Titel: | Mikrophon von Mix und Genest. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 267 |
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Mikrophon von Mix und Genest.
Mit Abbildungen.
Mikrophon von Mix und Genest.
Bei Mikrophonen des Ader'schen Systems, bei denen die
Kohlenwalzen in ihrem Zapfen lose in den Aushöhlungen
der an der Schall-platte befestigten Balken lagern,
entstehen dadurch, daſs die Walzen durch Erschütterungen des ganzen Apparates, unabhängig
von den Schwingungen der Sprechplatte, in Bewegung gesetzt werden und in ihren Lagern hin und
her rollen, oft schnarrende Nebengeräusche, die mit der
Sprache fortgegeben, im Telephon störend bemerkbar
werden.
Bei einer lothrecht angeordneten Schallplatte werden
diese Störungen sogar so groſs, daſs eine Verständigung
überhaupt ausgeschlossen ist; denn dabei rufen die
wagerecht gerichteten Schwingungen der Platte m selbst
eine hin und her rollende Bewegung der Walzen hervor, ohne gleichzeitig eine
Vermehrung oder Verminderung des Auflagerdruckes der Walzenzapfen und damit der
Contactstellen auf einander zu bedingen und einen geringeren oder gröſseren
Leitungswiderstand zu verursachen.
Diese Uebelstände der Ader'schen Mikrophone streben Mix und Genest
durch eine Bremsvorrichtung zu beseitigen, welche
bewirkt, daſs die Zapfen nicht an den unteren Punkten der
betreffenden Aushöhlungen der Balken aufliegen. Werden beispielsweise bei
dem Mikrophon mit wagerechter Schallplatte m (Fig. 1) die Walzen b
durch eine auſsere Kraft nach oben gedrückt, so können offenbar nur geringe rollende und störende
Nebenbewegungen entstehen und Kohlentheilchen abgestoſsen werden, welche
als Nebencontacte nachtheilig wirken können. Dasselbe gilt für die Zapfen a eines Mikrophons mit lothrechter Schallplatte (Fig. 2), wenn die Walzen b in der Richtung des Pfeiles p, d.h. gegen
die Schallplatte hin gedrückt werden.
Fig. 1., Bd. 265, S. 267Fig. 2., Bd. 265, S. 267In allen Fällen wird durch die angewandte Regulirung des bremsenden
Andrucks der Walzen erreicht werden, daſs nur die von
der Schallplatte auf die Contacte übertragenen
Schwingungen zur Geltung kommen, von äuſseren
Einflüssen herrührende störende mechanische
Erschütterungen aber keine oder doch nur
äuſserst geringe Vibrationen zur Folge haben, welche
sich nicht im Telephon wahrnehmen lassen. Die rollenden
Bewegungen der Walzen werden also auf diese Weise beseitigt und die Klarheit der Worte erhöht
sich erheblich.
Die Fig. 3 und 4 zeigen
das Mikrophon in der Rückansicht und im Durchschnitt.
Ein metallener Ring R (Fig.
3) wird durch 4 Schrauben r1r2r3r4 auf einem Holzmundstück befestigt; in einer
Vertiefung des Ringes liegt die Platte M, welche an ihrer
äuſseren Kante mit einem Gummibande versehen ist und durch 2 Klemmen a und a1 gehalten wird. Die Platte ist aus feinadrigem
Tannenholz geschnitten und zum Schütze gegen die Feuchtigkeit gut lackirt. Auf
derselben befinden sich zwei Kohlenbalken b und in den
Durchbohrungen dieser die Zapfen der Kohlenwalzen k. An
den Berührungsstellen finden die Contactveränderungen statt. Der quer über die
Walzen führende Steg f bildet die Bremsvorrichtung,
deren Regulirung durch die vorstehenden groſsen Schrauben s und s1
möglich ist. T (Fig. 4)
ist das Holzmundstück. Am Stege f befindet sich ein mit
zwei Schrauben befestigter Metallklotz und auf diesem sitzt ein weicher, elastischer
Streifen d (Filz o. dgl.).
Fig. 3., Bd. 265, S. 268Fig. 4., Bd. 265, S. 268Bei dem Blake-Mikrophon, dessen Vorzüge
namentlich in seiner Empfindlichkeit für kleinste Eindrücke bestehen, liegt in
dieser Empfänglichkeit und in der leichten Verstellbarkeit bei praktischem Gebrauch die Quelle unausgesetzter Klagen
des mit dem Apparat weniger vertrauten Publikums. Das Mikrophon von Mix und Genest gewährt bessere Lautwirkung und gröſsere Reinheit der
Sprache. Die einmalige Einstellung des Mikrophons bei
der Aufstellung genügt; wegen seiner besonderen Festigkeit bietet es die
Möglichkeit des Sprechens auf weitere Strecken. Bei den seitens der Kaiserlichen
Reichspost-Verwaltung angestellten Versuchen hat dieses Mikrophon die Schwierigkeiten, welche durch die Anwendung unter- und oberirdischer Kabelleitungen und
gleichzeitig in Benutzung dieser und oberirdischer
Drahtleitungen für den guten telephonischen Verkehr in dem ausgedehntesten
Telephonnetz Berlin entstanden sind, überwunden. Gleichzeitig vermittelte dasselbe
in befriedigendster Weise ein Sprechen auf weite
Strecken (bis etwa 200km). (Vgl. Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 * S. 246.)