Titel: | Ueber Entfärbungsmittel und ihre Anwendung zur Entfärbung des Ozokerits; von Roman Zaloziecki, Assistent an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg. |
Autor: | Roman Zaloziecki |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 73 |
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Ueber Entfärbungsmittel und ihre Anwendung zur
Entfärbung des Ozokerits; von Roman Zaloziecki, Assistent an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg.
(Fortsetzung der Abhandlung S. 20 d.
Bd.)
Zaloziecki's Entfärbungsmittel.
Den zweiten Hauptbestandtheil des Spodiums und der Blutlaugensalzrückstände (ich
betrachte nur diese beiden, welche in der Technik fast ausschlieſslich Verwendung
haben) bilden die anorganischen Körper. Für die Knochenkohle sind der phosphorsaure
und kohlensaure Kalk in erster Linie zu nennen. Die Blutlaugensalzrückstände haben
keine typische Zusammensetzung, obwohl gewisse Bestandtheile, welche aus der
Fabrikationsmethode resultiren, darin immer angetroffen werden. Solche Bestandtheile
sind: Kalisalze, kohlensaurer Kalk, Thonerde und Eisenoxyd, ferner Kieselsäure in
Verbindung mit Basen; dagegen kann Phosphorsäure nicht hinzugezählt werden, weil sie
in dem von mir untersuchten Entfärbungspulver fehlt. Nach dem Erschöpfen mit
Salzsäure enthält der Rückstand auſser Kieselsäure, entstanden durch die Zersetzung
der Silicate, keine anderen anorganischen Verbindungen, aber trotz der so einfachen
chemischen Zusammensetzung zeichnet er sich durch ein auſserordentliches
Entfärbungsvermögen aus.
Mein weiteres Vorgehen hat sich von selbst ergeben und bestand in der systematischen
Erforschung des Einflusses der oben erwähnten Körper, sei es einzeln, sei es in
entsprechender Combination, auf die Entfärbungsqualität bei Benutzung gewisser
Fingerzeige, welche ich bei vorhergehenden Versuchen gewonnen habe. Zunächst fand
ich, daſs Alkaliverbindungen, selbst wenn sie nur in geringen Mengen anwesend sind,
in Folge ihrer leichten Schmelzbarkeit die Oberfläche des eigentlichen Entfärbungs-Agens überziehen und
die unmittelbare Berührung des letzteren mit dem gefärbten Körper hindern, sich also
bei der Entfärbung des Ozokerits direkt schädlich erweisen. Ebenso unterliegt es
keinem Zweifel, daſs sie nicht nur im geschmolzenen Zustande, sondern auch, wenn sie
in gröſseren Mengen einen Bestandtheil des Entfärbungskörpers bilden, auf die
Verschlechterung der Qualität des letzteren ihren Einfluſs derart äuſsern, daſs sie
die Anzahl unmittelbarer Berührungspunkte des Farbstoffes mit dem eigentlichen
Entfärbungsmittel vermindern.
Ich komme nun zu den Kalksalzen bezieh. zu dem in dem Entfärbungskörper vorhandenen
kohlensauren Kalk. Zuvor sei jedoch allgemein die Untersuchungsmethode der bereits
erwähnten und der noch zu besprechenden Körper in Bezug auf die Entfärbungskraft
angegeben, mit welcher Methode ich Resultate erzielt habe, die wenigstens
näherungsweise eine gegenseitige relative Vergleichung gestatteten. Zu den Proben
habe ich je 20g einer und derselben
Ozokeritgattung verwendet, welche in einer tiefen Porzellanschale einmal auf dem
Wasserbade, ein anderes Mal auf 120 bis 130° erwärmt wurden. Zu der geschmolzenen
Masse habe ich 20 bezieh. 40 oder 60 Proc. des bei 120 bis 130° getrockneten
Entfärbungskörpers hinzugefügt und beim öfteren Durchmischen während einer Stunde
auf den angegebenen Temperaturen erhalten. Nach ½ stündigem Absetzenlassen wurde im
Warmwassertrichter durch Papier filtrirt und aus der filtrirten Masse dünne
Probetäfelchen hergestellt. Aus der Menge des verbrauchten Entfärbungsmittels und
aus dem Farbtone der erstarrten Probetafel konnte ich – ein entsprechender Apparat
stand mir nicht zur Verfügung – die Werthschätzung mit ziemlicher Genauigkeit
vornehmen, indem ich die mit 20 Proc. des gewöhnlichen Entfärbungspulvers erzielten
Resultate als Einheit angenommen habe. Durch Herstellung von Mustern aus dem
letzteren unter jeweiliger Verwendung von 20 Proc. mehr, somit von 40, 60, 80, 100
Proc. Entfärbungspulver erhielt ich 5 Farbtöne, welche den laufenden Zahlen oder
derselben Menge Einheiten entsprachen und gleichzeitig die Schätzung der zwischen
den einzelnen Grenzen liegenden Abstufungen ermöglichten. Schlieſslich habe ich mir
auch eine Tafel mit 10 Proc. Entfärbungspulver entsprechend einer halben Einheit
vorbereitet.
