Titel: | Trocknung bei Luftverdünnung; von Ed. Wolff, Ingenieur. |
Autor: | Ed. Wolff |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 127 |
Download: | XML |
Trocknung bei Luftverdünnung; von Ed. Wolff, Ingenieur.
(Schluſs des Berichtes S. 88 d. Bd.)
Ed. Wolff's Trocknung bei Luftverdünnung.
Für die landwirthschaftlich technischen Gewerbe bezeichnet die Trocknung der
Rückstände gewissermaſsen den Beginn einer neuen Aera; aber erst das nach Paſsburg betriebene Verfahren bringt alle durch die
Trocknung erreichbaren Vortheile gebührend zur Geltung. Der Branntweinbrenner, der
Bierbrauer, der Zucker-, Stärke-, Glukose-, der Hefenfabrikant erhält täglich eine
verhältniſsmäſsig sehr groſse Menge höchst wasserreicher, sehr leicht zersetzlicher
Rückstände in einer dem Zerfall äuſserst förderlichen Beschaffenheit, welche unter
allen Umständen täglich beseitigt werden müssen, wenn nicht ernsteste Schäden für
die betreffenden Betriebe eintreten sollen. Dieselben müssen, weil sie, unbeschadet ihrer Güte, frisch nicht wohl aufbewahrt
werden können, entweder verfüttert, oder so gut und so schlecht es die Umstände
erlauben, conservirt oder gewissermaſsen zu Zwangscours verkauft werden, und die
einzelnen Betriebe tragen die mit derartigem Gebahren untrennbar verbundenen
Uebelstände als nothwendig und unvermeidlich. Nach Einführung der Trocknung
derselben kann man verkaufen wann es passend scheint;
der Tagesmarkt wird um die Menge der getrockneten Rückstände erleichtert und der
Preis für den ungetrocknet gebliebenen Rest entsprechend gesteigert. Da kein
Verkaufszwang mehr statthat, so tritt allein der wirkliche Werth derselben mit dem
Begehr in Wechselwirkung.
Da nun diese Abfälle einen recht bedeutenden Theil der Ausnutzung der verwendeten
Rohstoffe darstellen und ohne gute Verwerthung derselben vielfältig kaum lohnender
Betrieb zu ermöglichen ist, so fällt die durch Luftleeretrocknung derselben
ermöglichte Handelswerthsteigerung um so mehr ins Gewicht. Sie enthalten die
Nährstoffe meist in vorzüglichster, aufgeschlossenster, leichtest verdaulicher
Beschaffenheit, entfallen vielfach mit hoher Wärme, sind häufig von angenehmem
Geruch und Geschmack und werden sehr gerne vom Vieh genommen. Dermalige fast
allgemeine Verwendung derselben zur Fütterung groſser Viehstände entspricht also
ganz vornehmlich ihren Eigenschaften. Andererseits aber bedingt der darin enthaltene
Wasserballast Verwendung innerhalb verhältniſsmäſsig engen Kreises, soweit die
Wasserverfrachtung den allenfalls erreichbaren Nutzen nicht aufzehrt. Da nun die
Aufnahmefähigkeit eines
bestimmten Kreises bestimmte, durch den zu erwartenden Nutzen gezogene Grenzen hat,
so erzwingen bei groſser Erzeugung die örtlichen Verhältnisse eine Bezahlung und
Verwerthung der Rückstände, welche meist unter dem wirklichen Werth der in ihnen
enthaltenen nutzbaren Bestandtheile liegt. Auſserdem tritt aber auch diejenige Summe
von Nachtheilen mit in Erscheinung, welche die örtliche Anhäufung groſser Viehstände
unter nicht immer gesundheitsförderlichen Bedingungen mit sich bringt. Das damit
verbundene auſsergewöhnliche Risiko, die Nothwendigkeit enorme Massen örtlich
dauernd kaum nutzbringend zu verwendenden Düngers unschädlich zu machen, belasten
den Betrieb des die Abfälle liefernden Gewerbes um so schwerer, als zunehmende
Mitbewerbung den Preis der Haupterzeugnisse zu erniedrigen strebt.
