metallene Arme a (Fig. 15 und 16 Taf. 33)
getragenen Scheiben, durch welche am äuſseren Umfange cylindrische Kanäle eingebohrt
sind (Fig.
16), um den Wickelungsdraht aufzunehmen. Der Draht ist um die Stirnwände des
Cylinders herumgenommen und in dem Zwischenräume g
zwischen den Scheiben und der Welle nach dem Stromsammler geführt. Diese Anordnung
hat zwar den Vortheil, daſs der Zwischenraum zwischen dem Anker und den Polstücken
der Magnete auf das geringste Maſs beschränkt werden kann; dagegen ist die Isolirung der Drähte bei dem
Einführen und Hindurehziehen durch die engen Nuthen sehr leicht einer Beschädigung
ausgesetzt.
Fig. 14 Taf.
33 gibt noch einen Querschnitt durch die Brown'sche
Maschine, aus welchem die Elektromagnete und Polstücke ersichtlich sind.
Diese Construction ist von der Maschinenfabrik Oerlikon in der Schweiz für eine Anlage zur
Arbeitsübertragung ausgeführt und zwar stehen zwei solche Maschinen als
Stromerzeuger in Kriegstetten, wo sie eine 30 bis 50 pferdige Wasserkraft aufnehmen,
während zwei etwas kleinere Maschinen in Solothurn den Strom erhalten und eine
dortige Fabrikanlage betreiben. Die beiden Stromerzeuger sowohl, als auch die beiden
Motoren sind hinter einander geschaltet und für die Leitung das Drei-Drahtsystem Edison's angewendet, wodurch eine Selbstregulirung der
Motoren ermöglicht ist. So lange nämlich beide Motoren gleiche Arbeit verrichten,
geht kein Strom durch den mittleren oder Ausgleichungsdraht; wird aber die Arbeit
beider Motoren verschieden, so geht die Differenz der Ströme als besonderer Strom in
der einen oder anderen Richtung durch jenen Draht. Der Widerstand der beiden
Stromerzeuger wird zu 6,94 Ohm, der der Motoren zu 6,50 Ohm, der Widerstand der
Anker 1,40 bezieh. 1,30 Ohm und der des Feldes zu 2,07 bezieh. 1,95 Ohm angegeben.
Die Stromerzeuger sollen jeder einen Strom von 14 bis 15 Ampère und von zusammen
2500 Volt bei 700 Umdrehungen in der Minute erzeugen.
Um sowohl beim Vorwärts-, als beim Rückwärtsgange der Dynamomaschine Strom zu
erhalten, verwendet die Elektrotechnische Fabrik
Cannstatt in Cannstatt (* D. R. P. Nr. 39147 vom 16. September 1886)
halbkreisförmige Contactringe mit aufliegenden Federn, welche Ringe auf feine lose
auf der Maschinenachse sitzende Büchse gelagert sind. Diese Büchse C (Fig. 11 und 12 Taf. 33),
welche auch auf einer Verlängerung des Achsenlagers sitzen kann, trägt die beiden
Bürsten B, die durch ihre Reibung auf dem Sammler A im Sinne der jeweiligen Drehrichtung der Maschine bis
zu einem stellbaren Anschlage D oder D1 mitgenommen werden-
diese sind so eingestellt, daſs die Bürsten dann in der günstigsten Lage stehen. Bei
dieser Verdrehung der Büchse wird gleichzeitig durch Vermittelung der
halbkreisförmigen Contactringe E und der auf denselben
schleifenden Ableitungsfedern F die Richtung des aus
dem Ringe kommenden und durch die Contactfedern F
abgeführten Stromes derart gewechselt, daſs letzterer die Magnete stets in demselben
Sinne umkreist, also die Pole der Maschine unverändert bleiben.
