Titel: | Neuerungen an Drehbankspindellagerungen. |
Autor: | Torka |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 176 |
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Neuerungen an
Drehbankspindellagerungen.
Patentklasse 49. Mit Abbildungen.
Neuerungen an Drehbankspindellagerungen.
Die Lagerbüchsen der Drehbankspindeln erfahren stets derartige Abnutzung, daſs sich
die Höhenlage der Spindelachse fortwährend ändert und ein Schlottern der Spindel im
Spindelstocke auftritt, wodurch die Drehbank zur Herstellung genauer Arbeit
unbrauchbar wird. Erst in neuerer Zeit hat man diesen Uebelstand zu beseitigen
begonnen (vgl. 1874 213 * 454. 1876 219 * 394.
1878 228 * 396. 1882 244 * 192
sowie Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1884
S. 430), indem man kegelförmige Lagerläufe der Drehbankspindel in eben solchen
Büchsen laufen läſst. Eine Spindellagerung dieser Art, welche sich am einfachsten
von der zuerst von Pfaff (1874 213 * 454) angegebenen Anordnung ableiten läſst, wird von der Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik vorm. Joh.
Zimmermann in Chemnitz (D. R. P. Nr. 36698 vom 21. Februar 1886)
ausgeführt. Dieselbe ist in Textfig. 1 und 2 dargestellt. Die von Pfaff angewendeten besonderen Stellmuttern sind hierbei dadurch
überflüssig geworden, daſs das auf der Spindel sitzende Rad X selbst als Stellmutter verwendet wird. Dasselbe sitzt mit Muttergewinde
auf der Spindel und wird durch einen oder mehrere ebenfalls Muttergewinde tragende
Keile nebst Druckschrauben gegen Drehung gesichert; auf diese Weise wird auch
erreicht, daſs man die Radnabe immer dicht am vorderen Lager anliegend erhalten kann
und die Spindel in demselben immer dicht und sicher anliegt, so daſs stets eine
genaue Dreharbeit gesichert ist. Die Nabe des Rades X
ist nämlich mit Muttergewinde versehen und das Rad auf die Drehbankspindel S aufgeschraubt. Vor dem Einschneiden des Gewindes in
die Nabe des Spindelrades werden in letztere eine oder mehrere Nuthen eingestoſsen,
in welche Keile Y eingesetzt werden, deren Breite sich
nach der Spindeldicke richtet. Erst nachdem diese Keile in der Nabe befestigt worden
sind, wird das Muttergewinde in die Nabe und Keile gleichzeitig eingeschnitten, so
daſs auch das Muttergewinde der Keile genau zu dem Bolzengewinde der Spindel S paſst. Die Keile Y
werden mittels Klemmschrauben Z gegen das Gewinde der
Spindel angedrückt, derart, daſs sich die Gewindegänge des Keiles in diejenigen der
Spindel fest einklemmen, gleichzeitig aber auch die der Nabe in die der Spindel.
Fig. 1., Bd. 265, S. 176Fig. 2., Bd. 265, S. 176Durch die lange Radnabe wird hierbei die Spindel gleichzeitig versteift,
während dieselbe beim gewöhnlichen Aufkeilen des Rades X durch die Keilnuthen geschwächt wird. Bei vorliegender Anordnung ist
auch alles leicht zugänglich und regulirbar, während bei Anwendung des gewöhnlichen
Keiles, so lange dieser in der Nabe fest sitzt, die Regulirbarkeit schwer, und ganz
besonders dann schwer ist, wenn der zur Regulirung dienende Theil versteckt liegt.
Ist der Keil aber locker geworden, so ist die Regulirung allerdings leichter als
vorher; dann leistet aber die Drehbank überhaupt nicht mehr das, was sie leisten
soll.