Während in vielen Fällen die auſserordentlich hohen Frachtkosten der stark
wasserbeladenen Nährstoffe den Verfütterungsnutzen aufzehren, wenn berücksichtigt
wird, daſs die Verfrachtung so hoch wasserhaltiger Futtermittel in jeder Jahreszeit,
bei jedem Wetter, auf noch so schlechten Wegen gleichmäſsig stattfinden muſs, und
daſs solche Winterfuhren von Biertreber, Branntweinschlempe, Rübenschnitzeln,
Stärkepülpe u.s.w. groſse Verluste durch Gefrieren und Verderbniſs des Futters mit
sich bringen, so wird das gerade Gegentheil aller dieser Miſsstände durch Trocknung
dieser Abfallstoffe erreicht. Die Wechselwirkung zwischen
landwirthschaftlich-technischen Gewerben und der reinen Landwirthschaft, die höhere
Ausnutzung vieler landwirthschaftlicher Erzeugnisse, kommt nicht mehr
ausschlieſslich der nächsten Umgebung jener zu Gute, sondern wird auf viel weitere
Kreise ausgedehnt, als es bisher möglich war. Wenn es sich bis jetzt nicht immer
lohnte den mit Hilfe des verarbeitenden Gewerbes und der örtlichen Verfütterung von
dessen Rückständen erzeugten Dünger (Ersatz der fortgeführten Nährstoffe) von seinem
Erzeugungsplatze an die Erzeugungsstelle des Mutterproductes zu verfrachten, so wird
nun durch Verfütterung der getrockneten, nicht mit Wasserverfrachtungskosten
überlasteten Rückstände an letzterer der Ersatz auf natürlichste Weise bewirkt.
Die luftleer getrockneten Rückstände werden von den Thieren, Rindern, Schafen,
Schweinen, Pferden, sogar Hunden gerne und mit Begierde genommen, bedürfen aber
natürlicher Weise ziemlichen Wasserzusatzes, weil sie beträchtlich trockener sind,
als andere herkömmliche Futtermittel. Sie bilden eine vorzügliche Ergänzung und
Vervollständigung des Futtervorrathes in den Ställen der Pferdebahn- und
Omnibusgesellschaften, der Schlachtviehhöfe, der Viehhändler, des Pferdebestandes
der Armee, weil sie Fütterungserfolge erreichen lassen, wie dieselben, gleich
billig, mit anderen Futtermitteln schwerlich zu erlangen sind.
Es seien hier einige analytische Untersuchungsergebnisse luftleer getrockneter
Rückstände angeführt:
Proteïn
Fett
StickstoffloserExtract
SummaNährstoffe
Geldwerthfür 50k
Mais
10,6 %
6,5 %
65,7 %
82,8 %
5,06 M.
Roggen
11,4
1,7
67,8
80,9
4,92
Gerste
11,2
2,1
65,5
78,8
4,30
Hafer
12,0
5,0
56,6
73,6
4,33
Roggenkleie
14,5
3,5
57,1
75,1
5,11
Weizenkleie
–
–
–
–
4,25
Roggenfuttermehl
–
–
–
–
4,88
Repskuchen
–
–
–
–
5,80
Leinkuchen
–
–
–
–
8,75
Nach Patent Paßburg in der Luftleere
getrocknet:
Biertreber
21,00 %
7,92 %
45,08 %
74,00 %
6,12 M.
Roggenschlempe
20,26
6,00
47,43
73,69
5,62
Maisschlempe
24,00
15,00
45,50
84,50
7,41
Rübenschnitzel
7,66
1,40
51,93
60,99
3,10.