Kohlensauren Kalk habe ich in 2 Proben zu den Untersuchungen verwendet, die eine war
vorräthig, die andere habe ich durch Fällung von Chlorcalcium mit Ammoniumcarbonat,
Auswaschen und Trocknen, frisch bereitet. Beim Entfärben hat es sich herausgestellt,
daſs beide Gattungen fast keine Einwirkung hatten. Die
Prüfung des zweiten Bestandtheiles der Knochenkohle, des phosphorsauren Kalkes, auf
das Entfärbungsvermögen, vorgenommen mit einem frisch durch Fällung von Chlorcalcium
mit neutralem phosphorsaurem Natron erhaltenen Präparate, in der Menge von 60 Proc.
ergab eine Wirkung, die derjenigen von 15 Proc. des Entfärbungspulvers gleichkam, was 25 Proc.
des Entfärbungsvermögens des letzteren entspricht. Ein vorräthiger phosphorsaurer
Kalk dagegen gab in der Menge von 60 Proc. dem Ozokerit einen Farbton, der etwas
lichter wie ½, dagegen bedeutend dunkler war wie 1 Einheit, was 20 Proc. der
Entfärbungskraft des normalen Productes entsprach. Auf analoge Weise durchgeführte
Versuche mit normaler Knochenkohle und mit Knochenerde haben bessere Ergebnisse
geliefert. Drei verglichene Gattungen Spodium entsprachen in ihrer Entfärbungskraft
¼ bis ½ Einheiten, oder die mit 60 Proc. Spodium ausgeführten Proben haben einen
Entfärbungsgrad gezeigt, welcher durchschnittlich mit 15 bis 30 Proc.
Blutlaugensalzrückständen erreicht wurde. Knochenasche dagegen zeigte ein wenig
verschiedenes Verhalten, man könnte sagen, daſs die Sättigung der Farbe (Menge des
zurückbleibenden Farbstoffes) bei analogen Proben dieselbe war wie bei normaler
Knochenkohle und ein Unterschied nur im Farbtone zu constatiren war. Der mit
Knochenerde entfärbte Ozokerit unterschied sich durch einen orangen Ton von dem mit
normaler Thierkohle behandelten, welcher einen mehr graulichen Stich hatte.
Aus diesen Untersuchungen folgt, daſs künstlich bereitete anorganische Bestandtheile
der Knochenkohle, obwohl sie ein bedeutendes Entfärbungsvermögen besitzen, die
Wirkung der gleichnamigen in der Knochenkohle enthaltenen Faktoren nicht erreichen,
selbst wenn man aus dem Spodium die Kohle entfernt und dieselben somit im reinen
Zustande ausscheidet. Die nämlichen Beobachtungen habe ich gemacht, als ich
künstlich bereitete anorganische Bestandtheile der Blutlaugensalzrückstände, welche
auf Grund der Anfangs angeführten Analysen hergestellt waren, auf das
Entfärbungsvermögen geprüft habe. Bei den Versuchen mit Thonerde und Eisenoxyd bin
ich zur Ueberzeugung gekommen, daſs dieselben nur unbedeutende entfärbende
Eigenschaften besitzen; trotzdem die Verwendung derselben V.
v. Ofenheim durch ein Patent (D. R. P. Kl. 23 Nr. 9291 vom 21. August 1879)
geschützt wurden (vgl. 1880 237 81).
