Titel: | Constanter Gasentwickelungsapparat. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 132 |
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Constanter Gasentwickelungsapparat.
Mit Abbildung.
Constanter Gasentwickelungsapparat.
Die in den Laboratorien zumeist gebräuchlichen Gasentwickelungsapparate leiden an dem
Uebelstande, daſs die theilweise verbrauchte und dadurch specifisch schwerer
gewordene Säure den Zutritt frischer Säure zu den zur Gasentwickelung dienenden
festen Körpern hemmt. Chr. SteenbuchNach vom Verfasser gefälligst eingesendetem
Sonderabdrucke. beschreibt nun im Journal für praktische Chemie, 1887 S. 365 einen Apparat, bei dem dieser
Uebelstand vermieden ist.
Wie aus der Textfigur ersichtlich, besteht derselbe aus einem
Behälter a von etwa 18cm Höhe und 5cm Durchmesser. Unten ist
dieser ein wenig eingezogen und in der verengten Oeffnung eine kleine durchlöcherte
Glasplatte angebracht. Das Material zur Gasentwickelung (Marmor, Zink, Schwefeleisen
oder Braunstein) wird in den Behälter a gebracht. Unter
diesem befindet sich eine kugelförmige Erweiterung, welche als Behälter für das Gas
dienen soll, welches nach Verschlieſsen der Ausströmungsöffnung entwickelt
wird; durch ein 2cm weites, U-förmiges Rohr wird
die Kugel mit einem 1cm weiten Rohre, welches oben
zu einer Kugel von 8cm Durchmesser erweitert ist,
verbunden.
Das gebogene 2cm weite Rohr ist
unten in ein 1cm,5 weites Rohr von etwa 7cm Länge fortgesetzt, dem eine schmalere Glasröhre
d angeblasen ist. in ersterem befindet sich ein
kleines Glasrohr von 2 bis 3mm innerer Weite
luftdicht eingeschmolzen, welches den oberen Theil einer Woulff'schen Flasche von etwa 2l Inhalt
mit dem darin angebrachten Apparate verbindet. Mittels eines durchbohrten Stopfens
wird am Behälter a eine Wasch- oder Trockenvorrichtung
f befestigt. Durch einen mit Klemmschraube
versehenen Kautschuk schlauch oder einen Glashahn läſst sich die Gasentwickelung
regeln oder abstellen. In dem anderen Tubulus der Woulff'schen Flasche wird ein zweifach gebogenes Glasrohr angebracht,
dessen einer Schenkel bis auf den Boden der Flasche geht, während das andere Ende
mit einem Kautschukschlauch nebst Glasstopfen geschlossen wird. Die Säure wird durch
b eingegossen, wodurch die Woulff'sche Flasche sich anfüllt, während die darin befindliche Luft durch
das kleine eingeschmolzene Glasrohr entweicht. Man füllt so viel Säure ein, bis der
Behälter b halb damit erfüllt ist. Wird nun die
Klemmschraube der Waschapparate geöffnet, so flieſst die Säure zum Behälter a in einer Menge, die im Verhältnisse zu der
gewünschten Geschwindigkeit des Gasstromes und der Concentration der Säure
steht.
Textabbildung Bd. 265, S. 133Die Vortheile des Steenbuch'schen Apparates
bestehen nun darin, daſs die specifisch schwerere Flüssigkeit durch Rohr d zu Boden sinkt, während sich ein stetig aufsteigender
Strom der leichteren Säure durch das eingeschmolzene Glasröhrchen beobachten läſst,
daſs ferner das Gas unter jedem beliebigen Drucke ausströmen kann, wenn man eine
Glasröhre von entsprechender Länge in b luftdicht
einsetzt. Ist die Säure verbraucht, so läſst sich dieselbe durch Ansetzen eines
Glasrohres bei c einfach durch Heberwirkung entfernen,
ohne daſs ein Auseinandernehmen des Apparates erforderlich wird. Behufs Erneuerung
des festen Materials im Cylinder a treibt man die Säure
durch Abschlieſsen des Austrittsrohres der Waschflasche nach Kugel b, verschlieſst letztere durch einen Stopfen luftdicht
und kann nun den Waschapparat entfernen ohne ein Zurückflieſsen der Säure nach a befürchten zu müssen. Der Apparat braucht kein
Stativ, sondern steht, wenn die Woulff'sche Flasche
gefüllt ist, genügend fest.
Der Apparat hat sich zur Entwickelung von Wasserstoff, Kohlensäure und
Schwefelwasserstoff sehr praktisch erwiesen, doch ist es für letzteren Zweck bei
längerem Gebrauche nöthig, das im Behälter a
befindliche Schwefeleisen mit Wasser auszuwaschen. Dies kann, ohne den Apparat aus
einander zu nehmen, bequem in der Weise bewerkstelligt werden, daſs man statt des
Waschapparates in a ein knieförmig gebogenes Glasrohr
einsetzt und nun zunächst die Flüssigkeit aus dem Apparate bei c so lange abflieſsen läſst, bis sie nur noch in der
Höhe des Tubulus der Woulff'schen Flasche steht.
Alsdann gieſst man durch b Wasser ein, welches die im
Cylinder a befindliche Substanz durchspült und durch
das in a eingesetzte Glasrohr abflieſst, ohne sich mit
der in der Woulff'schen Flasche befindlichen Säure zu
mischen. Das im oberen Theile des Apparates zurückbleibende Wasser wird durch das
Glasrohr in a abgehebert. Auch als constanter
Chlorentwickler läſst sich der Steenbuch'sche Apparat
benutzen. Zu diesem Zwecke wird Cylinder a mit einem
Bleirohre von 2 bis 3mm lichter Weite dicht
umwunden, welches an seinem oberen Ende mit einer mit Wasser gefüllten Kochflasche,
am unteren Ende mit einem Gefäſs zum Auffangen der verdichteten Wasserdämpfe in
Verbindung steht. Erhitzt man das Wasser in der Kochflasche zum Sieden, so gibt der
Wasserdampf beim Durchstreichen des etwa 5m langen
Bleirohres hinreichend Wärme an das Gefäſs a ab (die
Temperatur steigt darin auf 75 bis 95°) um einen lebhaften Chlorstrom hervorzurufen.
Der Cylinder a nimmt etwa 500g Braunstein auf. Wird der Chlorapparat auſser
Gebrauch gesetzt, so muſs man die Säure nach b treiben
und durch luftdichtes Verschlieſsen der Oeffnung darin halten, um zu vermeiden, daſs
die Flüssigkeit durch Absorption des im Apparate vorhandenen Chlores in denselben
übersteigt. Der beschriebene Apparat wird von A. Jacob,
Gothersgade Nr. 30 in Kopenhagen angefertigt.