Diese Zahlen lassen die Hochwerthigkeit der Trockenwaare recht deutlich erkennen;
während aber durch dieselben das Ergebniſs alleiniger Wasserentziehung und durch die
procentische Ausbeute aus den nassen Rückständen die Vermeidung jeden Stoffverlustes
zum Ausdrucke gelangt (frische Biertreber liefern 35 bis 37 Proc. Trockentreber),
bringen sie die durch Anwendung möglichst niedriger Wärme erhaltene vorzügliche
Beschaffenheit noch nicht einmal zur Geltung, weil diese nicht nach chemischer
Analyse beurtheilt werden kann.
Abgesehen von dem Angeführten kommt bei den Rückständen der
landwirthschaftlich-technischen Gewerbe aber noch ein bisher nicht erwähnter
Gesichtspunkt in Betracht. Gegenwärtig müssen diese
Futtermittel mit ihrem vollen Wassergehalte verfüttert
werden, wenn man nicht durch Ablaufenlassen auch eines Theiles werthvoller
Nährstoffe verlustig gehen will, und dieser groſse Wassergehalt beträgt weit mehr,
als dem Wasserbedürfnisse der Thiere bei Aufnahme ausreichender Nährstoffmengen
entspricht. Man sucht durch „Trockenfutter“ Ausgleichung zu erreichen, aber
dies ist nur in seltenen Fällen auch wirklich erreichbar; ja sehr häufig zwingt die
groſse Masse täglich zur Verfügung kommender Rückstände, solche Rücksicht in zweite
Linie zu stellen und Verhütung der durch Anhäufung der Rückstände entstehenden
Unzuträglichkeiten für die Anstalt selbst und ihre Umgebung zunächst maſsgebend sein
zu lassen. Groſse Brennereien des Ostens verfüttern fast nur Schlempe mit alleiniger
Zugabe von Stroh, groſse Zuckerfabriken des Ostens gleichermaſsen fast allein
Rübenschnitzel mit Stroh „nach Belieben“. Ja gänzlich unbenutzt bleibt sogar
die Schlempe groſser in Deutschland befindlicher Brennereien. Staatsminister v. Scholz sagte in seiner Rede vom 11. Mai 1887, 27.
Sitzung des Reichstages, gelegentlich einer Darstellung der Verhältnisse der
„gewerblichen“ Brennereien: „– – und die Schlempe lassen sie, wenn sie
keine Verwendung dafür haben, auf die Straſse laufen, wenn die Polizei es
gestattet.“ Welche Vergeudung und Schlechtausnutzung der vorhandenen
Nährstoffe!
Die Thiere nehmen diese Rückstände sehr begierig und sie sind durch diesen Reiz zur Aufnahme
ganz ungeheurer Wassermassen zu bringen (man rechnet bis 125 und 200k Schlempe auf das Stück und den Tag), was
unbedingt nicht gesundheitsförderlich genannt werden kann. Der gröſste Theil dieser
ungeheuren Wassermengen muſs, weil nicht zur Verdauung der darin enthaltenen
Nährstoffe nothwendig, auf den Wegen des Transpirirens oder Urinirens wieder
ausgeschieden werden. Bei Branntweinschlempe z.B. von etwa 93 Proc. Wassergehalt ist
das der weitaus gröſsere Theil der aufgenommenen Wassermenge. Da nun aber auſserdem
auch noch diese, dem Organismus aufgeladene Ueberarbeit der Ausscheidung überflüssig
aufgenommenen Wassers nur auf Kosten der wenigen Procente darin enthaltener
Nährstoffe geschehen kann, so folgt, ein wie groſser Bruchtheil dieser gar nicht zu
nutzbringender Erzeugung verwerthbarer Körpersubstanz gelangt; also nutzlos
verbraucht wird. Abminderung des überflüssigen Wassergehaltes auf das zur Verdauung