Weil die Versuche mit Calcium- und Magnesiumoxyd ebenfalls keine günstigeren
Resultate ergeben haben, lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf die Kieselsäure, welche
ursprünglich in den normalen Blutlaugensalzrückständen in Form von Silicaten
vorhanden, nach dem Auslaugen derselben mit Salzsäure beinahe die Hälfte der
Zusammensetzung des ausgelaugten Pulvers, das sich durch ein auſserordentliches
Entfärbungsvermögen auszeichnet, ausmacht und nach der Entfernung der Kohle beinahe
in reinem Zustande zurückbleibt und bedeutende Decolorationskraft aufweist. Um mich
zu überzeugen, in wie weit diese Eigenschaft der Kieselsäure als solche zukomme,
habe ich mir durch Zersetzung von Natron-Wasserglas mit Salzsäure, Abdampfen zur
Trockene und Auslaugen mit heiſsem Wasser ein reines Präparat dargestellt. Es hat
sich ergeben, daſs
die Kieselsäure im hohen Grade die Eigenschaft besitzt, Farbstoffe aufzunehmen und
abzuscheiden und dieselbe dem Entfärbungsvermögen der Blutlaugensalzrückstände in
nichts nachgibt, sondern dasselbe sogar übertrifft. Trotzdem kann sie keinen
Vergleich mit dem ausgelaugten Entfärbungspulver aushalten. Die mit Salzsäure
ausgezogenen Blutlaugensalzrückstände, welche bloſs 32 Proc. Kieselsäure enthalten,
besitzen allgemein eine 2 Mal gröſsere Entfärbungskraft als das gleiche Gewicht
künstlich dargestellter Kieselsäure und die Kieselerde, welche beim Glühen des
ausgelaugten Pulvers zurückbleibt, ist auch bedeutend wirksamer als künstliche. Als
ich die Untersuchungen auch auf Kieselsäure, aus einer anderen Quelle herstammend,
ausdehnte, bekam ich negative Resultate. Kieselguhr sowie körniger Quarzsand,
gewaschen und geglüht, haben beinahe keine Einwirkung auf rohes Erdwachs gezeigt. Da
in diesen Fällen chemisch gleiche Körper, welche sich nur durch äuſseres Aussehen
unterschieden, in ihrem Verhalten in Bezug auf einen und denselben färbenden Körper
eine prinzipielle Verschiedenheit äuſserten, konnte dieselbe nur auf die
physikalische Beschaffenheit der einzelnen Modificationen zurückgeführt werden.
Durch die besprochenen Versuche ist bewiesen, daſs die unorganischen Bestandtheile
der allgemein gebrauchten Entfärbungskörper an und für sich entfärbende
Eigenschaften besitzen, durch vergleichende Proben habe ich die Qualität derselben
festgestellt und mich überzeugt, daſs durch die Verbindung derselben mit der
verkohlten organischen Materie, wie sie in der Structur der Knochenkohle und der
Blutlaugensalzrückstände gegeben ist, ihr Entfärbungsvermögen unverhältniſsmäſsig
gesteigert wird. Erfahrungsgemäſs kommen Entfärbungseigenschaften der reinen Kohle
nicht zu und erlangt letztere dieselben erst durch gewisse anorganische Körper,
welchen die Eigenschaften der Einwirkung auf Farbstoffe zuzuschreiben sind. Indem
jedoch die Kohle die physikalischen Eigenschaften der Körper, in deren
Zusammensetzung sie eintritt, auf eine eigenthümliche Weise modificirt, hebt sie
zugleich deren Adhäsionsvermögen im Allgemeinen und für die Farbstoffe im
Besonderen. Ihren Werth erhält die Thierkohle durch die Darstellungsmethode, denn
bei ihrer Bildung gibt sie Veranlassung zur Entstehung einer capillar-porösen
Structur auf folgende Weise. Die organischen Gewebe zeichnen sich durch eine
ungemeine Complication der chemischen Structur aus, in welcher organische und
anorganische Moleküle in ausgezeichneter Vertheilung in ein harmonisches Ganze
gruppirt sind. Entfernt man durch irgend welche Ursache einen Theil dieser Moleküle,
so daſs die Allgemeinheit der Structur bewahrt werden kann, so entstehen an diesen
Stellen ungemein kleine Zwischenräume, welche unter einander communicirend ein
capillares Netz formiren. Dieses geschieht z.B. bei der Fabrikation der
Knochenkohle. Bei hohen Temperaturen verschwindet die organische Materie und
hinterläſst an ihrer Stelle einen freien Raum mit vollständiger Bewahrung des ursprünglichen
Structurskelettes, welcher durch die widerstandsfähigeren Bestandtheile geschaffen
wird und dem gebildeten capillaren Labyrinthe von auſserordentlich kleinem
Durchmesser zur Stütze dient.
Zwischen dem Entfärben mit Hilfe von Thierkohle und dem Färben der organischen Faser
kann eine gewisse Analogie gezogen werden, wie ich mich bemühen werde nachzuweisen.