Ganz und Comp. in Budapest construirten die in Textfig. 2 und 3
dargestellte mehrpolige Maschine in der Absicht, mit möglichst geringem Gewichte
eine möglichst groſse Leistung zu erzielen; sie unterscheidet sich von der früher
(1886 261 * 497) beschriebenen Wechselstrommaschine
dadurch, daſs hier die 6 Elektromagnete innerhalb des
dieselben umgebenden, seitlich gefaſsten Ringankers feststehen. Die Kerne dieser
Magnete sind mit dem betreffenden Lagerbocke in einem Stücke gegossen. Der Anker
wird durch einen Gramme'schen Ring gebildet, welcher
bei der 6 poligen Maschine so gewickelt ist, daſs schon ⅙ desselben die nöthige
Spannung, in einem bestimmten Falle 1500 Volt bei 1000 minutlichen Umdrehungen,
erzeugt. Diese 6 Sechstel sind dann parallel geschaltet, um 35 Ampère Stromstärke zu
erzielen. Jedes Ringsechstel besteht aus 56 Spulen zu je 12 Windungen, so daſs der
Stromsammler 56 × 6 = 336 Abtheilungen besitzen muſs.
Fig. 2., Bd. 264, S. 590
Die Abnahme des Stromes geschieht nun in der Weise, daſs je 6
gleichwerthige Sammlerabtheilungen unter einander verbunden sind, wodurch nur 2
statt 6 Bürsten nothwendig werden.
Fig. 3., Bd. 264, S. 590
Die Maschine hat im Anker einen Widerstand von 0,97 Ohm, in den
Magneten 0,28 Ohm. Das Kupfergewicht im Anker beträgt 23k,5, in den Magneten 58k,5. Die
Gesammtleistung erreicht 52500 Watt, also rund 640 Watt auf 1k Kupfergewicht bei einem Gesammtgewichte der
Maschine von 685k. Aus nachstehender Tabelle läſst
sich nach der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 * S.
156 die hohe Leistungsfähigkeit dieser Maschinengattung im Vergleiche mit anderen
Maschinen erkennen:
Bezeichnung der Maschine
Spannungin Volt
MinutlicheUm-drehungen
Watt für 1kAnker-kupfer
Watt für 1kGesammt-kupfer
Crompton, für 72000 Watt
600
400
550
113
Desgl., für 54000 Watt
110
700
576
114
Ganz und Co., VP5, für 50400 Watt
105
67
1008
210
Goolden-Trotter, für 16000 Watt
56
765
640
153
Desgl., für 22400 Watt
77
1070
898
214
Brush, für 300000 Watt
80
450
793
114
Ganz und Co., 6 polige Ringmaschine für
52500 Watt
1500
1000
2236
640
R. E. Crompton, welcher für seine Anlagen die Bürgin'sche Maschine verwendet, hat, nachdem er die
bereits in D. p. J. 1886 262
57 beschriebenen Verbesserungen des Ankers vorgeschlagen hatte, bei den für die
Victoria-Centralstation in London ausgeführten Maschinen folgende Ankerconstruction
gewählt: Der Anker erhält einen ringförmigen Querschnitt und besteht aus einer
groſsen Anzahl durch Asbestpapier von einander isolirter Ringe von weichem
Holzkohlenblech, welche am inneren Umfange mit 8 schwalbensehwanzförmigen Nuthen
versehen sind, worin die ebenso geformten Enden von 8 Bronzeplatten eingreifen.
Fig. 4., Bd. 264, S. 591
Mit ihrer anderen, ebenfalls Schwalbenschwanzförmig
bearbeiteten Kante greifen diese Platten in ebenso gestaltete Nuthen der Nabe. Die
Wickelung des Ankers besteht hier aus 64 Kupferstäben von 14mm,3 Breite, 4mm,76 Dicke, welche flach und parallel zur Achse auf dem äuſseren Umfange des
Kernes liegen und isolirt sind. An dem Ende des Kernes sind die Streifen radial nach
der Achse hin umgebogen, um 90° verdreht, so daſs sie nun, wie Textfig. 4 zeigt, hochkantig am inneren Umfange des
Kernes liegen. Der Widerstand dieses Ankers beträgt 0,0096 Ohm; er hat 362mm Durchmesser, 914mm Länge.