der darin enthaltenen Nährstoffe nothwendige Maſs hilft da ab. Sind unsere
Rückstände aber luftleer getrocknet, also mit Mindestmaſs von Wasser vorhanden, oder
nur mäſsig angefeuchtet, so gestaltet das Thier seine Wasseraufnahme dem aus der
Nahrung entspringenden Bedürfnisse gemäſs, und es liefert den gröſstmöglichen Nutzen
durch Assimilirung und Aufspeicherung nutzbarer Körpersubstanz. Die Milch- oder
Fleischnutzung wird höher, die Mästungserfolge werden besser und früher erreicht,
der Gewichtsverlust während des Transportes zum Markte wird geringer, die Thiere
sind nachtheiligen Einflüssen gegenüber widerstandsfähiger und das Risiko von deren
Haltung beträchtlich vermindert. Die vielfach ausgeführten Fütterungsversuche mit
Trockenwaaren, deren Ergebnisse auch auf der jüngsten Mastviehausstellung zu Berlin
wiederum gerechtes Aufsehen erregten und durch Preisvertheilungen ausgezeichnet
wurden, haben den hohen Futterwerth derselben längst entschieden dargethan und
findet derselbe seinen Ausdruck in den dafür gezahlten Groſshandelspreisen. Die
erlangte vorzügliche Verfrachtungs- und Handelsfähigkeit der Rückstände dieser
Gewerbe ermöglicht auſserdem noch Ausgleichung der Voll- und Miſsernten
verschiedener Gegenden, gleicher oder verschiedener Jahre.
Die Trocknung in luftleerem Räume findet aber noch ein anderes, nicht minder
umfangreiches und ihrer harrendes Arbeitsfeld in denjenigen Betrieben, welche sich
damit befassen, Bestandtheile irgend welcher Rohstoffe auszuziehen. Diese Betriebe
stellen also die betreffenden Gewerbstoffe rein dar, losgetrennt von den in den
Rohstoffen mit ihnen verbundenen Fremdkörpern. Aber sie beladen die gewonnenen
Bestandtheile dafür mit Wasser, welches an sich deren Gütewirkung weniger, wohl aber
deren Mengewirkung nach Verhältniſs seines Maſses beeinträchtigt. Die
Pflanzenextracte sind stark wasserhaltig; bisher konnte man ihren Wassergehalt mit
den vorhandenen allgemein angewendeten Trockenverfahren und Trockeneinrichtungen nicht
so weit entfernen, daſs die „getrockneten Extracte“ vermöge geringen
Wassergehaltes unangreifbar für die zersetzenden Kleinwesen geworden wären, weil die
zur Erreichung solchen Zieles bei gewöhnlichem Luftdrucke nothwendige hohe Wärme die
wünschenswerthen Eigenschaften der Extracte nachtheilig verändert. Man hat zu dem
Auskunftsmittel gegriffen, den Extracten, um sie in fester, nicht teigiger Form
handeln zu können, solche Stoffe beizumischen, welche beim Eindampfen, Kochen
derselben in luftleerem Räume flüssig bleiben, dagegen bei Abkühlung auf gewöhnliche
Temperatur erstarren; hauptsächlich wird Syrup dazu
verwendet. So kommt es, daſs die gegenwärtig im Handel befindlichen
Pflanzenextracte, wenn rein, nicht trocken und nicht haltbar, wenn trocken und
haltbar nicht rein sind und in Folge dieses Miſsverhältnisses hat es noch nicht
gelingen wollen, überall die Extracte an Stelle der Rohstoffe zu setzen, obgleich
diese Ersetzung an sich vielseitige Vortheile bietet. Die Gewerbe machen sich so zu
sagen selbst ihre Extracte, indem sie z.B. zerkleinertes Farbholz, Gerbstoffe u.s.w.