Allgemein bekannt ist es, daſs in der Färberei die Verwandtschaft der Farbstoffe zu
bestimmten organischen Fasern so gering ist, daſs das Färben ohne Zuhilfenahme
fremder Körper nicht gelingen würde. Man gebraucht in diesen Fällen Substanzen,
mittels derer der Farbstoff auf dem Gewebe fixirt wird. Diese Körper besitzen daher
die Fähigkeit, die Farbstoffe aus ihren Lösungen auszufällen (meistens ein rein
mechanischer Prozeſs) und der gefällte Farbstoff kann in Folge der Adhäsion auf dem
Gewebe zurückgehalten werden. Es läſst sich diese Erscheinung auf folgende Art
erklären: Die Adhäsion der Faser zum Farbstoffe existirt zwar, wirkt jedoch nur bei
der unmittelbaren Berührung und besitzt nicht die Energie zur Ueberwindung des
Lösungsvermögens des Farbstoffes. Erst sobald dasselbe durch fremde Körper
(Mordants) überwunden und der Farbstoff aus der Lösung gefällt wird, treten
Bedingungen ein, unter welchen die Adhäsion zur Wirkung gelangen kann. Die
bedeutende Adhäsion der Gewebe zu den Farbstoffen ist wahrscheinlich in der
capillaren Structur der ersteren zu suchen, Bedingungen, welche sich ebenfalls in
der Thierkohle vorfinden und auſserdem enthält dieselbe Körper, deren Fähigkeit
Farbstoffe auszuscheiden erkannt wurde und die dem zu Folge dieselbe Rolle spielen
wie die Mordants in der Färberei. Der Ozokeritfarbstoff ist aufgelöst in der
Hauptmasse, welche nach dem Schmelzen das Färbebad repräsentiren kann. Nach dem
Einbringen des Entfärbungskörpers, welcher sich analog der gebeizten Faser verhält
und nach gehöriger Durchmischung setzt sich der Farbstoff aus der Lösung an der
Oberfläche des Entfärbungskörpers ab und wird hier so lange angehäuft, als die in
diesem Sinne wirkenden Kräfte nicht ins Gleichgewicht gesetzt sind. Zum Schlüsse
erhält man eine Lösung, welche eines gewissen Theiles des Farbstoffes beraubt ist
und einen die ganze Menge des ausgeschiedenen Farbstoffes enthaltenden Satz, deren
Trennung leicht zu bewerkstelligen ist.
Die Analogie zwischen dem Färben und Entfärben erlaubt in ihrer Consequenz einige
Thatsachen zu erklären, von welchen es sonst schwer wäre, genügende Rechenschaft zu
geben: sie läſst die Ursache der Wirkung des Spodiums und des Entfärbungspulvers
erkennen und ermöglicht eine Erklärung für das negative Verhalten der reinen, sowie
der vegetabilischen Kohle; sie erklärt die Vergröſserung des Entfärbungsvermögens
der Blutlaugensalzrückstände nach dem Auslaugen mit Salzsäure und die Abnahme
desselben bei der Knochenkohle durch die vollständige Entfernung der anorganischen
Bestandtheile.
Die Eigenschaften mancher Körper, welche eine gewisse Attraction zu Farbstoffen, wenn
auch in unvollständiger Form, in Folge einer nicht entsprechenden Structur besitzen,
können bedeutend gehoben werden durch Ueberführung derselben in solch einen Zustand,
den wir als den charakteristischen für die Abscheidung der Farbstoffe kennen gelernt
haben, nämlich die Structur der verkohlten organischen Materie. Aus anorganischen
Körpern dürften sich daher die Wirkung der Knochenkohle nachahmende Surrogate
herstellen lassen, welche, im Falle die eben gegebene Erklärung auf richtiger
Voraussetzung fuſst, dem Spodium nicht nachstehen sollten. Wir haben thatsächlich
bereits solche wirksame Surrogate in den Blutlaugensalzrückständen kennen gelernt,
bei deren Bildung im Grunde dieselben Bedingungen wirksam sind, wie bei der
Entstehung der Knochenkohle. Es sind auch von Anderen Versuche in dieser Richtung
unternommen und mit gröſserem oder geringerem Erfolge ausgeführt worden, dieselben
haben jedoch niemals praktische Verwendung gefunden.
MelsensComptes rendus 1874 Bd. 79 S. 375. Polytechnisches Notizblatt, 1875 Bd. 30 S.
