Titel: | F. Holzach's Garnprüfer. |
Autor: | E. M. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 606 |
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F. Holzach's Garnprüfer.
Mit Abbildungen auf Tafel
35.
F. Holzach's Garnprüfer.
Der Garnprüfer von F. Holzach in Trate di Salerno, Italien, ist im Anschlusse an den Patentbericht (vgl. 1886 261 * 368) nachfolgend in der jetzigen Ausführung von Wenner und Gutmann in Zürich beschrieben, wie solche im
Bulletin de Mulhouse, 1887 * S. 92 bezieh. im Bulletin de Rouen, 1887 * S. 53 mitgetheilt ist. Der
Apparat bezweckt bekanntlich, die Spannung in einem Faden bei einer bestimmten
procentualen Dehnung festzustellen, während eine gröſsere Fadenlänge durch den
Apparat selbst hindurchläuft; die Dehnung kann hierbei beliebig bis zur Bruchdehnung
gesteigert werden. Es wird der Faden zwischen zwei Paar Walzen hindurch geleitet,
welche verschieden groſse Umfangsgeschwindigkeit haben und den Faden in bestimmter
Weise verziehen; die dabei auftretende Fadenspannung wird an einer Federwage
abgelesen.
In einem guſseisernen Gestelle sind die beiden immer mit derselben
Umdrehungszahl umlaufenden Rollenpaare A, B und C, D gelagert (Fig. 3 und 4 Taf. 35). Die
Eintrittsrollen A, B sind kegelförmig und ihr gröſster
Durchmesser, welcher 40mm beträgt, ist dem der
cylindrischen Austrittsrollen C, D gleich. Die
Verjüngung der Kegel ist so bemessen, daſs der zu prüfende Faden zwischen 0 und 11
Proc. verzogen werden kann. Die Druckrolle B ist mit
Kautschuk, die Druckrolle D mit Tuch und Leder
überzogen. Die Oberwalzen werden durch das Gehänge p,
an welches die durch den Hebel L gespannte
Schraubenfeder angreift, gegen die Unterwalzen angepreſst; der Zug der
Schraubenfeder kann durch Drehen an der Schraube V
geregelt werden. Damit der geprüfte Faden sich nicht als Gewirr aufstapelt, wird er
in regelrechter Weise auf die mit Plüsch überzogene Rolle R aufgewunden, welche durch ein Paar Blattfedern gegen die Rolle D gedrückt wird. Eine Längsnuth in der Rolle R ermöglicht das bequeme Durchschneiden der
abzunehmenden Fäden.
Der Antrieb der Rollen erfolgt von der Rollenachse C aus, welche entweder durch Riemenscheibe (Fest- und
Losscheibe), oder durch Handrad V2 umgedreht wird. Mit Hilfe zweier gleich groſser
Räder und eines Zwischenrades wird die ausrückbare Klauenkuppelung für die Welle der
Rolle A angetrieben. Der Schluſs der Kuppelung ist
durch eine Schraubendruckfeder bewerkstelligt. Indem man den Kuppelmuff nach auſsen
zieht, kann A ausgelöst und damit zum Stillstande
gebracht werden.
Der von dem Kötzer f1 kommende, zu prüfende Faden läuft durch die
Fadenführer g, g1, g2, wobei er, um
Schleifenbildung zu vermeiden und eine entsprechende Anfangsspannung in den Faden
hineinzubringen, an der mit Plüsch überzogenen Rolle r
vorbeistreicht. Damit die Einführung des Fadens an der gewünschten Stelle erfolgt,
also die bestimmte procentuale Streckung eintritt, läſst sich der Fadenführer g2 durch Drehen an dem
Knopfe b parallel zur Berührungslinie der beiden Kegel
A, B verschieben. Oberhalb der Walzen C, D ist noch der Fadenführer g3 angeordnet, welchem eine geringe hin
und her gehende Bewegung ertheilt wird, um den Lederüberzug von D vor Einarbeitung von Rillen zu schützen. Die Hin- und
Herbewegung wird von dem Kreisexcenter c aus
abgeleitet, welches auf die an dem vorderen Ende des Fadenführers befindliche Rolle
f wirkt. Eine Schraubenfeder h sorgt für das fortwährende Anliegen. Das Excenter e ist mit dem Schraubenrade i fest verbunden, welches durch die auf der Rollenachse C sitzende einfache Schnecke in Umdrehung gesetzt wird.