in der zu jeder einzelnen Operation nöthigen Menge ausziehen und diesen frisch
gewonnenen Auszug verwenden. Es liegt auf der Hand, daſs ein Betrieb, welcher immer
und tagtäglich gleichmäſsig solchen Auszug gewinnt, ein wesentlich gleichmäſsigeres
Erzeugniſs billiger abliefern kann, als ein solcher, welcher dasselbe Erzeugniſs
öfter in einzelnen kleinen Portionen herstellt. Während bisher der ganze Ballast von
Fremdkörpern von den nur Extract bedürfenden Gewerben mit in Arbeit genommen werden
muſste, können sie nun, indem sie ausschlieſslich Extract verwenden, diesen Theil
ihres Betriebes wesentlich einfacher und sowohl sicherer, als auch gleichmäſsiger
wirkend gestalten. Der in luftleerem Räume bei niedriger Wärme getrocknete
Pflanzenextract hat, im Gegensatze zu dem bisher als trocken verkauften, nicht den
geringsten Zusatz festmachenden Fremdkörpers erhalten und enthält so wenig Wasser,
daſs er als unangreifbar für die zersetzenden Kleinwesen zu bezeichnen ist; er kann
beliebig lange an trockenen Orten aufgespeichert werden, ohne die volle
Frischwirkung zu verlieren. Er enthält in gleichem Gewichte die gröſstmögliche Menge
wirkenden Stoffes und ist also ungleich handels- und frachtfähiger, als die bisher
auf diesem Gebiete vorhanden gewesenen Erzeugnisse. Bei der gewaltigen Ausdehnung
der hier in Betracht kommenden Gewerbe und den ungeheuren Mengen fortwährend
verbrauchten Rohstoffes, wie Farbhölzer, Gerbstoffe aller Art u.s.w., leuchtet ein,
wie groſser Entwickelung die Anwendung der Luftleerentrocknung auf diesem Gebiete
fähig ist. Einrichtung und Betrieb der bereits nach diesem Verfahren arbeitenden
Anlagen sind von erstaunlicher Billigkeit. Es tritt dabei die Frage in den
Vordergrund, ob es nicht zweckmäſsig sein möchte, die betreffenden Rohkörper an
ihren Erzeugungsplätzen gleich auf Trockenextract zu verarbeiten und so, durch Ersparung der Fracht für
die belastenden Fremdkörper, wesentlich billigere Beschaffung der begehrten und
nothwendigen Bestandtheile in Form dieses Trockenextractes zu ermöglichen.
Bei Trocknung von Farben und Zwischenerzeugnissen der Farbenfabrikation fällt sowohl
die Raschheit der Trocknung, als auch die dabei zur Wirkung kommende niedrige Wärme
sehr günstig für dieselben ins Gewicht, weil selbst die feinsten Farbenunterschiede
durch dieselbe nicht beeinträchtigt werden, und zugleich der Raum- und Arbeitsbedarf
für dieselben ungleich geringer zu bemessen ist als für die gewöhnliche in
Trockenstuben. Mineralfarben und ähnliche breiige Massen trocknen in erstaunlich
kurzer Zeit, wenn sie in dieser Form den Einrichtungen zugeführt werden. Aber auch
für die chemische Industrie ist die Groſstrocknung in luftleerem Räume wegen rascher
Arbeit äuſserst werthvoll und vielfach von ganz besonderer Bedeutung, indem dieselbe
Trocknung bei Körpern gestattet, die eine rasche Trocknung bei niedriger Temperatur
erfordern (z.B. doppeltkohlensaures Natron). Die Anwendung der Paſsburg'schen Patente in der chemischen Groſsindustrie
erlaubt die bisher unmögliche Uebertragung vieler Laboratoriumsverfahren in den
Fabrikbetrieb auf denkbar billigstem Wege.