Es ist wohl ohne Weiteres klar, daſs bei einer solchen kegelförmigen Lagerung der Drehbankspindel das
durch Abnutzung der Lagerbüchsen auftretende Schlottern der
Spindel durch passendes Nachstellen der hierzu bestimmten Theile
vollständig. beseitigt werden kann, daſs aber die Aenderung
der Höhenlage der Spindelachse sich hierdurch nicht ausgleichen läſst. Bei
schweren Bänken wird nämlich, wenn dieselben vielfach zum Plandrehen in Benutzung
kommen, besonders das der Planscheibe am nächsten liegende Lager oder die conische
Lagerbüchse sich derartig abnutzen, daſs die Spindelachse an dieser Stelle sich
senkt, während dieselbe in dem anderen Lagerlaufe, dessen Büchse besonders in dem
oberen Theile zu leiden hat, sich um ein gewisses Stück heben wird. Ein solcher
Vorgang findet aber bei allen Drehbänken mehr oder weniger statt, so daſs alle
Drehbankspindelachsen in Folge Abnutzung der Lagerbüchsen aus der ursprünglichen
normalen Lage, d.h. aus der Parallellage zu den Drehbankwangen in eine zu letzteren
schiefe Lage kommen werden. Hierdurch kann es vorkommen, daſs selbst eine gute neue
Drehbank nach kurzer Zeit den Dienst versagt und erst nach kostspieliger Reparatur
wieder genaue Arbeit zu liefern im Stande ist.
G. Nottberg in Nippes bei Köln (* D. R. P. Nr. 36731 vom
15. Januar 1886) hat nun eine Drehbankspindellagerung vorgeschlagen, welche jede
Höhenlagenänderung der Spindelachse jederzeit auszugleichen zuläſst und in Fig. 3 im Vertikalschnitt dargestellt ist. Von den
beiden Lagerläufen der Spindel S ist nur der an der
Planscheibe liegende kegelförmig gestaltet, während der hintere Lagerlauf die
cylindrische Form besitzt. Die Lagerbüchsen a und c beider Lager sind in den ausgebohrten Guſsköpfen des
Spindelkastens drehbar angeordnet, so daſs man jede Senkung der Spindelachse in der
Büchse a und jede Erhöhung derselben in der Büchse c durch geeignete Drehung dieser Büchsen vollständig
beseitigen kann. Die Büchse a besteht aus einem Stücke,
wird durch die Mutter b in den cylindrisch ausgebohrten
Guſskopf des Spindelkastens w festgeklemmt und ist an
dem dem Spindelrade f zugekehrten aus dem Kopfe w hervorragenden Ende prismatisch gestaltet, um sie
mittels eines Schlüssels o. dgl. drehen zu können, nachdem man die Mutter b gelockert hat.
Fig. 3., Bd. 265, S. 177Die andere Lagerbüchse c besteht aus drei
Schalen; dieselben ruhen im conisch ausgebohrten Guſskopfe und werden durch eine
Mutter d gegen die Spindel angedrückt. Die Mutter ist
mit den Schalen durch Verzahnung oder Stifte gekuppelt, so daſs sich die Schalen mit
der Mutter drehen und
damit die ausgenutzten Stellen der Schalen eine andere Lage erhalten. Die radialen
Schlitze zwischen den drei Schalen dienen gleichzeitig zur Zuführung des
Schmieröles. Die Versehluſsschraube e im hinteren
Guſskopfe des Kastens wird genau an die Stufenscheibe anliegend eingestellt, um
dadurch das seitliche Ausschlagen derselben an das Lager zu verhindern. Das Zahnrad
f ist auf der Spindel S mittels des durchgehenden Keiles g
befestigt, und es wird der Keil stets so weit angezogen, bis die Radnabe gut
schlieſsend an dem Lager a liegt und dadurch den
kegelförmigen Lagerlauf von S mit der Büchse a in Berührung bringt. Durch Anordnung nur des einen
festgehaltenen conischen und des zweiten cylindrischen Lagerlaufes ist die freie
Ausdehnung der Spindel S in keiner Weise
beeinträchtigt. Schlieſslich sei noch erwähnt, daſs man behufs Ausgleichung der
Abnutzung die Büchsen a und c in entgegengesetzter Richtung zu einander drehen muſs, und daſs dadurch
eine seitliche Parallelverschiebung der Achse der Spindel S hervorgebracht wird, so daſs dann auch eine gewisse seitliche
Verstellbarkeit der Spitzdocke ebenfalls für erforderlich erscheint.
Torka.