Das Schraubenrad i dient gleichzeitig als Zählrad; es
hat 72 Zähne, so daſs eine Umdrehung desselben 9m
ausgeliefertem Faden entspricht.
Um nun die im Faden auftretende Spannung zu messen, wird derselbe
zwischen den Streckwalzen nach oben über die Rolle k
geleitet, welche an einer Federwage angehängt ist. Die Federwage gibt somit die
gesammte Spannung der beiden Fadenenden an. Ein
Schleppzeiger an der Gradleiter der Federwage läſst die gröſste Fadenspannung
erkennen. Für Vorversuche läſst sich die Bruchspannung rasch durch folgendes
Verfahren ermitteln: Wenn man durch Ziehen an dem Knopfe l die Kuppelung für A auslöst, die Rollen A, B damit zum Stillstande bringt, den Faden also an
dieser Stelle festklemmt und dann an dem Handrade V2 weiter dreht, so wird der Faden mehr und mehr
gespannt und die Rolle der Federwage nach unten gezogen, bis der Faden reiſst; der
Schleppzeiger bleibt auf der Bruchspannung stehen.
Erfolgt der Antrieb der Rolle C durch
Riemenscheibe, so ist dafür Sorge getragen, daſs beim Reiſsen des Fadens die
Maschine selbstthätig in Stillstand versetzt wird. Beim Zurückschnellen der
Federwage löst diese ein Kraftmagazin aus, welches dann die Riemengabel so stellt,
daſs der Riemen von der Fest- auf die Losscheibe übergeführt wird.
Für mittlere Fälle dürfte die
Festhaltung zwischen Druckwalzen wohl genügen; sobald aber sehr feste und harte oder
sehr feine Gespinnste und Zwirne untersucht werden sollen, ist die Reibung zwischen
den Walzen nicht mehr groſs genug, so daſs dann ein mehr oder weniger groſses Gleiten eintritt. Ueber den Einfluſs dieses Gleitens in
der Klemmstelle bei verschieden starkem Drucke zwischen den Walzen ist eine
Versuchsreihe a. a. O. mitgetheilt. Ein und derselbe Faden (Nr. 8/16) wurde während
der Steigerung der Walzenbelastung von 0k,5 bis zu
dem gröſsten mit der Feder erreichbaren Drucke von 24k dem Dehnungsgradleiter nach um 3, 6 und 9 Proc. verzogen.
Bei einem theoretischen Verzüge von 9 Proc. und einer allmählichen
Steigerung des Walzendruckes von 0,5 bis 24k stieg
die an der Federwage angezeigte Fadenspannung stetig von 0k,54 bis zu 1k;
bei einem Verzüge von 6 Proc. nahm bis zu 10k
Druck die Fadenspannung ziemlich gleichmäſsig zu auf 0k,8 und erreichte bei 24k Druck den
Betrag von 0k,86. Bei einem Verzüge von 3 Proc.
endlich wuchs die Spannung von 0k,24 bis zu 0k,45 und war bei 9k Druck schon eine Fadenspannung von 0k,41 erreicht.
Um etwas lieſse sich die Festhaltungsvorrichtung schon dadurch
verbessern, daſs die Unterwalzen geriffelt würden. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Faden durch den Apparat hindurchgezogen
wird, ist ebenfalls von Einfluſs auf die Spannungsangaben und auf das Gleiten.
E. M.