Noch viele Gewerbszweige finden in dieser Trocknung ein äuſserst wirksames Mittel,
ihren Betrieb zu verbilligen und zu vereinfachen, ihre Erzeugnisse also wohlfeiler
herzustellen. Braunkohlenbriquettefabriken, deren Trocknung des grubenfeuchten
Rohstoffes gegenwärtig umfangreiche Gebäulichkeiten erfordert, in denen mechanische
Rührwerke in sehr warmen Räumen bei gewöhnlichem Luftdrucke arbeiten, erleiden durch
dieselbe nicht unbeträchtliche Verluste an Staub und haben auſserdem noch in diesem
letzteren eine immerwährend vorhandene Explosionsgefahr; da die Erwärmung durch
direkten Dampf geschieht, so ist dies Verfahren ein ziemlich theures. Die
Vacuumtrocknerei, welche meist mit Abdampf arbeitet, wirkt also nicht nur wesentlich
billiger, sondern sie beansprucht auch ungleich geringeren maschinellen Betrieb und
erzeugt nicht die dort unvermeidlichen Staubmassen.
Vollkommene rasche Vacuumtrocknung von Körpern, welche sehr leicht viel von ihren
aromatisch riechenden und gegen hohe Wärme sehr empfindlichen werthbestimmenden
Bestandtheilen verlieren, wie z.B. Hopfen, gewährt unbedingte Sicherheit gegen die
Einwirkung der gefürchteten Schädlichkeiten, ohne Anwendung fremder Stoffe, wie z.B.
Schwefel, zu benöthigen.
Die Trocknung von frischem Eiweiſs liefert ein vorzügliches silberweiſses Erzeugniſs,
welches bei Auflösung in reinem Wasser ganz wie frisch gewonnenes Eiweiſs erscheint
und zu ganz gleicher Verwendung geeignet ist. Durch Anwendung der Trocknung in
luftleerem Räume auf die Mutterstoffe der Albuminfabrikate überhaupt und deren
Verwandte wird die Verpestung der umgebenden Luft vollständig verhütet weil die Trocknung so rasch vor
sich geht, daſs nachtheilige Zersetzung nicht eintreten kann.
In der Zuckersiederei ist das Verfahren auch schon gröſsten Maſsstabes in glänzender
Bewährung. Die Trocknung des im Uebrigen fertig gemachten Zuckers nahm früher Wochen
in Anspruch, verlangte ungeheure Räume und groſse Vorräthe fast fertiger Waare, also
sehr groſses Betriebskapital; auch waren die sogen. „Trockenstoven“ sehr
häufig die Entstehungsstellen verheerender Feuersbrünste. Die Einrichtung zu diesem
Verfahren bietet, weil durchgängig von Metall, nicht nur keine Feuersgefahr, sondern
sie erlaubt auch den Betrieb mit wesentlich kleineren in Arbeit befindlichen
Vorräthen, weil sie denselben Erfolg wie die alte Art des Arbeitens in wenigen
Stunden zu erreichen gestattet. Aber auſserdem liefert dieses
Luftleeretrocknungsverfahren auch noch weit dichteren, festeren und besseren Zucker
als die ältere Trockenmethode, weil sie die Austrocknung der Brode energischer und
rascher bewirkt.
In allen Fällen, wo diese neue Art zu trocknen in Gegensatz zur alten, früher
angewendeten tritt, ist der Umstand überhaupt sehr von Einfluſs, daſs die Trocknung
schnell vor sich geht und also viel weniger Waare
gleichzeitig derselben unterworfen ist. Die Waare wird früher fertig gestellt, der
Umsatz des Waarenkapitals findet also öfter statt und die ganze Erzeugung wird
dadurch beträchtlich verbilligt.
Das Paſsburg'sche Trockenverfahren ist fast überall
anwendbar. Gegenwärtig macht man sich der durch dasselbe erreichbaren Vortheile in
schon vielen Betrieben theilhaftig; aber im Allgemeinen ist das Feld seiner
Ausnutzung bei Weitem noch nicht so angebaut, wie es seines vielversprechenden
Nutzens halber zu sein verdiente.
Berlin im Mai 1887.