281. Wagner's Jahresbericht 1874 S. 697 und
1875 S. 814. hat Holzstücke, senkrecht zur Längsachse
geschnitten, mit einer Lösung von phosphorsaurem Kalk in Salzsäure gesättigt und
dieselben nach dem Abtropfen durch starkes Glühen in geschlossenen Gefäſsen
verkohlt. Nach dem Auslaugen mit Wasser und nochmaligem Glühen waren die Präparate
in diesem Zustande wirksam, besaſsen dagegen ein zu kleines specifisches Gewicht,
nahmen zu viel Raum ein und erforderten zu geräumige Filter, in Folge dessen die
Sättigung nochmals wiederholt werden muſste. Bei der Verwendung des
Aluminiumsulfates an Stelle des Calciumphosphates erhielt er negative Resultate,
dagegen erwies sich die Sättigung der Holzwürfel mit Magnesiumsulfat und Glühen bei
hohen Temperaturen als sehr vortheilhaft. Ein derartiges Präparat enthielt 50 Proc.
Magnesia und entfärbte besser als vorzügliche Knochenkohle. H. Schwarz1872 205 430. machte Versuche
zur Regeneration des Spodiums in der Weise, daſs er Knochenasche mit Zucker oder
Leim mischte und die Mischung glühte. Maxwell-LyteWagner's Jahresbericht 1874 S.
697. hat ein französisches Patent auf die Fabrikation von
Spodiumsurrogaten genommen, welche er durch Mischen von mineralischen Phosphaten mit
Torf, Sägespänen, Theer oder thierischen Abfallstoffen, wie Blut, Fäcalien u.s.w.
und darauf folgendes Glühen und Mahlen der Mischung zu fertigen gedachte. A. Gawalovski1874 214 258. hat künstliches
Spodium durch Glühen von Bimsstein mit Ochsenblut dargestellt. Diese und viele
andere Versuche hatten die Vertretung der Knochenkohle durch billige und wirksame
Körper bei ihrer Verwendung in den Zuckerfabriken zum Zweck. Ich habe einige von ihnen
wiederholt, um eventuell ihre Gültigkeit für die Entfärbung des Erdwachses
festzustellen. Zur Herstellung der Surrogate habe ich mich bald der Buchensägespäne,
bald schwerer Erdölrückstände bedient, die entweder mit dem gepulverten Körper
gemischt oder, bei Anwendung von Sägespänen, auch mit Lösungen imprägnirt wurden.
Dabei habe ich mich überzeugt, daſs durch die Mischung allein eine Kohle erhalten
wurde, welche die Entfärbungsqualität des zugemischten Körpers gar nicht verbessert
hatte und daſs ein Erfolg erst dann eintrat, als der Körper in der Lösung
vollständig und überall in die Holzstructur eindringen konnte. Ich habe Versuche
angestellt mit Magnesiumsulfat, Calciumphosphat, Eisen- und Aluminiumphosphat sowie
Natriumsilicat; die damit imprägnirten Kohlen haben bedeutend besser entfärbt wie
die reinen Präparate und konnten mit Knochenkohle mittlerer Qualität mit Vortheil
verglichen werden. Trotzdem können diese Surrogate meiner Meinung nach keine
praktische Verwendung finden, denn den bedeutenden Kosten der Rohmaterialien und der
Fabrikation entsprechen die erzielten Eigenschaften durchaus nicht, dieselben
müſsten um Vieles bedeutender sein, damit sie auch im technischen Gebrauche mit der
Knochenkohle concurriren können.
Im Laufe meiner Untersuchungen habe ich öfters mit Materialien zu thun gehabt, welche
an und für sich bedeutendes Entfärbungsvermögen oder eine bedeutende specifische
Adhäsion für die Ozokeritfarbstoffe besaſsen. Es war mithin angezeigt, weitere
Versuche zur eventuellen Auffindung von solchen Körpern anzustellen, welche in ihren
Eigenschaften die bereits bekannten überflügeln könnten. Ich konnte mich dabei an
eine gewisse Richtschnur halten, welche durch die bereits bekannten Verbindungen
gegeben war. Man braucht nur hinzuweisen auf die Kieselsäure, ferner auf den Thon,
speciell den Kaolin, welcher in reinem Zustande fast ausschlieſslich aus
Thonerdesilicat besteht, und auf die Blutlaugensalzrückstände, welche ihre
Eigenschaften den Silicaten bezieh. im mit Salzsäure erschöpften Zustande der
Kieselsäure verdanken. Interessant und beachtenswerth war deshalb eine vergleichende
Untersuchung des Entfärbungsvermögens der künstlich dargestellten Silicate mit
verschiedenen Basen, besonders da dieselben den Gegenstand des Patentes v. Ofenheim's (D. R. P. Kl. 23 Nr. 9981 vom 24. Oktober
1879, Zusatzpatent zu Nr. 9291) als Ergänzung des bereits mitgetheilten Verfahrens
der Bleichung des Ozokerits mit Eisenoxyd, Thonerde u.s.w., welches sich
augenscheinlich nicht bewährt hat, bildeten. In dem Zusatzpatente wird die
Verwendung von kieselsaurer Thonerde und Manganoxydul vorgeschlagen, welche einzeln
oder im Gemisch mit den vorher genannten Substanzen in den erwärmten zu entfärbenden
Körpern verrührt oder aber auf Filtern ausgebreitet werden, in welch letzterem Falle
die zu entfärbenden Körper darüber zur Filtration gelangen. Die Filter erwärmt man
bei der Reinigung fester Körper von auſsen und zur Beschleunigung der Operation verwendet man Pulsometer,
Pressen, hydrostatischen Druck oder Exhaustoren.
Zu meinen Versuchen benutzte ich Calcium-, Aluminium- und Mangansilicate, welche ich
durch Zersetzung von Wasserglas mit den entsprechenden Salzen, Auswaschen und
Trocknen der Niederschläge bereitete. Bei den Proben wurden 20 und 40 Proc. des
Entfärbungsmittels vom Gewichte des Erdwachses angewendet und der Entfärbungsgrad
nach der oben beschriebenen Methode mit dem normalen Entfärbungsmittel verglichen.
Es hat sich herausgestellt, daſs die Silicate eine auſserordentliche Adhäsion für
die Ozokeritfarbstoffe besitzen; besonders Aluminium- und Mangansilicate, deren
Entfärbungsvermögen 2 Mal gröſser als das der Blutlaugensalzrückstände gefunden
wurde. In der Menge von 20 Proc. haben dieselben Erdwachs bis zu demselben Grade
gebleicht wie 40 Proc. Blutlaugensalzrückstände oder 80 Proc. gute Knochenkohle.
Calciumsilicat bleibt dagegen in seiner Wirkung bedeutend zurück und erreicht bei
Weitem nicht die Blutlaugensalzrückstände in seinen Eigenschaften. Aluminium- und
Mangansilicat sind in ihrem Verhalten fast gleichwerthig und können beide bei der
Entfärbung des Ozokerits eine allgemeine Verwendung finden, denn bei der
Untersuchung von 4 Gattungen Erdwachs, verschiedenen Aussehens und verschiedenen
Herkommens, habe ich gleich vortheilhafte Resultate bekommen. Erwähnt muſs noch
werden, daſs der mit Silicaten entfärbte Ozokerit eine lebhaftere Farbe hat wie der
mit Kohle behandelte. Dieser Umstand spricht auch zu Gunsten der Silicate und findet
seine Erklärung darin, daſs bei der Verwendung der Entfärbungskörper organischen
Ursprungs äuſserst feine Kohlentheilchen durch das Filter hindurchgehen, sich in der
filtrirten Masse vertheilen und dieselbe graulich färben. Ich habe mich davon in der
Weise überzeugt, daſs ich in die mit Silicaten entfärbte orangefarbene Masse eine
kleine Menge fein zerriebener Kohle einrührte und durch Papier filtrirte. Das
Filtrat zeigte genau denselben Ton wie das mit Knochenkohle oder mit
Blutlaugensalzrückständen entfärbte Erdwachs.
Auſser den Silicaten habe ich auch Versuche mit Boraten bezieh. mit künstlich
bereiteten Calcium- und Aluminiumboraten angestellt. Ich hatte dabei weniger ihre
praktische Verwendbarkeit als vielmehr ihr Verhalten überhaupt, welches thatsächlich
ein günstiges genannt werden kann, im Auge. Es sind somit in den Phosphaten,
Silicaten und Boraten Materialien gefunden worden, welche in reinem Zustande durch
eine auſserordentliche Attraction zu Ozokeritfarbstoffen ausgezeichnet sind. Diese
Körper können als Entfärbungsmittel im engeren Sinne angesehen werden und es
unterliegt keinem Zweifel, daſs manche von ihnen eine vortheilhafte Verwendung in
der Praxis finden können.
(Schluſs folgt.)